5.35 Da die Macht des Papstes durch
einen ungŸnstig verlaufenden Krieg geschwunden ist, kann "Mabus" - ein
junger, bšsartiger Kardinal - neuer Pontifex werden. Er errichtet eine
Schreckensherrschaft und wird deshalb von einem ršmischen Magistraten
ermordet. Durch
einen ungŸnstig verlaufenden Krieg wird die Stellung eines Papstes schwer
erschŸttert. Dies ermšglicht es "Mabus", einem jungen, bšsartigen
Kardinal, an einem Tag gro§er Verwirrung selbst auf den Stuhl Petri zu
gelangen. "Mabus", der in gewissen ZŸgen Bonifatius VIII.
(1294-1303) Šhnelt, wird seinen wahren, tyrannischen Charakter zunŠchst
verbergen und in der …ffentlichkeit den asketisch lebenden Heiligen spielen.
Plštzlich wird er aber sein wahres Gesicht zeigen und die MŠchtigen eines
Gemeinwesens (Roms?) unterdrŸcken.
"Mabus" verbreitet wŠhrend seiner Herrschaft eine lŠhmende
Angst. Wenn diese Angst erloschen ist, wird er eines Tages zu
frŸhmorgendlicher Stunde sterben. In der
Kirche wird "Mabus" ein Schreckensregime errichten, viele Untaten
verantworten und sich auch als BilderstŸrmer betŠtigen. WŠhrend
seines Pontifikates werden diejenigen, die Italien besiegt haben (wohl die
Neopunier), das Land und die Meere mit Blut trŠnken. Papst
"Mabus" wird selber auch Ÿber militŠrische Mittel verfŸgen und
diese einsetzen. Ein Aufruhr im Raum Magnavacca-Ravenna wird
niedergeschlagen. "Mabus" wird weltliche MachttrŠger šffentlich hinrichten
und zur Schau stellen und damit die Massen in Angst und Schrecken versetzen. Wie
Bonifatius VIII. wird wohl auch "Mabus" Italiener sein. Das breite
Kirchenvolk wird sich mit seiner Herrschaft abfinden, nur ein ršmischer Magistrat
wird Widerstand leisten. Von
"Mabus" befreit wird man dadurch, dass dessen Blut flie§t. Und zwar
dann, wenn im ganzen Orient - auch im westlichen Kleinasien - eine gro§e
Verfolgung stattfinden wird. |
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9/3 - 6/13 - 3/60
6/25 [1] Par Mars contraire1)
sera la monarchie, [2] Du grand pescheur2)
en trouble ruyneux: [3] Ieune noir3)
rouge prendra la hierarchie4), [4] Les proditeurs5)
iront7) iour bruyneux6). [1] Durch [einen] ungŸnstig verlaufenden Krieg1) wird die Herrschaft [2] des gro§en Fischers2) in zerstšrerische Unordnung [gebracht
werden]. [3] [Der] junge, boshafte3) Rote wird [die] Hierarchie4) ergreifen. [4] Die VerrŠter5) werden [an einem] verworrenen6) Tag
vorgehen7). 1) Lat. "mars contrarius" (u. a. ungŸnstiger Krieg). Denkbar
wŠre vielleicht auch noch, dass hier von einem rŸcklŠufigen Mars am Himmel
die Rede ist ("contraire" = "gegenteilig, umgekehrt"). 2) Mit Blick auf den Begriff "Hierarchie" in Zeile drei ist
hier wohl der Menschenfischer Petrus bzw. einer seiner Nachfolger, ein Papst
gemeint. Im Bereich der antiken Mythologie sei allerdings noch auf den
griech. Meeresgott Glaukos verwiesen, der ursprŸnglich Fischer war und der
das Schiff Argo baute und lenkte. Das griech. "glaukos" wiederum
bedeutet "blauglŠnzend, funkelnd, leuchtend". Die Farbe Blau
erwŠhnt Nostradamus auch in 6/80/4 (5.6) sowie 9/73/1 und 2/2/1 (beide 5.14). 3) Viele vermuten in "noir" (schwarz) ein Anagramm fŸr
"roi" (Kšnig). GRUBER, S. 167, sieht hier ein Wortspiel mit dem
italienischen Begriff fŸr "schwarz" - "nero". Bei
Nostradamus taucht "Nero" an anderer Stelle auch tatsŠchlich auf,
wšrtlich in 9/17/1 (5.276), 9/53/1 und 9/76/2 (beide 5.17). Allerdings
scheint "Nero" (= "stark und krŠftig") bei Nostradamus
eher ein weltlicher denn ein kirchlicher WŸrdentrŠger zu sein. Unser Seher
hat bei "schwarz" wahrscheinlich an das lat. "niger"
gedacht, das im Ÿbertragenen Sinne auch "boshaft, tŸckisch, bšse"
bedeutet. Somit hŠtten wir einen "jungen, boshaften Roten" vor uns.
Vgl. 6/38/3. 4) "Hierarchie" bedeutet eigentlich "heilige
Herrschaft" und bezeichnet im Speziellen die Machtstruktur innerhalb der
Kirche. Vgl. 6/57/2. 5) Die 1568er-Ausgaben von Dresden, Paris und Gregorio schreiben fŠlschlicherweise
"produiteurs". 6) Das mittelfranzšsische "bruine" bedeutet u. a. "feiner
Regen, Nieselregen; Nebel", aber auch "BedrŠngnis, Verwirrung;
Getšse, LŠrm; Auseinandersetzung". 7) Vgl. lat. "ire" (im Sinne von "an etwas gehen"). |
Durch einen ungŸnstig verlaufenden Krieg wird die Machtstellung eines
Papstes schwer erschŸttert. Dadurch kann "Mabus" - ursprŸnglich ein
noch junger Kardinal - den Platz des Pontifex einnehmen. Dieser bšsartige
junge Kardinal und seine Gefolgsleute werden dabei an einem Tag gro§er
Verwirrung zu Werke gehen. In den beiden ersten Zeilen ist von der "Herrschaft des gro§en
Fischers" die Rede. Damit ist wahrscheinlich die Herrschaft des Papstes
- die Kirche oder die Kurie - gemeint, vgl. dazu Anmerkung 2. Diese
Herrschaft wird in zerstšrerische Unordnung gebracht werden. Und zwar
entweder durch einen aus Sicht der Kirche ungŸnstig verlaufenden Krieg oder
zu einem Zeitpunkt, wenn der Mars - der rote (!) Planet - auf seiner Bahn
rŸcklŠufig sein wird, vgl. Anmerkung 1. In Zeile drei erfahren wir, dass ein junger boshafter
"Roter" die "Hierarchie" ergreifen wird. Der
SchlŸsselbegriff ist hier die "Hierarchie". Ein Wort, das speziell
die Machtstruktur innerhalb der Kirche bezeichnet. Vor diesem Hintergrund ist
der "Rote" verhŠltnismŠ§ig leicht als ein Kardinal zu
identifizieren. KardinŠle trugen bereits zur Zeit des Nostradamus rote Ornate
und rote Kopfbedeckungen. †ber diesen Kardinal, der die Macht in der Kirche an sich bringt,
erfahren wir, dass er jung und boshaft ("noir", vgl. Anmerkung 3)
sein wird. Das verbindet die Strophe mit 6/38/3 (boshafter - "noir"
-, blutrŸnstiger Roter) und inhaltlich mit 8/80/2 (gro§er Roter). Von einem
"wilden Boshaften ("noir")" ist in 4/47/1 die Rede. Eine
Strophe, deren vierte Zeile sich inhaltlich mit 8/41/4 verbinden lŠsst.
Interessant ist bei 8/41, dass dort der Papst als Fuchs (Rotfuchs) bezeichnet
wird. Er und seine AnhŠnger (die "VerrŠter") werden laut Zeile vier
an einem Tag ihre PlŠne verwirklichen, der wohl von Verwirrung geprŠgt sein
wird, vgl. Anmerkung 6. †ber das Schicksal des alten Papstes erfahren wir
hier nichts. |
6/57 [1] Celuy quÕestoit bien auant dans le regne1), [2] Ayant chef2) rouge proche ˆ la hierarchie3): [3] Aspre & cruel, & se fera tant craindre4), [4] Succedera6) ˆ sacrŽe
monarchie5). [1] Der, der weit vorne in der Herrschaft1) war, [2] hat [einen] roten Kopf2) [und steht] der Hierarchie nahe. [3] [Er ist] hart und grausam. Und [er] wird sich sehr gefŸrchtet4)
machen. [4] [Er] wird in [der] heiligen Monarchie5) nachfolgen6). 1) Oder auch: "Kšnigsherrschaft, Regierung, Land" usw. 2) Oder auch: "Chef, Oberhaupt". Dann kšnnte die Zeile etwa
folgenderma§en Ÿbersetzt werden: "hat [ein] rotes Oberhaupt, [das] der
Hierarchie nahesteht." 3) "Hierarchie" bedeutet eigentlich "heilige
Herrschaft" und bezeichnet im Speziellen die Machtstruktur innerhalb der
Kirche. Vgl. 6/25/3. 4) In allen Ausgaben von 1557 und 1568 so. Der Reim auf "regne"
erforderte allerdings "craigne" (CLƒBERT, S. 743) - zu verstehen
als "craignŽ". 5) Die weibliche Adjektivendung ("sacrŽe") fehlt bei der
1557er-Ausgabe von Utrecht sowohl allen 1568ern au§er Dresden, Paris und
Gregorio. Hier mŸsste die Sancta Sedes, der Heilige Stuhl gemeint sein. 6) Oder auch: "Erfolg haben". |
Wie einst Bonifatius VIII. (1294-1303) dŸrfte "Mabus" schon
als Kardinal in Rom vor Ort sein und im MachtgefŸge der Kirche eine
bedeutende Stellung einnehmen. In der zweiten Zeile ist von jemandem mit "rotem Kopf" die
Rede. Nostradamus meint damit wahrscheinlich jemanden, der eine rote
Kopfbedeckung trŠgt. Eine Analogie dazu finden wir in 2/2 und 9/73 (beide
5.14), wo erst von einem blauen und wei§en Kopf und dann von einem wei§en und
blauen Turban die Rede ist. Eine rote Kopfbedeckung verweist recht klar auf den kirchlichen
Bereich. KardinŠle trugen bereits zur Zeit des Nostradamus rote Ornate und
Kopfbedeckungen. In derselben Zeile erfahren wir zudem, dass dieser Rotkopf
der "Hierarchie" nahestehen wird, was uns erneut zur Kirche fŸhrt. Wenn dieser Kardinal der Hierarchie nahestehen wird, dŸrfte es sich
wohl um einen Kurienkardinal handeln. Also jemanden, der in Rom vor Ort ist
und im MachtgefŸge der Kirche bereits eine bedeutende Stellung einnimmt. Eine
Parallele zu Bonifatius VIII., der Kardinalpriester in Rom und Berater von
Papst Coelestin V. war - vgl. die AusfŸhrungen zu 8/41. Dieses der Hierarchie
Nahestehen wŸrde auch zu 6/13/1 passen, wenn wir das dortige
"regne" ebenfalls als "Herrschaft" Ÿbersetzen. Die dritte Zeile beschreibt diesen Kardinal als "hart und
grausam". Die Grausamkeit finden wir auch in 3/60/4 erwŠhnt. Zudem
erfahren wir, dass er sich sehr gefŸrchtet machen wird. Hier ist wohl die
lŠhmende Angst gemeint, auf die wir in 10/12/4, 8/80/4 und 4/47/3 treffen. Laut Zeile vier wird er in der "heiligen Monarchie"
nachfolgen. Das bedeutet wohl, dass er der neue Papst werden wird, vgl.
Anmerkung 5. |
8/41 [1] Esleu sera Renad1)
ne sonnant mot2), [2] Faisant le saint
public3) viuant pain dÕorge4), [3] Tyrannizer apres
tant ˆ vn cop,5) [4] Mettant ˆ6)
pied des plus grans sus7) la gorge. [1] GewŠhlt werden wird [der] Fuchs1) ohne ein Wort zu sagen2). [2] [DafŸr] spielt [er] šffentlich den Heiligen,3) [der
von] Gerstenbrot4) lebt. [3] [Er wird] nachher auf einmal Šu§erst tyrannisch [werden],5) [4] [und] den Grš§ten den6) Fu§ auf7) den Hals setzen. 1) Lies: "Renard" (Fuchs, schlauer Mensch). Die 1568er-Ausgabe
aus Arbau schreibt denn auch "Renard". Sollte tatsŠchlich
"Renad" gemeint sein, wŠre hier von einem Mann namens Renatus bzw.
RenŽ die Rede. CLƒBERT,
S. 886f., verweist auf eine Stelle in den 1545 erschienenen "Annales
dÕAquitaine" des Jean BOUCHET (1476-ca. 1557). Dort lesen wir Ÿber
Papst Bonifatius VIII. (1294-1303): "Intrauit ut Vulpes, regnauit ut Leo, mortuus est
ut Canis" (Folio 79r). Zu Deutsch etwa: "Er betrat (Rom bzw.
den Papstpalast) wie ein Fuchs, herrschte wie ein Lšwe und starb wie ein
Hund". Papst
Bonifatius VIII. (1294-1303), bŸrgerlich Benedetto Caetani, war zunŠchst
Kardinal und Berater Papst Coelestins V. (Juli bis Dezember 1294), den er zum
RŸcktritt gedrŠngt haben soll. Mit den Colonna stand er in Fehde. In der Auseinandersetzung
mit dem franzšsischen Kšnig Philipp dem Schšnen erlie§ Bonifatius 1302 die
Bulle "Unam Sanctam", in der er den Vorrang der kirchlichen vor der
weltlichen Macht festschrieb. Der Papst sollte also machtmŠ§ig Ÿber den
weltlichen Kšnigen stehen (vgl. vierte Zeile von 8/41). Im September 1303 kam
es in Agnani bei Rom zu einem Attentat, bei dem der Papst mehrere Tage in der
Gewalt der Angreifer war. Er starb am 11. Oktober in Rom durch Selbstmord. 2) D. h. der "Fuchs" sagt bei der Wahl kein Wort Ÿber seine
wahren Absichten, vgl. CLƒBERT, S. 887. Das mittelfranzšsische
"mot" bedeutet u. a. aber auch noch "Hornklang", so dass
hier "ohne tšnenden Hornklang" Ÿbersetzt werden kšnnte. In diesem
Fall wŸrde der "Fuchs" vielleicht ohne die Ÿblichen Zeremonien in
sein Amt gewŠhlt werden. 3) Oder: "[Er] macht das Heilige šffentlich/profan".
Allerdings dŸrfte die zweite Zeile eher beschreiben, wie sich der Pontifex in
spe vor und wŠhrend der Wahl verhalten wird, womit die oben gewŠhlte
†bersetzung inhaltlich passender ist. 4) Das Gerstenbrot war das dunkle Brot der Armen, vgl. CLƒBERT, S. 887.
Der "Fuchs" spielt in der …ffentlichkeit also den asketisch
lebenden Heiligen. 5) Oder: "[Er wird] nachher so viele auf einmal
tyrannisieren". "Cop" ist dabei eine reimbedingte Anpassung
von "coup" an das "mot" aus der ersten Zeile. Die
1568er-Ausgaben aus Mejanes und Perugia zeigen "coq" (Hahn), was
sich aber nicht reimt. 6) Lies: "le". In allen 1568er-Ausgaben steht allerdings
"ˆ". 7) Das hier gleichbedeutende "sur" finden wir in den
1568er-Ausgaben von Mejanes, Perugia, Dresden, Paris und Gregorio. |
"Mabus", der ein Pendant zu Papst Bonifatius VIII. zu sein
scheint, wird zum Pontifex gewŠhlt. In der …ffentlichkeit spielt er den
asketischen Heiligen, versteckt dabei aber seinen wahren Charakter. Dann wird
er plštzlich sein tyrannisches Wesen zeigen und die MŠchtigen eines
Gemeinwesens unterdrŸcken. In der ersten Zeile ist von einer Wahl die Rede. Die beiden
wichtigsten MachttrŠger, die zur Zeit des Nostradamus gewŠhlt wurden, waren
der ršmisch-deutsche Kaiser und der Papst. Auf das Papstamt kšnnte die zweite
Zeile hindeuten. Denn dort lesen wir, dass jemand - wahrscheinlich der
GewŠhlte aus der ersten Zeile - in der …ffentlichkeit den "Heiligen"
spielen wird. Eine Charakterisierung, die eher zu einem Kirchenoberhaupt zu
passen scheint. Laut Zeile eins wird ein Mensch, den Nostradamus als "Fuchs"
bezeichnet, gewŠhlt werden. Das mittelfranzšsische "renard"
bezeichnet dabei in der Regel den Rotfuchs ("renard roux"), der ein
rštlich-braunes Fell besitzt. Dies kšnnte als weiterer Hinweis auf die Kirche
verstanden werden. Denn schon zur Zeit des Nostradamus gab es das Konklave,
die Versammlung der KardinŠle, die einen aus ihren Reihen zum Papst wŠhlten.
Und KardinŠle tragen einen roten Ornat. Mit der ErwŠhnung des "Fuchses" dŸrfte Nostradamus konkret
an Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) gedacht haben, vgl. Anmerkung 1. Dieser
war seit 1291 Kardinal (Kardinalpriester) der ršmischen Basilika Santi Silvestro
e Martino ai Monti. †ber dessen nostradamisches Pendant erfahren wir in der
ersten Zeile, dass er auf schlaue Art und Weise (wie ein Fuchs) das Konklave
dazu bringen wird, ihn zum Pontifex zu wŠhlen. Dabei wird er kein Wort sagen.
Das kšnnte hei§en, er verschweigt seine wahren BeweggrŸnde, die ihn nach dem
Stuhl Petri streben lassen. In der zweiten Zeile ist zu lesen, dass der neue Papst in der
…ffentlichkeit den asketisch lebenen Heiligen spielen wird, vgl. Anmerkung 4.
Doch seine wahren Absichten, die anderer Art sind, verheimlicht er dabei. Das
passt zu 10/12/1, wo wir erfahren, dass man vom neu gewŠhlten Papst
"Mabus" nach der Wahl zunŠchst getŠuscht werden wird. Doch sein wahres Gesicht lernen wir in der zweiten HŠlfte der Strophe
kennen. Plštzlich lŠsst er die Maske des Heiligen fallen und zum Vorschein
kommt die Fratze des Tyrannen (dritte Zeile). In der vierten Zeile dŸrften wir erfahren, wem gegenŸber der Papst
konkret seine tyrannischen ZŸge offenbaren wird. Es sind die
"Gro§en", d. h. MŠchtigen, die er unterdrŸcken und wohl auch
erniedrigen wird. In 4/47/3f. lesen wir sogar, dass dieser Pontifex die
Grš§ten am Hals und an den FŸ§en šffentlich aufhŠngen wird. D. h. wohl, er
lŠsst sie tšten und dann zurschaustellen. Kein Wunder also, dass es ein
ršmischer Magistrat ("Capitol") sein wird, der den Tod dieses
Kirchenoberhauptes herbeifŸhren wird (6/13/3). Dass ein Kirchenoberhaupt, das gegen die Gro§en eines Gemeinwesens
derart brutal vorgehen wird, sich mŠchtige Feinde schafft, ist nachvollziehbar.
Und tatsŠchlich erfahren wir in 2/62/3 (5.13) von einer "Rache",
die den Papst ("Mabus") treffen wird. Es wird dabei ein
"Šu§erst Guter" (eine Exzellenz?) sein, der laut 10/12/3 den
Pontifex zum Sterben "veranlassen wird". |
10/12 [1] Esleu en Pape,
dÕesleu sera mocquŽ1), [2] Subit soudain esmeu3)
prompt4) & timide5), [3] Par trop6)
bon doulx7) ˆ mourir prouocquŽ, [4] Crainte estainte la
nuit de sa mort guide. [1] [Nachdem er] zum Papst gewŠhlt [sein wird], wird [man] vom GewŠhlten
getŠuscht1) [werden]. [2] Plštzlich [und] schnell [wird man2)] aufgebracht3),
gewillt4) [aber] auch Šngstlich5) [sein]. [3] Vom Šu§erst6) Guten [wird der] Angenehme7) zum
Sterben veranlasst. [4] [Die] Angst [wird] erloschen, [und] die Nacht [die] FŸhrerin seines Todes
[sein]. 1) Das mittelfranzšsische "estre mocquŽ" bedeutet
"getŠuscht werden; verhšhnt, verspottet werden". 2) Oder auch mšglich: "er". 3) "Esmeu" bedeutet als Substantiv "Bewegung,
Unrast". Als Adjektiv "gefŸhlsmŠ§ig bewegt, erregt, aufgebracht,
gereizt". 4) "Prompt" bedeutet u. a. "prompt, schnell, baldig;
bereit, gewillt". 5) Oder u. a. auch "zaghaft". 6) Das mittelfranzšsische "trop" bedeutet u. a. "Šu§erst,
sehr; ŸbermŠ§ig, zu sehr". 7) Die 1568er-Ausgaben von Perugia, Arbau, Dresden, Paris und Gregorio
schreiben "doux". Das Adjektiv "dou(l)x" bedeutet u. a.
"angenehm, sŸ§, mild, gemŠ§igt, wohlmeinend, friedlich, lieb,
zart". Hier kšnnte Nostradamus den "gro§en Pontifex" aus
2/41/4 (5.13) meinen. Denn der Beiname von dessen historischem Vorbild bei
OBSEQUENS (Kapitel 68) - Lepidus - bedeutet u. a. "allerliebst,
liebenswŸrdig, anmutig, gefŠllig", was zum Bedeutungsspektrum des
mittelfranzšsischen "dou(l)x" passen wŸrde. Die Stelle lie§e sich allerdings auch so verstehen, dass nur von einer
Person die Rede ist, also etwa: "Durch den Šu§erst Guten [und]
Angenehmen". Eine andere Mšglichkeit wŠre, in "dou(l)x" eine
Nebenform von "dos" (RŸcken) zu sehen. In diesem Fall hŠtte
Nostradamus womšglich an die Wendung "avoir bon dos" gedacht.
"Avoir bon dos" (einen guten RŸcken haben) bedeutet sinngemŠ§
Schwierigkeiten gut ertragen kšnnen. Sollte diese Auslegung zutreffen, kšnnte
die Stelle vielleicht so Ÿbertragen werden: "Wegen der Šu§erst gro§en
Standhaftigkeit". |
Nachdem "Mabus" zum Papst gewŠhlt sein wird, wird man von
ihm getŠuscht (in die Irre gefŸhrt) werden. Man hat Angst, entschlie§t sich
aber dennoch rasch und plštzlich zum Handeln. Konkret will man seinen Tod.
Ein "Šu§erst Guter" wird "Mabus" entweder tšten (lassen)
oder diesen in den Freitod treiben. Wenn im Morgengrauen die Angst erloschen
ist, stirbt "Mabus". In 10/12 geht es um einen Papst. Wir erfahren in der ersten Zeile,
dass man ihn zum Nachfolger Petri wŠhlen, aber dann von ihm getŠuscht (wohl:
in die Irre gefŸhrt) oder sogar verhšhnt werden wird, vgl. Anmerkung 1. Es
handelt sich also um einen Ÿblen Charakter, einen arglistigen TŠuscher oder
gar VerfŸhrer. Das passt zur Beschreibung des Pontifex aus 8/41/1f., der wie
ein Fuchs auf den Papstthron kommen wird. Interessant ist die zweite Zeile. Es ist davon die Rede, dass man
"plštzlich und schnell" sowohl aufgebracht, gewillt aber auch
Šngstlich sein wird. Dieses "plštzlich" knŸpft an 8/41/3 an. Dort
lesen wir, dass der neue Papst auf einmal sein wahres, tyrannisches Gesicht
zeigen wird. Und 10/12/3 scheint die Reaktion darauf zu beschreiben. Man ist
zwar prompt und rasch aufgebracht aber zugleich auch Šngstlich. Man fŸrchtet
den Pontifex und zeigt deshalb wohl seine Empšrung auch nicht šffentlich.
Etwas unklar ist das "gewillt sein". Das kšnnte so verstanden
werden, dass man zunŠchst zwar heimlich aufgebracht aber dennoch gehorsam
sein wird. Oder das "gewillt" ist schon in Zusammenhang mit den
beiden letzten Zeilen zu sehen, wo es um die Ermordung des Kirchenoberhauptes
geht. Das "gewillt" kšnnte so zu verstehen sein, dass im Kreis der
spŠteren Papstmšrder neben der heruntergeschluckten Empšrung auch sofort und
schnell der Wille zum Tyrannenmord reift. Die zweite HŠlfte der Strophe beleuchtet den Tod dieses Ÿblen Papstes.
In Zeile drei erfahren wir, dass ein "Šu§erst Guter" den
"Angenehmen" zum Sterben "veranlassen wird". Mit dem
"Angenehmen" ist ironischerweise der Ÿble Papst "Mabus"
gemeint, der dem Marcus Aemilius Lepidus bei OBSEQUENS, Kapitel 68,
entspricht, vgl. Anmerkung 7. Vgl. auch die AusfŸhrungen zu 10/12 unter 5.13. Doch wer ist der "Šu§erst Gute"? Der Nachfolger des Lepidus
im Amt des ršmischen Pontifex Maximus war Kaiser Augustus (12 v. Chr.).
Augustus (dt. "der Erhabene") lie§ noch als Oktavian im Jahr 31 v.
Chr. den Sohn des Lepidus wegen einer angeblichen Verschwšrung hinrichten.
Dabei trug dieser Sohn denselben Namen wie sein Vater. Ein neuer Augustus
wŠre also ein mšglicher Kandidat. In 5/41/2 (5.276) ist von einem Kšnig "allergrš§ter GŸte" die
Rede, dessen Herrschaft das Goldene Zeitalter wiederbegrŸnden wird. Wie zu 8/41 schon angedeutet, kšnnte Nostradamus mit dem Ausdruck der
"Šu§erst Gute" einfach den Begriff "Exzellenz" meinen,
vgl. lat. "excellere" (u. a. hervorragen, sich hervortun, sich
auszeichnen). Mit Blick auf das mittelfranzšsische "excellence" (u.
a. WŸrde) hŠtten wir dann einfach einen WŸrdentrŠger vor uns. Konkret vermute
ich hier den "Capitol", den ršmischen Magistraten aus 6/13/3
gemeint. In 10/12/4 erfahren wir, dass der Tod dieses Papstes mit dem Erlšschen
von Angst einhergehen wird. Das dŸrfte so zu verstehen sein, dass man zuvor
vor der Macht dieses Kirchenoberhauptes gezittert hat. Von Angst ist auch in
10/12/2 die Rede, vgl. oben. Das zentrale Element der Angst verbindet wohl
10/12 mit 8/80/4. |
8/80 [1] Des innocens
le sang de vefue & vierge. [2] Tant de maulx faitz
par moyen se1) grand Roge2) [3] Saintz simulachres3)
trempez en ardant cierge4) [4] De frayeur crainte
ne verra nul que boge5) [1] Aus Unschuldigen [wird] das Blut der Witwe und der Jungfrau [bestehen]. [2] So viele †beltaten [werden] wegen dieses1) gro§en Roten2) begangen [werden]. [3] Heilige Standbilder3) [werden] in brennendes Wachs4) getaucht
[werden]. [4] Wegen [des] Schreckens [und der] Angst wird [man] niemanden sehen, der
sich rŸhrt5). 1) In allen 1568er-Ausgaben so. Im Mittelfranzšsischen kann "se" u. a. fŸr
"ce" stehen. 2) Wir finden hier in allen 1568er-Ausgaben "Roge", was
eigentlich "Festungsmauer, Stadtmauer" bedeutet. SinngemŠ§ und mit
Blick auf 8/80/4 ist hier aber "Rouge" (Roter) zu lesen. 3) Das mittelfranzšsische "simulacre" bezeichnet das Standbild
einer heidnischer Gottheit der Antike, vgl. auch lat. "simulacrum"
(Statue, Gštterbild), oder einfach eine Statue oder ein Abbild. Hier ist von heiligen
Standbildern die Rede. D. h. diese Statuen dŸrften christliche Heilige, die
Gottesmutter Maria oder Jesus Christus abbilden und vornehmlich in Kirchen
oder Kapellen zu finden sein. 4) Vgl. lat. "cereus" (Wachs, Wachskerze). 5) In allen 1568er-Ausgaben steht "boge". Zu lesen ist
"bouge". |
Wegen Papst "Mabus" wird sehr viel †bles angerichtet werden.
So kommt es in der Kirche u. a. auch zu einem Bildersturm. Wegen des
Schreckens, den "Mabus" und seine Leute verbreiten, wird es niemand
wagen, sich zu rŸhren. Die einfachen Kirchenmitglieder (oder die MŠrtyrer)
werden keine Schuld an "MabusÕ" Untaten tragen. In der dritten Zeile ist von "heiligen Standbildern" die
Rede, Zeile zwei erwŠhnt einen "gro§en Roten" (einen Kardinal, vgl.
6/25). Damit ist recht klar, dass es in dieser Strophe um VorgŠnge in der
Kirche geht. In der zweiten Zeile erfahren wir, dass wegen dieses "gro§en
Roten" unzŠhlige †beltaten begangen werden. Und dass derma§en Angst und
Schrecken verbreitet wird, dass sich niemand zu rŸhren wagt (Zeile vier).
Diese extreme Angst verbindet den Vierzeiler wohl mit 10/12/4, wo die Angst
ebenfalls einen zentralen Platz einnimmt. In diesem Fall wŠre der "gro§e
Rote" wohl mit "Mabus" zu identifizieren, vgl. 5.13. Dieser Tyrann auf dem Papstthron scheint ein Ikonoklast, ein
BilderstŸrmer zu sein. "Heilige Standbilder", wohl die bildlichen
bzw. figŸrlichen Darstellungen Jesu oder der Heiligen, werden zerstšrt
("in brennendes Wachs getaucht") werden (dritte Zeile). Ein
Vorgang, den Nostradamus als Zeitzeuge der reformatorischen Umtriebe gut
gekannt hat. Einige Jahrhunderte zuvor wurde auch Byzanz von einem
Bilderstreit heimgesucht. Kaiser Leo III. (717-741), sein Sohn Konstantin V.
(741-775) und dessen Nachfolger Leo IV. (775-780) bekŠmpften die
Bilderverehrung in der orthodoxen Kirche zum Teil auch blutig. Kaiser Leo V.
(813-820) nahm den Bildersturm wieder auf. Seine Nachfolger Michael II.
(820-829) und besonders Theophilos (829-842) fŸhrten diese Politik fort. Zu
"Mabus" wŸrde der bilderstŸrmerische Zug insofern gut passen, als
dass wir in 8/41/2 erfahren, dass er šffentlich den asketisch lebenden
Heiligen spielen wird. Ein Kurs, den er offenbar auch gegen den
"Prunk" der "Bilderverehrung" fahren wird. Etwas unklar ist Nostradamus in der ersten Zeile von 8/80. Er
berichtet von einer "Witwe und Jungfrau", deren Blut aus
Unschuldigen bestehen wird. Damit kšnnte unser Seher die Kirche meinen, deren
Urbild die Jungfrau und Gottesmutter Maria ist. Als "Witwe" hat er
sie vielleicht bezeichnet, weil Christus durch die verwerfliche Politik
dieses Papstes aus ihr vertrieben wird. Ohne Christus ist die Kirche
allerdings leer, sie wird also zur "ecclesia vidua" (zur leeren
Kirche), was sich aber auch als "Witwe Kirche" Ÿbersetzen lŠsst.
Mit dem "Blut" der Kirche kšnnten die einfachen GlŠubigen gemeint
sein, die fŸr den Kurs des Kirchenschiffs nicht verantwortlich und somit
unschuldig sind. Nostradamus kšnnte aber auch konkret auf eine Stelle bei TERTULLIAN (Apologeticum
50,13) anspielen. Dort lesen wir: "Plures efficimur, quotiens metumur a vobis;
semen est sanguis christianorum." (Wir werden jedesmal zahlreicher,
so oft wir von euch niedergemŠht werden; ein Same ist das Blut der Christen.)
Mit Blick auf Nostradamus kšnnte das "Blut der Witwe und Jungfrau (=
Kirche)" somit das Blut der MŠrtyrer bzw. die MŠrtyrer selber sein, die
"Mabus" auf dem Gewissen haben wird. Sie leisten Widerstand gegen
das Unrecht, sind also "unschuldig". |
6/38 [1] Aux profligŽs1)
de paix les ennemis, [2] Apres auoir lÕItalie
supperee: [3] Noir2)
sanguinaire, rouge sera commis, [4] Feu, sang verser,
eaue de sang couloree. [1] †ber [die] Besiegten1) [werden] die Feinde des Friedens, [2] nachdem [sie] Italien geschlagen haben [3] - [der] boshafte2), blutrŸnstige Rote wird [dann] ernannt sein
-, [4] Feuer [und] Blutvergie§en [bringen. Das] Wasser [wird] von Blut gefŠrbt
[sein]. 1) Lat. "profligare" (niedermachen, ŸberwŠltigen). 2) Viele vermuten in "noir" (schwarz) ein Anagramm fŸr
"roi" (Kšnig). GRUBER, S. 167, sieht hier ein Wortspiel mit dem
italienischen Begriff fŸr "schwarz" - "nero". Bei
Nostradamus taucht "Nero" an anderer Stelle auch tatsŠchlich auf,
wšrtlich in 9/17/1 (5.276), 9/53/1 und 9/76/2 (beide 5.17). Allerdings
scheint "Nero" (= "stark und krŠftig") bei Nostradamus
eher ein weltlicher denn ein kirchlicher WŸrdentrŠger zu sein. Unser Seher
hat bei "schwarz" wahrscheinlich an das lat. "niger"
gedacht, das im Ÿbertragenen Sinne auch "boshaft, tŸckisch, bšse"
bedeutet. Man beachte: wie in 6/25/3 ist auch in 6/38/3 von einem
"Schwarzen" in Zusammenhang mit einem "Roten" die Rede. |
Dann, wenn "Mabus" zum Papst ernannt sein wird, werden
diejenigen, die Italien besiegt haben, das Land mit blutiger Gewalt
Ÿberziehen. Auch das Wasser (das Meer?) wird von Blut rot gefŠrbt sein. In der dritten Zeile ist von einem boshaften, blutrŸnstigen
"Roten" die Rede. Damit ist wahrscheinlich "Mabus"
gemeint, das Pendant zu Bonifatius VIII., vgl. oben. Er wird zu diesem
Zeitpunkt bereits zum Papst gemacht ("ernannt") sein. In den drei restlichen Zeilen erfahren wir, was in Italien zu diesem
Zeitpunkt geschehen wird. Der zweiten Zeile ist zu entnehmen, dass Italien in einem Krieg
besiegt worden ist. Und zwar von den "Feinden des Friedens" (erste
Zeile). Die italienische Niederlage entspricht dabei wahrscheinlich dem
"ungŸnstig verlaufenen Krieg" aus 6/25/1, dessen Folgen den
Aufstieg des boshaften Kardinals begŸnstigen. Diese Friedensfeinde werden nach ihrem Sieg Ÿber die geschlagenen
Italiener "Feuer und Blutvergie§en" bringen (vierte Zeile). Das ist
wohl so zu verstehen, dass sie das unterworfene Land brutal unterdrŸcken
werden. Unklar ist die Angabe, dass "das Wasser von Blut gefŠrbt"
sein wird. Sollte hier gemeint sein, dass der Angriff auf Italien auf dem
Seeweg erfolgen wird? Die Neopunier, die zur Zeit des "Mabus" in
Italien stehen werden (5.13: 5/22, 3/33, 4/90) werden ja tatsŠchlich Ÿber die
Meere angreifen (5.46: 4/4, 5/48, 2/94). |
4/47 [1] Le noir2)
farouche1) quand aura essayŽ3)4) [2] Sa main5)
sanguine par feu, fer, arcs tendus: [3] Trestout le peuple
sera tant effraiŽ: [4] Voyr les plus grands
par col & pieds pendus. [1] Wenn der wilde1) Boshafte2) [sie] ausprobiert3)
haben wird,4) [2] seine blutige Macht5), mit Feuer, Eisen [und] gespannten Bšgen, [3] [dann] wird das ganze Volk Šu§erst erschrocken [darŸber] sein, [4] die Grš§ten am Hals und [an den] FŸ§en
aufgehŠngt zu sehen. 1) Neben "wild" bedeutet das mittelfranzšsische
"farouche" u. a. auch "angsteinflš§end, schrecklich,
fŸrchterlich", was hier wohl gemeint sein dŸrfte. 2) Viele vermuten in "noir" (schwarz) ein Anagramm fŸr
"roi" (Kšnig). GRUBER, S. 167, sieht hier ein Wortspiel mit dem italienischen
Begriff fŸr "schwarz" - "nero". Bei Nostradamus taucht
"Nero" an anderer Stelle auch tatsŠchlich auf, wšrtlich in 9/17/1
(5.276), 9/53/1 und 9/76/2 (beide 5.17). Allerdings scheint "Nero"
(= "stark und krŠftig") bei Nostradamus eher ein weltlicher denn
ein kirchlicher WŸrdentrŠger zu sein (vgl. 6/25/3 u. 6/38/3). Unser Seher hat
bei "schwarz" wahrscheinlich an das lat. "niger" gedacht,
das im Ÿbertragenen Sinne auch "boshaft, tŸckisch, bšse" bedeutet. 3) D. h. von ihr Gebrauch gemacht haben wird, vgl. BRINDÕAMOUR, S. 529
und CLƒBERT, S. 513. 4) Oder auch: "Der Boshafte [wird] wild [werden], wenn [er sie]
ausprobiert haben wird". 5) "Hand" ("main") ist hier wohl im Sinne des lat.
"manus" (u. a. Kraft, Gewalt) bzw. des griech. "cheir" (u.
a. Macht, GewalttŠtigkeit) zu verstehen. |
Papst "Mabus" verfŸgt Ÿber militŠrische Mittel und setzt
diese auch ein. Und er wird gegen weltliche MŠchtige vorgehen, diese
šffentlich hinrichten und zur Schau stellen. Die gro§e Masse werden diese
Gewalttaten sehr erschrecken. In 8/41/3f. erfahren wir, dass der DoppelgŠnger von Bonifatius VIII.
(Papst "Mabus") auf einmal Šu§erst tyrannisch werden wird und den
"Grš§ten" den Fu§ auf den Hals setzt. An diesen Kampf gegen die
MŠchtigen knŸpft wohl 4/47/4 an. Wir lesen hier, dass die "Grš§ten"
sogar am Hals und an den FŸ§en aufgehŠngt werden. Und zwar šffentlich, wie
der dritten Zeile zu entnehmen ist. †ber die šffentliche Hinrichtung eines Teils der "Grš§ten"
durch AufhŠngen am Hals und die Zurschaustellung von wohl bereits getšteten
"Grš§ten" durch das AufhŠngen an den FŸ§en wird das ganze
"Volk" Šu§erst erschrocken sein (Zeile drei). Das "Volk"
kšnnte dabei das einfache Kirchenvolk, die Masse der GlŠubigen sein. Es wŠre
nicht erstaunlich, wenn sich in der Kirchenbasis ob dieser Grausamkeiten eine
Opposition bilden wŸrde. In der ersten HŠlfte der Strophe erfahren wir mehr Ÿber den Urheber
dieser Untaten. Es handelt sich bei um einen "wilden Boshaften".
NostradamusÕ Wortwahl erinnert dabei wohl nicht zufŠllig an 6/25/3 und
6/38/3. Laut Zeile zwei wird er von seiner blutigen Macht Gebrauch machen und
dabei Feuer, Eisen (Waffen) und Bšgen einsetzen. Es handelt sich dabei also
wohl um einen Machthaber, der Ÿber militŠrische Mittel verfŸgt. Zur Zeit des
Nostradamus war der Papst neben Kirchenoberhaupt auch Landesherr des
Kirchenstaates und verfŸgte als solcher Ÿber StreitkrŠfte. Dies wŸrde analog
also auch wieder fŸr "Mabus" zutreffen. Doch gegen wen setzt dieser Pontifex seine Armee ein? Gegen Šu§ere
Feinde oder gegen die Opposition im Innern? Und in welchem VerhŠltnis steht
er zu den "Feinden des Friedens" aus 6/38/1, die Italien besiegen?
Ist er vielleicht deren Alliierter? |
9/3 [1] La magna vaqua1) ˆ Rauenne2) grand trouble3), [2] Conduitctz par quinze4) enserrez ˆ Fornase6): [3] A R›me naistre8) deux monstres7) ˆ teste double [4] Sang, feu, deluge9), les plus grands ˆ lÕespase10). [1] Von Magnavacca1) bis Ravenna2) [wird es einen]
gro§en Aufruhr3) [geben]. [2] [Sie werden] von fŸnfzehn4) gefŸhrt [und]5) in
Fornase6) eingesperrt [werden]. [3] In Rom [werden] zwei Monster7) mit Doppelkšpfen geboren werden8). [4] [Es gibt] Blut, Feuer [und] Untergang9) [und] die Grš§ten
[sind] in der Luft10). 1) Die 1568er-Ausgaben von Dresden, Paris und Gregorio schreiben
"Le magna vaqua". Die Stelle ist wohl als "De Magnavacca"
zu lesen, vgl. GRUBER, S. 161. Magnavacca ist der alte Name von Porto
Garibaldi an der Adria, etwa 30 km nšrdlich von Ravenna. Zur Zeit des
Nostradamus gehšrte Magnavacca zum Kirchenstaat. Lateinisch verstanden
bedeutet "magna vacca" aber auch "gro§e Kuh". 2) Ravenna taucht in 1/6/1, 2/32/4, 6/26/3, 8/72/2, 9/3/1 und 9/54/2
auf. Die nahe der nšrdlichen Adria gelegene Stadt gehšrte zur Zeit des
Nostradamus zum Kirchenstaat. 3) Oder auch: "Aufregung, Unruhe, Verwirrung". 4) Von fŸnfzehn Personen ist auch in 4/64 (fŸnfzehn Soldaten/Banditen)
die Rede. Der fŸnfzehnte Buchstabe des Alphabets wŠre das O. 5) Mšglich wŠre auch, hier das Relativpronomen "die"
einzufŸgen. 6) In allen 1568er-Ausgaben so. Im Italienischen hie§e
"fornace" Brennerei, Brennofen; Ziegelei. Es gibt in der Gemeinde
Spinea (ca. 15 km nordwestlich von Venedig) einen Ortsteil namens Fornase. Im
Po-Delta gab es gemŠ§ alten Karten einst einen Ort Fornase, der etwa beim
heutigen Porto Viro gelegen haben dŸrfte. Porto Viro liegt rund 40 km
nšrdlich von Porto Garibaldi. Vgl. dazu auch GRUBER, S. 161. Eine andere
Mšglichkeit wŠre, dass hier Fornace gemeint ist, das etwa 10 km nordšstlich
von Trient liegt. 7) In allen 1568er-Ausgaben im Plural, vgl. Anmerkung 8. Lat.
"monstrum" (u. a Monster; Wunderzeichen, Wahrzeichen). Missgeburten
gehšren zum klassischen Vorzeichenrepertoire. So berichtet etwa OBSEQUENS in
den Kapiteln 31 (124 v. Chr.) und 32 (122 v. Chr.) von der Geburt zweier doppelkšpfiger
KŠlber und in Kapitel 50 (95 v. Chr.) von einem Lamm mit zwei Kšpfen. Auf eine
interessante Spur ist CLƒBERT, S. 953f., gesto§en. Er verweist, leider ohne
Angabe der genauen Stellen, Ÿber das Werk "Animaux, monstres et prodiges"
(1579-1580) des kšniglichen Chirurgen Ambroise ParŽ (um 1510-1590) auf eine
Quelle, die Nostradamus gekannt haben kšnnte: Ludovico Ricchieri, alias
Caelius Rhodiginus (ca. 1450/1469-1525 aus Rovigo, etwa 35 km westlich von
Porto Viro, vgl. Anmerkung 6), schreibt in seinen umfangreichen
"Lectionum antiquarum libri XVI" (1516) bzw. "XXX"
(1542), er habe in Italien zwei Missgeburten, eine mŠnnliche und eine
weibliche gesehen, die je zwei Kšpfe hatten. WŠhrenddem das mŠnnliche
"Monster" kurz nach der Geburt gestorben sei, habe das weibliche
noch 25 Jahre spŠter gelebt. Auch in der Vorzeichensammlung des LYCOSTHENES,
die ParŽ a. a. O. erwŠhnt, taucht eine ganze Reihe menschlicher (und
tierischer) Missgeburten auf, die zwei Kšpfe besitzen, so auf S. 155, 177,
(309), 315, 317, 378, 402, 496, 503, 508, 519, 564, 573, (616), 620, 631,
(646) oder (647). Dass
solche Missgeburten wohl als schlechte Vorzeichen zu verstehen sind, kšnnen
wir bei CICERO, De divinatione 1,121 nachlesen. Der ršmische Autor berichtet
dort, dass die Geburt eines zweikšpfigen MŠdchens als ein Vorzeichen fŸr
Zwiespalt oder Aufruhr ("seditio") im Volk sowie fŸr VerfŸhrung
bzw. moralischen Verderb ("corruptela") und Ehebruch im Haus
gegolten habe. 8) Oder: "erscheinen". Die 1568er-Ausgaben von Schaffhausen,
Mejanes, Perugia, Dresden, Paris und Gregorio schreiben "naistra"
(Singular). 9) "Deluge" bedeutet neben "†berschwemmung" auch
"Unheil; Desaster; Zerstšrung; Schaden; Massaker, Gemetzel". 10) "Espace" bedeutet neben "Raum, Zeitraum" auch
"Bereich der Luft, Luftraum, Himmel". Interessant ist hier ein
Blick auf 3/44/4 (5.58). Dort ist davon die Rede, dass die
"Jungfrau" (Kirche) sinnbildlich am Galgen aufgehŠngt werden wird.
Nostradamus drŸckt sich dabei ganz Šhnlich aus wie oben in 9/3/4. Wir lesen
in 3/44/4: "von der Erde genommen und in die Luft gehŠngt", im
Original: "De terre prinse, & suspendue en lÕair". GRUBER, S. 161, Ÿbersetzt demgegenŸber 9/3/4 mit "die Grš§ten
werden zerstreut" (d. h. "im Raum verteilt"). CLƒBERT, S. 953,
wiederum sieht hier das provenzalische "espaso" (Schwert) gemeint
und versteht die Stelle so, dass man die Grš§ten mit dem Schwert tšten wird. |
Im Nordosten des alten Kirchenstaates kommt es im Raum
Magnavacca-Ravenna zu einem Aufruhr. Die von fŸnfzehn gefŸhrten Aufwiegler
werden besiegt und in Fornase eingesperrt. In Rom kommt es zu einem
zweifachen Unheil. Es kommt zu Gewalt und Blutvergie§en. MŠchtige werden
aufgehŠngt. Laut Zeile vier wird man die Grš§ten wohl aufhŠngen, vgl. Anmerkung 9.
Das ist nach meinem DafŸrhalten eine Parallele zu 4/47/4, wo man die Grš§ten
am Hals und an den FŸ§en aufgehŠngt sieht. In der vierten Zeile von 9/3 lesen
wir weiter, dass es zu diesem Zeitpunkt "Blut, Feuer und Untergang"
geben wird. Dies passt inhaltlich zu 6/38/4, wo wir von Feuer, Blutvergie§en
und von Blut gefŠrbtem Wasser und zu 4/47/2, wo wir von Waffengewalt (Feuer,
Eisen, gespannte Bšgen) erfahren. Eine eindeutige Verbindung zu Italien stellt 9/3/3 her. Nostradamus
lŠsst in Rom zwei Monster bzw. Missgeburten mit je einem Doppelkopf erscheinen
bzw. geboren werden. Mit Blick auf CICERO, vgl. Anmerkung 7, kŸnden diese
Vorzeichen wohl die bevorstehenden †bel an. Konkret wohl Zwiespalt und
Aufruhr. Doch weshalb werden zwei und nicht blo§ ein "Monster"
geboren? Das kšnnte mit der doppelten Bedeutung Roms als Hauptstadt eines
Staates (Kirchenstaat) und Zentrum der Kirche zu tun haben. Die beiden
doppelkšpfigen "Monster" stŠnden dann wohl fŸr Konflikte in beiden
Bereichen. Von einem gro§en Aufruhr hšren wir in 9/3/1. Ausbrechen wird er im Gebiet
Magnavacca-Ravenna, d. h. im Nordosten des Kirchenstaates, wie er zur Zeit
des Nostradamus existiert hat. Somit wŠre es denkbar, dass sich der Aufruhr
gegen den Landesherren, den Papst richtet. In der zweiten Zeile ist davon die Rede, dass Leute von
"fŸnfzehn" gefŸhrt und in Fornase eingesperrt werden. Diese Leute
kšnnten die AufrŸhrer in der Region Magnavacca-Ravenna sein. Da sie in
Fornase eingesperrt werden, dŸrfte das bedeuten, dass sie in diesem Konflikt
unterliegen. Doch wem? Dem Papst? Wie in Anmerkung 5 bemerkt, kšnnte die
Zeile auch dahingehend verstanden werden, dass nur die "fŸnfzehn"
und nicht sŠmtliche AufrŸhrer eingesperrt werden. Falls die "fŸnfzehn" auf das O, den fŸnfzehnten Buchstaben
des Alphabets verweisen sollte, vgl. Anmerkung 4, kšnnte hier jemand aus der
Partei der Orsini hinter dem Aufruhr stecken. Zu den Orsini siehe 5/4 (5.13)
und 10/38 (5.46). |
6/13 [1] Vn dubieux1)
ne viendra loing du regne2), [2] La plus grand part
le vouldra soustenir3): [3] Vn capitol4)
ne vouldra point quÕil regne, [4] Sa grande
charge5) ne pourra maintenir6). [1] Ein Zweifelhafter1) wird nicht weit vom Land2) entfernt
herkommen. [2] Der grš§te Teil wird ihn ertragen3) wollen. [3] Ein "Capitol"4) wird unter keinen UmstŠnden wollen, dass er
herrscht. [4] Seine gro§e Aufgabe5) wird [er] nicht mehr behalten6) kšnnen. 1) Lat. "dubiosus" (zweifelhaft). 2) Oder auch: "Kšnigreich, Herrschaft". 3) Das mittelfranzšsische "soustenir" bedeutet u. a.
"unterstŸtzen, ertragen", aber auch genau gegenteilig:
"widerstehen". 4) Mit "capitol" wird im Mittelfranzšsischen entweder ein
Magistrat von Toulouse oder von Rom bezeichnet. 5) Oder auch: "Last; Aufgabe, Verantwortung, Kommando;
Vorwurf". Die 1568-Ausgaben von Dresden, Paris und Gregorio schreiben
fŠlschlicherweise "chare" ("charre" wŠre ein kleiner
Wagen). 6) Oder auch: "tragen". |
Der zweifelhafte Charakter "Mabus" wird wie Bonifatius VIII.
wohl ebenfalls Italiener sein. Der grš§te Teil des Kirchenvolks wird sich mit
der Herrschaft dieses Papstes abfinden. Nur ein ršmischer Magistrat wird
Widerstand leisten. Ob diese Strophe zum "Mabus"-Thema und somit gleichfalls zu
5.13 gehšrt, hŠngt wesentlich davon ab, woran Nostradamus in 6/13/3 beim
"Capitol" gedacht hat. Sollte es sich, wie ich vermute, um einen
ršmischen Magistraten handeln, wŸrde der Vierzeiler der klassischen Stadt der
PŠpste zuzuordnen sein. Der angenommen ršmische Magistrat wird die Herrschaft eines Mannes
unter keinen UmstŠnden akzeptieren. Zur Zeit des Nostradamus war Rom das
Herrschaftszentrum der Kirche (Papstsitz) und des Kirchenstaates. Somit
kšnnte hier vom Papst die Rede sein. Bemerkenswert ist, dass es sich bei diesem erbitterten Gegner um einen
Magistraten, also um einen weltlichen Macht- oder FunktionstrŠger handelt.
Dies kšnnte die Verbindung zu 4/47/4 herstellen, wo wir erfahren, dass das
Kirchenoberhaupt die MŠchtigen - also Kreise, zu denen dieser
"Capitol" gehšrt - blutig bekŠmpfen wird. Und es wŸrde wohl die
ErklŠrung liefern, weshalb dieser Magistrat sich mit aller Kraft und allen
Mitteln gegen die Herrschaft - in diesem Fall des Papstes - wehrt. In der ersten Zeile dŸrfte der vom "Capitol" so strikt
abgelehnte HerrschaftstrŠger - wohl der Papst - kurz beschrieben sein.
Nostradamus bezeichnet ihn als "zweifelhaft", also als jemanden,
dessen Persšnlichkeit und/oder Ziele Misstrauen verdienen. Eine
Charakterisierung, die zum Ÿber "Mabus" bereits Bekannten passt.
Wir erfahren weiter, dass dieser zweifelhafte Charakter nicht weit vom
"Land" entfernt herkommen wird. Doch welches Land ist hier gemeint?
Das Latium? Italien? Oder NostradamusÕ Land Frankreich? Bonifatius VIII.
stammte aus Anagni, rund 65 km sŸdšstlich von Rom, seinem spŠteren
Herrschaftssitz. Ich vermute, auch sein kŸnftiger DoppelgŠnger wird Italiener
sein, vielleicht sogar aus dem Latium stammen. Oder das "regne" ist
mit "Herrschaft" zu Ÿbersetzen und auf die Kirchenhierarchie zu
beziehen, vgl. 6/57! Laut Zeile zwei wird "der grš§te Teil" ihn
("Mabus") ertragen wollen. Nach meinem DafŸrhalten ist diese Stelle
so zu verstehen, dass der grš§te Teil der GlŠubigen (des Kirchenvolks) sich
mit der Herrschaft dieses Ÿblen Papstes abfinden wird (zur †bersetzung vgl.
Anmerkung 3). Doch warum? Mšglicherweise kommt hier das zentrale Element der
lŠhmenden Angst vor seiner Macht ins Spiel, auf die wir in 6/57/3, 10/12/4,
8/80/4, und 4/47/3 treffen. Die vierte Zeile lŠsst sich wiederum unterschiedlich verstehen, vgl.
Anmerkungen 5 und 6. Es kšnnte z. B. sein, dass der erwŠhnte ršmische
Magistrat nicht mehr die gro§e Belastung wird tragen kšnnen, die die
Herrschaft dieses Papstes fŸr ihn bedeutet. Oder die letzte Zeile ist einfach
so zu verstehen, dass dieser Pontifex sein hohes Amt ("gro§e
Aufgabe") nicht mehr behalten kann, weil man ihn gewaltsam daraus
entfernt. |
3/60 [1] Par toute Asie
grande proscription1), [2] Mesme en Mysie2),
Lysie3), & Pamphylie4): [3] Sang versera par
absolution5) [4] DÕun ieune noir6)
rempli de felonnie7).8) [1] In ganz Asien [wird eine] gro§e Verfolgung1) [durchgefŸhrt werden]. [2] In gleicher Weise in Mysien2), Lykien3) und Pamphylien4). [3] [Man] wird Blut vergie§en zur Befreiung5) [4] von einem jungen Boshaften6), der vor Grausamkeit7) strotzt.8) 1) Lat. "proscriptio" (u. a. €chtung, Verbannung, Enteignung).
Nostradamus verweist hier wieder einmal auf die Geschichte des alten Roms.
Proskriptionen bestanden daraus, dass šffentlich Namenslisten von vogelfreien
Personen - etwa Staatsfeinden - aufgehŠngt wurden, die jeder ungestraft tšten
durfte. Dieses Mittel wurde wŠhrend der Diktatur Sullas (82-79 v. Chr.)
angewendet und kostete 90 Senatoren und 2600 Ritter das Leben. Ein weiteres
Mal im Jahr 43 v. Chr., wŠhrend des Triumvirats von Antonius, Lepidus und
Oktavian, als 200 Senatoren und 2000 Ritter den Tod fanden. 2) Antike Landschaft im nordwestlichen Kleinasien. 3) Lies: "Lycie". Antike Landschaft im SŸdwesten Kleinasiens. 4) Antike Landschaft im SŸdwesten Kleinasiens, šstlich von Lykien. Die
1568er-Ausgaben von Dresden, Paris und Gregorio schreiben fŠlschlicherweise
"Pan Philie". 5) Vgl. lat. "absolutio" (u. a. Freisprechung, Vollendung,
SŸndenerlass). Interessanterweise verwendet Nostradamus hier den Begriff
"Absolution", der in den kirchlichen Bereich, zur Beichte gehšrt. 6) Viele vermuten in "noir" (schwarz) ein Anagramm fŸr
"roi" (Kšnig). GRUBER, S. 167, sieht hier ein Wortspiel mit dem
italienischen Begriff fŸr "schwarz" - "nero". Bei
Nostradamus taucht "Nero" an anderer Stelle auch tatsŠchlich auf,
wšrtlich in 9/17/1 (5.276), 9/53/1 und 9/76/2 (beide 5.17). Allerdings
scheint "Nero" (= "stark und krŠftig") bei Nostradamus
eher ein weltlicher denn ein kirchlicher WŸrdentrŠger zu sein (vgl. 6/25/3 u.
6/38/3). Unser Seher hat bei "schwarz" wahrscheinlich an das lat.
"niger" gedacht, das im Ÿbertragenen Sinne auch "boshaft,
tŸckisch, bšse" bedeutet. 7) Oder auch: "Verrat, Schurkerei, Raserei". 8) Oder auch: "Zur Befreiung wird man das Blut eines jungen
Boshaften vergie§en, der vor Grausamkeit strotzt." |
Im ganzen Orient - auch im westlichen Kleinasien - wird eine gro§e
Verfolgung von Menschen stattfinden. Zu dieser Zeit wird man sich von Papst
"Mabus" befreien, indem man dessen Blut vergie§t. In der vierten Zeile erwŠhnt Nostradamus einen "jungen
Boshaften", der vor Grausamkeit strotzt. Hier ist wohl der "junge,
boshafte Rote" aus 6/25/3 gemeint - Papst "Mabus". Die
Grausamkeit finden wir auch in 6/57/3 erwŠhnt. Laut Zeile drei wird man sich von diesem "jungen Boshaften"
durch das Vergie§en von Blut befreien. Damit ist wahrscheinlich der
gewaltsame Tod des Ÿblen Papstes gemeint. Der Umstand, dass unser Seher in
diesem Zusammenhang einen Begriff aus dem religišsen Bereich
("absolution") fŸr die Befreiung von diesem Pontifex wŠhlt, ist
meines Erachtens als Hinweis auf den kirchlichen Kontext der Strophe zu
verstehen. Zur gleichen Zeit wird gemŠ§ Zeilen eins und zwei im Orient
("ganz Asien") eine gro§e Verfolgung durchgefŸhrt werden. Wer hier
wen weshalb verfolgt, ist leider nicht ersichtlich. Wir erfahren nur, dass
auch das westlichen Kleinasien davon betroffen sein wird. Nostradamus erwŠhnt
namentlich KŸstenregionen in der nordwestlichen und der sŸdwestlichen TŸrkei. |
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