Schuhschnüren will gelernt sein...
Jeder weiss, wie Schuhe schmerzen können
und so eine Wanderung oder auch schon einen Spaziergang zur Qual werden
lassen. Das muss nicht heissen, dass der Schuh nicht richtig sitzt, oder
man sich für das falsche Modell entschieden hat. Oft nämlich
ist der Schuh nur falsch geschnürt. Dem Übel wäre schnell
abgeholfen, wenn man nur wüsste, wie.
Wissen tut dies zweifellos Lili Jaussi,
seit vier Jahrzehnten Schuhverkäuferin mit Leib und Seele und längst
zur Spezialistin avanciert. "Es ist ganz einfach" sagt sie, und
schon steckt ihr Fuss in einem Trekkingschuh. Sie macht darauf aufmerksam,
dass nebst dem Binden die Position des Schuhs beim Reinschlüpfen von
Bedeutung ist: "Der Schuh darf nicht flach am Boden stehen, sondern
muss in Schräglage auf dem Absatz abgestützt sein." Nur so
komme die Ferse an den richtigen Platz, ohne Zwischenraum ganz hinten im
Schuh. Wenn nicht, seien Blasen vorprogrammiert. Der Freiraum zwischen
Fuss und Schuh von rund fünf Millimetern muss vorne bei den Zehen
sein, um beim Abwärtsgehen nicht anzustossen.
Kalte Füsse - das muss nicht
sein
Sorgfältig schnürt sie den
Schuh über dem Fussrücken. "Hier muss man satt aber nicht
zu straff anziehen." Weil über dem Fussrücken Muskel- und
Nervenstränge verlaufen, darf keine Druckstelle entstehen. "Kalte
Füsse oder Fusskrämpfe beim Wandern resultieren oft auf der zu
straffen Schnürung über dem Rist",
gibt die Spezialistin zu bedenken. Damit sich die Schnürsenkel beim
Gehen weder lösen noch festziehen können, gilt es, diese vor
dem Übergang zum Schaft des Schuhs zu arretieren. Das macht Lilli
Jaussi, indem sie den Schuhbändel hier doppelt unterzieht, das eine
Ende also ein zweites Mal zwischen Schuh und Bändel durchzieht und
strafft.
Der Trick am Fussgelenk
Die Schnürung an den Fesseln
gibt den richtigen Halt, der sich besonders beim Abwärtsgehen auswirkt.
"Beim Aufwärtswandern", erklärt Frau Jaussi, "darf
die Schnürung um die Fesseln relativ locker sein." Viele Wanderer
würden die Schuhe deshalb gar nicht bis ganz oben binden. Für
die komplette Schnürung hat sie jedoch einen weiteren Trick zur Hand:
Um die obersten Ösen wickelt
sie den Schnürsenkel nicht in der logischen Folge von unten nach oben
und von aussen nach innen. "Die Schuhbänder schneiden weniger ein,
wenn sie zuoberst gegen aussen und abwärts um die Ösen führen."
Bevor sie nun die Senkel verknotet, unterzieht sie diese, wie schon über
dem Rist, wiederum zweifach. "Der
Knoten löst sich so weniger leicht" ist ihre logische Erklärung.
Wanderschuh ist nicht Wanderschuh
Natürlich ist das Schnüren der Schuhe nicht einziger Garant für bequemes Wandern. Wichtig ist auch einer der Wanderung, dem Gelände angepasster Schuh. Grundsätzlich gibt es vier Typen: Der "leichte Wanderschuh" eignet sich für Wanderungen durch Ebenen, über leichte Hügel, Flüssen entlang, der "Leichttrekking" ist für voralpines Gebiet und steinige Wanderwege geeignet, der "Trekking", er weist bereits eine gewisse Festigkeit auf, für Bergwanderungen in alpinem Gelände, für steinige Böden und schmale Berpfade. Der Bergschuh schliesslich hat eine verstärkte Sohle, ist dadurch steigeisenfest und eignet sich hervorragend für sicheres Gehen im weglosen Gelände.
[Quelle: Wander-Revue Nr. 2/1996 (Sam Junker)]
Klicke auf die unterstrichenen Wörter
um die Bilder zu sehen!