
Nachdem
ich 1997 meine Ferien in Unalakleet verbracht habe, unternahmen Kurt und ich
1998 den 2. Tripp nach Telaquana. Wie schon das erste mal haben wir in
Anchorage mit Theddy zusammen alles eingekauft und vorbereitet. Eine Woche
zuvor musste ein Pilot in die Nähe von Telaquana gehen, und hat schon
einiges an Material raus gebracht. Am nächsten Tag hat uns Theddy zum
Wasserflugzeug gebracht und wir haben mit dem Pilot alles ins Flugzeug
verstaut. Dann konnte es losgehen. Bei normalen Verhältnissen dauert der
Flug ca. 1 1/4 Std. , wir brauchten aber 2 1/2 Std. überall war schlechte
Sicht und der Pilot musste sich sozusagen den Weg durchtasten. Endlich sind
wir auf dem See vor der Hütte gelandet. Wir entluden das Flugzeug und
verabschiedeten uns vom Piloten.
Als wir in die Hütte kamen, mussten wir feststellen, dass die Hörnchen ein
ziemliches Chaos angerichtet hatten. Wir mussten zuerst alles einigermassen
rausputzen.
Plötzlich hörten wir am See unten Lärm, sieh da wir hatten schon Besuch, ein
Baer bediente sich an einer Kühlbox und hatte bereits ein Stück Käse in der
Schnauze. Ich schrie ihn an " Go Baer Go " und er lies wieder ein Stück von
Käse fallen. Wir mussten uns beeilen den ganzen Vorrat in die Hütte rauf zu
schaffen. In zwischen ist der Bursche zur Hütte rauf gekommen und ich konnte
ihn gerade noch davon abhalten unser Brotvorrat zu klauen, dann verschwand
er im Wald.
Eine Stunde später tauchte er wieder auf, aber
"
Er
"
war eine Bärin die zwei kleine Bärchen mit sich führte. Sie musste vorher
durch ein Wildrosentrauch gelaufen sein, denn sie hatte den ganzen Rücken
voller Rosenblütenblätter, darum tauften wir sie
"ROSA".
Sie führte uns ihre Kleinen vor und zeigte absolut keine Furcht oder
Aggression.
 Wir
gingen diesen Abend nach einem kleinen Mahl ziemlich früh zu Bett. Am
nächsten Morgen als ich raus ging um mich zu waschen stand Rosa plötzlich
hinter mir und schaute mir zu, ich sprach auf sie ein und zog mich langsam
zur Hütte zurück, sie wollte nur mal nachschauen was so alles auf dem
Waschtisch lag und steckte überall ihre Schnautze rein, Baeren sind halt
sehr neugierige Tiere. Als wir die Hütte einigermassen eingerichtet hatten
mussten wir feststellen, dass der Anschlusschlauch für den Gaskocher fehlte,
der muss wohl noch im Wasserflugzeug sein. Ich bin mit dem Boot zur
Ketshumlodge (verlassen) rüber gefahren um nach zu sehen ob etwas
brauchbares zu finden ist und sieh da ich fand einen alten Gasdruckregler,
nur der Schlauch war total porös. Ich bin wieder zur Hütte zurück und fand
ein Stück Kunststoffschlauch und konnte so einen Anschluss für den Kocher
zusammen basteln. (Werfe im Busch nie etwas fort, man könnte es irgend wann
wieder brauchen).
Im laufe des Tages sind die Ranger gekommen um uns zu begrüssen und nach dem
Rechten zu sehen. Es war das selbe Rangerehepaar wie im 96, also kannten wir
sie schon. Sie waren erfreut, uns die verrückten Schweizer wieder zu sehen.
Sie sagten uns, wenn irgend ein Problem bestehe könnten wir uns an sie
wenden. Ich muss sagen die Ranger draussen im Busch sind immer freundlich
und hilfsbereit. Wir haben sie zwischendurch auch mit frischem Fisch
versorgt und umgekehrt brachte uns die Rangerfrau selbst gebackene Cookies
vorbei.
Während der nächsten Tage haben wir den See und Fluss erkundet. Lache sind
noch nicht viele aufgestiegen aber die kommen noch. Wir haben schöne Chars
und Hechte gefangen.
 
Rosa und ihre kleinen besuchten uns fast jeden Tag. Es kamen auch
noch andere Baeren, welche mit der Zeit auch zutrauchlich wurden. Die Baeren
merken es sofort wenn man ihnen wohl gesinnt ist. Aber bitte den Respekt
nicht verlieren.
Nach
ca. 2 Wochen als ich eines Morgens zur Hütte raus kam stand Rosa vor mir,
ich weiss nicht was mich gepackt hat, aber ich ging in die Hütte zurück und
holte ihr einen Fisch. Ich hielt ihr den Fisch vors Maul. Sie schnupperte
zuerst meine Hand ab und nahm ganz vorsichtig den Fisch aus meiner Hand. Von
nun an
hatten wir Vertrauen zu einander.
(Aber bitte
nicht nachmachen).
Sogar wenn ich unser Freiluft WC aufsuchte hockte sie sich neben mich und
wartete bis ich fertig war. Auch wenn ich draussen vor der Hütte sass
besuchte sie mich zwischendurch. Es kam sogar soweit, dass sie uns ihre
Jungen zur Obhut über lies und sie während dessen einen Ausflug im Wald
unternahm. Wenn man so etwas selber nicht erlebt hat ist es kaum zu glauben.
Ich finde es wunderbar, dass man zu einem wilden Tier so eine Beziehung
aufbauen kann.
Während
den folgenden Tage sind die Lachse eingetroffen. See und Fluss waren voller
Fische. Kurt war der Meinung wir sollten es mit dem räuchern der Fische doch
noch einmal versuchen. Wir hatten ein kleines Vakuumgerät dabei, und so
dachte ich mir es könnte vielleicht klappen. Also machten wir uns an die
Arbeit, räucherten und vakuumierten die Filets. Wir hatten einen ganzen Tag
Arbeit. Wir verstauten die Fische unter der Hütte, denn dort hatte es
ständig eine Temperatur von ca. 5 Grad. Wir haben das ganze noch zwei mal
wiederholt. Aber dann bei einer Kontrolle kam das grosse Erwachen, alle
Fische waren verdorben. Wir sind nun endgültig zur Einsicht gekommen, dass
man sich ohne rechte Kühlmöglichkeit, draussen im Busch die ganze Arbeit
ersparen kann. Die Baeren hatten natürlich Freude an unseren Filets.
Ausser den Baeren besuchten uns auch noch diverse Vögel, Hörnchen und
Wiesel. Die lieben Tierchen gingen in
der
Hütte ein und aus als ob es ihr zu Hause währe. Wir bekamen oft Besuch von
fremden Baeren, aber sobald
Rosa mit ihren Kleinen auftauchte verschwanden diese blitzartig. Sie duldete
der kleinen wegen keine fremde Baeren in ihrer Nähe und sie verteidigte ihr
Revier jedes mal recht energisch.
Wenn
das Wetter mit macht ist es am Telaquana wunderbar.

Die Tage
vergingen im Flug. Wir verbrachten die meiste Zeit mit Fischen, Pilze und
Beeren suchen. Wir unternahmen auch immer wieder kleinere Ausflüge zu Fuss
und mit dem Boot, aber wenn man wirklich alles sehen möchte müsste man viel
mehr Zeit haben. Mein Traum währe einmal vom Frühling bis zum Winteranfang
draussen zu sein.
Und so kam leider der Tag an dem wir uns für den Rückflug vorbereiten
mussten. Rosa muss gemerkt haben, dass wir uns für die
Rückkehrt vorbereiteten. Schon zwei Tage vorher wich sie nicht
mehr von unserer Seite und schaute uns ganz traurig an, als wollte sie sagen
müsst ihr wirklich fort gehen. So etwas geht einem an die Nieren. Abends als
Kurt und ich in der Hütte sassen wurde nicht viel gesprochen jeder liess in
Gedanken nochmals die schönen Erlebnisse die wir verbracht haben vorbei
ziehen. Dann am nächsten Tag war es so weit der Pilot holte uns mit den
Wasserflugzeug in die hecktische Zivilisation zurück. Auch diesmal
verbrachten wir vor unserer Rückkehrt in die Schweiz noch einige schöne Tage
bei Theddy in Anchorage. Kurt und ich werden diesen 2. Tripp unser Leben
lang niemals vergessen. |