Radtour Utah/Arizona Herbst 1998

Salt Lake City - Tucson/Phoenix

Einleitung:

Dieses Jahr habe ich die wundervolle Möglichkeit gerade zwei grössere Touren zu machen. Im Juli bin ich bereits vier Wochen im feuchten Irland rumgekurvt. Da ich einen Job und eine Wohnung gefunden habe, kann ich nun nochmals für fünf Wochen verreisen. Ich musste eigentlich nicht lange studieren, wohin ich gehen wollte. Europa war mir im Oktober/November zu feucht. Australien/Neuseeland war mir zu weit. Südafrika hätte mich sehr gereizt, hätte jedoch mehr Vorbereitung benötigt. Südamerika kam für mich nicht in Frage, da ich kein Spanisch spreche. Also entschied ich in die USA zu fliegen. Für die USA brauche ich keine Vorbereitung und die Flüge sind zudem sehr billig. Ich war bereits 1996/1997 in den USA. Vorallem der Südwesten hat mir damals sehr gefallen. Aus zeitlichen und klimatischen Gründen konnten wir damals nicht alles sehen. Und es ist dort sehr viel zu sehen. Das Klima in Utah und Arizona, das mehrheitlich trocken ist, kam mir auch entgegen. Ich hatte im Sommer in Irland bereits genug Regen. Ich rechnete einzig mit Kälte, da das Gebiet sehr hoch gelegen ist. Zudem konnte ich in Salt Lake City und Tucson auch noch Freunde besuchen, die ich vor zwei Jahren getroffen hatte.
 
 

Sonntag 4. Oktober 1998 Salt Lake City

Stressiger Flug in die USA

Um 445 Uhr läutete bereits der Wecker. Wir rafften uns auf und nahmen Frühstück. Zum Glück kam Judith mit mir zum Flughafen. Alleine hätte ich etwas Mühe gehabt den Velokarton zu transportieren. Am Bahnhof hinterlegte ich noch mein GA. Beim einchecken in Kloten lief alles sehr gut ab. Ich musste erstaunlicherweise nichts fürs Fahrrad bezahlen! Wir gingen anschliessend noch Kaffee trinken. Schliesslich musste ich Abschied von Judith nehmen. Beim einchecken bekam ich noch keinen Sitzplatz. Diesen bekam ich dann zum Glück am Gate. Die Boeing 767 war voll. Ich sass in der Mitte am Gang. Neben mir sass ein Ehepaar aus Montrose, die ihre Tochter besucht hatte. Das Essen und die Bedienung war vorzüglich. Auch der Film war aktuell und gut (les Miserables). Anschliessend wurde noch eine Art Dokumentarfilm über die Mondlandefähre gezeigt, der mich auch interessierte. Der Flug dauerte über 9 Stunden. Über Chicago mussten wir schliesslich noch ein paar Runden drehen. Der Zoll war kein Problem. Ich bekam wiederum sechs Monate Aufenthaltsbewilligung. Das Fahrrad und der Rucksack war auch schon angekommen. Das Gepäck konnte gleich nach dem Zoll wieder auf ein Fliessband gelegt werden. Ich musste die Hochbahn zum riesigen Terminal 5 nehmen. Chicago International Airport ist gewaltig gross. Auch der Flugverkehr ist beängstigend. Da ich heftiges Kopfweh und Nackenweh hatte, nahm ich eine Kopfwehtablette, die Ohrenstöpsel und legte mich beim Gate G10 etwas schlafen. Da ich 5-6 Stunden hierbleiben musste ging ich anschliessend etwas "wandern". Schlafen kann man bei diesem Lärm sowieso nicht richtig. Ich war ziemlich lange unterwegs und sah trotzdem nicht den ganzen Terminal. Also ging ich zurück, las etwas und trank Starbucks Coffee. Schliesslich hiess es, dass sich mein Flug um eine Stunde verspätet. Ich rief Kristen in Salt Lake City an. Sie war zum Glück zu Hause. Sie wird mich vom Flughafen abholen. Vor dem Abflug war mir plötzlich kotzübel. Musste wohl an der Zeitverschiebung liegen !? Es gab schliesslich im Flugzeug noch ein Nachtessen. Während dem Flug sah man ausser dem riesigen Chicago nichts. Kurz vor Salt Lake City kamen wir schliesslich doch noch aus dem Nebel. Man sah über die Wüste, Berge und Salzseen. Dies alles war beleuchtet vom hellen Vollmond. In Salt Lake City lief alles schnell ab, da ich nicht mehr durch den Zoll musste. Kristen erwartete mich schon. Es ist immer wieder schön, alte Freunde zu treffen. Das Fahrrad kam auch an und so trugen wir alles zum Auto und fuhren zu ihrem Elternhaus. Ich konnte mich im Zimmer ihres Bruders breit machen. Nach etwas Plaudern, was die letzte Zeit abgelaufen ist, legte ich mich endlich schlafen. Durch die Zeitverschiebung hatte ich einen 26 Stunden-Tag!

Montag 5. Oktober 1998 Salt Lake City

Shoppingtour in Salt Lake

Erst schlief ich mal etwas länger. Ich konnte zwar nicht sehr gut schlafen, da ich ja um 700 Uhr MEZ schlagen ging. Kristen nahm einen freien Tag. Wir gingen erst zu REI. Dort kaufte ich Velohosen, Helm und einen Kettenöffner von Park Tool. Anschliessend hingen wir etwas in Downtown herum. Wir warnen auch i Haus, wo man Ahnenforschung machen kann. Die Mormonen (Utah ist ein Mormonenstaat) machen im grossen Stil Ahnenforschung und haben weltweit Millionen von Menschen bis in 15.Jh. zurück erfasst. Wir schauten uns etwas um und gingen wieder. Man müsste schon mit einem bestimmten Plan hier aufkreuzen, um sinnvoll suchen zu können. Der Tempel ist nur für auserwählte Mormonen zugänglich. Wir gingen schliesslich in einen Bagelshop Lunch essen. Das Wetter war zwar schön, jedoch sehr kalt. In der sonne war es gerade noch auszuhalten. In den bergen lag bereits Schnee. Schliesslich gingen wir zu Smith (Supermarkt) Grosseinkauf machen. Abends kochte Kristen ein tolles Menü, was alle erstaunte, da sie sonst nie kocht. Rebecca, die ich von Luzern her kenne, kam auch.

Dienstag, 6. Oktober 1998 Tucker

On the road again

Heute galt es nun aufzubrechen. Ich stand um 800 Uhr auf. Das Velo hatte ich bereits am Vortag vollständig präpariert und bepackt. Ich ass mit Kristen Frühstück, verabschiedete mich und fuhr los. Kristen's Vater zeichnete mir einen Plan, wie ich zur Stadt raus komme. Morgens war es noch empfindlich kalt. Ich fuhr deshalb in Handschuhen. Den Weg fand ich gut. Einzig auf der Frontage Road nach South Mountain hatte es sehr viele Lastwagen. Lunch ass ich in Provo im McDonalds. Schliesslich hatte ich bereits den ersten Plattfuss wegen Dornen. In Provo verfuhr ich mich noch kurz, fand aber den Weg auf Highway 89 bald wieder. Schliesslich begann die Passstrasse. Es hat relativ viel Verkehr. Die Strasse führt meist durch ein enges Tal hoch. Zum Glück hatte ich guten Rückenwind und so kam ich erstaunlicherweise sehr gut voran. Bei einer Rest Area hielt ich, um Wasser zu tanken. Deutsche Touristen gaben mir noch Früchte mit. Morgen beginnt die Jagdsaison. Daher hat es hier überall Leute mit Pferden, Jeeps und Motorrädern. Ich zeltete etwa 0.5km von der Rest Area weg in einem kleinen Tal. Abends wurde es empfindlich kalt. Ich war Kerzen dabei zu haben, die mir das Zelt schnell aufwärmten. Trotzdem schlief ich mit meiner Wollmütze.

Menü: Reis, Peperoni, Käse

127.60km, 6h36‘, 19.3km/h, 141.8km

Mittwoch, 7. Oktober 1998 Highway 6, Mile 267

Von den Bergen in die Wüste

Die Nacht war bissig kalt. Ich musste mehr anziehen. Morgens war alles (Zelt, Wasser etc.) gefroren. Ich raffte mich trotzdem auf und packte. Dazu kam noch, dass ich vorne wieder Plattfuss hatte. Da ich gestern nur langsam Luft verlor, dachte ich, ich könne nur etwas nachpumpen. Dem war jedoch nicht so. Es war komischerweise ein Loch auf der Felgenseite. Ich legte etwas darüber. Nachdem ich startete musste ich noch zweimal den Schlauch nachflicken. Es waren noch 12km bis zum Pass, die sanft (5%) anstiegen. Heute war nichts mehr mit Rückenwind. Es quälte mich ein starker, böiger Gegenwind. Auf der Passhöhe ass ich kurz etwas. Ich kam nun in trockenes, offenes und kupiertes Gelände. Anschliessend ging's durch eine tiefe Schlucht. Bei einem Kohlwerk unterhielt ich mich etwas mit einem alten Mann. Hier wurde das Büro des Werks 1897 vom legendären Butch Cassidy am hellichten Tag überfallen (8000$). Einmal aus der Schlucht heraus war der Wind nicht mehr so schlimm. In Price kaufte ich mir schliesslich Liners (Band, das zwischen Reifen und Schlauch gelegte wird) und Felgenbänder. Anschliessend tankte ich Energie im McDonalds. Ich kam nicht wie geplant vorwärts. Im Ort tankte ich Wasser um in der Wüste zu übernachten. Hinter der Stadt begann die grosse Einöde. Einen Übernachtungsplatz zu finden war einfach. Es ist hier etwas wärmer und völlig friedlich. Die Gegend hier gefällt mir wirklich. Vorallem der Sonnenuntergang in der Wüste war toll.

Menü: Reste von Gestern

107.39km, 6h13', 17.3km/h, 249.2km

Donnerstag, 8. Oktober 1998 Moab

Wiedersehen mit Moab

Heute kam die Sonne etwas früher und so startete ich auch früher. In der Nacht machte sich ein Tier an meine Reisreste im Plastik. Der Wind stand wieder besser. Zurück am Highway wollte ich mein Vorderrad pumpen. Beim Abschrauben des Deckels kam auch gleich noch das Ventil mit. Ausser einer Tankstelle (Woodside, Mile 278) ging es durch viel Einöde. Die Gegend gefiel mir jedoch super. Vor Green River musste ich kurz auf die Interstate. Green River ist ein Nest, das aus Melonenverkäufern, Truck Stops, Motels und Tankstellen besteht. Ich ass kurz etwas und fuhr weiter. Ich konnte auf eine Frontage Road (Nebenstrasse) mit Null Verkehr ausweichen. Danach ging es nochmal für sechs Meilen auf die Interstate. In Crescent Junction, das lediglich aus einer Tankstelle und einem Shop besteht genehmigte ich mir ein Cola und etwas zu Essen. Bis zum Flugplatz Moab lief's toll. Danach erfasste mich plötzlich ein starker Gegenwind. Die Strasse hier war schmaler und hatte fast keinen Seitenstreifen. Das neue Fahrrad enttäuscht mich etwas bezüglich Stabilität. Es hat viel die schlechtere "Linie" als mein altes Trekkie. Nach einigen kurzen Aufstiegen gab es eine lange Abfahrt nach Moab. Ich quartierte mich wieder im Lazy Lizard ein. Momentan hat es hier in Moab mehr Leute als vor zwei Jahren. Abends diskutierte ich erst mit zwei Südafrikanern und dann mit einem Schweden und einem Tschechen. Ich war froh hier zu sein und wieder eine Dusche zu haben.

Menü: Pizza, Salat

154.10km, 6h41', 23.0km/h, 403.8km

Freitag, 9. Oktober 1998 Moab

Ausflug in Arches NP

Heute wollte ich in den Arches NP. Ich startete wieder einmal zu spät (1100Uhr). Das Klima war, obwohl auch heiss, wesentlich angenehmer als bei meinem letzten Besuch hier im Juni vor 2½ Jahren. Ich fuhr erst zum Devils Garden hoch, um wieder Wasser zu tanken. Dabei musste ich immerhin drei längere Steigungen hinter mich bringen. Es hatte sehr viele Leute, die sich jedoch kaum weiter als Landscape Arch bewegten. Ich schaute mir noch den Partition Arch (mehr wie ein Fenster), den Navajo Arch (mehr wie eine Eingangspforte zu einem Canyon) und den Wall Arch an. Jeder Arch (Steinbogen) hat so seine Eigenheiten und ist auf seine Art speziell. Aus Zeitgründen lief ich nicht mehr zum Double O Arch. Dafür fuhr ich etwas runter und nahm den längeren Anstieg zum Delicate Arch in Angriff. Die Szenerie dort oben ist wirklich sagenhaft und fast etwas unnatürlich. Ich war auch besser in Form als vor zwei Jahren, wo wir wegen der Hitze Probleme hatten. In die Windows Section konnte ich schliesslich nicht mehr fahren. Dafür war die Abendstimmung rund um diese roten Felstürme gewaltig. Zurück in Moab setzte ich mich erst in den Taco Bell (Mexikanisch Fast-Food), da ich völlig ausgebrannt war. Ich unterschätzte etwas die doch teils langen Laufdistanzen, die zu den Arches zurückgelegt werden müssen. Ich ass bisher lediglich einen Apfel und zwei Donuts. Danach kaufte ich im Supermarkt noch einen Salat, den ich im Hostel ass. Abends kam noch ein Schweizer Tourenradler an. Ich ging noch mit Björn, einem Schweden, ein Bier trinken.

Menü: Taco, Burrito, Salat

85.4km, 4h10‘, 20.5km/h, 489.2km

Samstag, 10. Oktober 1998 Moab

Langer Ausflug zum Deadhorse Point SP

Heute wollte ich zum Deadhorse Point SP hoch fahren. Ich startete jeder zu spät (1100Uhr). Ich sollte es doch langsam wissen. Kurz vor dem Abzweig vom Highway 191 sah ich einen Mountain Bike Trailhead (Gemini Bridges Trail). Ich schaute mir die Strecke auf der Karte an und entschloss den Mountain Bike Trail anstatt der Strasse zu nehmen. Es ging durch Canyons und Plateaus hoch zu den Brücken, die schön waren. Schliesslich ging es nochmal etwa 10km auf Schotterstrassen hoch zur Hauptstrasse. Ich war bereits ziemlich müde. Ich fuhr trotzdem noch zum State Park, der wirklich eine atemberaubende Aussicht über die Canyons und den Colorado River bietet. Der Ranger liess mich sogar gratis hinein. Wasser und Cola kriegt man im Visitor Center. Ich erkundigte mich auch hier wieder über die 4WD Strasse durch den Canyon hinunter zur Potash Road, die immerhin etwa 600m fällt. Ich bekam wie immer diverse widersprüchliche Infos. Der Abzweig befindet sich bei der Kurve bei Mile 6. Erst geht es etwa 2-3 Meilen über eine breite Schotterstrasse zum Canyonrand. Danach fällt sie sehr steil, sandig und eng in den Canyon hinein. Dieser Abschnitt ist nur mit guten 4WD Fahrzeugen zu bewältigen. Danach fiel die Strasse angenehm in Spitzkehren. Die Potash Road zur Brücke zurück war dann jedoch noch länger als erwartet. Es hatte entlang der Strasse viele Kletterrouten. Die Fahrt im Canyon entlang des Colorado war flach und schattig. Da ich auch wieder nur einen Apfel und ein Nusstörtchen hatte ging ich gleich wieder in den Taco Bell. Abends ass ich noch ein Steak und Salat. Es war bereits wieder dunkel als ich ins Hostel kam. Abends wurde dann noch etwas diskutiert.

Menü: Taco, Burritos, Steak, Salat, Muffin

111.23km, 6h23', 17.4km/h, 600.5km

Sonntag, 11. Oktober 1998 Moab

Ruhetag

Heute wollte ich einfach mal nichts machen. Ich habe mich die letzten Tage doch ziemlich durch die Gegend gestresst. Zu lange kann man sich das nicht antun. Also schlief ich erst mal etwas länger. Danach befreite ich das Rad vom vielen Sand. Den Rest des Tages verbrachte ich vornehmlich in Bike- und Fastfoodshops. Moab hat ja sonst nicht allzuviel zu bieten. Ich schrieb auch das Reisejournal wieder nach. Im Supermarkt machte ich "Gratiskopien" des Journals, da der Zähler kaputt war. Die Kopien werde ich Judith schicken. Abends machte ich mir nochmal eine Pizza. Anschliessend ging ich mit Björn noch in den Ausgang ins McStiffs. Er wird morgen auch weitergehen. Heute konnte er nicht klettern. Am liebsten hätte er noch für einen Tag sein Mietauto gegen mein Fahrrad getauscht. Ich will morgen jedoch weiter. Im Hostel lief nicht sehr viel. Schade dass viele abends nur TV gaffen.

Menü: Pizza, Salat, Schokopudding

9.0km

Montag, 12. Oktober 1998 Goblin Valley SP

Längster Tag

Ich stand für einmal früh auf, da ich den langen Weg ins Goblin Valley in einem Tag machen wollte. Heute ist Columbus Tag und daher Feiertag. Es ging relativ gut vorwärts. Beim Aufstieg aufs Plateau traf ich ein amerikanisches, älteres Paar, die sozusagen auf dem Velo leben. Sie hatten beide vier Taschen und einen Anhänger und kamen deshalb kaum vom Fleck. In Crescent Junction machte ich einen kurzen Halt, um Judith anzurufen. Beim Wegfahren sah ich, dass mittlerweile ein japanischer Tourenradler beim Shop sass. Ich versuchte kurz mit ihm zu reden. Schade, dass die Japaner nicht besser Englisch sprechen. Nach Green River ging es schnell. Ich kann mich gar nicht erinnern, so viel aufwärts gefahren zu sein. Im Visitor Center vernahm ich, dass die Old State Road anscheinend nichts mehr wert sei und sowieso nicht asphaltiert ist. Also musste ich die langweilige Interstate nehmen. Zuvor ass ich im Arbys noch Lunch. Die Strecke runter zum Abzweig ins Goblin Valley zog sich. Ich hatte etwas Wind und es ging mehr rauf wie runter. Raphaela Wiegers hatte recht in ihrem Buch: Hier hatte es wirklich viele kleine Mücken unterwegs. Man konnte nicht anhalten. Ansonsten wäre man wahrlich aufgesaugt worden. Die Zeit wurde zudem langsam knapp, da es um 1900Uhr dunkel ist. Erst ging es noch 8km Richtung San Andreas Reef. Danach musste ich auf eine Schotter- und Sandpiste, die teilweise eine unglaubliche Wellblechpiste war. Ich kam schliesslich gerade noch vor dem definitiven Eindunkeln an. Ich war so ziemlich fertig, bin ich doch seit Green River (ca. 80km) durchgefahren. Dafür haben sie hier gutes Trinkwasser und sogar Solarduschen. Nur die WC-Anlagen waren mit der Gasbeleuchtung etwas dunkel. Es war heute eine tolle Abendstimmung. In den Abend hinein fahren ist halt trotzdem schön. Hier in der Wüste hat es einen unglaublichen Sternenhimmel, der wahrscheinlich von der trockenen Luft und der Höhenlage kommt (ca. 1500m).

Menü: Teigwaren gewürzt mit Zwiebeln/Knoblauch

169.80km, 8h15', 20.5km/h, 779.6km

Dienstag, 13. Oktober 1998 Capitol Reff NP

Morgens kam gleich mal die Rangerin die Gebühren abholen, die ich noch nicht bezahlt hatte. Danach schaute ich mir die Goblins an, die wirklich einmalig sind. Im Tal stehen Hunderte von komischen Gesteinfiguren, die etwa 2-5m hoch sind. Das ganze sieht alles etwas gespenstisch aus. Schliesslich mühte ich mich wieder dies doofe Schotterstrasse zur Hauptstrasse hoch. Es ging erst noch leicht aufwärts und dann alles mit leichtem Gefälle nach Hanksville. Die Strecke war weiterhin schnurgerade. Ausserdem hatte ich etwas Gegenwind. In Hanksville kaufte ich etwas Cola und ein paar Fixfertignudeln. Die Bagels waren mittlerweile schlecht geworden. Also ass ich andere Resten. Die Strecke wurde nun interessanter. Sie führte weiterhin durch karge Gegenden. Jedoch diesmal durch ein Tal mit etwas Kurven. In Kaineville kehrte der gut Wind plötzlich und so hatte ich plötzlich sturmartigen Gegenwind, der mich fertig machen wollte, da es zudem noch so extrafiese Steigungen hatte. Alles wendete sich jedoch wieder als ich die Richtung etwas wechseln konnte und in ein wunderschönes Tal fahren konnte. Es war fast flach, war Canyonartig und hatte herbstlich gefärbte Bäume. Die Felsen waren mit teils riesigen Löchern durchsetzt und sahen aus wie Emmentalerkäse. Eintritt in den Nationalpark musste nicht bezahlt werden. Der Zeltplatz war schön, hatte jedoch keine Duschen. Ich diskutierte mit einigen älteren Leuten, die es hier zuhauf gibt. Das Tal wurde erst spät besiedelt, besitzt jedoch immer noch viele Fruchtplantagen von früher.

117.33km, 6h15', 18.7km/h, 897.0km

Mittwoch, 14. Oktober 1998 Calf Creek Recreation Area

Ich fuhr erst noch ohne Gepäck kurz in den Park hinein, war jedoch nicht besonders motiviert weiter zu radeln. Man müsste hier schon mehr Zeit investieren und wandern gehen. Also packte ich und fuhr erst noch die etwa 450 Höhenmeter nach Torrey hoch, wo es erstaunlicherweise einen Subway hatte. Es war relativ warm heute zum hochfahren. Nach einem Zuckerschub (Cola) nahm ich die extrem lange Steigung in Angriff. Bei der Kreuzung von Teasdale stand ein Pickup. Der alte Mann bot mir eine Mitfahrgelegenheit an. Ich überlegte kurz und nahm an. Früher hätte ich abgelehnt und wäre gefahren. Mein Ehrgeiz hat mit den Jahren jedoch auch etwas abgenommen. Und beweisen muss ich ja auch nichts. Er war pensioniert und suchte Holz zum Schnitzen. Er lud mich beim ersten Aussichtspunkt aus, der nach der schlimmsten Steigung war. Der Wald hier oben war super mit viel gelb und teils rot. Man hat hier eine riesige Fernsicht. Man sieht von oben die vielen Hügel gar nicht richtig über die ich mich gequält hatte. Es war kühl und windig. Bis zum höchsten Punkt ging es schliesslich doch noch ziemlich rauf. Die Abfahrt wollte dann auch nicht enden. Boulder ist ein ziemliches Nest, das als das abgelegenste Dorf der USA gilt. Sie brachten hier die Post bis in die 30er Jahre mit Maultieren. In einem kleinen Tankstellenshop kaufte ich noch ne Dose Tomaten. Die folgende Landschaft war dann wirklich einmalig. Erst ging es nochmal kurz hinauf. Danach folgte die Strasse einem Grat, der immer schmaler wurde und schliesslich nur noch Strassenbreite hatte. Auf beiden Seiten ging’s ziemlich runter. Die Landschaft bestand aus viel versteinerten Dünen (Sandstein) und Canyons, die sich im Laufe der Jahre in diesen Sandstein hineingefressen haben. Danach fiel die Strasse steil in den Canyon hinab. Ich campte schliesslich im Canyon in der Calf Creek Recreation Area. Nachdem ich das Zelt aufgestellt hatte fuhr ich im Zeltplatz herum, der gross war, jedoch nur 13 Stellplätze hatte. Leute suchten indianische Felszeichnungen, die wir schliesslich auch fanden, jedoch schwer zugänglich waren. Gleich in der Nähe dieser Zeichnungen hatte es ein Auto mit zwei Tourenbikes auf dem Dach, die sehr mitgenommen aussahen. Ein Mann fragte mich, ob ich auch mit Velo unterwegs sei. Wir kamen ins Gespräch. Sie waren Neuseeländer und seit vier Jahren unterwegs. Da kam mir doch gleich das Paar in den Sinn, das ich Ende November/Anfangs Dezember am East Cape in Neuseeland traf. Von denen bekam ich die Liste mit den Wassertanks im australischen Outback. Es stellte sich heraus, dass sie es waren. Welch ein Zufall!! Sie waren hier mit Freunden aus Los Alamos (Physiker), die auch Biker waren. Ich wurde gleich zum Nachtessen eingeladen. Sie waren nach Neuseeland erst kurz in den USA und fuhren dann von Alaska nach Mexiko. Sie werden anschliessend den Bus zu ihrem Endpunkt in Mexiko nehmen und weiter nach Chile radeln (~2 Jahre). Vielleicht werden sie anschliessend nach Afrika übersetzen! Ihre Namen sind Lynn und Gerard. Es wurde natürlich fleissig über unsere Erlebnisse diskutiert. Im Dunkeln fand ich schliesslich den Rückweg zum Zelt fast nicht mehr, weil ein Wohnmobil vor der Brücke parkte.

Menü: Reis mit Gemüse, Fruchtsalat

88.50km, 5h10‘, 17.1km/h, 985.5km

Donnerstag , 15. Oktober 1998 Kodachrome Basin SP

Morgens war es sehr kalt, da es hier im Canyon fast keine Sonne gibt. Ausserdem habe ich ziemlich schlecht geschlafen, da immer wieder Viecher an mein "Futter" wollten. Es ging dann auch gleich unbarmherzig steil aufwärts. Durch die Sonne und die Steigung konnte ich bald "alles" abziehen. Es ging durch eine atemberaubende Landschaft voller skurriler Sandsteinformationen. Am Kulminationspunkt ging’s dann plötzlich in ein grünes Tal, in dem Escalante liegt. Escalante selber hat nicht viel zu bieten. Im BLM Headquarter vernahm ich, dass der Cottonwood Canyon geschlossen ist, weil es die Strasse weggeschwemmt hat. Da Regen beziehungsweise Sturm angesagt ist, muss ich mich wohl mit dem Umweg über Kanab begnügen, da der Canyon bei nasser Fahrbahn zu lehmig ist. Der Pass nach Escalante war auf meiner Seite sehr flach, jedoch langgezogen. Mir blies ein kräftiger, böiger Wind entgegen. Kurz vor dem Pass traf ich einen deutschen Radler, der in der anderen Richtung nach Phoenix unterwegs ist. Auf dem Pass sprach ich mit einem älteren Paar, die mir schliesslich noch Essen gaben. Die andere Seite des Passes war erst sehr steil. Henrieville und Cannonville sind sehr klein. Dies sind alles Dörfer, die Ende des 19. Jh. (Henrieville 1878) von Mormonenfamilien besiedelt wurden. Ich hatte plötzlich Rückenwind (Nordwind). Zum Kodachrome Basin SP waren es noch 9-10 Meilen. Der Park ist ein Canyonende, der aus vielen erodierten Sandsteinformationen besteht. Der Name kommt von der Farbenvielfalt des Gesteins. Früher trieben sie hier die Herden über Winter zusammen. Der Zeltplatz war schön gelegen. Ich nahm eine Dusche, die es hier wieder einmal gab. Man merkte, dass sich das Wetter ändern wird. Heute war es schön, jedoch kühl.

Menü: Tomatenreis, Brownies

96.60km, 6h5‘, 15.9km/h, 1082.1km

Freitag, 16. Oktober 1998 Bryce Canyon NP

Was ich befürchtet hatte, ist nun eingetroffen: Es schneit! Ich dachte schon, dass es schlecht kommt, dass es aber bis soweit hinunterschneit erstaunt mich schon. Ich stand trotzdem relativ früh auf, zog entsprechende Kleidung an und fuhr los. Über die Schuhe habe ich Plastiksäcke gestülpt. Ich sah durch den Schneefall fast nichts und musste schliesslich die Sonnenbrille anziehen. Nur der Schneefall würde mich momentan nicht sehr stören, wenn da nicht dieser orkanartige, böiger und eisiger Gegenwind wäre. In Cannonville sprach ich an der Tankstelle mit Amerikanern, die mir sagten, dass es drüben in Escalante viel mehr Schnee gab. Einige Autos hatten auch dementsprechend viel Schnee auf der Haube. Nach Cannonville hielt ein Pickup, mit dem ich schliesslich mitfahren konnte. Nach Tropic hätte ich sowieso nicht weiterradeln können, da die Strasse dort vereist war und ein Sturm über die Strasse fetzte. Auch der Aufstieg wäre nur unter Strapazen möglich gewesen. Sie hatten selbst mit dem Auto Mühe hochzukommen. Es gab sogar Autos, die im Strassengraben standen. Sie luden mich bei Rubys Inn ab. Es blies ein orkanartiger Wind bei -7° C! Also setzte ich mich gleich in das Restaurant. Es stand für mich fest, dass ich nicht zelten gehe. Bleiben wollte ich jedoch auf alle Fälle. Im Best Western Motel hatten sie schliesslich ein Herbstangebot: 2 Nächte mit Frühstück für 99$. Da die anderen Motels wahrscheinlich nicht viel billiger gewesen wären, nahm ich ein Zimmer. Zuerst wollten sie mir dieses nicht geben, da es ein "Fall in Love" Special für Paare war! Das Zimmer war gut eingerichtet. Nachmittags wurde das Wetter etwas besser. Also zog ich mich wieder an und ging zum Visitor Center, Sunrise Point, Sunset Point und Inspiration Point. Der obere Teil der Strasse, ein Zeltplatz und die Lodge (hatten am Morgen einen Brand) wurden geschlossen. Die Stimmungen waren faszinierend. Es brauste ein Sturm über diese unglaubliche Erosionslandschaft währenddem die Sonne scheint und es schneit! Ich schaute mich etwas um und nahm dann die eisige Abfahrt ins Motel in Angriff, wo ich ein heisses Bad nahm. Abends ging ich das Cowboy Buffet essen. Wie immer ass ich zuviel. Nachdem Essen traf ich Krista und JoAnn aus New Jersey, die ich mittags kennenlernte. Wir sassen noch lange mit Jim, einem angetrunkenen Typ von Idaho, in der Lodge. Abends ist hier sonst tote Hose.

Menü: Cowboy Buffet

34.0km

Samstag, 17. Oktober 1998 Bryce Canyon NP

Ich schlief heute etwas länger, da ich ja mal ein Bett hatte. Vom Sturm war nichts mehr zu sehen. Die Sonne zeigt sich wieder. Der Himmel ist strahlend blau. Es hat jedoch noch Schnee und ist kalt. Dies ist ein weiterer Vorteil dieser Gegend. Es kommt zwar öfters mal ein Sturm, es klärt dann jedoch schnell wieder auf. Nach dem Mittag als es wärmer wurde fuhr ich los. Ich radelte zum Sunset Point und lief The Wall hinunter und schliesslich über Queensgarden und Sunrise Point zurück. Es war gut, etwas tiefer in die sogenannten "Hoodoos" (erodierte Sandsteinpfeiler) einzutauchen, die teils enorme Ausmasse oder skurile Formen haben. Vorallem The Wall hat mir sehr gefallen. Das ist ein Canyon zwischen den Hoodoos, der fast Höhlencharakter bekommt. Zudem wachsen dort noch riesige Fichten aus dem Canyon heraus. Ich war erstaunt wie wenig Leute es hier unten hat. Man sah mehr Streifenhörnchen und Vögel. Ich werde langsam etwas müde immer dies roten (oxidiert) Steine zu sehen. Nach einem Sonnenbad am Canyonrand fuhr ich noch zum Bryce Point und Paria Point. Vorallem der Bryce Point ist beeindruckend, da man von dort die totale Übersicht über das Hauptgelände hat. Die restlichen Aussichtspunkte liess ich aus. Motivationsgründen und auf Anraten verschiedener Leute weg. Übrigens, beim Visitorcenter traf ich zwei Tourenradler von San Diego, die in Vancouver gestartet sind. Es ist lustig, wie oft mein neues Velo (Tramp) zu Gesprächstoff wird. Teils ist es der Rahmen, die Farbe, die Lackierung, die Reifen... Ich fuhr schliesslich zurück um noch Kleider zu waschen, was hier in Amerika wirklich "easy" ist. Abends ging ich im Fastfoodrestaurant essen. Die Buffets habe ich langsam satt, da ich dort meist soviel esse, dass mir nachher schlecht ist. Ich bin froh, morgen wieder in wärmere Gefilde zu radeln. Zudem hat es hier sehr viele Touristen (viele Deutsche und Schweizer). Man lernt trotzdem nur sehr schwer Leute kennen. Das Velo nehme ich übrigens über Nach ins Zimmer.

21.94km, 1h06‘, 19.8km/h, 1138.0km
 

Sonntag, 18. Oktober 1998 Kanab

Es war immer noch schön, jedoch schweinekalt am Morgen. Erst füllte ich mich wieder am Frühstücksbuffet ab. Erst ging es über das Plateau und dann durch den schönen Red Canyon zum Highway 89. Die Abfahrt war kalt. Zum Pass ging es etwa 20 Meilen mit gutem Rückenwind hoch. An der Kreuzung am Pass studierte ich noch ins Cedar Breaks NM zu fahren. Da man jedoch wieder bis auf 10000ft (3000m) hoch muss, sah ich aus klimatischen Gründen davon ab. Ich radelte schliesslich durch das schöne, mit allen Baumfarben (Herbst) gespickte Long Valley. Der Wind kam jetzt jedoch meist von vorne. Den Hügel nach Mt. Carmel Junction hatte ich nicht so lang in Erinnerung. In Kanab sah ich ein Hostelschild. Als ich näher fuhr, sah ich das Velo von Matthias. Schliesslich stellte ich auch mein Zelt für 5$ auf. Wir gingen, wie vor zwei Jahren in den Pizza Hut essen. Ich sah, dass ich Luft verlor (hinten). Als ich beim Hostel alles repariert hatte, explodierte das ganze Ding. Also flickte ich erst mal alle meine kaputten Schläuche. Es hat hier sowieso viele Dornen. Anschliessend schaute ich mir noch so nen doofen Film an. Das Hotel war sehr privat eingerichtet, aber nicht sehr sauber.

Menü: Spaghetti Marinara, Salatbuffet

125.07km, 5h42‘, 21.9km/h, 1263.2km
 
 

Montag, 19. Oktober 1998 Wahweap

Das Frühstücksbuffet war sehr reichhaltig. Das Hostel hatte für 5$ viel zu bieten. Es war jedoch nicht sehr sauber. Leider hatte ich Pech mit Dornen und so habe ich nun ein weiteres Loch in meiner Thermarest, das ich nicht finden kann. Eigentlich wollte ich noch einen Schlauch kaufen. Im Supermarkt gibt es jedoch nur solche mit Schräder-Ventil. Ich werde sicher nie mehr mit Presta-Ventilen auf eine Tour gehen. Ich merkte schon bald, dass der heutige Tag stressig werden wird. Jan, ein vielreisender Holländer, war etwas voraus. Wir hatten einen böigen, ätzenden Gegenwind. Ich konnte mit kämpfen nur noch 12-15km/h fahren. Unterwegs überholte mich erstaunlicherweise ein Schweizer-Postauto mit Schweizer-Nummernschild! Mittags traf ich Jan wieder. Nachdem wir den Kulminationspunkt überschritten hatten, ging es besser. Jan hatte jedoch vorallem aufwärts einen guten Zug. Schliesslich überquerten wir die Staatsgrenze nach Arizona. Vor dem Hafen kauften wir noch ein. Wir teilten uns eine Site auf dem Zeltplatz. Bei Sonnenuntergang gingen wir noch zum Motel um den Pool zu geniessen, sowie eine Gratis-Dusche zu nehmen. Vorallem der heisse Whirl-Pool mit den Massagedüsen hat es uns nach dem stressigen Tag angetan. Abends diskutierten wir noch über allerlei. Er wird anschliessend nach Neuseeland weiterfliegen.

Menü: Teigwaren mit Sauce (Tomaten, Rüebli)

116.16km, 6h17‘, 18.4km/h, 1379.5km

Dienstag, 20. Oktober 1998 Cameron

Heute wollte ich eigentlich früh los um möglichst nah dem Grand Canyon zu kommen. Daher wollte ich eigentlich am Vortag schon bis Page oder weiter radeln. Ich war dann aber froh überhaupt bis Wahweap gekommen zu sein. Im Visitorcenter machte ich einen kurzen Halt. Im Dorf ging ich in den Walmart und den Supermarkt einkaufen. Danach musste ich noch kurz in den Burgerking frühstücken. Als ich schliesslich startete war es schon wieder 1120 Uhr! Zum Antelope Pass hoch hatte ich schliesslich 2h. Zum Glück hatte ich heute wenigstens guten Rückenwind. Ich konnte daher sehr schnell fahren. Einzig bei Cedar Ridge wusste der Wind nicht so recht, was er wollte. Ansonsten flog ich nur so dahin, da es von Cedar Ridge sowieso vornehmlich leicht runterging. In The Gap trank ich Cola und ass Chips. In Cameron wollte ich nicht bleiben. Der Ort war mir nicht sehr sympatisch. Daher tankte ich Wasser auf und campte nach der Abzweigung zum Grand Canyon (2-3 Meilen) linkerhand der Strasse hinter einem Hügel. Abends zog ein grosses Gewitter auf, das jedoch zum Glück in der Ferne lag. Das Postauto überholte mich heute schon wieder!

Menü: Reste von Gestern mit Fried Beans

151.30km, 7h05‘, 21.3km/h, 1530.8km

Mittwoch, 21. Oktober 1998 Grand Canyon

Morgens regnete es! War ja zu erwarten. Ich schlief vorerst etwas länger. Danach packte ich im Zelt. Draussen versank ich im roten Matsch. Das Zelt und die Schuhe waren übel dreckig. Erst ging es sachte bergan. Nach einigen Kilometern zog ich Plastiksäcke über die Schuhen, um etwas wärmer und trockener zu haben. Schliesslich stieg die Strasse über längere Zeit steil zum Conconino Plateau an. Es war neblig und feuchtkalt mit gelegentlichen Schauern. Einmal auf dem Plateau stieg die Strasse etwas flacher nochmal 1000ft hoch zum Desert View Point 7438ft/2267m. ich hatte sehr kalt, da ich durchnässt war. Ich zog mich um und trank etwas Cola. Die sicht war hier gleich Null. Die Strasse (East Rim Drive) war im Park schmal. Sie fiel noch um etwa 1000ft, hatte jedoch einige Gegensteigungen. Teilweise sah man keine 20m weit, so dicht war der Nebel. Ich fühlte mich auch nicht mehr sehr sicher, da man mich trotz gelbem Helmüberzug, roter Rucksackhülle und Flashlight kaum mehr sah. Im Village schaute ich mir erst den Wetterbericht an, der nicht viel gutes verheisste. Ich quartierte mich erst mal auf dem Mather Campground auf den Hiker/Biker Sites (4$ pro Nacht) ein. Es hatte nur ein englisches Paar, jedoch keine Radler. Abends beim Sonnenuntergang fuhr ich nochmal zum Mather Point. Und siehe da, es tat auf und man sah über den gewaltigen Canyon. Die Nebel-Licht Spiele sind hier faszinierend, da ständig wechselnd. Schliesslich ass ich in der Yavapaia Lodge Nachtessen. Abends htte es plötzlich wieder Sternenhimmel! Dies war ein äusserst mühsamer Tag für mich. Ich hasse es im Regen mit voller Montur zu radeln und dann noch mit 40km langen Aufstiegen!

Menü: Cheeseburger, Fries, Cola

102.50km, 6h24‘, 16.0km/h, 1633.3km

Donnerstag, 22. Oktober 1998 Grand Canyon

Es war immer noch neblig, obwohl ich lange schlief. Ich wollte heute einen Ruhetag machen. Nachmittags wollte ich nach Hermits Rest radeln um die verschiedenen Aussichtpunkte zu besuchen. Da es jedoch Nebel hatte, machte das keinen Sinn. Also setzte ich mich mit einer Zeitung und einer Pizza bewaffnet ins Restaurant. Als ich schliesslich zum Yavapai Point hochfuhr, machte es endlich auf. Es gab ganz eigenartig Stimmungen, da wir Nebel hatten und der Canyon Sonne. Ich schaute mir noch die Punkte bis Hopi Point an (West Rim Drive). Am Powell Point hatte ich Regen, was einen schönen Regenbogen über den ganzen Canyon ergab.

Heute fragte ich im Visitor Center nach wie lange es dauern würde, zum Canyongrund zu laufen und am gleichen wieder hoch.

25.98km, 1h35‘, 16.2km/h, 1659.3km

Freitag, 23. Oktober 1998 Grand Canyon

Eigentlich wollte ich heute ja weiterradeln. Da das Wetter jedoch besser war, entschloss ich, doch noch zum Cayongrund zu laufen, obwohl imir im viitorcenter davon abgeraten wurde (nach Ranger: Abstieg: 3h, Aufstieg: 10h). Die spinnen doch!! Ich verpasste den Shuttle Bus, der mich 3$ gekostet hätte, gerade um etwa 30s weil ich noch mit einem deutschen Liege-Radlerpärchen diskutierte. Also rief ich ein Taxi für 8$, das mich zum Trailhead des South Kaibab Trails beim Yaki Point brachte. So konnte ich erst nach 900 Uhr starten. Der Weg war gut, abgesehen vom vielen Maultierscheissdreck. Und dies sollte der steilere Weg sein?! In 2.5h war ich unten. Der Weg (11.4km) führte über lange Strecken über Grate, so dass man gute Aussicht hatte. Es war jedoch so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Man ist sich nicht bewusst in einem Canyon zu sein, sonder in einem Tal. Der Canyonrand kommt einem vor wie eine Bergkette, wo es hinten wieder runter geht. Stattdessen fängt dort das Plateau an. Unten ass ich Lunch und sprach etwas mit vier anderen Wandern. Erst ging es noch 0.5h entlang dem Fluss bis der Bright Angel Trail (17km) anstieg. Dieser Trail führt durch eine Schlucht (Verwerfung) hoch, die grüner ist als der Abstieg. Dafür hat man weniger gute Sichten. Unterwegs traf ich Hamilton wiede. Er ist Brasilianer und radelt von Alaska nach Ushuaia mit finanzieller Unterstützung des Staates! In Indian Gardens (1h) machte ich eine längere Pause und dieskutierte etwas mit zwei Australierinnen, die zuviel Gepäck hinunternahmen. Meine Hilfe wollten sie unterweg jedoch nicht annehmen, obwolh sie schon ziemlich am Ende waren. Ich wurde schliesslich am Schluss doch noch etwas müde, konnte den Trail jedoch zügig fertig laufen (Indian Gardens – Rim 2h, Total 6h). Im Schatten war es bereits wieder empfindlich kühl. Oben lernte ich zwei Schweizerinnen (Corinna/Gisela) kennen. Gisela wäre auch gerne zum Colorado runtergelaufen. Wegen den Warnungen der Ranger traute sich der ganzen Sache jedoch nicht ganz. Die Warnungen muss ich sagen sind sicherlich zu Recht. Es gab unterwegs etliche Wanderer, die überfordert waren. Für einen Radler mit guter Kondition sollte es mit einem Tagesrucksack kein Problem darstellen. Auch ein Wasserproblem gab es zu dieser Jahreszeit nicht. Ich trug zuviel Wasser mit mir. In Indian Gardens kann Wasser aufgefüllt werden.

Ich ging schliesslich duschen und wusch gleich noch Kleider. Im Waschsalon traf ich Gisela und Corinna wieder. Wir unterhielten uns noch bis 2100 Uhr. Im Waschsalon ist es sowieso viel wärmer. Sie sind zu zweit mit einem grossen Wohnmobil in Kanada und den USA unterwegs. Zurück beim Zelt ass ich nur noch etwas kaltes. Ich war ziemlich müde und aus dem warmen Schlafsack wollte ich nicht mehr, da es empfindlich kalt war.

Menü: Müesli, Tortillas/Käse

7.5km

Samstag, 24. Oktober 1998

Heute stand ich wieder mal mit Kopfweh, respektive Nackenschmerzen auf. Das kann ja heiter werden, wenn ich bis Flagstaff will. Ich stand auf und unterhielt mich noch mit Hamilton und dem deutschen Paar. Der Schotte ist mittlerweile auch eingetroffen. Nachdem ich noch im Supermarkt war, ging’s los. Am Mather Point wagte ich nochmal einen letzten wehmütigen Blick in den Canyon. In Tusayan quatschte mich eine ältere Frau voll, die in der Schweiz geboren ist. Nach Tusayan überholten mich Corinna und Gisela. Sie hielten an und offerierten mir mitzufahren. Da ich in "hoffnungsloser" Verfassung war sagte ich zu. Das Wohnmobil ist extrem ausgestattet (4 Betten, Dusche, Mikrowelle, Küche, etc. ). Eigentlich wollte ich nur bis Valle. Angesichts der Tatsache, dass die Strasse nach Flagstaff bis 8000, 9000 oder sogar 10‘000ft hochgehen soll, blieb ich sitzen. In Ash Fork stieg ich schliesslich aus und landete fernab von meiner geplanten Route. Corinna versuchte noch etwas mit meinem vollbepackten Rad herumzuradeln, was so ziemlich hoffnungslos war. Sie werden heute noch zum Lake Mead fahren. Ich nahm die 89 Richtung Süden. Wieder einmal wie in letzter Zeit üblich hatte ich heftigen Gegenwind. In Paulden unterhielt ich mich mit einem Mann, der vor hat, nächsts Jahr die USA zu durchqueren. Ich macht ihm anscheinend Mut dazu. Eigentlich wollte ich in die National Forests hoch. Es wurde jedoch wieder mal zu früh dunkel. Also quartierte ich mich in der Watson Lake Recreation Area etwa 4 Meilen südlich von Prescott ein. Es hatte sogar Duschen und einen kleinen Shop in der Nähe. Beim Eindunkeln kam erstaunlicherweise noch ein anderer Radler an. Dies ist nun wirklich kein typische Bikeroute. Als ich mich mit ihm unterhielt, kochten mir die Teigwaren an. Die zweiten verschüttete ich beim Wasser ableeren. Also gab es heute mehr Sauce als Teigwaren. Abends versuchten wir noch meine Therma Rest Matratze zu flicken. Der Leim war jedoch nichts mehr wert.

Menü: Tomatensauce an Teigwaren und zerteilten Tortillas

97.3km, 5h24‘, 18.0km/h, 1764.1km
 

Sonntag, 25. Oktober 1998 Prescott

Morgens wüttete bereits ein Gewitter. Zwischen zwei Güssen packte ich schnell zusammen. Ein riesiger Regenbogen begrüsste mich auch schon. Auf dem Weg in die Stadt hatte ich wieder Plattfuss. Es war wiederum der Liner, der mir den Schlauch durchrieb. Dafür hatte ich keine Probleme mit Dornen. In der Stadt wollte ich eigentlich einen Bikeshop suchen, um Schläuche zu kaufen. Sonntags war das jedoch ziemlich hoffnungslos hier in Prescott. Das Problem war, dass ich Schläuche mit Presta-Ventilen habe. Die Schraeder-Ventile, die man hier überall (z.B. Walmart) bekommt, kriege ich nicht durch mein Felgenloch. Für die nächste Tour werde ich sicherlich die Löcher ausbohren. In der Stadt überraschte micht erst mal ein nächster Regenguss. Ich war schon klitschnass. Erst hielt ich mich ne Weile im Supermarkt auf. Danach setzte ich mich in den Jach in the Box (FastFood), der für einen Fastfoodshop sehr freundliches Personal hatte. Schliesslich unterhielt ich mich länger mit einem pensionierten Physiklehrer. Das Gespräch war überaus interessant, da er kritischer als andere Amerikaner zu seinem Land eingestellt war. Beim Verlassen der Stadt schaute ich mich noch etwas in der riesigen Mall um. Heute hatte ich für einmal guten Wind (Westwind). Bis Dewey war enorm viel Verkehr auf der vierspurigen Strasse (mit Shoulder). Danach querte ich zur Interstate, die mich mit einer 6 Meilen und 6 prozentigen Abfahrt nach Camp Verde überraschte. Es wurde schon wieder dunkel und auch heute schaffe ich es nicht in den National Forest hoch. Also campe ich beim Flussbett des Verde Rivers.

Menü: Reis gewürzt, mit Käse

81.68km, 4h20‘, 19.5km/h, 1848.9km

Montag, 26. Oktober 1998

Morgens regnete es in Strömen. Da ich jedoch weiterkommen wollte, packte ich trotzdem. Das Zelt war klitschnass und schweinedreckig. Der Weg war auch matschig. Beim Herausfahren kam mir ein Ast in die Kette und schliessich in den Wechsel. Ein lautes Knack liess nicht viel gutes erwarten. Ich entfernte den Ast und wollte weiter. Es knackte nochmal. Der Wechsel war so ziemlich arg verbogen. Heute kam nun wirklich alles Pech zusammen. Den Schaltkäfig konnte ich im Matsch zusammenlesen. Ich stiess das Velo zur Strasse und zur nahgelegenen Forest Ranger Station. Sie hatten gerade Montagssitzung. Ich glaube, es war der Chef, der mich mit einem Pickup ins Dorf zurückfuhr, wo es erstaunlicherweise einen Bikeshop gibt. Dieser öffnet jedoch erst um 1000Uhr. Also setzte ich mich ins nächste Restaurant, trank Kaffee, ass drei grosse Pancakes und las Zeitung während es draussen weitergoss. Ich überlegte schon, welches Motel ich wohl beziehen werde. Der Bikeshop (Roundtrip) hatte keine solchen Wechsel am Lager. Es werde frühestens Mittwoch. Ich telefonierte schliesslich ins Nachbardorf (Cottonwood) in den nächsten Bikeshop (Mingus Mtn), die XT-Wechsel hatten. Also entschloss ich Autostopp zu machen. Der Ladenbesitzer bot mir jedoch eine Fahrgelegenheit mit seinem Pickup an. Gefahren ist ein alter Mann, der das Auto nicht sehr gut im Griff hatte. In Cottonwood kriegte ich dann einen tollen Service. Sogar die Kette wurde mir gewaschen! Das Problem war eben auch noch, dass die Aufhängung am Rahmen auch verbogen war. Der Mechaniker hatte Spezialwerkzeug zum Richten des Wechselauges. Das Gepäck konnte ich in Camp Verde lassen. Im BurgerKing (endlich wieder) holte ich mir die ersten Whoppers. Es war schon wieder spät. Also packte ich und fuhr los. Bie der Rangerstation holte ich mir noch Zeltplatz und Wasserinfos. Mich erwartete eine Riesensteigung. Ich kam jedoch recht gut vorwärts. Als ich etwa 70% geschafft hatte, hielt ein Auto mit Anhänger und bot mir eine Mitfahrgelegenheit an, die ich etwas zögernd annahm. Mir wurde noch nie so häufig angeboten mitzufahren wie in diesen Ferien. So konnte ich heute doch noch den Frust etwas vergessen. So kam ich heute doch noch etwas vorwärts. Die Fauna änderte sich hier noch mehr und plötzlich hatte man dichten Fichtenwald. Ich stieg in Pine aus, um noch irgendwo im Wald zelten zu gehen. iCh kaufte noch etwas im Tankstellenladen und fuhr nur noch zum Dorf raus. Möglichkeiten zum Zelten gab es genügend. So fand ich schnell einen schönen Platz. Hier oben (~5200ft) war es bereits wieder kalt wenn die Sonne weg war. A propos Wetter: Mittags machte es plötzlich auf und wurde schön. Am Mingus Mtn lag jedoch Schnee!

Menü: Reis mit einer Dose Gemüse

49.70km, 3h6‘, 16km/h, 1898.6km

Dienstag, 27. Oktober 1998 Lake Roosevelt

Ich startete relativ früh, um weiterzukommen. Bis Payson ging’s mehrheitlich hinab, hatte jedoch dennoch einige fiese kurze Gegensteigungen. Payson hat alles was wein Radlerherz begehrt: Safeway, Basha’s, IGA; McDonald’s, BurgerKing, DairyQueen, Jack in the Box, TacoBell; und natürlich zwei Bikeshops etc). ich hielt mich länger im Ort auf. Ich wusste erst nicht, ob ich über Show Low oder Roosevelt fahren soll. Aus klimatischen Gründen (Temperatur) fuhr ich Richtung Roosevelt weiter. Ich schickte von hier übrigens noch einen Brief und Postkarten ab. Vor Rye gab es eine Riesenabfahrt, wo man über 2000ft verlor. Bis zum Abzweig, wo es eine tolle Taststätte gab hatte ich Gegenwind. Je länger ich Richtung Roosevelt fuhr, desto besser wurde der Rückenwind. Hier sah ich die ersten, riesigen Saguaro Kakteen. Das Tal hier (Mazatzal) gefiel mir sehr. Es war ein breites Wüstental umgeben von hohen Bergen. Mittendrin lag der blaue Stausee. Dies ist wieder typisch USA, respektive Arizona. Morgens fährt man durch dichten Fichtenwald, nachmittags durch Kakteen! Das Visitorcenter machte leider schon um 430pm zu und so kam ich einige Minuten zu spät. Ich holte mir die Infos im nahgelegenen Shop. Dort traf ich eine Rangerin, die die USA beläuft! Ich fuhr schliesslich bei Sonnenuntergang noch etwa 3 Meilen zum Windy Hill Campground, der sogar Duschen hatte! Abends erwischte ich schliessich noch Cathy per Telefon. Wir sprachen länger miteinander. Ich werde am 31. dort sein.

Menü: Teigwaren, Rindshackfleisch, Speck, Pilze, Zwiebeln, Knoblauch, Tortillas, mmmmh!

118.4km, 5h57‘, 19.9km/h, 2017.0km

Mittwoch, 28. Oktober 1998 Winkelman

Morgens fuhr ich bereits kurz nach 800 Uhr los. Erstaunlicherweise kam ichnoch in einen "Ort" (Roosevelt). Kurz danach fing die happige Steigung an. Ich war froh so früh gestartet zu sein. Es war bereits jetzt sehr warm. Auf dem Pass sah ich dann wieso ich so ins Schwitzen kam. Es hatte hier ein Schild von meiner Richtung: Next 6 Miles 9% Grade, was soviel meint wie: nächste 9.6km 9% Steigung. Es zog sich schliesslich noch bis ich in Gobe war. Im Ort drin stieg die Strasse auch wieder. Globe ist eine Minenstadt, die auch schon bessere Zeiten erlebt hat. Dies sieht man gut an den verzierten, jedoch heruntergekommenen Häusern der Innenstadt an. Erst stieg ich im BurgerKing ab, wo ich zwei 99c Whopper reinzog. Mittlerweile war es zu spät, um heute nach Safford zu kommen. Der Wind stand auch schlecht wie immer. Also beschloss ich wieder einmal, meine Route zu ändern. Nun will ich über Winkelman und die Backroad nach Benson und schliesslich über Tombstone und Sonoita nach Tucson. Also hatte ich etwas Zeit in Globe rumzuhängen. Erst ging ich zur Touristinfo, wo ich die Official State Map kriegte und von Japanern fotografiert wurde. Danach fuhr ich durch’s Zentrum in die Bibliothek um Zeitung zu lesen. Der Wetterbericht war in den verschiedenen Zeitungen jedoch ziemlich wiedersprüchlich. Schliesslich ging ich in einen Cyber-Shop eine Stunde surfen und mein e-mail kontrollieren. Nun merkte ich, dass es plötzlich wieder spüt wird, um noch über den Hügel nach Winkelman zu kommen. Von Raphaela Wiegers wusste ich, dass es eine lange Abfahrt hat und man am Gila River auf BLM-Land zelten kann. Zum Glück war ich heute gut in Schwung. Ich konnte im Schnellzugtempo den Pass "hochhechten". Die Abfahrt war dann wirklich lang. Es folgte ein Gefällsschlild dem anderen. Winkelman ist immerhin lediglich auf 2000ft und Globe auf 3500ft. In einem Tankstellenshop holte ich mir Infos zum Zelten und über die Backroad. Der "wilde" Platz zum Zelten war dann wirklich schön. Schade nur, dass es nicht mehr Wasser im Fluss hat. Fische hatte es zur Genüge. Die Gegend hier ist voll von Saguaro Kakteen. Der Fluss liegt in einem felsigen steilen Tal.

Menü: Broccolireis mit Käse

101.39km, 5h41, 17.7.km, 2118.5km

Donnerstag, 29. Oktober 1998 Cascabel

Ich startete auch wieder früh um 800 Uhr. Eigentlich wollte ich ja noch früher starten. In Winkelman, einer kleinen Minenstadt, war ich schnell. Ich begann wieder Infos über die Backroad zu sammeln. Ich kriegte Infos von alles geteert bis zu sandig und steinig. Wem soll man nun glauben? Je mehr Leute man jedoch fragte, desto mehr kristallisiert sich die Wahrheit heraus. Es wurde mir geraten, über San Manuel zu fahren. In Mammoth war ich noch relativ schnell. Nach San Menuel Junction ging es dann aber defitg hoch. Ich glaube, ew wäre sowieso schneller, gleich die Riverroad vor Mammoth zu nehmen. Dafür gab es in San Manuel einen Subway, in den ich mich setzen konnte. Ich genehmigte mir also ein Sandwich und eine Riesenkugel Eis (Dryers Rockyroad). Ich hoffe, dass das Eis kein schlechtes Omen bedeutet. Fein war es alleweil. San Manuel ist eine Minenstadt und daher überhaupt nichts sehenswertes. Heute war es erstaunlich heiss (>30 Grad Celsius). Der Wind war wieder einmal gegen mich. Ein paar Kilometer hinter San Manuel hört die riesige, geteerte Strasse auf und wird Schotter. Bis Reddington war die Strasse in gutem Zustand. Es hatte jedoch viele Bachrinnendurchgänge (Washes). Ab Reddington wurde der Schotter tiefer, steiniger und holpriger. Teils musste ich die kurzen Steigungen im ersten Gang hochwürgen. Bei tiefem Sand oder Kies musste ich meine Schuhe ausklinken. Teils war es ziemlich knifflig, richtig auszusteuern. Ich kam langsam aber stetig vorwärts. Das Tal stieg langsam und war eigentlich ganz schön. Schade, dass ich mich so sehr auf’s Fahren konzentrieren muss. Das einzig blöde ist, dass das meiste Land privat und somit alles eingezäunt. Beim Eindunkeln kam ich bei einer Art Ranch (Rivers Edge) nördlich von Cascabel vorbei, wo es möglich gewesen wäre zu zelten. Ich fand jedoch niemanden ausser den bellenden Hunden. Also fragte ich einen Autofahrer. Dieser verwies mich ans nächste Haus. Der pensionierte Mann war freundlich und liess mich zelten. Er zeigte mir, wo es Wasser gibt. Schliesslich hatte ich sogar Licht beim Zelt zu. Beim Nachtessen gesellte sich zudem noch sein gutmütiger Hund zu mir. Die Nächte hier sind angenehm, sehr klar (Sterne) und es zwitschern hier jenste Insekten umher.

Menü: Quesadillas

116.54km, 7h22‘, 15.8km/h, 2235.5km
 
 

Freitag, 30. Oktober 1998 Fairbank

Ich stand früh auf. Der Hund leistete mir wiederum Gesellschaft. Der Mann wollte mich eigentlich noch zum Frühstück einladen. Dieses hatte ich jedoch schon eingenommen. Zudem musste ich heute soweit wie möglich kommen um morgen nach Tucson hinein zu fahren. Erst artete die Strasse in eine mühsame Wellblechpiste aus. Ich kam kaum vorwärts. Es wurde zum Glück wieder etwas besser. Es war dann doch mehr asphaltiert als angenommen und in der Karte gezeichnet. Der Asphalt begann etwa 8 Meilen südlich von Pommerene. Die Strasse schlängelte sich schliesslich noch in unglaublichen Kehren durch das Dorf bis I-70 erreicht war. Ich war extrem hungrig, da ich doch schon etwa 4 Stunden gefahren bin. Auf dem Schotter hatte ich lediglich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 10km/h. also stürzte ich mich gleich in den Wendys. Hier fingen extrem viele Leute mit mir an zu sprechen. Von einem, der mich auf der Reddington Rd sah bekam ich die Adresse in Phoenix (Tempe). Ich genehmigte mir einen Hamburger und ein Pitabread. Anschiessend musste ich natürlich noch den Saveway besuchen. Der Wind war hier wieder einemal extrem stark und kam natürlich von Südwesten. Trotzdem beschloss ich, das etwas 1000ft höher gelegene Tombstone zu besuchen. Dies ist eine ganz spezielle Touristenstadt. Sie ist erhalten oder hergerichtet, wie sie vor etwas 100 Jahren war, wo die bekannteste Schiesserei des wilden Westens stattgefunden hat (Wyatt Earp und Doc Hollyday gegen ein paar Ganoven). Auch heute zeigen sie noch Schiessereien in den Gassen von Tombstone. Überall laufen Cowboys mit Revolver breitbeinig umher. Ich hatte leider keine Zeit länger hier "herumzutollen". Ich fuhr schliesslich mit Rückenwind zurück und nahm die verkehrsarme 82. In Fairbank war nicht viel los. Es war eine Geisterstadt mit nur noch einigen Häusern und einem Eisenbahnanschluss. Zu den besten Zeiten hatte Fairbank 15000 Einwohner! Es hatte so eine Art Zeltplatz und Backcountry Camping wäre auch möglich, da Fairbank in einer Recreational Area (BLM) liegt. Ich fuhr jedoch noch etwa fünf Meilen weiter leicht aufwärts und öffnete ein Tor zu BLM-Land (öffentliches Land). Der Wind nahm abends wieder zu. Es hatte grosse schwarze Gewitterwolken. In der Ferne blitzte es auch schon gewaltig. Ich hoffte nur, dass Morgen gutes Wetter sein wird, da es doch noch ziemlich weit sein wird. Mein Magen fühlte sich heute abend nicht besonders hungrig. Ich hatte ziemlich viele Resten. Da ich auch sehr müde war, ging ich früh schlafen.

Menü: Tomatenreis

113.10km, 7h55‘, 14.3km/h, 2348.6km

Samstag, 31. Oktober 1998 Tucson

Ich startete heute bereits um 710 Uhr! Das Wetter war zum Glück gut. Nur der Wind hatte wieder einmal durch die Wetterveränderung die falsche Richtung (SW-NW). Nun gut, ich hatte keine Wahl. Ich "musste" heute nach Tucson. Zudem hatte ich Darmkrämpfe von weiss der Kuckuck? Es ging erst sachte aufwärts zur Kreuzung mit Highway 80, wo es erstaunlicherweise einen Ort (Whetstone) hatte, der auf keiner Karte eingetragen ist. Ich musste nun zwischen zwei Gebirgsketten auf ein nächstes Plateau hochradeln, auf dem Sonoita liegt. Die Flora änderte von Busch und Sträuchern in Prärie. Die Gegend gefiel mir wirklich sehr gut. Sonoita ist ziemlich klein. Ich kaufte mir ein Cola in der Hoffnung meine Darmkrämpfe zu besänftigen. Von Sonoita ging es noch etwas auf und ab bis es schliesslich eine lange Abfahrt nach Vail gab. Ich nahm gleich die erste Frontage Rd (südlich von I-10) die nach etwa 1 km hörte. Dafür konnte ich dort endlich zweimal so richtig in "die Büsche springen". So nahm ich schliesslich die andere Frontage Road, die nach zwei Meilen hörte und auf eine Nebenstrasse führte. I-10 war weiter nicht mehr erlaubt zu gebrauchen. Also musste ich zu den Colossal Cave hochradeln, was doch ein ziemlicher Umweg ist. Der Loop war jedoch schön und wartete auch noch mit einer amüsanten "Berg- und Talstrassensektion" auf. Später sah ich dann, dass es von Vail eine Abkürzung gegeben hätte, die vor dem Berg gekreuzt hätte, was ich natürlich nicht wissen konnte. Mittlerweile ging es mir zum Glück etwas besser. Ich kam schliesslich über den Old Spanish Trail nach Tucson. Tucson ist eine typische amerikanische Grossstadt mit schachbrettartiger Strassenordnung, vielen Supermärkten und Fastfoodshops. Da ich heute noch fast nichts gegessen hatte sprang ich kurz in einen Jack in the Box. Zum Glück war ich wieder einigermassen bei Kräften. Ich kam schliesslich gerade beim Eindunkeln an. Candy und David waren auch hier. Wir machten Pizza und bereiteten uns für die Halloween Party vor. Ich wurde einfach als Huckleberry Finn verkleidet. Es hatte viele Leute von der Uni an der Party. Es wurde getrunken, getanzt, diskutiert. Die Kostüme waren teils sehr skuril. Alles in allem war es ein ganz interessanter Abend. Vorallem wieder einmal viele junge Leute zu sehen und Musik zu hören. Ich war jedoch nach diesem langen Tag ziemlich müde und nicht mehr zu allzuviel fähig. Ich schlieft im Wohnzimmer mit einer Thermarest-Matratze.

Menü: Pizza

156.30km, 8h35‘, 18.2km/h, 2505.2km