5.15  Franzose beherrscht Toskana
 

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Zusammenfassung


5/3: Der Herzog von Florenz (der Herrscher der Toskana) ist gestorben, wohl ohne erbberechtigte Nachkommen zu hinterlassen. Somit fällt der Thron an eine andere Linie des Fürstenhauses. In den ersten drei Zeilen erfahren wir, dass es sich bei dieser um eine französische (gallische) Linie handeln wird. Sie stammt also aus einem Land, das weit jenseits des Tyrrhenischen Meeres liegt. Der möglicherweise listige "Frosch des Meeres" (vgl. Anmerkung 5) dürfte mit Blick auf die vierte Zeile insgeheim mit der Thronfolge in Florenz einverstanden sein, dies aber nicht öffentlich kundtun (vgl. Anmerkung 4). Näheres zu diesem "Frosch des Meeres" erfahren wir hier allerdings nicht.

5/39: Die ersten drei Zeilen beziehen sich auf den französischen Thronfolger in Florenz. Wir erfahren, dass er aus der französischen Königsfamilie stammt. Unter seiner Herrschaft wird es Florenz (der Toskana) gut gehen, die französische Lilie wird also die Florentiner Lilie erblühen lassen (vgl. Anmerkung 4).

5/95: In der ersten Zeile taucht der "Frosch des Meeres" wieder auf. In der zweiten Zeile erfahren wir, dass er aus dem "großen Reich" kommen wird, um die Umbrer (Mittelitaliener) zu provozieren. Unklar ist, welcher Staat mit diesem "großen Reich" gemeint ist. Das Attribut "groß" könnte allerdings wieder einmal als "französisch" verstanden werden. Zudem soll, einer mittelalterlichen Legende zufolge, der erste Frankenkönig, Chlodwig, drei Kröten als Wappentiere geführt haben. Soll der "Frosch" vielleicht darauf verweisen? Die letzten beiden Zeilen könnten sich auf die provozierten Umbrer beziehen, deren Flotte in der Ägäis zurückgehalten wird, was verhindert, dass sie ins Tyrrhenische Meer fahren kann. Der "Frosch des Meeres" könnte die umbrischen Interessen also im oder beim Tyrrhenischen Meer tangieren.

Quellen

 
5/3
 
Le successeur1) de la Duché2) viendra, Der Thronfolger1) des Herzogtums2) wird
Beaucoup plus outre que la mer de Tosquane3): [von] sehr viel weiter jenseits des Tyrrhenischen Meeres3) [her kommen].
Gauloise branche la Florence tiendra, [Die] gallische Linie wird Florenz halten.
Dans son giron4) d’accord nautique Rane5). In seinem Schoß4) [wird] der Frosch des Meeres5) einverstanden [sein].
1) Vgl. lat. "successor" (u. a. Thronfolger, Erbe). 
2) Damit ist das 1531 geschaffene Herzogtum Florenz (ab 1569 Großherzogtum Toskana) gemeint.
3) Wörtlich: "das Meer der Toskana". Da man die Toskana mit dem antiken Etrurien gleichtsetzen kann, lat. "Tyrrhenia", ergibt sich daraus das Tyrrhenische Meer zwischen der Apenninenhalbinsel, Korsika, Sardinien und Sizilien. 
4) "Sein Schoß" kann den Schoß der Stadt Florenz meinen oder den Schoß des Frosches des Meeres. Im ersten Fall befände sich der "Frosch" in Florenz, im zweiten Fall wäre die Stelle wohl so zu verstehen, dass der "Frosch" innerlich einverstanden ist, dies aber nicht offen zeigt. "Giron" bedeutet zudem u. a. "Rock, (Damen)kleid". Dann wäre hier möglicherweise eine Frau gemeint, was zum "Frosch" passen würde, da dieser im Französischen weiblich ist (vgl. auch Anmerkung 5).
5) Lat. "rana" (Frosch) und "nautica" (u. a. Meeres..., zum Meer gehörig). Mit dem "Frosch des Meeres" scheint der Seeteufel (auch: Anglerfisch) gemeint zu sein, ein etwas seltsam aussehender Speisefisch, der u. a. im Mittelmeer vorkommt. Sein lateinischer Name lautet "rana marina". Plinius d. Ä. schreibt in seiner Naturalis Historia (9, 67, 143) über den Seeteufel: nec minor sollertia ranae, quae in mari piscatrix vocatur. eminentia sub oculis cornicula turbato limo exerit, adsultantibus pisciculis praetrahens, donec tam prope accedant, ut adsiliat. (Und von nicht geringerer Geschicklichkeit ist der Frosch des Meeres, der auch Fischer genannt wird. Er streckt aus dem aufgewirbelten Schlamm seine unter den Augen hervorstehenden Hörnchen heraus und lockt damit die heranstürmenden Fischlein an, bis dass sie so nahe herankommen sind, dass er sie anspringen kann.) Falls Nostradamus bei seinem Meeresfrosch an die Beschreibung des Plinius gedacht hat, hätten wir hier wahrscheinlich einen geschickten oder (hinter)listigen Akteur vor uns. Laut Plinius wird der Frosch des Meeres auch "Fischer" genannt. Hat unser Seher vielleicht dieses etwas ungewöhnliche Symboltier gewählt, weil es für einen Papst (Menschenfischer) stehen soll? Im Lateinischen wie Französischen ist das grammatikalische Geschlecht des Frosches weiblich, weshalb Plinius wortwörtlich "Fischerin" und nicht "Fischer" geschrieben hat. Sollte Nostradamus deswegen mit dem Frosch des Meeres eine Frau gemeint haben, schiede ein Papst allerdings aus.

5/39
 
Du vray rameau de fleur de lys1) issu, Vom wahren Zweig der Lilienblume1) [wird er] entsprungen [sein].
Mis & logé heritier d’Hetrurie: Eingesetzt und installiert [werden wird er als] Erbe von Etrurien.
Son sang antique2) de long main tissu3), Sein antikes2) Blut, [das] seit langer Zeit gewoben3) [wurde],
Fera Florence florir en l’armoirie4). wird Florenz im Wappen4) erblühen lassen.
1) Die Lilie ist das Emblem des französischen Königshauses, der Bourbonen.
2) Oder auch: "alt". Damit spielt Nostradamus wohl auf die mittelalterliche Sage an, nach der die französischen Könige Nachkommen des Trojaners Francus sein sollen.
3) Falls hier "spinnen" gemeint sein sollte, wäre die Stelle wohl als Anspielung auf die Parzen (Moiren), die antiken Schicksalsgöttinnen zu verstehen, die den Schicksalsfaden des Menschen gesponnen haben. Das "Blut" in der gleichen Zeile entspräche in diesem Fall dem Schicksalsfaden. Ein "Faden", der hier allerdings nicht aus Fasern sondern aus der Ahnenreihe der Vorfahren bestünde, die bis in Antike zurückreicht (vgl. Anmerkung 2).
4) Florenz trägt in seinem Wappen ebenfalls eine Lilienblume. Die Florentiner Lilie ist allerdings rot, und es wachsen zwei Blumen aus ihr heraus.

5/95
 
Nautique rame1) inuitera3) les vmbres2), [Der] Frosch des Meeres1) wird die Umbrer2) reizen3).
Du grand Empire lors viendra conciter: Vom großen Reich wird [er] dann kommen, um [sie] zu provozieren.
La4) mer Aegee des lignes lesencombres, Im4) ägäischen Meer [werden] sie von leichten Fregatten zurückgehalten [werden,
Empeschant l’onde Tirrene defflotez.  die] verhindern, [dass sie zu] den tyrrhenischen Wellen wegsegeln.
1) Lies: "rane" (Frosch). "Rame" hieße "Zweig, Ruder".
2) Die antiken Umbrer lebten in Mittelitalien zwischen Appennin und Adria. Die Übersetzung von "umbres" als "Schatten" passt nicht in den Kontext.
3) Nach lat. "invitare" (u. a. reizen, locken).
4) Es sollte hier wohl "dans la" (im) statt bloß "la" (das) heißen.
 

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