5.73  Der Erzbischof von Sens wird zum Papst gewählt.
 

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Zusammenfassung
 

6/86: Es geht hier um eine Papstwahl. Einer der Kandidaten ist dabei der Erzbischof aus dem französischen Sens. Dieser wird in das Petrusamt gewählt, nachdem ein Mönch aus der Gascogne seine Partei ergriffen haben wird. Bei diesem "Mönch" handelt es sich allerdings wohl kaum um einen einfachen Klosterbruder. Wir dürften hier eher einen Ordensmann vor uns haben, der es bis zum Kardinal gebracht hat und dadurch aktiv in die Papstwahl eingreifen kann. Etwas rätselhaft sind die ersten beiden Zeilen dieses Verses. Ein großer Prälat - wahrscheinlich der Erzbischof aus Sens - hat einen Traum, der ihm einen Tag später falsch gedeutet werden wird. Wir können nur spekulieren, was das mit der späteren Wahl zu tun hat. Vielleicht träumt der Erzbischof, dass jemand anderer zum Papst gewählt werden wird, doch der Traumdeuter legt den Traum so aus, dass er als Zeichen für die Wahl des Franzosen erscheint? Welche Rolle spielt der Gascogner Mönch? Ist er der Traumdeuter, der durch seine Interpretation unter den wählenden Kardinälen eine Bewegung für den Erzbischof aus Sens auslöst? Oder hat jemand anderer den Traum "gedeutet" und der Gascogner fällt auf diesen Trick herein?

5/49: Hier erfahren wir, wer der Konkurrent des Franzosen ist. Es handelt sich um einen Spanier. Doch nicht der Iberer sondern der Kandidat aus dem "alten Frankreich" wird zum Papst gewählt werden. Sens gehört tatsächlich zum "alten Frankreich", denn die Stadt war seit den Anfängen der französischen Staatswerdung (ab dem 10. Jahrhundert) Krondomäne der Könige. Zu einer Zeit, als etwa Nostradamus’ Heimat, die Provence, noch nicht zu Frankreich gehörte. Es handelt sich bei Sens also um urfranzösischen Boden. Die Kirche (das Fischerboot Petri) wird in der zweiten Zeile als "schwankend" beschrieben, d.h. sie dürfte sich in einer schwierigen Lage befinden. Das würde erklären, weshalb ein (falsch gedeuteter) Traum bei der Papstwahl eine so große Rolle spielen kann (6/86). Vielleicht ist man ja in einer so schwierigen Situation, dass man um ein Zeichen des Himmels bittet und dementsprechend offen für Träume und andere Vorzeichen ist. Die letzten beiden Zeilen berichten, dass man einem grausamen Feind Vertrauen entgegenbringen wird. Ist es ein Feind der Kirche, dem der neue Papst traut? Hier müssen wir auf Begleitverse warten.
 

Quellen
 

6/86
 
Le grand Prelat1) vn iour apres son songe, Dem großen Prälaten1) [wird] einen Tag nach seinem Traum
Interpreté au rebours de son sens:2) [dieser] in gegenteiligem Sinn gedeutet [werden].2)
De la Gascogne3) luy suruiendra vn monge4), Aus der Gascogne3) wird ihm ein Mönch4) zu Hilfe kommen,
Qui fera eslire le grand Prelat de sens5). der bewirken wird, [dass] der große Prälat aus Sens5) gewählt werden [wird].
1) Ein Prälat ist ein hoher kirchlicher Würdenträger.
2) Etwas frei übersetzt (eigentlich: "im Gegenteil seines Sinnes").
3) Gebiet in Südwestfrankreich, südlich der Garonne.
4) Provenzalisch "monge" = Mönch.
5) Sens liegt an der Yonne im nördlichen Frankreich, etwa 100 km südöstlich von Paris. Sens ist zudem der Sitz eines Erzbischofes, der hier wohl gemeint ist.
 

5/49
 
Nul1) de l’Espaigne mais de l’antique France Keiner1) aus Spanien aber [einer] aus dem alten Frankreich
Ne sera esleu pour le2) tremblant nacelle, wird für das2) schwankende Fischerboot gewählt werden.
A l’ennemy sera faict fiance,3) Dem Feind wird Vertrauen entgegengebracht werden,3)
Qui dans son regne sera peste4) cruelle. der während seiner Herrschaft [eine] grausame Geißel4) sein wird.
1) "Keiner" ist hier durch die Kostruktion "nul…ne" in den ersten beiden Zeilen ausgedrückt.
2) "Nacelle" ist im Mittelfranzösischen weiblich, im Original wurde aber fälschlicherweise "le" statt "la" gesetzt.
3) Oder auch möglich: "Dem Feind wird ein Versprechen gemacht werden" (LEONI).
4) Neben "Seuche" bedeutet "peste" im Mittelfranzösischen auch noch "Plage, Geißel, Unheil" usw.
 

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