5.69  Die Affäre eines Ehebrechers wird publik. Aus Wut tötet er seine Geliebte und den unehelichen Sohn. Die betrogene Ehefrau tötet das legitime Kind des Ehebrechers.
 

Zurück / Zurück zur Startseite
 

Zusammenfassung
 

8/14: Es geht hier und in 8/63 um einen Ehebrecher. Wahrscheinlich um einen Ehebrecher in hoher Stellung, vielleicht um einen Monarchen. In den ersten beiden Zeilen wird beschrieben, dass es Gold und Silber sein werden mit der die Lust die Ehre blenden, d.h. ausschalten wird. Das könnte heißen, dass der lüsterne Ehebrecher seine Geliebte mit kostbaren Geschenken dazu bringt, sich ihm hinzugeben und auf die eigene Ehrenhaftigkeit zu verzichten. Doch bei dieser außerehelichen Affäre geht etwas schief und das Verhältnis (die "große Schande") wird publik. Es wird auch bekannt, dass der Ehebrecher eine "Verletzung" davon getragen hat. Wie wir in 8/63 erfahren, handelt es sich bei dieser "Verletzung" aber um einen Schaden, der nicht auf einen gewaltsamen Angriff (etwa einen Schlag oder Stich) zurückgeht. Worum könnte es sich dabei aber sonst handeln? Vielleicht um eine Geschlechtskrankheit, die sich der Ehebrecher bei seiner Geliebten geholt hat?

8/63: In den ersten beiden Zeilen erfahren wir, dass der "verletzte" Ehebrecher außer sich vor Wut sein wird. Sein Zorn geht sogar soweit, dass er "die Frau" (seine Geliebte) und "den Sohn" (sein außereheliches Kind) töten wird. Was könnte der Grund für eine solche Wut sein? Hat die Geliebte die Affäre an die Öffentlichkeit gebracht und den Ehebrecher so in eine unmögliche Situation manövriert? Oder hängt seine Wut mit der "Verletzung" zusammen? Hat die Geliebte vielleicht von ihrer Geschlechtskrankheit gewusst, den Ehebrecher aber nicht gewarnt und ihn so wissentlich ins offene Messer laufen lassen? Wenn ja, dann müsste es sich bei dieser Krankheit aber um ein ernstes Gebrechen handeln. Möglicherweise um eine Krankheit, die mit dem Tod endet. In der dritten Zeile erwürgt eine "eingeschläferte" Frau ein Kind. Ich sehe hier die betrogene Ehefrau beschrieben, die die ganze Zeit nichts von der außerehelichen Affäre ihres Mannes mitbekommen hat, also wie "eingeschläfert" war. Doch als sie aus ihrem Schlaf der Unwissenheit erwacht, rächt sie sich an ihrem treulosen Gatten und tötet das gemeinsames Kind. Ein Motiv, das wir übrigens auch in der antiken Mythologie, in der Argonautensage finden. Dort tötet Medea, Iasons betrogene Ehefrau, ebenfalls ihre gemeinsamen Kinder. Bei Nostradamus werden in der vierten Zeile acht Personen gefangengenommen und gnadenlos ertränkt. Um wen es sich dabei handelt, ist im Moment leider völlig unklar. Sind es ebenfalls Opfer des rasenden Ehebrechers?
 

Quellen
 

8/14
 
Le grand credit d’or, & d’argent l’abondance Der hohe Stellenwert des Goldes und der Überfluss an Silber
Fera aueugler par libide2) l’honneur1) wird die Ehre1) durch Begierde2) blenden lassen.
Sera cogneu d’adultere l’offence3), Bekannt sein wird die Verletzung3) des Ehebrechers,
Qui paruiendra à son grand deshonneur. die zu seiner großen Schande hinzukommen wird.
1) Auch im Sinn von "Tugend" usw.
2) Lat. "libido" (Begierde, Lust, Zügellosigkeit; Willkür).
3) Auch: "Schaden, Angriff, Beleidigung".
 

8/63
 
Quand l’adultere blessé sans coup1) aura Wenn der ohne Schlag1) verletzte Ehebrecher
Meurdry la femme & le filz par despit2), die Frau und den Sohn aus Wut2) getötet haben wird,
Femme assoumee l’enfant estranglera: wird [die] eingeschläferte Frau das Kind erwürgen.
Huict captifz prins, s’estouffer sans respit. Acht Gefangene [werden] ergriffen, [um] ohne Gnade [zu] ertrinken.
1) Oder auch: "Hieb, Stich" usw.
2) Oder auch: "Verachtung".
 

Zurück / Zurück zur Startseite