ISLANDPFERDEHOF
"LINDEBOUM"
 
Hedinn
Glotti
Das Heilpädagogische Reiten erteile ich mit meinen Islandpferden Hedinn und Glotti. Hedinn ist ein Rotfuchs, Glotti ein Fuchs mit heller Mähne. Den beiden Pferden macht das "spielerische" Arbeiten im umzäunten Viereck viel Spass. Die wunderschöne Umgebung lädt zu erlebnisreichen Ausritten ein. Grächwil gehört zur Gemeinde Meikirch, liegt 10 km vom Zentrum Berns und ist mit dem Auto oder dem Postauto bequem erreichbar.
Peter Ammann
Dipl. Reitpädagoge SV-HPR
Schüpbergstr. 10 A
Grächwil
3045 Meikirch
Tel. 031 / 829 27 27

e-mail: PescheAmmann@gmx.net
Beitrag aus der Tierwelt zum heilpädagogischen Reiten:
Aus "Tierwelt", Nummer 30, 113. Jahrgang, 25. Juli 2003. Homepage: www.tierwelt.ch
Pferde als Therapeuten

gy. Die beiden Pferde, die Peter Ammann für die Therapien einsetzt, sind die Isländerwallache «Glotti frá Dalsmynni» (13-jährig) und «Hedinn vom Reusstal» (15-jährig). Islandpferde sind Peter Ammanns grosse Leidenschaft; er widmet ihnen seine ganze Freizeit. Eigentlich ist es also reiner Zufall, dass gerade diese kleinen, kräftigen und belastbaren Pferde im heilpädagogischen Reiten eingesetzt werden. Zwar sei die Körpergrösse und das wuschelige Haar der Isländer geradezu ideal für die Durchführung von Therapiestunden für Behinderte. Peter Ammann betont aber, dass sich grundsätzlich jede Pferderasse für den therapeutischen Einsatz eigne. Die Eignung sei eine Frage der Ausbildung von Pferd und Therapeut: «Bestimmt muss das Pferd charakterlich ausgeglichen und nervenstark sein. Daneben werden die Pferde aber auch spielerisch an allerlei optische und akustische Einflüsse und Gegebenheiten gewöhnt.» Gleichzeitig sei ein gefestigtes Vertrauensverhältnis zwischen Pferd und Reitpädagoge eine wichtige Voraussetzung für den therapeutischen Einsatz. Zur Abwechslung und für den psychischen Ausgleich der Pferde verbringen Glotti und Hedinn übrigens jeden Sommer zwei Monate Ferien in einer Islandpferde-Herde auf einer Alp im Schwarzenburgerland.

Hoch zu Ross im Lot mit sich selber

Für Menschen mit psychischen Schwierigkeiten, einer geistigen Behinderung oder körperlichen Gebrechen kann Reiten wohltuend oder sogar heilend wirken. Das beweist Reitpädagoge Peter Ammann aus Grächwil bei Bern mit seinen Therapiestunden, in denen das Pferd der wichtigste Helfer ist.

Jeder zweite Mittwoch ist für Ueli Dumermuth aus Worben BE ein spezieller Tag: Schon beim Aufstehen freut er sich auf die Reitstunde auf dem Pferd Glotti, von 15 bis 16 Uhr, in Grächwil, bei Peter Ammann. Letzten Mittwoch ging es Ueli Dumermuth nicht so gut. Er ist verschlossener als sonst, wirkt müde und zeitweise etwas abwesend. «Geit's dr guet, Ueli», fragt Peter Ammann. «Wider besser», sagt der junge Mann. «Ig ha übere Mittag en Aafau gha.» Schleppenden Schrittes geht Ueli Dumermuth über die Pferdeweide, wo die Isländerwallache Glotti und Hedinn friedlich grasen. «Sali Glotti!» begrüsst der junge Mann seinen vierbeinigen Kumpel, streicht über dessen Kopf und tätschelt ungelenk den muskulösen Hals.
Eine Beziehung aufbauen

Ueli Dumermuth ist 32 Jahre alt, geistig behindert, Epileptiker und lebt in der Aussenwohngruppe eines Heims für geistig behinderte Erwachsene in Worben bei Biel. Peter Ammann ist 53 Jahre alt, Lehrer, studierter Heilpädagoge, diplomierter Reitpädagoge und wohnt in einem hübsch renovierten Bauernhaus. Die beiden Männer haben sich vor knapp drei Jahren kennen gelernt, damals, als der behinderte Mann zum ersten Mal die heilpädagogische Reitstunde in Grächwil besuchte. Seit 1996 bietet Peter Ammann auf seinen zwei Islandpferden heilpädagogisches Reiten an und ist fasziniert von dieser Therapieform. Er erzählt: «Ein mongoloider Knabe beginnt jeweils auf dem Pferd lauthals zu singen. Eine autistische Frau, mit der jede Form von Kommunikation unmöglich ist, lacht, sobald sie auf dem Pferderücken sitzt. Offensichtlich fühlen sich diese Menschen mit und auf dem Tier wohl.»

Als besonders wertvoll bezeichnet der ausgebildete Reitpädagoge das Gefühl, getragen zu werden: «Das Pferd nimmt dem Patienten etwas Alltägliches, aber Beschwerliches ab - das Gehen.» So könne sich ein Patient auf dem Pferd darauf konzentrieren, sein Gleichgewicht zu finden. Und, ganz wichtig: «Er baut eine Beziehung zu einem anderen Lebewesen auf, gewinnt sein Vertrauen. Der Mensch wird ganzheitlich angesprochen: körperlich, emotional und sozial.»

Die Welt ist in Ordnung

Inzwischen hat Ueli Dumermuth unter Aufsicht seines Therapeuten die Pferdeäpfel auf dem Vorplatz entfernt, Glotti von der Weide geholt, vor dem Stall angebunden und mit dem Striegel geputzt. Nun holt er in der Sattelkammer eine Schabracke und einen breiten Ledergurt mit zwei Griffen und setzt sich den mitgebrachten Helm auf. Peter Ammann hilft, den Gurt auf dem Pferderücken zu befestigen. «Chumm, Glotti, mir göh zum Stägli», raunt Ueli Dumermuth dem Pferd ins Ohr, während er mit seinen ungeschickten Fingern versucht, den Karabinerhaken am Anbindestrick zu öffnen. Endlich - geschafft! Es ist nicht zu übersehen; der Worbener ist nicht zum ersten Mal hier, weiss, wo man den Fuchswallach «parkiert» und wie man aufsteigt. Ja, es sei ein gutes Gefühl, hoch zu Ross, kommentiert er. «Vorwärts, Glotti!»

Behutsam setzt sich das Grüpplein in Bewegung: Peter Ammann führt das gleichförmig trottende Pferd, Reiter Dumermuth lässt wohlig seine Beine baumeln und Hund «Happy» rennt hin und her vor lauter Glück, dass er mit auf den Ausritt darf. Für alle Zwei- und Vierbeiner scheint die Welt in Ordnung zu sein: Der Patient und sein Therapeut unterhalten sich über das gestrige Fernsehprogramm, über die Vögel, die in den Bäumen singen und über das Rauschen des Windes. Sie erinnern sich an frühere Ausritte, als Glotti wegen einem Radfahrer erschrak oder an jenen Mittwoch, als es Bindfäden regnete und an jenen kalten Wintertag, als das Wetter Mensch und Tier Schneeflocken in die Augen trieb und die Kinder aus dem Dorf auf dem Widi-Weiher Schlittschuh liefen.

Ruhiger und selbstsicherer

Einer, der Ueli Dumermuth besonders gut kennt, ist Stefan Kistler, Leiter der Aussenwohngruppe in Worben und Sozialpädagoge. Er ist überzeugt: «Die Wärme, die dieser grosse Tierkörper ausstrahlt, die gleichförmige, besänftigende Bewegung auf dem Pferd, das Gefühl, auf dem hohen Ross zu sitzen - höher als alle anderen - bringt geis-tig behinderten Menschen enorm viel. Stefan Kistler über Ueli Dumermuth: «Seit er regelmässig reitet, ist er ausgeglichener, ruhiger, selbstsicherer und hat Aggressionen abgebaut.»

Heute hat sich Peter Ammann eine Überraschung für seinen Schützling ausgedacht: Ueli Dumermuth soll am Wegrand auffällige Bäume entdecken, Bäume, an denen heute etwas anders ist als sonst. Schon von weitem flattert ein rosarotes Tuch von einem Tannenast. Ueli Dumermuth reitet daran vorbei, scheint vor lauter Konzentration auf seine Aufgabe wieder etwas abwesend. Sachte wendet der Heilpädagoge das Pferd, weist den behinderten Reiter auf das Tuch hin, fordert ihn auf, danach zu greifen. Von nun an strahlt Ueli Dumermuth jedes Mal vor Freude, wenn er ein neues Tuch sieht, ruft laut «aha!» und lehnt sich vom Pferd, beugt sich herab oder streckt sich hinauf, um die Lumpen zu sammeln. Eins, zwei, drei, vier, fünf Tücher bringt der junge Mann mit nach Hause. Er hat seine Aufgabe mit Bravour gelöst und ist auch stolz auf sein Reittier: «Brave Glotti, adieu Glotti, bis gly», verabschiedet sich Ueli Dumermuth von seinem vierbeinigen Freund. Dieser verspeist genüsslich die Leckerchen, die ihm sein Reiter mitgebracht hat.

Denise Gaudy

Nähere Angaben zum heilpädagogischen Reiten auf der Internetadresse der Schweizerischen Vereinigung für Heilpädagogisches Reiten: www.sv-hpr.ch






Heilpädagogisches Reiten und Hippotherapie

gy. Beim therapeutischen Reiten unterscheidet man zwei verschiedene Therapieformen: das Heilpädagogische Reiten und die Hippotherapie. Im Heilpädagogischen Reiten wird mit Hilfe des Pferdes pädagogisch, psychologisch, psychotherapeutisch rehabilitativ und soziointegrativ Einfluss genommen auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit verschiedenen Störungen oder Behinderungen. Dabei steht nicht die reiterliche Ausbildung, sondern die individuelle Förderung im Vordergrund, vor allem die günstige Beeinflussung des Verhaltens und des Befindens. Diese Therapieform wird vom diplomierten Reitpädagogen SV-HPR/SG-TR durchgeführt und wird angewendet bei Autismus, Beziehungsstörungen, psychomotorischen Befunden, Wahrnehmungsstörungen sowie Lern- oder Sprachbehinderungen.

Das Heilpädagogische Reiten ist nicht zu verwechseln mit der Hippotherapie: Die Hippotherapie wird definiert als «Physiotherapie mit Hilfe eines Kleinpferdes, bei der die Bewegungsübertragung vom Pferd auf den Patienten genutzt wird».

Es ist eine anerkannte medizinische Behandlungsmassnahme, die von einem Arzt verordnet werden muss und nur von einem Physiotherapeuten mit Zusatzausbildung durchgeführt werden kann. Diese Therapieform wird bei bestimmten Krankheitsbildern des Nervensystems wie etwa Multipler Sklerose und Folgen frühkindlicher Hirnschädigungen angewendet.

Einzelheiten zur Hippotherapie auf www.hippotherapie-k.org
Aus Tierwelt, Nr. 30, 2003






Zur SV-HPR-Homepage:
Regionalgruppe Bern-Fribourg


Zur IPK-BM-Homepage:
Islandpferdeklub Bern-Mittelland


Zur EMindex-Homepage:
Homepage Peter Ammann