Alles fing 1996 an, ich wollte
eigentlich nach Kingsalmon zum fischen gehen. Dann habe ich erfahren, dass
Kurt einen Partner suche um einen Tripp nach Telaquana zu machen.
Ich bin zu ihm ins Tessin gefahren, wo wir alles besprochen haben. Er zeigte
mir Bilder und Filme von der Gegend. Er erzählte mir, dass Telaquana total
am Arsch von der Welt sei, kein Komfort, kein Strom, kein TV, kein
Einkaufsladen und vor allem keine Leute.
Ich war eigentlich sofort begeistert, denn ich hasse nichts mehr als das,
wenn ich am fischen bin und rings um mich herum Getrampel und Hektik los
geht.
Also habe ich ihm zugesagt. Kurt hat den Flug gebucht. Mir
Einkaufslisten und diverse Tipps zukommen lassen.
Dann kam endlich der sehnsüchtig erwartete Tag X an dem wir das Flugzeug in
Kloten besteigen konnten. Ich konnte es kaum erwarten in Anchorage zu
landen.
In Anchorage erwartete uns Teddy, ein langjähriger Freund von Kurt, bei dem
wir logieren konnten.
Am nächsten Tag gings los, wir mussten alles einkaufen und besorgen für
unseren 5 wöchigen Tripp, ja nichts vergessen, denn im Busch hat es kein
Laden. Um halb zwei morgens kamen wir vom letzten Laden raus, in der
Hoffnung nichts vergessen zu haben.
Am nächsten Morgen gings los mit Sack und Pack zum Wasserflughafen. Die
ganze Bagage sollte in eine Beaver verstaut werden, was aber nicht ging, wir
mussten noch eine zweite Maschine nehmen.
Dann war es endlich so weit, wir konnten starten.
Der Flug war recht beeindrückend, zwischen hohen Bergen, über Gletscher und
durch schmale Täler, recht imposant.
Nach anderthalb Stunden ist unsere Beaver auf dem Telaquana Lake gelandet.
Nachdem wir das Flugzeug entladen hatten, inspektierten wir die Blockhütte.
Wir bekamen fast einen Herzschlag, kurz, bevor wir ankamen, muss ein Bär auf
dem Dach der Hütte gewesen sein und hat ein riesiges Loch in das Dach
gerissen, es sah aus wie auf einem Schlachtfeld.
Als der Pilot den ganzen Schlamassel sah, meinte er, er fliege uns wieder
zurück nach Anchorage.
Aber Kurt und ich sagten ihm es sei kein Problem, wir werden das Dach mit
einer Blache abdecken und etwas improvisieren.
Mit etwas ungutem Gefühl verliess uns der Pilot und meinte wir können immer
noch mit dem zweiten Flugzeug, welches gegen Abend kommt zurück fliegen.
Wir sind aber geblieben.
Wir deckten das Dach ab und putzten die Hütte aus, anschliessend mussten wir
das ganze Gepäck vom See zur Hütte hinauf tragen.
Als ich draussen vor der Hütte eine kleine Pause einlegte, Kurt war drinnen
mit etwas beschäftigt, da stand plötzlich wie aus dem nichts eine schwarze
Bärendame vor mir. Die Muffe fing an zu flattern, aber im Innern sagte ich
mir ruhig bleiben nur keine Panik bekommen und begrüsste sie mit einem etwas
zaghaften
„ Hallo Bär „. Sie beäugte
mich und schnupperte in die Luft und zeigte absolut keine Aggression oder
Scheue. Inzwischen kam Kurt zur Hütte raus und sprach auch auf sie ein, sie
schaute uns noch einige Augenblicke an, machte eine Runde um die Blockhütte
und ist in den Wald davon getrottet.
Nachträglich muss ich noch hinzufügen, dass Kurt schon fünf mal am Telaquana
war und schon einiges mit Bären erlebt hatte.
Wir
waren noch mit dem einrichten der Hütte beschäftigt, ich schaute zum Fenster
hinaus und traute meinen Augen nicht, unsere Bärin kam daher getrottet, aber
nicht alleine, sie führte drei kleine Bärchen mit sich. Nichts wie raus und
mit den Kameras drauf los filmen! Wir hatten
wirklich das Gefühl sie wolle uns ihre kleinen vorstellen. Die zeigten
überhaupt keine Scheu, balgten umher und kletterten an den Fichten hoch.
Auch die Bärenmutter zeigte weder Aggression noch Angriffslust. Die Sippe
hielt sich noch etwa eine Stunde bei der Hütte auf und verschwand dann
wieder wie sie gekommen ist. Nach einem kleinen Abendessen und anschliessend
einem braunen Freund „Jacky„ sind wir von alleine ins Bett gefallen und
ziemlich rasch eingeschlafen. Mitten in der Nacht wurde ich durch ein
Geräusch aufgeschreckt. Ich lag hellwach im Bett und lauschte, da hörte ich
es, auf dem Dach polterte es. In Gedanken sah ich einen Bär auf dem Dach.
Ich stand auf bewaffnete mich mit dem 375 Magnum Revolver (eigentlich total
überflüssig) und ging hinaus. Tatsächlich es war ein Bär auf dem Dach und
wollte von oben her in die Hütte. Ich schoss in die Luft, was ihm überhaupt
keinen Eindruck machte, im Gegenteil, er schaute mich bloss dumm an, erst
als ich ihn anschrie sprang er vom Dach herunter und verschwand im Wald.
Kurt und ich mussten den Kerl noch zweimal in der selben Nacht wegscheuchen.
Am
nächsten Tag als wir einigermassen eingerichtet waren sind wir fischen
gegangen. Wir haben einige Hechte gefangen, Lachse sind noch nicht sehr
viele da, aber die kommen noch. Zum Abendessen gab es Hecht im Bierteig, war
sehr gut, es muss ja nicht immer Lachs sein. Gegen Abend kam unsere
Bärenfamilie auf Besuch. Wir haben ihnen auch etwas von den Hechten
abgegeben.
Normalerweise sollte man die Bären
nicht füttern, wir haben sie geffütert, damit sie uns nicht alles zerbeissen
und kapput machen. Am nächsten Tag als wir vom fischen zurück kamen sahen
wir schon von weitem, dass auf dem Dach der Hütte etwas passiert war. Unser Bär, den wir inzwischen
„Yogi „ getauft haben war wieder da und hat den Rauchabzug vom Ofen
wegerrissen. Jetzt mussten wir uns etwas einfallen lassen, damit er nicht
immer wieder aufs Dach geht. Kurt hatte die Idee man könnte Blech an den
Ecken der Hütte anbringen, so kann er mit seinen Krallen nicht mehr
einhängen. Wir taten dies und von nun an war Ruhe.
Während den nächsten Tage ist der Lachsrun eingetroffen. Die Bären und wir
haben uns die Bäuche vollgeschlagen.
Wir haben uns eine Rauchkammer gebaut und einige Lachse geräuchert. Da wir
ja keinen Kühlschrank hatten, haben wir die geräucherten Lachsfilets in
einem kleinen Blockhäuschen zur Aufbewahrung aufgehängt. Wir dachten die Hütte sei
bärensicher. Aber von wegen, als wir eines Tages vom fischen zurück kamen
war die Türe von der Hütte weggerissen und ich konnte gerade noch zusehen
wie unsere Bärin mit einem Lachsfilet im Wald verschwand. Ich bin ihr
nachgesprungen und habe noch einige angebissene Filet im Wald gefunden,
welche wir aber, trotzdem noch essen konnten. Wir haben eine neue Türe
angefertigt. Wieder Lachse geräuchert, aber dann kam Regenwetter auf und
wegen der hohen Luftfeuchtigkeit fingen die Filets an zu schimmeln und so
kam es, dass wir die Lachse den Bären freiwillig abgaben. Ich bin zur
Einsicht gekommen, ohne Kühlschrank oder Kühlmöglichkeit kann man sich
draussen im Busch die ganze Arbeit mit filetieren und räuchern ersparen, es
ist einfacher in der Räucherei bei
„Andrea"
einige Lachsfilets zu kaufen. Die restlichen Tage verbrachten wir mit
fischen, fotografieren und filmen. Auch Pilze und Beeren haben wir
gesammelt. An und um die Hütte gab es natürlich auch immer etwas zu tun.
Unsere Bären haben uns fast täglich besucht, wir haben viele schöne Stunden
mit ihnen verbracht. Mit den Bären kann man sehr gut neben einander leben,
man muss sie bloss achten und respektieren, die merken sofort, wenn man
ihnen wohl gesinnt ist.
Dann kam leider das Ende, wir mussten alles zusammen packen, denn am
nächsten Tag holte uns der Pilot wieder ab und wir mussten wohl oder übel
wieder in die hektische Zivilisation zurück. Die Landschaft am Telaquana mit
seinen Bären und allem drum und dran ist wirklich etwas
unvergessliches.
Ich muss wieder zurück an den Telaquana, hautsächlich wegen meinen Bären.
Es müssen nicht immer "Kings" sein, Rotlachse, Artic Chars, Äschen und
Hechte liefern auch einen schönen Sport.
Bevor wir in die Schweiz zurück kehrten verbrachten wir noch einige schöne
Tage bei Teddy in Anchorage.
Unser
Gästebuch
|
Upd.08.01.2007 |
|