5.6  Ein neuer "Attila" aus dem ukrainisch-sŸdrussischen
Raum stš§t Ÿber den Kaukasus und Kleinasien bis nach Frankreich vor.
Im Jahr 3161/62 n. Chr. wird Marokko einen
katholischen Kšnig haben. Er wird von den eigenen Leuten verraten und von
Arabern aus Tunis, Bejaia (Algerien) und Fez (Marokko) von der Messe weg
gefangen genommen werden. *** Rund vier Jahrhunderte spŠter wird ein neuer
"Attila" erscheinen. Sein Reich wird in der Ukraine und SŸdrussland
liegen. Er wird nach SŸdosten marschieren, den Kaukasus passieren, durch
Armenien und Anatolien vorsto§en und Istanbul zu seiner neuen Residenz machen.
Von dort aus wird er Meere und Gebirge Ÿberqueren und bis nach Frankreich
vordringen. Er wird dabei sehr gewalttŠtig vorgehen und Christen
verschiedenster Couleur bis in den Tod verfolgen. Zu dieser Zeit wird das
Kšnigreich Fez von Leuten aus Europa erobert oder zurŸckerobert.
"Attila" erobert Šu§erst blutig N”mes, plŸndert die Stadt und macht
sie durch Gštzendienst unrein. Der neue "Attila" wird im September
des Jahres 3553 n. Chr. nach Frankreich vorsto§en. Dort wird ein franzšsischer
Kšnig in Erscheinung treten, der Franz I. (1515-1547) Šhnelt und vor und nach
einem Krieg mit GlŸck regieren wird.
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6/54 *** 5/54 - 2/29 - 6/80 - 5/32 - 6/98 - 10/72
     
| 6/54   (3161/62 n.
  Chr.) [1] Au poinct du iour1)
  au second chant du coq2), [2] Ceulx de Tunes3),
  de Fez4), & de Bugie5): [3] Par les Arabes
  captif le Roy Maroq, [4] LÕan mil six cens
  & sept6), de Liturgie7). [1] Bei Anbruch des Tages1),
  beim zweiten Schrei des Hahns2) [werden] [2] die von Tunis3), von Fez4) und von Bejaia5) [zuschlagen]. [3] Von den Arabern [wird] der
  marokkanische Kšnig gefangen genommen, [4] [im] Jahr 16076), von [der]
  Liturgie7) [weg]. 1) Oder auch: "im Osten, im Orient", vgl. CLƒBERT, S. 738. 2) Bei diesem "zweiten Schrei des Hahns" hat Nostradamus wohl
  an das Neue Testament, Markus 14,30f. und 66-72 gedacht: "Jesus
  antwortete [Petrus]: Amen, ich sage dir: Noch heute Nacht, ehe der Hahn
  zweimal krŠht, wirst du mich dreimal verleugnen" und "Als Petrus
  unten im Hof war, kam eine von den MŠgden des Hohenpriesters. Sie sah, wie
  Petrus sich wŠrmte, blickte ihn an und sagte: Auch du warst mit diesem Jesus
  aus Nazaret zusammen. Doch er leugnete es und sagte: Ich wei§ nicht und
  verstehe nicht, wovon du redest. Dann ging er in den Vorhof hinaus. Als die
  Magd ihn dort bemerkte, sagte sie zu denen, die dabeistanden, noch einmal:
  Der gehšrt zu ihnen. Er aber leugnete es wieder ab. Wenig spŠter sagten die
  Leute, die dort standen, von neuem zu Petrus: Du gehšrst wirklich zu ihnen;
  du bist doch auch ein GalilŠer. Da fing er an zu fluchen und schwor: Ich
  kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet. Gleich darauf krŠhte der Hahn zum
  zweiten Mal, und Petrus erinnerte sich, dass Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn
  zweimal krŠht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er begann zu
  weinen." 3) Tunis wird in 1/73/2, 6/53/4, 6/54/2, 8/50/4, 9/42/4 und 10/56/4
  erwŠhnt. Die Stadt gelangte 1534 unter osmanische Herrschaft, wurde aber 1535
  von Kaiser Karl V. erobert und blieb bis 1574 spanisches Protektorat.      Alternativ
  zur tunesischen Hauptstadt gŠbe es noch ein Tunes, das heute Teil der
  sŸdportugiesischen Stadt Silves (Region Algarve) ist. 4) Fez (Fs) liegt im Norden Marokkos. In seiner Geschichte war Fez
  mehrmals Hauptstadt des Landes. Als "Kšnigreich Fez" wurde der
  Norden Marokkos bezeichnet. Die Stadt taucht in 6/54/2, 6/80/1 und vielleicht
  auch 9/73/1 (5.14) auf. 5) Oder: "Kerze". "Bugie" meint hier aber wohl das
  heutige Bejaia (franz. "Bougie") an der algerischen MittelmeerkŸste
  rund 200 km šstlich von Algier. Die Stadt war ein bedeutender Exporteur von
  Bienenwachs. Noch heute lautet deshalb im Franzšsischen ein Wort fŸr Kerze
  "bougie". Bejaia war von 1510 bis 1555 spanischer Besitz, ehe die
  Osmanen die Stadt eroberten. 6) Nur wenige Strophen enthalten konkrete Jahreszahlen. Dazu gehšren
  1/49 (Jahr "1700"), 3/77 (Jahr "1727"), 6/2 (die Jahre
  "580" und "703"), 6/54 (Jahr "1607"), 8/71
  (ebenfalls Jahr "1607"), 10/72 (Jahr "1999") und 10/91
  (Jahr "1609"). Fassen wir diese Angaben als Jahre n. Chr. auf, wŠre
  damit der Nachweis erbracht, dass die Prophezeiungen des Nostradamus falsch
  sind. Denn in den Jahren 1607, 1609, 1700, 1727 und 1999 n. Chr. geschah
  nichts, was zu den Voraussagen unseres Sehers passen wŸrde. Die Jahre 580 und
  703 n. Chr. lŠgen zudem bereits aus der Sicht des Nostradamus in ferner
  Vergangenheit. NatŸrlich lie§en sich die beiden letztgenannten ergŠnzen, zu
  1580 und 1703. Doch auch diese "Lšsungen" wŸrde die Weissagungen
  falsifizieren - die entsprechenden Voraussagen passen nicht zum historischen
  Geschehen der Jahre 1580 und 1703 n. Chr. Da gemЧ Vorwort an CŠsar Nostradamus
  die Prophezeiungen bis ins Jahr "3797" reichen, erhielten
  "580" und "703" allerdings noch je zwei weitere Chancen:
  2580 und 2703 bzw. 3580 und 3703 n. Chr. Aber eben nur, falls unser Seher
  sich in seinen prophetischen
  Texten auf die Ÿbliche christliche Zeitrechnung bezieht. Doch tut er das?            Die beiden
  Vorworte sind eindeutig mit 1. MŠrz 1555 und 27. Juni 1558 n. Chr.
  datiert. In der zweiten Vorrede, die Kšnig Heinrich II. gewidmet ist, liefert
  Nostradamus zwei sich widersprechende †bersichten Ÿber die biblische
  Geschichte seit Erschaffung der Welt. Dabei gibt er in der zweiten - zwar
  falsch, aber wortwšrtlich - den Zeitraum an, der seit der Schšpfung bis zur
  Geburt Christi vergangen ist: rund 4173 Jahre, 8 Monate (richtig: 4092
  Jahre). D. h. auch hier steht der Beginn der christlichen €ra an bedeutender
  Stelle. Allerdings handelt es sich bei den beiden Vorwšrtern grundsŠtzlich
  nicht um prophetische Texte, auch wenn sie (besonders das an Heinrich II.
  gerichtete) durchaus solche Passagen enthalten. Sie sind v. a. dazu gedacht,
  zusŠtzliche Informationen Ÿber die EntstehungsgrŸnde und Beschaffenheit der
  Prophezeiungen zu liefern. Und zwar fŸr zwei Adressaten, die Zeitgenossen
  unserers Sehers waren (CŠsar Nostradamus und Kšnig Heinrich II.). Und in
  diesem Zusammenhang macht nur eine Datierung im Anno-Domini-Stil Sinn. Ob die
  christliche €ra aber auch in den Zenturien verwendet wurde, lŠsst sich
  aufgrund der beiden Prosatexte nicht sagen. Somit ist die Annahme einer
  anderen Zeitrechnung grundsŠtzlich mšglich. Verzichten wir im Fall der beiden
  Jahreszahlen "580" und "703" auf eine (unsichere)
  ErgŠnzung der Jahrtausende, wŠre die Existenz einer anderen verwendeten €ra
  sogar zwingend.            Doch wie
  sŠhe eine solche aus? 6/54/4 lie§e sich alternativ auch folgenderma§en
  Ÿbersetzen: "[im] Jahr 1607 der Liturgie". Doch gibt es keine
  "liturgische Zeitrechnung". Und die Entwicklungsgeschichte der
  (katholischen) Liturgie bis 1555/57 liefert m. E. auch kein Datum, das sich
  als Beginn einer eigenen prophetischen Zeitrechnung aufdrŠngen wŸrde. Nach
  meinem DafŸrhalten handelt es sich bei der Formulierung von 6/54/4 vielmehr
  um eine bewusst gelegte falsche Spur. GRUBER, S. 284f., hŠlt die Stelle
  jedoch im Gegenteil fŸr eine von unserem Seher eingefŸgte BestŠtigung, dass
  er in seinen Zenturienstrophen eben doch die Ÿbliche christliche Zeitrechnung
  verwendet habe. Eine etwas unbefriedigende ErklŠrung, da die christliche €ra
  mit der Geburt Christi beginnt und nicht mit dem letzten Abendmahl, als das
  Messopfer (der Kern der Messe) eingesetzt wurde. CLƒBERT, S. 738f., sieht
  ebenfalls die christliche Zeitrechnung gemeint und vermengt diese mit dem
  liturgischen Kalender, der allerdings blo§ die Liturgie innerhalb des
  Kirchenjahres organisiert.           Wichtig erscheint
  mir eine Stelle im ersten, CŠsar Nostradamus gewidmeten Vorwort zu sein.
  Nostradamus schreibt zu seinen Zenturienstrophen: "& sont perpetuelles vaticinations,
  pour dÕyci ˆ lÕan 3797 " (Und [es] sind andauernde Weissagungen fŸr
  [die Zeit] von jetzt an bis zum Jahr 3797). Doch ob "3797" als Jahr
  n. Chr. aufzufassen ist, steht nirgends. Zudem schreiben alle Ausgaben von
  1557 und 1568 statt "an" (Jahr) interessanterweise
  "annee", was neben "Jahr" v. a. auch die blo§e Zeitspanne
  eines Jahres (zwšlf Monate) meinen kann. Sollte diese frŸhe Korrektur
  (vielleicht von Nostradamus selber vorgenommen?) mehr als lediglich eine
  stilistische Variante sein, lie§e sie sich so verstehen, dass unser Seher
  damit hat ausdrŸcken wollen, dass es sich um 3797 Jahresspannen zu je zwšlf Monaten
  handelt und nicht um das Jahr 3797 n. Chr. Und zwar um 3797 Jahresspannen,
  die zu einem konkreten Zeitpunkt ("dÕyci" = von jetzt an) ihren Anfang
  nehmen. Mit "jetzt" dŸrfte Nostradamus dabei am ehesten den 1. MŠrz
  1555 gemeint haben ("ce j. de Mars 1555") - das Datum des Vorworts. Ein Tag, der
  sich fŸr den Anfangspunkt einer eigenen €ra ("Anno Nostradami")
  besonders eignet und deshalb wohl kaum rein zufŠllig gewŠhlt wurde: Es
  handelt sich beim 1. MŠrz nŠmlich passenderweise um den altršmischen
  Jahresanfang, der teilweise auch noch zur Zeit unserers Sehers verwendet
  wurde (in Venedig bis 1797). 7) Das griech. "leitourgia" bedeutet "Dienst oder
  Leistung fŸr das Volk, den Staat, die …ffentlichkeit". Im Neuen
  Testament auch "Gottesdienst". Im Abendland bezeichnet die Liturgie
  die Gesamtheit der gottesdienstlichen Formen, soweit sie von der Kirche
  festgelegt sind (ohne die freie Predigt). | Der wohl katholische Kšnig von Marokko wird im Jahr 3161/62 n. Chr.
  von der Messe weg gefangen genommen werden. Und zwar von Arabern aus Tunis,
  Bejaia (Algerien) und Fez (Marokko). Dabei wird Verrat im Spiel sein, wozu
  auch die Beteiligung von Leuten aus Fez passt. Strophe 6/54 gehšrt nicht direkt zum "Attila"-Thema. Aus
  zwei GrŸnden habe ich sie ihm dennoch vorlŠufig zugeordnet.            Erstens
  taucht in Zusammenhang mit "Attila" (10/72/1) die ominšse
  Jahreszahl "1999" auf. Und 6/54/4 bietet die Mšglichkeit,
  grundsŠtzliche †berlegungen zur Chronologie bzw. den in den Prophezeiungen
  verwendeten Jahreszahlen anzustellen. Umso mehr, als diese Zeile so
  formuliert wurde, dass der Leser auf zwei Ideen kommen kann - eine meines
  Erachtens richtige und eine falsche. Wie in Anmerkung 6 ausgefŸhrt, kšnnte
  die Zeile 6/54/4 als "[im] Jahr 1607 der Liturgie" verstanden
  werden. Hier verbirgt Nostradamus meines Erachtens einen richtigen Hinweis
  und gleichzeitig eine falsche Spur. Der richtige Hinweis besteht darin, dass
  sich der Leser mit Blick auf das "der Liturgie" die Frage stellen
  sollte, welche €ra unser Seher in seinen prophetischen Texten verwendet. Da
  Nostradamus sich hierzu nicht explizit Šu§ert, gehen nŠmlich wohl die meisten
  Bearbeiter stillschweigend davon aus, dass es sich dabei einfach um die
  gŠngige christliche handelt (vgl. GRUBER, S. 285). Doch wieso eigentlich? Ist
  einem Autor wie Nostradamus, der sich auf Schritt und Tritt alle MŸhe gibt,
  seine prophetischen Texte schwer verstŠndlich zu formulieren, nicht ebenso
  gut zuzutrauen, dass er auch bei der Zeitrechnung eine kleine †berraschung eingebaut
  hat? Ich meine ja. Doch Nostradamus wŠre nicht Nostradamus, wŸrde er bei
  diesem Denkansto§ den Leser nicht gleich wieder aufs Glatteis fŸhren wollen.
  Fragt der aufmerksam gemachte Leser sich nŠmlich nach einer mšglichen
  alternativen €ra, scheint sich ihm hier gleich eine solche anzubieten: die
  "Jahre der Liturgie". Doch wo sollte diese einsetzen? Die
  Entwicklungsgeschichte der Liturgie bis 1555/57 bietet meines Erachtens keine
  Ÿberzeugende Lšsung fŸr diese Frage.            Der zweite
  Grund dafŸr, dass 6/54 hier vorlŠufig in Zusammenhang mit "Attila"
  gebracht wurde, ist in 6/80 zu finden. Dort lesen wir in der ersten Zeile
  wahrscheinlich, dass Fez oder das alte Kšnigreich Fez an jene aus Europa
  gehen wird. Mšglicherweise als Teil einer christlich-europŠischen Reconquista
  auf marokkanischem Boden. In 6/54 erfŸhren wir nun etwas zur Vorgeschichte,
  d. h. zur christlichen (!) Herrschaft in Marokko.  In 6/54/3 lesen wir, dass "die Araber" den Kšnig von Marokko
  gefangen nehmen werden. Marokko wurde bereits um 700 n. Chr. von Arabern
  erobert und islamisiert. Bei diesen "Arabern" kšnnte es sich also
  durchaus auch selber um Marokkaner handeln. Geschehen wird dies laut Zeile
  vier im Jahr "1607", was nach meinem DafŸrhalten unserem 3161/62 n.
  Chr. entspricht.  Ergriffen wird der Kšnig anscheinend "von der Liturgie weg",
  d. h. wŠhrend einer Messe oder kurz danach. Das ist wahrscheinlich so zu
  verstehen, dass der Kšnig an dieser Messe teilnimmt. Somit hŠtten wir einen
  katholischen Kšnig eines heute (2015 n. Chr.) noch islamischen Landes vor
  uns. NŠheres Ÿber diese bemerkenswerte Konstellation - etwa wann, wie oder ob
  Marokko in Zukunft einmal christlich sein wird - erfahren wir nicht. In der ersten HŠlfte der Strophe ist von einer Aktion von KrŠften bzw.
  Leuten aus Tunis, Fez und Bejaia die Rede. Einer Aktion, die von Verrat
  begleitet werden wird, vgl. Anmerkung 2. Hierbei geht es wohl um die
  Gefangennahme des marokkanischen Kšnigs, vgl. Zeile 3. Doch wann und wo wird der Kšnig Marokkos verraten und gefangen? Laut
  Zeile eins bei Tagesanbruch. Allerdings kšnnte dies blo§ symbolisch zu
  verstehen sein und zum Motiv des Verrates vor dem zweiten Hahnenschrei
  gehšren. †ber den Tatort erfahren wir nichts. Als naheliegende Mšglichkeit
  bietet sich aber Fez an, das zu den KšnigsstŠdten Marokkos gehšrt. Bis zur
  Zeit des Nostradamus gab es deren zwei: Fez (Hauptstadt 807-926, 1248-1465)
  und Marrakesch (Hauptstadt 1070-1269, 1554-1659). SpŠter kamen noch Mekns
  (1672-1727) und Rabat (seit 1912) hinzu. Die VerrŠter dŸrften wohl aus Fez stammen, wŠhrenddem die Šu§eren
  Feinde aus Tunis und Bejaia kommen mŸssten. In der marokkanischen Geschichte gibt es eine Episode, die Strophe
  6/54 (erschienen 1557) mit inspiriert haben kšnnte - der Dynastiewechsel von
  1549 (vgl. auch CLƒBERT, S. 738f.): Von 1465 bis 1549 beherrschte die
  Dynastie der Wattasiden Marokko, ehe sie von Muhammad-asch-Schaich (Dynastie
  der Saadier) mit dem Sturz des Wattasiden-Regenten Bu Hassun abgelšst wurde.
  Die Saadier eroberten dabei Fez, und Bu Hassun floh. In Algier fand er
  schlie§lich UnterstŸtzung bei den Osmanen, die es ihm ermšglichten, Fez 1554
  kurzzeitig zurŸckzuerobern. Allerdings fiel Hassun noch im selben Jahr im
  Kampf gegen Muhammad-asch-Schaich, der die Herrschaft der Saadier endgŸltig
  etablieren konnte. 1557 wurde Muhammad asch-Schaich jedoch von osmanischen
  Agenten ermordet und sein Sohn fŸhrte die Saadier-Herrschaft weiter. Allerdings wurde bei diesem Geschehen kein marokkanischer Kšnig
  gefangen genommen, schon gar kein christlicher! Zudem gelangten Bejaia (1555)
  und Tunis (1574) erst nach den beiden Eroberungen der Stadt Fez definitiv in
  die HŠnde der Osmanen, die Bu Hassun bei der RŸckeroberung der Stadt
  unterstŸtzt hatten, womit diese StŠdte als Ausgangspunkte fŸr einen Angriff
  auf Fez aussscheiden. | 
          ***
| 5/54 [1] Du pont Euxine1),
  & la grand Tartarie2), [2] Vn roy sera qui
  viendra voir la Gaule [3] Transpercera Alane3)
  & lÕArmenie4), [4] Et dans Bisance
  lairra6) sanglante Gaule5). [1] Beim Schwarzen Meer1) und [in] der Gro§en Tartarei2) [2] wird
  es einen Kšnig geben, der kommen wird, um Gallien zu sehen. [3] [Er] wird [das] Alanenland3) und Armenien4) durchsto§en, [4] und in Byzanz [seine] blutige Zuchtrute5) lassen6). 1) Lat. "Pontus Euxinus" (Schwarzes Meer).  2) Als "Gro§e Tartarei" bezeichnete man in den vergangenen
  Jahrhunderten Nordasien šstlich des Urals, Zentralasien sowie das Gebiet
  nordwestlich des Kaspischen Meeres bis zur Wolga (teilweise sogar bis zum
  Schwarzen Meer). Tataren (fŠlschlicherweise: "Tartaren") nannte man
  alle Mongolen und Zentralasiaten. Heute werden nur noch die Turkvšlker an der
  Wolga oder auf der Krim so bezeichnet. Anzumerken gilt es weiter, dass die
  Hunnen, die im fŸnften Jahrhundert Ost- und Westrom bedrŠngten, spŠter z. T.
  ebenfalls "Tartaren" (!) genannt wurden. Dies wohl auch, um ihr
  teuflisches Wesen zum Ausdruck zu bringen (vgl. lat. "Tartarus" =
  Unterwelt, Hšlle). 3) In der Antike war das skythische Reitervolk der Alanen im nšrdlichen
  Kaukasus und SŸdrussland beheimatet.  4) Armenien umfasste in frŸherer Zeit weit grš§ere Gebiete als heute.
  Darunter gro§e Teile der šstlichen TŸrkei.  5) "Gaule" lŠsst sich u. a. mit "Peitsche"
  Ÿbertragen, doch mit Blick auf ISIDOR VON SEVILLA (vgl. unten) ist die
  †bersetzung von GRUBER, S. 204, als "Stock" prŠziser.
  "Gaule" meint u. a. eine Rute bzw. Gerte oder etwa auch einen
  Dreschflegel.           Die Stelle
  ist eine Anspielung auf Attila (441-453) - vgl. auch BRINDÕAMOUR, S. 235 -,
  der "Gei§el Gottes" (flagellum dei) genannt wurde und ebenfalls Vorstš§e
  Richtung Byzanz unternahm. Sein Volk, die Hunnen - bei ISIDOR VON SEVILLA
  "virga furoris Dei" (Zuchtrute des Zornes Gottes) genannt (Historia de
  regibus Gothorum, Vandalorum et Suevorum 29) -, Ÿberschritten gegen Ende
  des vierten Jahrhunderts die Wolga und zerstšrten das Reich der Alanen
  zwischen Wolga und Kaukasus. Um etwa 400 n. Chr. beherrschten die Hunnen den
  sŸdrussisch-ukrainischen Raum. 6) "Lairra" ist eine Nebenform von "laissera", vgl.
  CLƒBERT, S. 630. | Ein neuer "Attila", dessen Reich in der Ukraine und
  SŸdrussland liegt, wird bis nach Frankreich vorsto§en. Er marschiert nach
  SŸdosten, passiert den Kaukasus, durchquert Armenien und Anatolien und nimmt
  Istanbul ein. In den ersten beiden Zeilen taucht ein Kšnig auf, der beim Schwarzen
  Meer und in der Gro§en Tartarei herrschen wird. Damit dŸrfte sein Reich in
  der Ukraine und SŸdrussland zu finden sein. In dem Raum also, in dem die
  Hunnen um etwa 400 n. Chr. zu finden waren. Laut Zeile zwei wird er bis nach
  Frankreich (Gallien) vorsto§en. Das ist erste Parallel zu Attila. Die
  Mongolen, die spŠter fŠlschlicherweise z. T. ebenfalls Ta(r)taren genannt
  wurden, schafften es demgegenŸber nicht nach Frankreich. GemЧ Zeile drei wird der neue "Attila" vom Schwarzmeerraum
  Richtung SŸdosten vorsto§en. Er wird den Kaukasus passieren und durch
  Armenien marschieren. Sein Feldzug fŸhrt ihn nach Westen. Er wird Istanbul einnehmen und
  dort seine blutige Zuchtrute lassen (Zeile vier). Die ErwŠhnung der
  "blutigen Zuchtrute" ist der klare Hinweis, dass Nostradamus hier
  an einen neuen "Attila" gedacht hat, vgl. Anmerkung 5. Der
  historische Attila unternahm ebenfalls Vorstš§e Richtung Byzanz, hat die
  Stadt aber nicht seinem Reich einverleibt. Anders der neue
  "Attila". Er wird Istanbul dauerhaft besetzen und dort wohl auch
  seine Truppen stationieren (seine "Hunnen", seine "blutige
  Zuchtrute" lassen).  | 
| 2/29 [1] LÕOriental1)
  sortira de son siege2), [2] Passer les monts
  Apennins, voir la Gaule: [3] Transpercera du3)
  ciel4), les eaux & neige: [4] Et vn5)
  chascun frapera de sa gaule6). [1] Der aus dem Osten1) wird seinen Sitz2) verlassen, [2] [um]
  die apenninischen Berge zu Ÿberqueren [und] Gallien zu sehen. [3] [Er] wird vom3) Himmel4) aus die Wasser und [den] Schnee durchdringen [4] und
  einen5) jeden mit seiner Zuchtrute6) schlagen. 1) Das mittelfranzšsische "oriental" bedeutet "šstlich,
  den Osten betreffend", nicht ausschlie§lich "morgenlŠndisch,
  orientalisch". 2) Oder u. a. auch: "Thron, Hof, Aufenthaltsort". 3) Die beiden 1555er-Ausgaben schreiben hier "du" (vom). In
  den beiden 1557ern sowie den beiden 1568er-Ausgaben von Grasse und Stockholm
  fehlt jeglicher Partikel. Alle anderen 1568er zeigen "le" (den). 4) Die Stelle lie§e sich auch so verstehen, dass "du ciel" das
  Subjekt des Satzes bildet, also: "[Der] vom Himmel [Gesandte wird]
  ...". Das wŸrde zu "Attila", der vom Himmel (Gott) gesandten
  Strafe passen, vgl. 5/54/4, Anmerkung 5.          
  Geografisch verstanden lie§e sich der "Himmel" auf Coele
  beziehen, ein Gebiet im Nahen Osten zwischen dem Libanon und dem Antilibanon
  mit der Stadt Baalbek (vgl. lat. "caelum, coelum": Himmel). Mšglich
  wŠre weiter, dass Nostradamus an das griech. "olympos" gedacht hat,
  das auch "Himmel" bedeutet. Der Berg Olymp befindet sich im
  nordšstlichen Griechenland. Der neue "Attila" wŸrde in diesem Fall
  Ÿber Griechenland weiter nach Westen vorsto§en. Es gab in der Antike
  allerdings noch weitere Berge, die den Namen des Gšttersitzes trugen, etwa
  den Olympos auf Zypern oder den bithynischen Olymp (Olympos Misios), den
  heutigen Uludag beim nordwesttŸrkischen Bursa. Sogar in der Provence gibt es
  einen Olymp, den Mont Olympe bei Trets (ca. 20 km sŸdšstlich von
  Aix-en-Provence). Die antike Stadt Olympos wŠre das heutige Deliktas (etwa 70
  km sŸdlich von Antalya). 5) In den beiden 1557er-Ausgaben sowie den 1568ern aus Grasse und
  Stockholm fehlt das "vn". 6) Oder u. a. auch "Peitsche". Die Stelle ist eine Anspielung
  auf Attila (441-453) - vgl. auch BRINDÕAMOUR, S. 235 -, der "Gei§el
  Gottes" (flagellum dei) genannt wurde und ebenfalls Vorstš§e nach Byzanz
  unternahm. Sein Volk, die Hunnen - bei ISIDOR VON SEVILLA "virga furoris
  Dei" (Zuchtrute des Zornes Gottes) genannt (Historia de regibus Gothorum, Vandalorum
  et Suevorum 29) -, Ÿberschritten gegen Ende des vierten Jahrhunderts die
  Wolga und zerstšrten das Reich der Alanen zwischen Wolga und Kaukasus. Um
  etwa 400 n. Chr. beherrschten die Hunnen den sŸdrussisch-ukrainischen Raum. | "Attila" wird seine neue Residenzstadt Istanbul verlassen
  und militŠrisch bis nach Frankreich vorsto§en. Auf seinem Weg wird er Meere
  und Gebirge Ÿberqueren und dabei Šu§erst gewalttŠtig vorgehen. In 2/29 ist wieder vom neuen "Attila" aus 5/54 die Rede:
  Zeile 2/29/2 endet exakt wie 5/54/2, und in 2/29/4 ist wie in 5/54/4 wieder
  von einer "Zuchtrute" die Rede.  Nostradamus nennt den neuen "Attila" in 2/29/1 "den aus
  dem Osten" bzw. den "Orientalischen". Er wird seinen Sitz oder
  Thron verlassen, um die italienischen Apenninen zu Ÿberqueren und analog zu
  5/54 Gallien zu sehen (2/29/2). Mit diesem Sitz oder Thron dŸrfte das
  eroberte Istanbul (5/54/4) gemeint sein, das "Attila" mutma§lich zu
  seiner neuen Hauptstadt erhebt. Dies wŸrde ihn in gewisser Weise sogar zu
  einem "Orientalen" machen, vgl. Anmerkung 1. Laut Zeile drei wird er auf seinem Weg nach Frankreich "die
  Wasser und den Schnee" durchdringen. Mit den "Wassern" sind
  dabei wohl die Meere gemeint, die er zu Ÿberqueren haben wird: das Ionische
  Meer (und die Adria), und von Italien nach Frankreich mšglicherweise auch das
  Thyrrhenische Meer. Der "Schnee" wird wohl fŸr die - v. a. im
  Winter - schneebedeckten Gebirge stehen, hier namentlich der Apennin und
  mšglicherweise auch die Westalpen. In der dritten Zeile erfahren wir, dass er "vom Himmel aus"
  den oben skizzierten Weg nehmen wird. In Zusammenhang mit "Attila"
  taucht der "Himmel" auch in 5/32/3 und 10/72/2 auf. Geografisch
  verstanden lie§e sich die Stelle so deuten, dass der neue Hunnenkšnig via
  Olymp in Griechenland weiter nach Westen vorsto§en wird. Oder wohl zutreffender:
  dass er mit Duldung des Himmels (Gottes) als Strafe fŸr die Menschen - oder
  Christen - in Aktion tritt. Zeile vier ist jedenfalls zu entnehmen, dass "Attila" auf
  seinem Weg nach Frankreich einen jeden mit seiner Zuchtrute schlagen wird, d.
  h. dass seine "Hunnen" Šu§erst gewalttŠtig vorgehen werden. | 
| 6/80 [1] De Fez1)
  le regne paruiendra ˆ ceulx dÕEurope, [2] Feu leur citŽ, &
  lame2) trenchera:  [3] Le grand dÕAsie3)
  terre & mer ˆ grand troupe4),  [4] Que bleux, pers5),
  croix, ˆ mort deschassera [1] Das Kšnigreich Fez1) wird zu denen aus Europa kommen. [2] [In]
  ihrer Stadt [ist] Feuer, und [die] Klinge2) wird schneiden. [3] Der
  Gro§e [wird] aus Asien3) Land und Meer mit [einer] gro§en Armee4)
  [Ÿberqueren], [4] die [die] Blauen, [die] BlŠulichen5) [und das] Kreuz bis in den Tod verfolgen wird. 1) Fez (Fs) liegt im Norden Marokkos. In seiner Geschichte war Fez
  mehrmals Hauptstadt des Landes. Als "Kšnigreich Fez" wurde der
  Norden Marokkos bezeichnet. Die Stadt taucht in 6/54/2, 6/80/1 und vielleicht
  auch 9/73/1 (5.14) auf. 2) Die 1557er-Ausgabe aus Budapest/Moskau schreibt fŠlschlicherweise
  "lÕame" (die Seele). 3) Oder auch: "Der Gro§e aus Asien". "Asia"
  bezeichnete in der Antike v. a. Kleinasien, konnte aber auch weitere Gebiete
  meinen. 4) Die 1557er-Ausgabe aus Budapest/Moskau schreibt "trope",
  was sich besser auf "Europe" reimt. 5) Das mittelfranzšsische "pers" bedeutet "blau, blŠulich
  (in den verschiedensten Schattierungen)", vgl. dazu auch 2/2 (5.14). Da die
  Farbe Blau schon zu NostradamusÕ Zeiten u. a. ein Symbol fŸr die Treue (lat.
  "fides") war, kšnnten hier einfach Christen (lat. u. a.
  "fideles") gemeint sein. | Das Kšnigreich Fez wird an Leute aus Europa Ÿbergehen. Eine Stadt -
  wohl Fez - wird militŠrisch erobert. "Attila" wird zu jener Zeit
  Land und Meer mit einer gro§en Armee Ÿberqueren und die Christen
  verschiedenster Couleur bis in den Tod verfolgen. In der dritten Zeile ist von einem "Gro§en" die Rede, der
  aus "Asien" (Kleinasien) kommend "Land und Meer" mit
  einer gro§en Armee Ÿberqueren wird. Damit kšnnte der neue "Attila"
  gemeint sein. Von einer Armee, die das Meer Ÿberqueren wird, ist in
  Zusammenhang mit ihm nŠmlich auch in 5/26/4 und 2/29/3 die Rede. Konkret
  kšnnte Nostradamus hier an den Weg nach Italien Ÿber Griechenland und das
  Ionische Meer bzw. die Adria gedacht haben. GemЧ Zeile vier wird diese gro§e Armee die "Blauen", die
  "BlŠulichen" und das "Kreuz" bis in den Tod verfolgen.
  Das Kreuz ist wohl als Symbol fŸr das Christentum bzw. die Kirche zu
  verstehen. D. h. der hier vermutete neue "Attila" ist wohl wie sein
  historisches Vorbild Heide oder zumindest kein Christ. Doch wer sind die
  "Blauen" und "BlŠulichen"? Wie in Anmerkung 5 ausgefŸhrt,
  kšnnten damit einfach Christen gemeint sein. Die Verwendung von
  "pers" ist dabei mšglicherweise als Falle fŸr den Leser gedacht, um
  ihn auf eine falsche iranische Spur zu locken (franz. "persan" =
  persisch). Die Unterscheidung zwischen "blau" und
  "blŠulich" kšnnte vielleicht dahingehend zu verstehen sein, dass
  zwischen Angehšrigen der Kirche (Katholiken) und anderen Christen
  (Schismatiker, Protestanten usw.) unterschieden wird. Dieser antichristliche Zug des neuen "Attilas" wŸrde zu 6/98
  passen, wo u. a. von der SchŠndung der Tempel (Kirchen) die Rede ist.
  Au§erdem erhielte die Charakterisierung als "Gei§el Gottes" neue
  Berechtigung. Sollte Nostradamus "Attila" als himmlische Strafe fŸr
  die in sich zerstrittene Christenheit verstanden haben? In der ersten Zeile taucht die Stadt Fez oder wohl eher das gleichnamige
  Kšnigreich in Nordmarokko auf. Es wird zu "denen aus Europa"
  kommen. Das kann so verstanden werden, dass das Kšnigreich Fez seine Macht
  nach Europa ausdehnt oder umgekehrt, dass EuropŠer Nordmarokko erobern
  werden.  In Zeile zwei ist von einer Stadt die Rede, die Feuer und Schwert
  unterworfen, also wohl militŠrisch erobert wird. Das kšnnte Fez oder
  "die Stadt" (welche?) der "EuropŠer" aus der ersten Zeile
  sein. Hier stellt sich nun die Frage, in welchem Zusammenhang die VorgŠnge um
  Fez mit dem neuen "Attila" stehen. Sollte Fez ein VerbŸndeter des
  neuen Hunnenkšnigs sein, der erst dann nach Westen vorstš§t, nachdem die
  EuropŠer Marokko angegriffen haben? Oder sto§en im Gegenteil die
  Nordafrikaner gemeinsam mit "Attila" ins Abendland vor? Falls es die
  EuropŠer sind, die den ersten Angriff fŸhren, wŠre es interessant zu wissen,
  weshalb sie in dieses Gebiet vordringen. Mšchten sie vielleicht die Eroberung
  durch die Araber (vgl. 6/54) rŸckgŠngig machen? Dann hŠtten wir eine neue
  Reconquista vor uns - diesmal allerdings auf  nordafrikanischem Boden. | 
| 5/32 [1] O tout bon est tout
  bien Soleil & Lune1), [2] Est abondant sa
  ruine sÕapproche: [3] Du ciel sÕaduance
  vaner4) ta2) fortune3), [4] En mesme estat que
  la septiesme roche5). [1] [Dem Ort,] wo alles gut ist [und] wohlauf, [wo] Sonne wie Mond1) [2] im
  †berfluss [vorhanden] ist, nŠhert sich sein Untergang. [3] Vom Himmel nŠhert [er] sich, um dessen2) Reichtum3) zu
  vertreiben4), [4] [und sie] in den gleichen Zustand wie den siebten Felsbrocken5) [zu
  versetzen]. 1) In der Astrologie wird der Sonne das Gold und dem Mond das Silber
  zugeordnet, was hier wohl gemeint sein dŸrfte. 2) SinngemЧ mŸsste es statt "ta" (deinen) wohl "sa"
  (seinen, dessen) hei§en. 3) Oder u. a. auch: "(glŸckliches) Schicksal, GlŸck". 4) In der Utrechter Ausgabe von 1557 sowie allen 1568ern steht hier
  "vaner". Das mittelfranzšsische "vanner" bedeutet
  "Getreide mit einer Schwinge reinigen", im Ÿbertragenen Sinne auch
  "belŠstigen, vertreiben (= verjagen, verscheuchen), prellen".
  Ebenso passend scheint mir aber die Version der 1557er-Ausgabe aus
  Budapest/Moskau zu sein, wo wir "varier" (verŠndern) finden, der
  auch CLƒBERT, S. 605, folgt. 5) Das mittelfranzšsische "roche" bedeutet "Felsen,
  Felsbrocken; Berg, HŸgel; steiniger Abhang, Klippe, Riff; Hšhle",
  bezeichnet daneben aber auch das Rotauge (Plštze), einen Karpfenfisch. Falls
  Nostradamus hier einen HŸgel oder Berg gemeint hat, kšnnte er an die sieben
  HŸgel Roms gedacht haben: Aventin, Caelius, Kapitol (Capitolium), Esquilin,
  Palatin, Quirinal und Viminal. In alphabetischer Reihenfolge ist der siebte
  und letzte der Viminal, der traditionell unbedeutendste der sieben
  StadthŸgel, auf dem sich nur wenige Monumente befanden (PLATNER/ASHBY).
  CLƒBERT, S. 605, vermutet den Tarpejischen Felsen in Rom gemeint ("saxum
  tarpeium", "rupes tarpeia"), von dem in ršmischer Zeit zum
  Tode Verurteilte hinuntergestŸrzt wurden. Als Symbol fŸr den Tod kŠme diese
  Lšsung wohl auch in Betracht. Doch warum sollte ausgerechnet der Tarpejische
  der siebte HŸgel/Felsen sein?            Hier
  kšnnte wieder ein Wortspiel vorliegen. Vielleicht dieses: "roche"
  lŠsst sich u. a. mit "Felsbrocken" Ÿbertragen, was den lat.
  "saxum" und "lapis" entspricht. "Lapis"
  wiederum bedeutet u. a. auch "Edelstein". Und Edelsteine werden auf
  der Symbolebene etwa astrologischen Planeten oder Zahlen zugeordnet. Bei
  AGRIPPA VON NETTESHEIM 2,10 finden wir bei der Leiter der Zahl Sieben
  folgende Steine: Kristall (1) - Achat (2) - Smaragd (3) - Karfunkel (4) -
  Diamant (5) - Saphir (6) - Onyx (7). Der Stein Onyx (eigentlich: "Nagel,
  Kralle, Huf, Klaue") wŠre dieser Leiter nach dem gro§en UnglŸcksplaneten
  Saturn, der Hšlle und der Zahl Sieben zugeordnet. Zudem scheint der Begriff
  das griech. Wort "nyx" zu beinhalten, das "Nacht, Finsternis,
  Dunkel" und "UnglŸck" bedeutet. | Einem reichen Ort - mit Blick auf 6/98 wohl das sŸdfranzšsische N”mes
  - nŠhert sich der Untergang. "Attila" rŸckt heran, um sich des
  Reichtums dieses Ortes zu bemŠchtigen und dort die Hšlle zu errichten. Nostradamus spricht in den ersten beiden Zeilen von einem Ort, wo alle
  Einwohner wohlauf sind und wo materieller Reichtum in Form von Gold und
  Silber im †berfluss vorhanden ist. Doch diesem Ort - oder dem dortigen
  Reichtum - steht der Untergang bevor. Das ist eine Parallele zu 6/98, wo
  ebenfalls von einer (gro§en) Stadt und dem Raub von Gold und Silber die Rede
  ist. In der dritten Zeile erfahren wir, dass derjenige, der die ReichtŸmer
  des ungenannten Ortes rauben wird, "vom Himmel" kommen wird. Das
  erinnert an 2/29/3 und 10/72/2, wo der neue "Attila", die Gei§el
  Gottes, ebenfalls "vom Himmel" Ÿber die sŸndige Christenheit
  gesandt wird. Zeile vier beschreibt in verklausulierter Form (vgl. Anmerkung 5) die
  ZustŠnde in der Stadt, wenn "Attila" in ihr wŸtet: es ist die
  Hšlle! | 
| 6/98 [1] RuynŽ aux Volsques1)
  de2) peur si fort terribles3), [2] Leur grand citŽ
  taincte, faict pestilent: [3] Piller sol, Lune4)
  & violer leurs temples5): [4] Et les deux fleuues6)
  rougir de sang coulant. [1] Zerstšrt [wird] den Volkern1) mit2) sehr gro§em [und] furchtbarem3)
  Schrecken [2] ihre gro§e Stadt. [Sie wird] beschmutzt [werden durch eine] pestbringende
  Tat. [3] [Es] werden Sonne [und] Mond4) geraubt und ihre Tempel5) geschŠndet. [4] Und die beiden FlŸsse6) werden vom flie§enden Blut rot gefŠrbt werden. 1) Obwohl in allen Ausgaben von 1557 und 1568 wie oben geschrieben,
  dŸrfte mit Blick auf 5/32 hier "Volques" (lat. Volcae) gemeint
  sein. Die Volcae Arecomici (franz. Volques ArŽcomiques) waren ein gallisches
  Volk in SŸdfrankreich mit der Hauptstadt N”mes. Daneben gab es noch die
  Volcae Tectosages in SŸdwestfrankreich mit der Hauptstadt Toulouse (vgl. aber
  Anmerkung 6). N”mes war in ršmischer Zeit u. a. eine wichtige MŸnzprŠgestŠtte
  - hatte also viel Gold und Silber anzubieten. Die Volsker (lat. Volsci, franz.
  Volsques) hingegen waren eine altitalische Všlkerschaft, die im sŸdlichen
  Latium beheimatet war. Sie gehšrten vom sechsten bis vierten Jahrhundert
  v. Chr. zu den gefŠhrlichsten Gegnern Roms. Auf ihrem Gebiet liegt z. B.
  Aquino, aus dem der ršmische Dichter Juvenal und der mittelalterliche
  Kirchenlehrer Thomas von Aquin stammten. In der Antike war Aquino (Aquinum)
  tatsŠchlich einiges grš§er und bedeutender als heute. 2) Oder: "vom". Dann wŠre der "sehr gro§e [und]
  furchtbare Schrecken" ein Akteur. 3) Im Gegensatz zu "peur" steht "terribles"
  unnštigerweise im Plural. 4) In der Astrologie wird der Sonne das Gold und dem Mond das Silber
  zugeordnet, was hier wohl gemeint sein dŸrfte. 5) Im von mir vermuteten N”mes steht die Maison CarrŽe, ein Tempel aus
  der Ršmerzeit, aus der auch ein dortiger Dianatempel stammt. Als Bischofssitz
  besitzt die Stadt ebenfalls etliche katholische Kirchen ("Tempel").
   6) N”mes liegt zwischen dem Gard (im Norden) und der Vistre (im SŸden).
  In Toulouse dagegen gibt es nur einen Fluss, die Garonne. | Das sŸdfranzšsische N”mes wird von "Attila" zerstšrt werden.
  Die ReichtŸmer der Stadt werden geraubt und ihre Tempel bzw. Kirchen
  geschŠndet. Der Angreifer bringt zudem die Pest des Gštzendienstes mit. Die
  Eroberung von N”mes wird so brutal sein, dass sich die beiden FlŸsse Gard und
  Vistre vor vergossenem Blut rot fŠrben werden. In der dritten Zeile schreibt Nostradamus, dass Gold und Silber
  geraubt und Tempel geschŠndet werden. Das verbindet die Strophe mit 5/32/1 u.
  3. Dies wird mit Blick auf die ersten beiden Zeilen wohl in der gro§en
  Stadt der Volker - N”mes - passieren (vgl. auch Anmerkung 6). Eine Stadt, die
  in ihrer Geschichte mehrmals erobert wurde, so etwa 924 von den Ungarn.  Interessant ist, dass unser Seher schreibt, die Stadt werde mit oder
  von "gro§em [und] furchtbarem Schrecken" zerstšrt werden (Zeile
  eins). Dies kšnnte man als Hinweis auf "Attila" verstehen, der
  10/72/2 wohl als "Kšnig des Schreckens" bezeichnet wird. GemЧ zweiter und dritter Zeile wird die Stadt durch eine "pestbringende
  Tat" beschmutzt und ihre Tempel (Kirchen) geschŠndet werden. Bei dieser
  infektušsen Verunreinigung kšnnte Nostradamus an den religišsen Bereich
  gedacht haben (vgl. 5.70: 4/94 und 8/21), was zur SchŠndung der Kirchen
  passen wŸrde. "Attila" ist vielleicht wie sein historisches Pendant
  Heide und lŠsst die Kulte seines Glaubens in N”mes Kirchen zelebrieren.  In der vierten Zeile erfahren wir, dass die Eroberung blutig
  vonstatten gehen wird. Zwei FlŸsse in oder bei der Stadt werden vom vergossenen Blut rot
  gefŠrbt sein. Damit dŸrften der Gard und die Vistre bei N”mes gemeint sein,
  vgl. Anmerkung 6. | 
| 10/72 (September 3553 n. Chr.) [1] LÔan mil neuf cens
  nonante neuf sept mois1),  [2] Du ciel2)
  viendra vn grand Roy dÔeffraieur3)  [3] Resusciter le grand
  Roy dÔAngoulmois4). [4] Auant apres Mars5)
  regner par bon heur7). [1] [Im] Jahr 1999, [im] siebten Monat1) [2] wird vom Himmel2) ein gro§er Kšnig des Schreckens3)
  kommen [3] [und] den gro§en Kšnig des Angoumois4) wiederauferstehen lassen. [4] Vor [und] nach [einem] Krieg5) wird [er]6) mit GlŸck7)
  regieren.  1) Zur Zeitrechnung bzw. der von mir postulierten nostradamischen €ra
  vgl. die AusfŸhrungen zu 6/54/4. Diese €ra setzt meines Erachtens am 1. MŠrz
  1555 n. Chr. mit dem "Jahr 1" ein, was uns fŸr den "siebten
  Monat 1999" den September 3553 n. Chr. (im julianischen Kalender)
  liefert. 2) Die Angabe "vom Himmel [...] kommen" wŸrde zu
  "Attila", der vom Himmel (Gott) gesandten Strafe passen, vgl.
  5/54/4, Anmerkung 5.          
  Geografisch verstanden lie§e sich der "Himmel" auf Coele
  beziehen, ein Gebiet im Nahen Osten zwischen dem Libanon und dem Antilibanon
  mit der Stadt Baalbek (vgl. lat. "caelum, coelum": Himmel). Mšglich
  wŠre weiter, dass Nostradamus an das griech. "olympos" gedacht hat,
  das auch "Himmel" bedeutet. Der Berg Olymp befindet sich im
  nordšstlichen Griechenland. Der neue "Attila" wŸrde in diesem Fall
  Ÿber Griechenland weiter nach Westen vorsto§en. Es gab in der Antike
  allerdings noch weitere Berge, die den Namen des Gšttersitzes trugen, etwa
  der Olympos auf Zypern oder der bithynische Olymp (Olympos Misios), der
  heutige Uludag beim nordwesttŸrkischen Bursa. Sogar in der Provence gibt es
  einen Olymp, den Mont Olympe bei Trets (ca. 20 km sŸdšstlich von
  Aix-en-Provence). Die antike Stadt Olympos wŠre das heutige Deliktas (etwa 70
  km sŸdlich von Antalya). 3) In einigen 1568er-Ausgaben wird das Wort zusammen, d. h. ohne
  Apostroph geschrieben. In einigen fehlt zudem das "u".  4) Das Angoumois ist ein Gebiet im Westen Frankreichs, mit der
  Hauptstadt Angoulme. Nostradamus meint mit diesem "gro§en Kšnig"
  wohl Franz I. (1515-1547), der 1494 in Cognac, in eben diesem Gebiet geboren
  wurde. Franz war zunŠchst Graf des Angoumois, das er im Jahr seiner
  Thronbesteigung 1515 zum Herzogtum erhob. Er war ein glŠnzender
  RenaissancefŸrst und im Inneren ein erster VorlŠufer der spŠteren
  absolutistischen Kšnige. Er war der gro§e Rivale des Spaniers Karls V. 1515
  schlug er die Schweizer bei Marignano und versuchte in der Folgezeit, Italien
  unter seine Kontrolle zu bringen, was ihm aber nicht gelang.  5) Lat. "Mars" (u. a. Krieg), vgl. auch CLƒBERT, S. 1140. 6) Wahrscheinlich ist hier der "gro§e Kšnig des Angoumois"
  gemeint. Rein sprachlich kŠme aber auch der "Kšnig des Schreckens"
  in Frage. Die Zeile lie§e sich auch im Sinne von GRUBER, S. 289, verstehen:
  "Davor und danach wird Mars glŸcklich regieren". 7) Oder auch: "mit glŸcklicher Hand, Erfolg".  | Im September des Jahres 3553 n. Chr. wird der neue "Attila"
  nach Frankreich vorsto§en. Das wird dazu fŸhren, dass ein Machthaber in
  Erscheinung tritt, der dem franzšsischen Kšnig Franz I. (1515-1547) Šhnelt.
  Vor und nach einem Krieg wird dieser Kšnig mit GlŸck regieren. In der zweiten Zeile spricht Nostradamus von einem "Kšnig des
  Schreckens", der "vom Himmel" kommen wird. Beides passt zu
  "Attila", der Gei§el Gottes (= des Himmels, vgl. 2/29/3 und
  5/32/3). Laut Zeile eins wird "Attila" im siebten Monat des
  "Jahres 1999" erscheinen. Doch wo genau? "Attila" wird
  kaum eines Tages aus heiterem Himmel auftauchen sondern schon einige Jahre
  vorher existieren. Dass Nostradamus hier ausgerechnet das "Jahr
  1999" speziell erwŠhnt, kšnnte mit dem Aussehen dieser Jahreszahl
  zusammenhŠngen. Ist in ihr doch die satanische Zahl 666 enthalten, wenn auch
  auf dem Kopf stehend. Dass im siebten Monat jenes Jahres etwas historisch
  Einschneidendes geschieht, ist durchaus mšglich. Mšglicherweise ging es
  unserem Seher aber ebenso sehr um den Symbolgehalt der Zahl Sieben, vgl.
  5/32/4. Der teuflische "Attila" bringt - wie der siebte Planet
  Saturn - gro§es UnglŸck oder sogar die Hšlle. Doch wohin? GemЧ 2/29 stš§t
  "Attila" nach Frankreich vor, nach meinem DafŸrhalten nach N”mes
  (vgl. 5/32 und 6/98). Dies wird laut Zeile drei allerdings dazu fŸhren, dass ein
  franzšsischer Herrscher, den Nostradamus mit Franz I. (1515-47)
  vergleicht, "wiederauferstehen" wird. Das kšnnte etwa bedeuten,
  dass die Invasion "Attilas" aus einem zunŠchst zaghaften Kšnig
  einen entschlossenen Staatslenker machen wird.  Der historische Attila wurde von Flavius A‘tius (ca. 390-454,
  ršmischer Feldherr und mehrfacher Konsul) im Jahr 451 auf den Katalaunischen
  Feldern bei Ch‰lons-en-Champagne besiegt. Bei Nostradamus taucht ein franzšsischer*
  "Adler" auf, fŸr den der ršmische Hunnenbezwinger Vorbild gewesen
  sein kšnnte. Und zwar in 1/23 (5.31), 1/31 (5.159), 1/38 (5.31), 2/44
  (5.130), 2/85* (5.34), 3/37 und 5/81 (beide 5.31), 3/52 (5.34), 4/70 (5.130),
  5/42 (5.182), 6/46 (5.190), 6/78 (5.31), 8/8 (5.31), 8/9 (5.16), 8/46
  (5.159), 10/27 (5.225) und 5.200.  Ob der neue "Attila" analog vom neuen "A‘tius"
  besiegt werden wird, ist im Augenblick noch unklar. Jedenfalls wird der neue
  "Franz I." vor und nach einem Krieg (mutma§lich jenem gegen den
  "Kšnig des Schreckens") mit GlŸck oder Erfolg regieren.  | 
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