5.57  "Heuschrecken" erobern und verwüsten die Küste bei Nizza. Dann stoßen die - vielleicht muslimischen - Eroberer bis Baden-Württemberg vor. In Ostfrankreich werden sie zu zwei Dritteln dezimiert.
 

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4/48 - 3/82 - 10/87 - 7/20 - 5/85 - 9/69

4/48  

Plannure Ausonne1) fertile, spacieuse
Produira taons2) si trestant sauterelles3):
Clarté solaire deuiendra nubileuse4),
Ronger le tout, grand peste5) venir d’elles6).

[Die] fruchtbare [und] weiträumige ausonische1) Ebene
wird Bremsen2) [und] dermaßen viele Heuschrecken3) hervorbringen.
[Das] Sonnenlicht wird getrübt4) [werden],
[und sie werden] alles kahl fressen. Großes Unheil5) [wird] von ihnen6) kommen.
1) "Ausonien" bezeichnet im engeren Sinne Süd- und Mittelitalien, im weiteren aber auch ganz Italien. An großen, fruchtbaren Ebenen gibt es auf der Apenninenhalbinsel etwa die Po-Ebene, das Latium, die Ebene um Foggia in Apulien oder das Flachland in Kampanien bei Neapel.
2) Bremsen sind blutsaugende Fliegen, die mit ihrem (schmerzhaften) Stich auch Krankheiten übertragen können. Im antiken Mythos ließ Hera Io, eine Geliebte des Zeus (Jupiter), von einer Bremse verfolgen. Die von Zeus zur Tarnung in eine Kuh verwandelte Io floh vor der Bremse bis nach Ägypten, wo sie wieder ihre menschliche Gestalt zurück erhielt. Gemäß Altem Testament bestand eine der sieben Plagen, mit denen Gott Ägypten heimsuchte, aus Stechmücken, die sich auf Mensch und Tier setzten (Ex 8,12-14). Das griech. "oistros" bedeutet neben "Bremse" auch "Stich, Stachel, Wutanfall", die lat. Entsprechung "oestrus" auch "Raserei, Begeisterung".
3) In der Bibel werden Heuschrecken etliche Male erwähnt. Eine der ägyptischen Plagen bestand aus Heuschrecken, die das Land heimsuchten, vgl. Ex 10,4-19. Auch in Zusammenhang mit der Endzeit werden diese Insekten erwähnt, vgl. Offb 9,1-12.
4) Hier lehnt sich Nostradamus wohl an die Offenbarung des Johannes 9,1-3 an: "Der fünfte Engel blies seine Posaune. Da sah ich einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war; ihm wurde der Schlüssel zu dem Schacht gegeben, der in den Abgrund führt. Und er öffnete den Schacht des Abgrunds. Da stieg Rauch aus dem Schacht auf, wie aus einem großen Ofen, und Sonne und Luft wurden verfinstert durch den Rauch aus dem Schacht. Aus dem Rauch kamen Heuschrecken über die Erde und ihnen wurde Kraft gegeben, wie sie Skorpione auf der Erde haben." BRIND’AMOUR, S. 532, verweist zudem auf eine Parallelstelle bei PLINIUS, Naturalis historia 11, 35, 104 ([...] solemque obumbrant [...]").
5) Die "Pest" bezeichnet im Lateinischen und Mittelfranzösischen nicht nur verschiedene ansteckende Krankheiten mit hoher Sterblichkeit, sondern bedeutet auch einfach "Unglück, Unheil". BRIND’AMOUR, S. 532, zieht eine Parallele zu OBSEQUENS, Kapitel 30 (125 v. Chr.). Dort ist von einer verheerenden Viehseuche im nordafrikanischen Kyrene die Rede, einer Seuche, der auch 800 000 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen. Ausgelöst worden sei diese Seuche von einem ungeheuren Heuschreckenschwarm, der vom Wind ins Meer geweht und dann mit gewaltigem Gestank in Kyrene angeschwemmt worden sei.
6) Das bezieht sich nur auf die Heuschrecken, die im Gegensatz zu den Bremsen im Mittelfranzösischen weiblich sind.

Aus einer großen Ebene Italiens werden "Heuschrecken" und "Bremsen" kommen und großes Unheil bringen.

In der ersten Zeile ist von einer großen und fruchtbaren Ebene in Italien die Rede. Das größte Flachland der Halbinsel ist die Po-Ebene. Ein weiterer Kandidat ist das süditalienische Kampanien. Diese Lösung würde den Verweis auf die apokalyptischen Heuschrecken erklären, vgl. Anmerkung 4. Diese kommen nämlich zusammen mit dickem Rauch aus dem Abgrund, der Unterwelt, hervor. Einen ähnlichen "Höllenschlund" finden wir im kampanischen Vesuv, der als aktiver Vulkan gelegentlich auch Rauch aufsteigen lässt. Doch es gibt noch eine weitere mögliche Spur in diese Richtung: Gemäß der Offenbarung des Johannes 9,11 ist der König der endzeitlichen Heuschrecken Abaddon bzw. Apollyon, der Engel des Abgrunds. Bei AGRIPPA VON NETTESHEIM 3,18 lesen wir zu diesem: "In der siebenten Ordnung [der Dämonen] befinden sich die Furien, die Stifterinnen des Unheils, des Streites, des Krieges und der Verheerung. Ihr Fürst heißt in der Offenbarung auf Griechisch Apollyon, auf Hebräisch Abaddon, d. i. der Vertilger und Verwüster." Dementsprechend ordnet AGRIPPA VON NETTESHEIM die Furien in 2,14 auch der Zahl sieben zu. Im gleichen Kapitel werden zwölf heidnische Götter auf die Zahlen eins bis zwölf verteilt. Dabei finden wir unter der Sieben Gott Vulcanus!

Jedenfalls wird diese große italienische Ebene derart viele "Heuschrecken" und "Bremsen" hervorbringen, dass ihre Schwärme die Sonne verdunkeln werden (zweite und dritte Zeile). Die "Heuschrecken" werden dabei alles kahl fressen und großes Unheil verursachen (vierte Zeile).

Mit Blick auf die anderen Vierzeiler, in denen Nostradamus "Heuschrecken" erwähnt, ist es mindestens sehr fraglich, dass unser Seher hier tatsächlich von einer Naturkatastrophe spricht, die durch das massenhafte Auftreten dieser Insekten ausgelöst wird (siehe unten). Es scheint sich vielmehr um Menschen (Truppen) zu handeln, die Krieg führen und plündern. Als Vorlage dürfte Nostradamus dabei die Beschreibung der apokalyptischen Heuschrecken bei Johannes gedient haben:

"Und die Heuschrecken sehen aus wie Rosse, die zur Schlacht gerüstet sind; auf ihren Köpfen tragen sie etwas, das gold schimmernden Kränzen gleicht, und ihre Gesichter sind wie Gesichter von Menschen, ihr Haar ist wie Frauenhaar, ihr Gebiss wie ein Löwengebiss, ihre Brust wie ein eiserner Panzer; und das Rauschen ihrer Flügel ist wie das Dröhnen von Wagen, von vielen Pferden, die sich in die Schlacht stürzen. Sie haben Schwänze und Stacheln wie Skorpione und in ihren Schwänzen ist die Kraft, mit der sie den Menschen schaden, fünf Monate lang" (Offb 9,7-10).

Etwas schwerer sind die "Bremsen" zu deuten. In 5/85 tauchen "Stechmücken" auf, die wohl mit den "Bremsen" identisch sein dürften. Es scheint sich dabei um Begleiter oder Mitstreiter der "Heuschrecken" zu handeln. Sollten sie diejenigen sein, die die "Heuschrecken" erst zum Ausschwärmen "anstacheln", vgl. Anmerkung 2?









3/82  

Freins1), Antibol2), villes au tour de Nice,
Seront vastées fer3), par mer & par terre:
Les sauterelles terre & mer vent propice,
Prîs, morts, troussés, pilles sans loy de guerre.

Fréjus1) [und] Antibes2) [sind] Städte in der Umgebung von Nizza,
[die durch das] Schwert3) verwüstet werden. [Und zwar] vom Meer und
vom Land [her].
Die Heuschrecken [kommen vom] Land und [vom] Meer, [begleitet von einem]
günstigen Wind.
[Das Resultat sind] Gefangene, Tote, Verschleppte [und] Plünderungen.
[Es ist ein Krieg] ohne Kriegsrecht.
1) Lies: "Freius". Fréjus ist eine Stadt an der französischen Mittelmeerküste zwischen Saint-Tropez und Cannes.
2) "Antibol" ist der provenzalische Name von Antibes, einer Stadt südwestlich von Nizza.
3) "Fer" (Eisen) bedeutet im Mittelfranzösischen u. a. auch "(eiserne) Waffe, Schwert".


"Heuschrecken" werden Fréjus und Antibes verwüsten.

In den ersten beiden Zeilen erfahren wir, dass Fréjus und Antibes - vielleicht zusammen mit anderen Städten in der Region um Nizza - durch Waffengewalt verwüstet werden. Die Angriffe scheinen dabei von der See- und Landseite her zu erfolgen.

In der dritten Zeile erfahren wir Näheres zu diesen verheerenden Attacken. Nostradamus bezeichnet die Angreifer als "Heuschrecken", die von günstigen Umständen profitierend ("von günstigem Wind begleitet") in das besagte Gebiet einfallen werden. Erneut schreibt unser Seher, dass man die Angriffe über Meer und über Land vortragen wird. Spätestens hier dürfte klar werden, dass mit diesen "Heuschrecken" keine Insekten gemeint sind. Heuschreckenschwärme mögen sicher hin und wieder vom Wind auf das Meer hinausgetragen werden, doch dürfte der umgekehrte Fall, wenn überhaupt, nur sehr selten auftreten. 

Über die Identität der "Heuschrecken" erfahren wir in 3/82 nichts Neues. Der vierten Zeile ist nur zu entnehmen, dass sie den Landstrich plündern, Gefangene nehmen und Tote zurücklassen werden. Ihr Krieg wird ein Krieg ohne Rücksicht auf irgendwelches Kriegsrecht sein.






10/87  

Grand roy viendra prendre port pres de Nisse
Le grand empire de la mort si enfera1)
Aux Antipolles2) posera son genisse3),
Par la mer la Pille tout esuanouira.

[Ein] großer König wird kommen, um [einen] Hafen nahe Nizza zu nehmen.
Das große Reich des Todes wird sich dort zeigen1).
Bei denen aus Antibes2) wird [er] sein Kalb3) aufstellen.
Wegen der Plünderung [vom] Meer [her] wird alles verschwinden.
1) Sprachlich unklar, vielleicht als "s’en fera" (wird sich dort zeigen od. entwickeln) zu verstehen. Inhaltlich geht es hier darum, dass in diesem Hafen bei Nizza das "Reich des Todes" errichtet werden bzw. entstehen wird.
2) "Antipolles" ist wohl als das provenzalische "antibolencs" (Leute aus Antibes) zu verstehen. Der antike Name der Stadt lautete dabei Antipolis.
3) "Genisse" (weibliches Kalb, junge Kuh, Färse) ist im Französischen weiblich, hier allerdings männlich. Damit könnte der Sohn des großen Königs aus Zeile eins gemeint sein. Vgl. griech. "moschos" (u. a. Kalb, Sprössling, Knabe, Mädchen).


Der große - vielleicht muslimische - König der "Heuschrecken" wird bei Nizza sein Reich errichten und in Antibes möglicherweise seinen Sohn als Statthalter einsetzen.

Wie in 3/82 ist in 10/87 von der Gegend bei Nizza, Antibes und einer großen Plünderung die Rede, weshalb die beiden Strophen wohl zusammengehören dürften.

In 10/87 erfahren wir, dass ein "großer König" einen Hafen in der Nähe von Nizza erobern und dort das "große Reich des Todes" errichten wird (Zeilen eins und zwei). Um welchen Hafen es sich dabei handelt, ist hier nicht ersichtlich. Jedenfalls wird er laut dritter Zeile sein "Kalb" in Antibes "aufstellen", d. h. möglicherweise seinen Sohn als Statthalter einsetzen, vgl. Anmerkung 3.

In der vierten Zeile erfahren wir, dass die von diesem "großen König" geführten Angreifer die Küste leer plündern werden, was uns auf die "Heuschrecken" aus 4/48 und 3/82 verweist.

Über den "großen König" der Heuschrecken erfahren wir in 10/87 nicht viel, außer dass er einen Sohn haben dürfte (vgl. oben). Da Nostradamus bei diesen "Grashüpfern" aber wohl auch an die Heuschrecken der Apokalypse gedacht hat, ist diesbezüglich eine Stelle in der Offenbarung des Johannes interessant. In Offb 9,11 lesen wir: "Sie [d. h. die Heuschrecken] haben als König über sich den Engel des Abgrunds; er heißt auf hebräisch Abaddon, auf griechisch Apollyon." Bei AGRIPPA VON NETTESHEIM 3,18 lesen wir zu diesem Engel des Abgrunds: "In der siebenten Ordnung [der Dämonen] befinden sich die Furien, die Stifterinnen des Unheils, des Streites, des Krieges und der Verheerung. Ihr Fürst heißt in der Offenbarung auf Griechisch Apollyon, auf Hebräisch Abaddon, d. i. der Vertilger und Verwüster."

Gemäß AGRIPPA VON NETTESHEIM 2,12 u. 13 sind die Furien, die Stifterinnen des Unheils, in der himmlischen Welt aber der Sphäre der Venus zugeordnet (vom primum mobile aus gezählt). Es wäre also mindestens denkbar, dass der "große König" und seine "Heuschrecken" zur muslimischen Welt gehören (dies Veneris = Tag der Venus = Freitag, der Feiertag des Islams).

Da gemäß 4/48 die Heuschrecken (und Bremsen) allerdings aus einer großen italienischen Ebenen kommen werden, würde das bedeuten, dass Italien zu dieser Zeit mindestens teilweise islamisch bzw. islamisch beherrscht sein wird.

In der zweiten Zeile von 10/87 bezeichnet Nostradamus den Machtbereich der Invasoren als das "große Reich des Todes". Wenn unser Seher den "großen König" mit Abaddon bzw. Apollyon vergleicht, ist diese Bezeichnung nachvollziehbar. Abaddon ist schließlich ein Fürst der (dämonischen) Unterwelt, also des Reiches der Toten bzw. des Todes. Das schließt aber natürlich nicht aus, dass die Herrschaft des "großen Königs" in Südfrankreich tatsächlich auch viele Opfer fordern wird.




7/20  

Ambassadeurs de la Toscane langue1),
Auril & May Alpes & mer passer:
Celuy de2) veau exposera l’harangue3)
Vie Gauloise ne venant effacer.

Gesandte des toskanischen Volkes1) [werden]
[im] April und Mai [die] Alpen und [das] Meer überqueren.
Jener vom2) Kalb wird die Ausführungen darlegen3).
[Um] gallisches Leben auszulöschen, [wird er] nicht gekommen [sein].
1) "Langue" bedeutet im Mittelfranzösischen neben "Sprache, Zunge" u. a. auch "Volk". Die Toskana liegt im nordwestlichen Mittelitalien.
2) Lies: "du".
3) Oder auch: "die Ansprache halten".


Gesandte aus der Toskana kommen nach Frankreich. Der Abgesandte des Sohnes des "Heuschrecken"-Königs wird nicht kommen, um Franzosen zu töten sondern um seine Sicht der Dinge darzulegen.

In der dritten Zeile wird ein "Kalb" erwähnt, was den Vierzeiler mit 10/87 verbindet. In 10/87 ist damit möglicherweise der Sohn jenes "großen Königs" gemeint, der bei Nizza sein "Reich des Todes" errichten wird. Das "Kalb" wird jedenfalls in Antibes - wahrscheinlich als Statthalter - installiert werden.

Gemäß Zeile drei von 7/20 scheint nun jemand etwas darzulegen bzw. eine Ansprache zu halten, der von diesem "Kalb" kommt oder geschickt wird. In der vierten Zeile erfahren wir, dass er nicht kommt, um französisches ("gallisches") Leben auszulöschen. Daraus lässt sich wohl der Schluss ziehen, dass dieser Abgesandte zu den Franzosen geschickt werden wird. Da Nostradamus explizit erwähnt, dass der Auftrag friedlicher Natur sein wird - eben etwas darzulegen - kann vermutet werden, dass dieser Gesandte durchaus in der Lage wäre, Franzosen zu töten oder dies in der Vergangenheit sogar tatsächlich getan hat. Es könnte sich beispielsweise um einen Feldherren des "Kalbes" bzw. des "großen Königs" handeln.

In den ersten beiden Zeilen ist ebenfalls von einer Gesandtschaft die Rede. Diesmal allerdings von Abgesandten aus der Toskana. Diese werden in einem April und Mai die Alpen und das Meer, wahrscheinlich das Tyrrhenische Meer, überqueren. Ihr Ziel ist somit wohl Frankreich. Doch mit wem treffen sie sich und wozu? Mit dem Abgesandten des "Kalbs", mit den Franzosen oder mit beiden? Wie wir oben gesehen haben, werden die "Heuschrecken" ebenfalls aus Italien kommen. In welcher Beziehung steht die Toskana zu diesen "Insekten"? Wird das alte Etrurien von den "Heuschrecken" beherrscht oder kämpft es selber gegen diese?

In 5/85 ist von Fehlern beim Genfer See die Rede. Sollten damit vielleicht die Verhandlungsresultate aus 7/20 gemeint sein?




5/85  

Par les Sueues1) & lieux circonuoisins,
Seront en guerre pour cause des nuees:
Gamp2) marins locustes & cousins3),
Du Leman fautes seront bien desnuees.

Bei den Sueben1) und [in den] benachbarten Orten
werden [sie] im Krieg sein wegen den Wolken.
[Durch die] Armee2) [von] Heuschrecken und Stechmücken3) aus dem Meer
werden [die] Fehler des Genfer Sees deutlich aufgezeigt werden.
1) Die Sueben waren eine germanische Völkergruppe zwischen Rhein und Elbe. Sie siedelten im Norden des heutigen Baden-Württembergs. In der Völkerwanderung stießen sie nach Nordportugal bzw. Galicien vor und gründeten dort einen Staat. Die in Germanien verbliebenen Sueben gingen in den Alemannen auf, ihr Name blieb aber bis heute erhalten - in den Schwaben.
2) Lies: "camp" (Armee).
3) "Cousin, cusin" bezeichnet im Mittelfranzösischen u. a. eine Stechmücke.


Beim Genfer See wird man Fehler begehen, so dass die "Heuschrecken" und "Stechmücken" von Südfrankreich aus bis nach Baden-Württemberg vorstoßen können.

In der dritten Zeile ist von einer Armee von "Heuschrecken" und "Stechmücken" die Rede, die aus dem Meer kommen wird. Diese Angabe verbindet den Vierzeiler mit 4/48 und 3/82. Die "Insekten"-Armee aus 5/85 wird zeigen, dass man am Genfer See Fehler begangen hat. Zur Zeit des Nostradamus war Genf mit Calvin eines der Zentren der Reformation. Was für Fehler unser Seher in 5/85 gemeint hat, ist allerdings nicht ersichtlich. Es könnte sich um militärische Niederlagen gegen die "Heuschrecken" und "Stechmücken" handeln oder vielleicht auch um Friedensverhandlungen oder Verträge, die ihren Zweck nicht erfüllen.

Den ersten beiden Zeilen ist wohl zu entnehmen, was konkret geschehen wird. Im Raum Baden-Württemberg, vgl. Anmerkung 1, werden die "Wolken" einen Krieg auslösen. Mit diesen Wolken sind wohl Heuschrecken- und Stechmückenschwärme gemeint, die die Sonne verdunkeln werden, vgl. 4/48/3. Die Angreifer aus Südfrankreich werden also bis nach Mitteleuropa vorstoßen können, obwohl man beim Genfer See noch geglaubt hat, sie stoppen zu können.





9/69  

Sur1) le mont de Bailly & la Bresle2)
Seront caichez de Grenoble4) les fiers3),
Oultre Lyon, Vien.5) eulx si grande gresle,
Langoult6) en terre n’en restera vn tiers.

Beim1) Berg von Bully und L’Arbresle2)
werden die Stolzen3) von Grenoble4) versteckt sein.
Jenseits [von] Lyon [und] Vien[ne5) wird auf] sie sehr großer Hagel [niedergehen].
Von den Heuschrecke[n]6) im Land wird nicht ein Drittel übrigbleiben.
1) Das mittelfranzösische "sur" bedeutet neben "auf" u. a. auch "bei".
2) Die Bresle ist ein Fluss in Nordfrankreich, der die Grenze zwischen der Normandie und der Picardie bildet. Bailly-en-Rivière (ca. 20 km östlich von Dieppe) liegt etwa 10 - 15 km südlich der Bresle. In der gleichen Gegend gäbe es noch ein Saint-Ouen-sous-Bailly und nördlich der Bresle ein Saint-Quentin-la-Motte-Croix-au-Bailly. Bei Bailly-en-Rivière gibt es auch einige Erhebungen, von denen eine der "Berg" aus der ersten Zeile sein könnte. LEONI sieht hier Saint-Bel und L’Arbresle gemeint (etwa 25 km nordwestlich von Lyon), was besser in den südostfranzösischen Kontext passt (Grenoble), aber hinsichtlich der Erklärung von "Bailly" nur beschränkt überzeugt. Wahrscheinlicher ist, dass es hier Bully heißen sollte, vgl. LEMESURIER, The Nostradamus Encyclopedia, S. 230. Bully liegt auf einem Hügel, nur etwa drei Kilometer nordwestlich von L’Arbresle.
3) Oder auch: "Schrecklichen, Wilden, Brutalen, Außergewöhnlichen".
4) Stadt in den französischen Westalpen, etwa 90 km südöstlich von Lyon.
5) Wahrscheinlich ist hier die Stadt Vienne, etwa 20 km südlich von Lyon an der Rhone, gemeint. Es gäbe aber auch noch einen bedeutenden Loirezufluss gleichen Namens in Westfrankreich.
6) Lies: "langoustes" (Heuschrecken).


Jenseits von Lyon und Vienne werden die "Heuschrecken" zu mehr als zwei Dritteln vernichtet werden. Nordwestlich von Lyon werden "Stolze" aus Grenoble versteckt.


In der vierten Zeile tauchen "Heuschrecken" auf, was den Vierzeiler mit 4/48, 3/82 und 5/85 verbindet. In 9/69 erfahren wir, dass jenseits von Lyon und Vienne "schwerer Hagel" auf sie niedergehen wird und sie zu mehr als zwei Dritteln vernichtet werden. Von Salon-de-Provence aus gesehen ist mit der Angabe "jenseits von Lyon und Vienne" wohl das Gebiet nördlich davon gemeint, also das südliche Burgund. Wer es hier "hageln" lässt, die "Heuschrecken" also vernichtend schlägt, ist allerdings nicht ersichtlich.

Ebenfalls noch unklar ist das Geschehen, das in den ersten beiden Zeilen geschildert wird. "Stolze" aus Grenoble werden bei Bully und L’Arbresle, rund 25 km nordwestlich von Lyon (vgl. Anmerkung 2), versteckt sein. Wer sind diese "Stolzen", wer versteckt sie vor wem und wieso?








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