Gebrauchtwagenkauf: Volvo 300er-Serie

Volvo hat einen guten Ruf in der Herstellung stabiler, sicherer und zuverlässiger Fahrzeuge. Auch die 1976 eingeführte Serie 300 wird diesem Ruf gerecht. Auch wenn das Styling nichts wesentlich Neues gebracht hat, gehörten diese Fahrzeuge immerhin zu den ersten Modellen mit einer Heckklappe, die wie ein konventionelles Stufenheck ausgeformt ist. Auch mechanisch ist das Fahrzeug mit Frontmotor, Heckantrieb und McPherson-Vorderradaufhängung konventionell gebaut. Beinahe die einzige Besonderheit der 300er Serie besteht darin, daß das Getriebe hinten eingebaut ist und die Fahrzeuge mit einer De-Dion-Hinterradaufhängung ausgerüstet sind.
 

Modellgeschichte

1976 Einführung des Heckklappenmodells Volvo 343.Wird nur als Dreitürer angeboten und besitzt einen 1397-cm3- Motor mit untenliegender Nockenwelle und CVT-Automatikgetriebe.

1978 Einführung des Viergang-Schaltgetriebes.

1980 Ein fünftüriges Heckklappenmodell mit der Bezeichnung 345 DL wird auf den Markt gebracht. Einführung der neuen Modelle 343 und 345 GL. Bei allen Modellen werden Motor und Aufhängung geändert.

1981 Die gesamte Baureihe erhält ein leicht geändertes Aussehen mit neuer Motorhaube, geänderten Scheinwerfern und neuem Kühlergrill. Ausrüstung mit größeren Stoßstangen und integriertem Frontspoiler. Einbau eines stärkeren Motors.

1982 Einführung der neuen drei- und fünftürigen Modelle 360 mit 1986-cm3-Volvo-Motor mit Fünfgang-Schaltgetriebe. Das GLT-Modell besitzt Kraftstoffeinspritzung. Die Modelle 343 und 345 werden durch die drei-und fünftürigen Hecktürmodelle 340 ersetzt.

1983 Einführung neuer viertüriger 360-Limousinen. Der GLE ist mit einem 1986-cm3-Vergasermotor ausgerüstet, der GLEi besitzt Kraftstoffeinspritzung.

1985 Einführung eines neuen 1721-cm3- Motors mit Fünfganggetriebe. Drei- und fünftürige GL-Modelle und vier- und fünftürige GLE-Modelle werden auf den Markt gebracht.
 
 

Prüfpunkte beim Volvo 300

*AUTOMATIK-GETRIEBE: Kann oft Probleme bereiten. Die Gummiantriebsriemen verschleißen oder reißen, und die Fliehkraftkupplung verschleißt sehr schnell.

*MOTOR: Auf Öllecks und Klopfgeräusche achten. Verstummt das Geräusch während des Erwärmens des Motors, liegt nur Kolbenkippen vor.

*FRONTBLECH: Im Bereich von Scheinwerfern und Kühlergrill auf Rost untersuchen.

*HECKKLAPPE/ KOFFERRAUMDECKEL: Rosten häufig entlang der Unterkante.

*TÜREN: Innen und außen auf Rost kontrollieren

*TÜRSCHWELLER: Das Fahrzeug auf Unterstellböcke stellen und die Wagenheber-Ansatzpunkte auf Rost untersuchen. Die gesamte Länge der Türschweller prüfen, sie gehören zu den tragenden Teilen.

*VORDERE KOTFLÜGEL: Kotflügel selber sowie Innenblech im Motorraum auf Rost kontrollieren.

*WAGENHEBER-ANSATZPUNKTE: DerWagenheber wird in die rohrförmigen Ansatzpunkte gesteckt, die unter den Türschwellern angeschweißt sind. Eine genaue Kontrolle ist angebracht, da sie ungeschützt sind und so stark rosten können, daß sie unbrauchbar werden.
 
 

Motor

Der von Renault entwickelte kleine Motor mit 1397 cm3 Hubraum und untenliegender Nockenwelle ist schon seit einiger Zeit im Einsatz und besitzt wenig Fehler. Der größere Motor mit 1721 cm3 Hubraum stammt von den Renault-Modellen 9 und 11 und besitzt eine obenliegende Nockenwelle, während der 1986 cm3 Motor mit obenliegender Nockenwelle von Volvo stammt.

Starten Sie den Motor in kaltem Zustand - leichte Klopfgeräusche, die während des Erwärmens des Motors verschwinden, sind wahrscheinlich auf Kolbenkippen zurückzuführen. Dies stellt kein Problem dar, sofern das Geräusch vollständig verschwindet, wenn der Motor warm ist. Bleibt es, ist der Motor stark verschlissen.

Keiner der Motoren der Serie 300 läuft besonders ruhig, und sie besitzen alle eine geräuschvolle Ventilsteuerung. Die Ventileinstellung bei den Modellen mit untenliegender Nockenwelle ist einfach, bei den Modellen mit obenliegender Nockenwelle müssen jedoch Distanzscheiben ausgebaut und gemessen werden. Dies läßt man am besten in einer Werkstatt durchführen.

Kontrollieren Sie den Motor auch auf Öllecks an Ölwanne, Ventildeckel und Kraftstoffpumpe.
 
 

Getriebe

Die Baureihe 300 ist wahlweise mit Schalt- oder Automatikgetriebe ausgerüstet. Das Schaltgetriebe ist stark und besitzt wenig Fehler, führen Sie daher lediglich die gewöhnlichen Verschleißkontrollen durch. Die Gänge lassen sich relativ schlecht wechseln.

Das Automatikgetriebe arbeitet weniger gut. Diese Fahrzeuge sind mit dem variablen Getriebe (CVT) von Daf ausgerüstet, das für seine Probleme bekannt ist und auch die Leistung des Fahrzeugs beeinträchtigt.
 
 

Radaufhängung und Getriebe

Die Serie 300 ist mit einer De-Dion-Hinterradaufhängung ausgerüstet. Das Getriebe ist hinten am Fahrzeug angebracht, wodurch das Gewicht des Fahrzeugs fast gleichmäßig auf Vorder- und Hinterachse verteilt wird und eine gute Straßenlage gewährleistet ist.

Das variable Getriebe der Automatikmodelle treibt die Hinterräder über zwei Gummiriemen an. Es erfordert mehr regelmäßige Wartung als ein konventionelles Automatik- oder Schaltgetriebe.

Die Kraftübertragung vom Getriebe zu den Rädern erfolgt über zwei Gummiriemen. Diese laufen auf Riemenscheiben, die sich auseinanderschieben und zusammendrücken lassen und somit die Übersetzung ändern. Die Riemen sind verschleißanfällig (und reißen im schlimmsten Fall). Ihr Austausch ist teuer. Das gleiche gilt für die eingebaute Fliehkraftkupplung bei Automatikmodellen.
 
 

Radaufhängung + Bremsen

Das Radaufhängungssystem ist vorne mit McPherson-Federbeinen und hinten mit einer De-Dion-Achse mit Blattfedern ausgerüstet und arbeitet recht zuverlässig. Prüfen Sie alle Stoßdämpfer (besonders die vorderen, da die Federbeine häufig undicht werden). Drücken Sie das Fahrzeug an den Ecken ein paarmal kräftig nieder, dann lassen Sie es ausschwingen.

Vergewissern Sie sich während Ihrer Probefahrt, daß das Fahrzeug der Serie 300 eine recht gute Straßenlage hat. Wird das Fahrzeug beim Überfahren von Bodenwellen oder Schlaglöchern stark abgelenkt oder scheint es hinten instabil, sind die Buchsen der Radaufhängung eventuell verschlissen.

Die Bremsen sollten beim Volvo recht gut wirken. Vorne verziehen sich jedoch manchmal die Bremsscheiben, oder sie rosten, was zu Rubbeln der Bremsen führt. Metallbremsleitungen können sehr stark rosten - achten Sie auch darauf.
 
 

Karosserie

Wie alle Volvos ist die Baureihe 300 gut konstruiert, die Fahrzeuge können aber trotzdem rostanfällig sein. Kontrollieren Sie zuerst die vorderen Kotflügel und Radläufe. Öffnen Sie auch die Motorhaube und prüfen Sie die Kotflügel innen, da sie durchrosten können.

Kontrollieren Sie das Fahrzeug vorne, und achten Sie im Bereich von Scheinwerfern und Kühlergrill auf Rost. Danach öffnen Sie die Türen und kontrollieren sie unten innen und außen und im Falz auf Rost. Inspizieren Sie auch die Unterkante von Kofferraumdeckel oder Heckklappe.

Die Türschweller können bei älteren Modellen sehr stark rosten. Sorgfältige Kontrolle ist nötig, da sie zu den tragenden Teilen gehören. Die neueren Modelle wurden im Werk einer verbesserten Rostschutzbehandlung unterzogen. Vergessen Sie auch nicht, die Wagenheber-Ansatzpunkte genau zu untersuchen. Sie sind unter den Türschwellern angeschweißt und können dort so stark rosten, daß sie nicht mehr verwendet werden können.