Im Mai 1938 anerkennt der Völkerbund die absolute Neutralität der Schweiz. Während dem zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) wird die Schweiz von den Achsenmächten eingeschlossen. Nur das Rhonetal über Vichy-Frankreich bot noch einen Zugang zum Mittelmeer und ermöglichte so den Handel mit anderen Ländern.
Die Schweiz bemühte sich die absolute Neutralität, die besonders durch Frankreich unterstützt wurde, zu wahren. Die deutsche Luftwaffe die mit ihren Flugzeugen des öfteren den schweizerischen Luftraum verletzten, wurden energisch bekämpft und abgeschossen. Dies belastete die Beziehung zu Deutschland stark.
Die Schweiz versuchte, auf diplomatischem Weg, mit, zum Teil schwerwiegenden, Zugeständnissen Deutschland wieder zu besänftigen. Der schweizerische Luftraum wurde nur noch mit Fliegerabwehrkanonen verteidigt, die Luftwaffe der Schweiz blieb am Boden. Zudem gewährte die Schweiz immer höhere Kredite an Deutschland, das so die Beschaffung weiterer Kriegsmaterialien finanzieren konnte. Gleichzeitig liess die Schweiz Transporte von Material und Verletzten durch den Gotthard passieren. Jede dieser Zugeständnisse an Deutschland entspannten die Lage jeweils deutlich. Die Schweizerische Hochseeflotte durfte als Gegenleistung den Rhein passieren. So konnte die Schweiz trotz der Einschliessung lebenswichtige Produkte, wie Lebensmittel und Kohle importieren. Die Anbauschlacht reichte nämlich nicht um die Schweiz zu ernähren. Die Landwirtschaftliche Produktion wurde zwar verdoppelt aber der Selbstversorgungsgrad blieb trotzdem nur bei 60%.
Die Schweiz versuchte ihre Souveränität nicht nur mit Zugeständnissen gegenüber Deutschland zu wahren. General Guisan strebte mit Frankreich einen Sondervertrag an. Dieser Vertrag bedeutete eigentlich eine massive Verletzung der Neutralität, da bei einem Angriff Deutschlands, Frankreich die Verteidigung des Juras und des Mittellandes unterstützt hätte. Nach dem Zusammenbruch des französischen Widerstandes wäre diese Hilfe für die Schweiz nicht mehr möglich gewesen. Ob der Bundesrat über diesen Vertrag Bescheid wusste ist nicht bekannt.
Die Armee der Schweiz kann kaum als Grund für die Verschonung der Schweiz im zweiten Weltkrieg genannt werden, wie die 35% der befragten Personen einer Umfrage glaubten, wobei eine Mehrheit dieser Befragten, Offiziere unserer Armee waren. Der Zustand der Armeeführung war am Anfang des Krieges katastrophal und hätte kaum Widerstand gegenüber einem so mächtigen Aggressor wie Deutschland leisten können.
Vielmehr ist der Grund für die Verschonung der Schweiz in diesem Krieg in der Neutralität der Eidgenossenschaft zu suchen, die Deutschland für sich ausnutzte. Die Schweiz schützte als neutrales Land die Südfront, welche Italien nur ungenügend zu verteidigen wusste. Die wichtigsten Nord-Süd Verbindungen war der Brennerpass und der Gotthardpass. Letzterer war durch die Neutralität der Schweiz geschützt und wurde von den Deutschen auch rege als Transportweg benutzt. Transporte von Verletzten und Gütern über den Brennerpass liefen Gefahr von den Alliierten bombardiert zu werden.
Ausserdem wurde die Schweiz als Aufbewahrungsstätte von Kapitalien und Gold durch die Deutschen benutzt. Dadurch konnten die Deutschen gestohlene Vermögenswerte insbesondere Raubgold sicher aufbewahren und reinwaschen.
Die deutsche Industrie war dem Bombardement der Alliierten ausgesetzt, so war die deutsche Wehrmacht immer mehr auf die unversehrte Schweizer Industrie angewiesen.
Je mehr Zugeständnisse die Schweiz Hitlerdeutschland gewährte, desto grösser wurde der politische Druck der Alliierten auf die Schweiz. So verlangte England einen Drittel der aus 26 Schiffen bestehenden Hochseeflotte. Der Bundesrat ging aber nicht auf die Forderung ein. (Wahrscheinlich aus mathematischen Gründen. 26 ist bekanntlich nicht durch 3 teilbar) Weiter wurden Schiffen der Schweizerischen Hochseeflotte der Zugang zum Mittelmeer durch die Alliierten verwehrt oder sie wurden auf unbestimmte Zeit in einem Hafen festgehalten. Dadurch stieg die Abhängigkeit der Schweiz von Deutschland noch mehr.
Die Schweizerische Industrie verstand es gut sich den Verhältnissen der damaligen Zeit anzupassen. Nazifeindliche Führungskräfte wurden schnell durch kooperierende Führungsstäbe ersetzt. Die Firma Maggi erlangte gar den Ruf eines "Nationalsozialistischen Musterbetriebes". Nach dem Fall des dritten Reiches wurden bei Schweizer Industriebetrieben und Tochtergesellschaften sehr schnell die Flaggen mit den Hakenkreuzen eingezogen und wieder die Schweizer Fahne gehisst.
Gegen Ende des Krieges wurden deutsche Dörfer und Städte massiv bombardiert, dabei traf es manchmal auch Ortschaften innerhalb der Schweiz, ob es dabei immer ein Versehen oder als Warnung für die Schweiz gedacht war, ist aus den offiziellen Dokumenten nicht ersichtlich. Verirrte Flugzeuge warfen ihren Ballast, auch Bomben, einfach ab, um trotzdem noch zu einem sicheren Flughafen zurückkehren zu können. Dabei ist zu berücksichtigen, dass am Ende des Krieges viele Dokumente das Ende in einem Reisswolf fanden. Somit sind viele Handlungen bekannt, ihre Ursachen, Hintergründe und Ziele liegen aber im dunklen der Geschichte und werden wohl nie restlos geklärt werden können.
Die Geschichte der Schweiz im zweiten Weltkrieg wurde nie aufgearbeitet, vielmehr hat die Schweiz versucht die Ereignisse, vor allem die weniger vorbildlichen, zu vertuschen und zu vergessen. Auch bei den Banken sind kaum mehr fünfzigjährige Akten vorhanden. Deshalb lagern vorwiegend auf den Nummernkonten der Schweizer Banken grosse Summen von Kapitalien, welches von Deutschen und besonders auch von Juden, zum Teil mit falschem Namen oder anonym, während ihrer Flucht angelegt wurden, dessen legitimen Besitzer unbekannt sind. Die jüdische Weltorganisation versucht diese finanziellen Mittel, welche zu einem grossen Teil aus jüdischen Besitztümer stammten, zurückzufordern. Aber die Herkunft dieser Gelder bzw. die rechtmässigen Besitzer zu ermitteln ist wegen den fehlenden Dokumenten äusserst schwierig. Erst durch den Druck der USA und anderen Staaten ist eine Kommission eingesetzt worden, welche diese Problematik untersuchen soll.
Bünzen, den 21. Juni 1996
Beat Furter und Stephan Meyer
Ein grosser Teil der Bevölkerung glaubte zur Zeit des Krieges noch nicht an eine Niederlage ihres nördlichen Nachbarn. Der Glaube an das Bestehen des tausendjährigen Reiches erklärt zum Teil die Handlungsweise der politischen Führung der Schweiz. Vor allem in der Industrie wurden aber Entscheidungen aus reiner Gewinnsucht getroffen, ohne Rücksicht auf die daraus resultierenden Folgen, wie Tod und Zerstörung.
Auch die Schweiz wird die Geschichte und zwar nicht nur die heldenhaften Seiten sondern auch die Schattenseiten ihrer Handlungen im zweiten Weltkrieg aufarbeiten müssen.