Ich stand bereits um 600 Uhr auf, um noch fertig zu packen. Ich war müde, da ich erst um 230 Uhr ins Bett kam. Judith ist bereits unterwegs. Sie fuhr von Sissach über Bern nach Lausanne zu ihrem Bruder. Ich hatte genügend Zeit um rechtzeitig den Zug zu erwischen. Das Wetter war super. Im Zug konnte ich nicht schlafen, da die Nachbarn überlaut diskutierten. In Lausanne stieg Judith ein, musste jedoch noch durch den ganzen Zug laufen. In Genf wechselten wir erst Geld und gingen dann in eine Migros einkaufen. Wir nahmen den Grenzübergang bei Annemasse und nahmen die Route über La Muraz. Es stieg erst etwas steil an, dann jedoch nur noch stetig. Es war ganz angenehm aber lang, da es sehr heiss war. Die Landschaft war schön, aber nicht sehr speziell. Bei der Hängebrücke in Cruseilles machten wir noch mal einen Stopp. Von Cruseilles geht ging es dann sowieso praktisch nur noch runter. In Annecy hatte ich einen Plattfuss. Wir quartierten uns auf einem Zeltplatz ein. Danach assen wir Eis, tranken Yogi-Drink und lagen schliesslich an der Beach am See. Der See war relativ warm. Wir kamen schliesslich relativ spät zurück, duschten, kochten im Dunkeln und gingen schlafen.
Menü: Gemüsereis
Sonntag, 1. August 1999 Aillon le jeune station
Wir schliefen bis es uns zu heiss wurde im Zelt. Frühstück assen wir am See. Danach schauten wir uns noch etwas im schönen Städtchen um, das wirklich sehenswert ist. Es hat hier am westlichen Seeufer gute Radwege, was von Vorteil ist bei diesem heftigen Touristenverkehr. Wir nahmen die Strasse über den Col de Leschaux. Der Aufstieg war sehr angenehm, überhaupt nicht steil. Leider hatte ich wieder einmal Nackenprobleme und hatte daher Kopfweh und war müde. Auf dem Pass schlief ich etwas im Schatten, was etwas half. Unten im Tal nahmen wir den Umweg über Le Chatelard, was uns etwa 100 zusätzliche Höhenmeter bescherte. In Le Chatelard begann es plötzlich zu regnen, was anhand den grossen Gewitterwolken eigentlich nicht verwunderlich war. Der Regen war zum Glück nur von kurzer Dauer. Die Fahrt ging weiter auf der kleineren Strasse an der Südseite des Tales. Es ging stets etwas hoch, durch einige kleine idyllische Höfe und ein kleines Dorf (Aillon le vieux). Eigentlich wollten wir über den Col des Pre. In Aillon le jeune entschlossen wir noch hier zu zelten, da es bereits wieder spät war. Der Zeltplatz lag in Aillon le jeune station, einem kleinen Winter/Sommersportort. Wir konnten auf einer ruhigen Terrasse über dem Zeltplatz fast alleine zelten. Erst gingen wir noch ins Dorf und konnten trotz Sonntag noch etwas einkaufen. Der Ort selber sah etwas verlassen aus. Nach dem Nachtessen gingen wir noch etwas spazieren.
Menü: Nudeln, Peperoni,
Zwiebeln, etc gedünstet
50,7 km, 3h35, 12.8 km/h,
1074 Hm, 109.8 km
Montag, 2. August 1999 Grenoble
Es war immer noch tadelloses Wetter. Wir wollten über den Col du Lindar. Auf unserer Karte war eine kleine Strasse mit vielen Kurven in der Abfahrt eingezeichnet. Der Aufstieg war kurz und nicht steil, da wir schon relativ hoch gestartet sind. Es ging durch viel Wald, zum Point du Lindar, von wo die Strasse nicht mehr asphaltiert war (1-2km). Auf dem Pass dann die Überraschung: Die Strasse hatte ein Ende und führte in einen schlechten, steilen Karrweg mit grossen Steinen und teils sumpfig. Wir „fuhren“ trotzdem weiter. Die feuchtesten und steilsten Passagen bewältigten wir stossend. Nach etwas über 100 Höhenmetern und einigen Spitzkehren wurde es besser. Wir hatten eine gute Schotterstrasse zum nächsten Pass, wo die Strasse wieder asphaltiert war. Die Abfahrt nach Cruet war steil und hatte unzählige Spitzkehren. In Montmelian machten wir Mittagspause. Wir nahmen die Hauptstrasse über Goncelin und Domene nach Grenoble. Die Strasse war nicht besonders interessant, aber man kam gut vorwärts. Grenoble zu durchqueren war einfacher als erwartet. Den Zeltplatz fanden wir auch problemlos. Leider konnte ich dort nicht baden, da aus „unerklärlichen“ Gründen Badeshorts plötzlich als unhygienisch abgestempelt wurden. Der Zeltplatz war ziemlich voll mit vielen Durchreisenden. Heute war es im Tal drückend heiss und schwül. Wir schleppten uns von Brunnen zu Brunnen. Einzig Morgens in den Bergen und abends war es etwas kühler.
Menü: Knöpfli,
Peperoni, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch angedünstet
76.9 km, 4h18, 17.8 km/h,
606 Hm, 187,1 km
Dienstag, 3. August 1999 Villard Le Lans
Wir entschlossen, wieder in kühlere Regionen zu fahren. Wir wollten hoch ins Vercors-Gebirge, das sehr schön sein muss. Das hiess jedoch für uns, dass wir einen langen Aufstieg vor uns hatten! Wir konnten gleich vom Camping über die Rue du Dauphine, Avenue de Grenoble und Route du St. Nizier hochfahren. So hatten wir weniger Distanz und weniger Verkehr und kamen bereits ein gutes Stück oben in eine Haarnadelkurve. Es war heiss, sehr heiss sogar! Die Steigung war zum Glück nicht allzu steil (ca. 15km mit 1000 Höhenmetern), jedoch lang. Ich kam ohne Probleme hoch und konnte sogar noch den langsamen Rennradlern folgen. In St. Nizier kauften wir noch etwas Brot und Chips und ruhten uns etwas aus. Von hier ging´s erst tendenziell hinunter und dann fast flach nach Villard. Wir waren hier auf einem Hochplateau von etwa 1000m Höhe. Die Landschaft war dem Jura in der Schweiz ähnlich. Wir quartierten uns auf dem Zeltplatz ein. Es hatte leider keine schattenspendende Bäume. Unser Platz war jedoch sehr schön auf einer Wiese an einem Bächlein gelegen. Wir gingen ins Dorf Eis essen. Das Dorf war extrem touristisch. Es war auch Olympiaort 1968. Also fuhren wir noch nach Meaudre um die Gorge Meaudret (Schlucht) zu sehen. Sie war idyllisch, jedoch nicht sehr tief. Das Dorf war nicht so touristisch. Abends war es hier angenehmer als im Tal unten.
Menü: Minestrone-Suppe,
Teigwaren, Sauce vom Vortag, Schoggi-Mousse
55.5 km, 4h02, 13.8 km/h,
1277 Hm, 242.7 km
Mittwoch, 4. August 1999 Villard Le Lans
Heute wollten wir eine Tour ohne Gepäck machen. So konnten wir das Zelt für einmal stehen lassen. Leider war das Wetter alles andere als gut. Es regnete! Hier in den Bergen ist die Gewittertendenz halt etwas grösser. Also gingen wir erst ins Dorf, wo Markt war. Nachdem Marktbesuch fuhren wir schliesslich trotzdem los. Wir waren überrascht, wie weit hinunter, dass man durch die Schlucht fuhr um an die Kreuzung zu gelangen, die südlich wegführte. Die Schlucht (Gorges de la Bourne) war wunderschön: eng, dunkel, tief... Die Strasse wurde teils in die Felsen gesprengt. Der Aufstieg auf das Plateau war harmlos. Es folgte eine weitere Abfahrt durch St. Martin auf ca. 700 m runter. Bei einer Kreuzung fingen die Grandes Goulets an. Die Strasse und der Bach verschwanden einfach im dunklen Fels, so eng war die Schlucht. Die Strasse war in Form von Tunnels und Galerien in die Schlucht gesprengt worden. Etwa 200m weiter öffnete sich die Schlucht etwas und führt weiter in Galerien ins Tal hinein. Es folgte eine lange Abfahrt nach Pont-en-Royans. Dieses kleine Dorf liegt am Ausgang des Gorges de la Bourne. Die Häuser hängen an den Felsen über dem reissenden Bach. Wir verweilten lange, um die vielen Details der Häuser zu begutachten. Nach einem Stopp in einer kleinen Bäckerei nahmen wir die 800 Höhenmeter Aufstieg in Angriff. Da wir bereits wieder spät waren, besuchten wir die bekannte Grotte bei Choranche nicht. Der Aufstieg zog sich schliesslich doch noch ziemlich in die Länge.
71.1 km, 4h29, 15.9 km/h, 1130 Hm, 377.9 km
Donnerstag, 5. August 1999 Die
Um nicht wieder die gleiche Strecke zu fahren fuhren wir über das nordische Skicenter raus. Es ging zwar allmählich hoch bis zu einem Pass (1352m), war aber nicht steil. Es war eine schmale idyllische Strasse durch dichte Fichtenwälder. In St. Martin besuchten wir erst mal die Bäckerei. Es ging nun durch ein langes Tal immer leicht steigend. Ab Rousset wurde es etwas steiler bis zum Col de Rousset. Auf dem Pass hatte es Skilifte, Hotels und Restaurants. Sie fuhren hier mit speziellen Dreirädern die Skipiste runter. Wir assen Eis und ruhten uns etwas aus. Schliesslich sahen wir noch, dass Judith einen Speichenbruch hatte. Wir ersetzten sie gleich. Auf der Passhöhe mussten wir erst durch einen Tunnel. Die andere Passseite gewährte die bessere Aussicht. Die Strasse führte in etwa 10 Spitzkehren auf der linken Bergseite steil in das Tal hinunter. Das Tal war rundherum geschlossen von steilen Felswänden. Die Abfahrt war ein Genuss. Die war ein grösseres Städtchen. Wir gingen erst einkaufen und suchten dann den Municipal Camping auf. Er war gross, erstaunlicherweise überfüllt. Es hatte eindeutig zu wenig Duschen und WC´s.
71.1 km, 4h29, 15.9 km/h, 1130 Hm, 377.9 km
Freitag, 6. August 1999 Valence
Heute wollten wir noch ins Rhonetal zurück an einen Bahnanschluss fahren. Leider hatten wir nur eine Woche. Wir fuhren meist auf den kleinen Nebenstrassen. Die Hauptstrasse hatte ziemlich Verkehr. Leider bekamen wir je näher der Rhone wir kamen mehr Gegenwind. Das Tal öffnete sich mehr und mehr. Wir beschlossen schliesslich, zu sehen wie die Züge fahren und eventuell schon heute heimzufahren, da Valence selber nicht viel zu bieten hat. Und siehe da, wir konnten einen direkten Schnellzug nehmen, mit dem wir in Genf noch den letzten Schnellzug nach Bern bekamen. Wir hatten sogar noch einige Stunden Zeit uns in Valence umzusehen. Die Fahrräder packten wir unsere Fahrradsäcke. Es hatte genügend Platz diese abzustellen. In Grenoble mussten wir lange warten, bis wir eine neue Lokomotive bekamen (die Strecke Valence-Grenoble ist Dieselbetrieben). Wir waren hier in einem heftigen Sommergewitter. In Aix-les-Bains blieb der Zug schliesslich für ca. 2 Stunden stehen, ohne dass wir eine Information bekamen, was eigentlich los ist. Den Anschluss in Genf konnten wir natürlich vergessen. In Genf hatten die SBB einen Regionalzug nach Lausanne organisiert. Die SBB bemühten sich redlich die Leute auf irgendeine Weise heimzubringen. Vier Walliser setzten sie in den zweiten Führerstand einer Güterzug-Lokomotive. Uns machten Sie die Empfangshalle auf und servierten uns am Morgen Kaffe und Croissants. Wir kamen schliesslich übermüdet am Morgen in Bern respektive Sissach an.
71.3 km, 3h47, 18.8 km/h, 289 Hm, 449.3 km