5.45  Nîmes wird überflutet, im Vestatempel in Rom wird eine Lampe Kaiser Trajans gefunden und die Römer fliehen ins Kolosseum, weil ihre Stadt erobert wird
 

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Zusammenfassung
 

5/66: Man wird auf dem Forum Romanum archäologische Funde machen. Und zwar unter den Ruinen des Vestatempels oder der Amtswohnungen der Vestalinnen. Es handelt sich um goldene und silberne Gegenstände. Darunter befindet sich auch eine "brennende Lampe" von Kaiser Trajan. Bei diesen Gegenständen dürfte es sich um Weihegaben an den Vestatempel oder die Vestalinnen handeln, die zwar keusch aber beileibe nicht arm zu leben hatten. Im Vestatempel befanden sich darüber hinaus Kultgegenstände, die Äneas aus Troja hatte retten können, u.a. ein vergoldetes Bildnis der Minerva. Mit der "brennenden Lampe" ist also nicht das Staatsfeuer gemeint sondern ein Weihegeschenk, das vielleicht eine brennende Lampe darstellte oder einen sonstigen Bezug zum heiligen Herdfeuer hatte. Nicht weit von der Fundstelle entfernt befindet sich ein zerstörtes Aquädukt. Damit kann eines der elf großen Aquädukte gemeint sein, die Rom mit Wasser versorgten oder auch eine kleinere Wasserleitung (lat. "aquaeductus"), die von einem der großen Aquädukte abzweigte. Vielleicht eine Leitung, die die Wohnungen der Vestalinnen versorgte?

9/9: Trajans Weihegeschenk, die "brennende Lampe", wird im (oder vielleicht beim) Vestatempel gefunden. Es wird ein Kind sein, das dieses "Feuer" (damit ist hier die Lampe gemeint) per Zufall findet. Wenn dies geschieht, wird Südfrankreich von einer Überschwemmungskatastrophe heimgesucht. Nîmes versinkt in den Fluten und Toulouse geht es ähnlich. Das dürfte diese Versgruppe mit Gruppe 5.18 verbinden, wo in einem Dezember u.a. Toulouse von einer schweren Überschwemmung zerstört wird.

10/6: Der Gard, ein Fluss in der Nähe von Nîmes, wird über seine Ufer treten und die Stadt so hoch überfluten, dass man glauben wird, eine neue Sintflut sei gekommen. Zu diesem Zeitpunkt wird in Rom die in 5/66 und 9/9 erwähnte Lampe Trajans gefunden werden. Wir erfahren nebenbei, dass diese Lampe natürlich erloschen ist (siehe 5/66). In oder um Rom wird zu dieser Zeit gekämpft, siehe 4/80. Die meisten Einwohner Roms werden dann Schutz im Kolosseum suchen. Sie hoffen vielleicht, dass sie sich dort wie in einer Fluchtburg werden verteidigen können. Das wiederum könnte den Schluss zulassen, dass Rom zu dieser Zeit weit weniger Einwohner haben wird als heute. Die Stadt zählt heute nämlich mehrere Millionen Einwohner; und davon würde wohl kaum "der größte Teil" (4/80) ins Kolosseum passen. Es wurde auch schon öfters vermutet, dass Nostradamus hier gar nicht Rom und sein großes Kolosseum gemeint hat, sondern Nîmes mit seiner römischen Arena. Doch wenn Nîmes wie bei einer Sintflut vollständig überschwemmt wird, warum sollte dann ausgerechnet die Arena verschont bleiben?

4/80: Hier stellt sich die Frage, welches Gewässer Nostradamus mit dem "großen Fluss" meint. Da unser Seher gelegentlich Paris als die "große Stadt" bezeichnet, wäre es logisch, dass die Seine dem "großen Fluss" entspricht. In 4/80 erfahren wir, dass in der Nähe dieses "großen Flusses" ein großer Graben oder Kanal ausgehoben und das Wasser "in fünfzehn Teile aufgeteilt" wird. Was soll das bedeuten? Einen Kanal gräbt man u.a., um ein Fließgewässer zu zähmen und/oder einen Schifffahrtsweg zu errichten. Werden in diesem Kanal oder kanalisierten Fluss vielleicht fünfzehn Staustufen gebaut? Interessant ist in diesem Zusammenhang Vers 9/37 aus der oben erwähnten Gruppe 5.18. Dort wird u.a. beschrieben, wie die Marne, die heute bei Paris in die Seine fließt, zu einer Zeit, in der etliche Flüsse in verschiedenen Teilen Europas über die Ufer treten, ihr angestammtes Bett verlassen wird. Sollte in 4/80 gemeint sein, dass die Marne im Großraum Paris (und somit auch in der Nähe der Seine) mittels eines großen Kanals danach wieder gezähmt und für die Schifffahrt zugänglich gemacht wird?
Im zweiten Teil dieses Verses ist von Rom die Rede, um das gekämpft wird ("Feuer", "Blut" und "Schreie"). Die Stadt wird in einem "traurigen Konflikt" eingenommen und der größte Teil der noch in der Stadt befindlichen Bevölkerung sucht Schutz im Kolosseum. Weshalb Nostradamus diesen Konflikt als "traurig" bezeichnet und wer hier warum gegen wen kämpft, ist nicht ersichtlich. Klar ist allerdings, dass hier kaum von Nîmes die Rede sein kann (siehe 10/6). Diese südfranzösische Stadt geht in einer großen Überschwemmung unter, fällt aber nicht nach Kämpfen einem Eroberer anheim.

2/81: Die Stadt, die hier von "Feuer aus dem Himmel" fast verbrannt wird, müsste Rom sein. Mit diesem Feuer sind vielleicht tatsächlich Waffen gemeint, die aus der Luft angreifen oder Nostradamus zielt lediglich auf den Begriff "Mars" (u.a. Krieg) ab. Das Feuer wird in der Astrologie neben der Sonne nämlich dem Mars zugeordnet. In der zweiten Zeile verbindet Nostradamus durch die Nennung Deukalions den Kampf um Rom wieder mit der Überschwemmung in und um Nîmes (vgl. 10/6). Allerdings ist hier nicht ganz klar, ob die Überschwemmung schon eingesetzt hat oder noch bevorsteht, da Deukalion vom Wasser erst bedroht wird. Gegen Ende Oktober wird Sardinien von punischen Kräften angegriffen werden. Das könnte auch ein Hinweis darauf sein, wer in die Kämpfe um Rom verwickelt ist. Sind es nordafrikanische Truppen, die die ewige Stadt einnehmen werden?
 

Quellen
 

5/66
 
Soubs les antiques edifices vestaulx1), Unter den antiken vestalischen1) Bauwerken,
Non esloignez d aqueduct ruyne: nicht [weit] entfernt von dem zerstörten  Aquädukt [wird man archäologische Funde machen]:
De Sol & Lune2) sont les luisans metaulx. Aus Sonne und Mond2) sind die glänzenden Metalle.
Ardante lampe Traian3) d’or burine. [Die] brennende Lampe Trajans3) [ist] mit Gold graviert.
1) Auf dem Forum Romanum in Rom stand der Tempel der Vesta, der Göttin des Herdfeuers, der Häuslichkeit und des Familienlebens. In diesem Tempel brannte das heilige und ewig brennende Feuer des Staatsherdes unter Bewachung des Oberpriesters und der vier, später sechs, Vestalinnen. Die Vestalinnen waren die zu 30jähriger Jungfräulichkeit verpflichteten Priesterinnen dieses Kultes. Ihre keineswegs kärglichen Amtswohnungen standen neben dem Tempel.
2) Die Sonne steht für das Gold, der Mond für das Silber.
3)  Marcus Ulpius Traianus war von 98 - 117 römischer Kaiser.
 

9/9
 
Quand lampe ardente de feu inextinguible Wenn [die] brennende Lampe des unauslöschlichen Feuers
Sera trouué au1) temple des Vestales, im1) Tempel der Vestalinnen gefunden wird.
Enfant trouué feu, eau passant par crible2): [Ein] Kind [wird das] Feuer gefunden [haben, während] Wasser durch [ein] Sieb läuft2)
Perir eau Nymes3). Tholose cheoir5) les halles4). [Dann wird] Nîmes3) [im] Wasser untergehen. In Toulouse [werden dann] die Ratssäle4) stürzen5).
1) Oder: "beim".
2) Dieses "Feuer" wird von einem Kind gefunden werden. Es kann natürlich sein, dass das Kind beim Spielen Wasser durch ein Sieb laufen lässt. Im Mittelfranzösischen gibt es aber noch die Wendung "cibler l’eau" (Wasser sortieren), was etwa "das Unmögliche machen" bedeutet. Dann müsste der zweite Teil dieser Zeile ungefähr so übersetzt werden: "das Unmögliche geschieht". Das könnte sich wiederum entweder auf das Kind und seinen Fund beziehen oder auf die nächste Zeile.
3) Nîmes liegt zwar beim Mündungsgebiet der Rhone, aber nicht direkt an einem Gewässer.
4) Oder auch: "Märkte".
5) Das "Stürzen" könnte hier auch im Sinne einer Revolte verstanden werden.
 

10/6
 
Sardon1) Nemaus2) si hault desborderont, [Der] Gard1) wird Nemausus2) so hoch überfluten,
Qu’on cuidera Deucalion3) renaistre, dass man glauben wird, Deukalion3) [sei] wiedergeboren [worden].
Dans le collosse4) la plus part fuyront, Die meisten werden ins Kolosseum4) fliehen, 
Vesta sepulchre5) feu estaint apparoistre. [wenn in der] Brandstätte5) [der] Vesta [das] erloschene Feuer zum Vorschein kommen [wird].
1) Mit LEONI u.a. sehe ich in "Sardon" eine Verschreibung "Gardon" (Gard).
2) Nemausus: lateinischer Name von Nîmes.
3) Deukalion überlebte gemäß der griechischen Mythologie die Sintflut, ist also das Pendant zu Noach.
4) Das berühmte Amphitheater in Rom. In Nîmes steht übrigens auch eine alte römische Arena.
5) Das lateinische "sepulcrum" bedeutet neben "Grab" usw. auch "Brandstätte".
 

4/80
 
Pres du grand fleuue, grand fosse1), terre egeste2), Nahe des großen Flusses [wird für den] großen Graben1) Erde weggetragen2).
En quinze pars sera l eau diuisee: In fünfzehn Teile wird das Wasser aufgeteilt.
La cité prinse, feu, sang, cris conflict mettre3) Die Stadt [wird] genommen. [Es gibt] Feuer, Blut [und] Schreie [in diesem] traurigen3) Konflikt.
Et la plus part concerne au collisee. Und der größte Teil betrachtet [dies] im Kolosseum.
1) Oder u.a. auch: "Kanal".
2) Lat. "egestus" (u.a. fortgeschafft).
3) "Mettre" dürfte mit aller Wahrscheinlichkeit ein Setzfehler sein. Schon aus Gründen des Reimes (auf "egeste") dürfte die Variante "maeste" (traurig, betrübend) die Zutreffende sein. Vgl. LE PELLETIER und LEONI.
 

2/81
 
Par feu du ciel la cité presque aduste: Durch Feuer vom Himmel wird die Stadt beinahe verbrannt.
L’Vrne1) menasse encor Deucalion2): Der Wasserkrug1) bedroht zu dieser Zeit Deukalion2).
Vexée Sardaigne par la Punique3) fuste4) Sardinien [wird] vom punischen3) Knüppel4) misshandelt  [werden],
Apres que Libra lairra son Phaëton5).6) nachdem [die] Waage ihren Phaeton5) verlassen wird6).
1) Lat. "urna" (Wasserkrug). Hier ist wohl einfach das Element Wasser als solches gemeint.
2) Vgl. 10/6.
3) Die aus dem Nahen Osten stammenden Punier oder Phönizier lebten in Nordafrika, ihre Hauptstadt war Karthago beim heutigen Tunis.
4) Nach lat. "fustis" (Stock usw.). Ebenso denkbar wäre die Übersetzung "Flotte"  ("fuste" = ein langes Schiff).
5) "Phaeton" war der Beiname des Sonnengottes oder auch der Name seines Sohnes, der die Erde in Brand setzte. Hier dürfte einfach die Sonne gemeint sein.
6) Wahrscheinlich ist damit der Zeitpunkt gemeint, wenn die Sonne das Zeichen Waage verlässt.  Nach mittelalterlicher Auffassung wäre das der 18. Oktober.
 

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