5.77  Der Tyrann von Padua fällt zu Ostern einem Attentat zum Opfer.
 

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Zusammenfassung
 

8/45: Wie aus der Gesamtheit der drei Vierzeiler hervorgeht, ist hier von einem Attentat auf den Tyrannen von Padua die Rede (6/76). In der ersten Zeile taucht der Attentäter ein erstes Mal auf. Es handelt sich um jemanden, der einen Arm in einer Armschlinge trägt und ein Bein verbunden hat. Dieser Versehrte könnte mit dem "Jüngeren von Calais" identisch sein, der in der zweiten Zeile erwähnt wird. Möglicherweise handelt es sich um einen nachgeborenen ("jüngeren") Sohn eines Adelsgeschlechts. In den letzten beiden Zeilen wird das Attentat beschrieben. Es scheint zu Ostern in einer Kirche stattzufinden. Wie wir in 5/28 erfahren, trachten mehrere Verschwörer dem Tyrannen nach dem Leben. Auf ein bestimmtes Stichwort hin ("Parole") schreiten sie zur Tat und bringen dem Tyrannen den Tod. Nostradamus beschreibt diesen Tod als "verspätet". Das könnte heißen, dass man schon viel zu lange unter der Tyrannei dieses Herrschers gelitten hat und sich nach dessen Tod sehnt.

5/28: Noch einmal wird der Attentäter beschrieben: ein Arm hängt in einer Schlinge, ein Bein ist verbunden und sein Gesicht ist bleich. An seiner Brust hat er einen Dolch versteckt. In der dritten und vierten Zeile erfahren wir, dass es sich nicht um einen Einzeltäter handelt. Es gibt vielmehr mindestens drei Verschwörer, die in ein Handgemenge verwickelt sind. Zudem taucht ein "Großer von Genua" auf, dem die Mordwaffe (wahrscheinlich nach erfolgtem Attentat) übergeben werden wird. Es stellt sich nun die Frage, wie der große Genuese in dieses Geschehen verwickelt ist. Weiß er von der Verschwörung? Ist er Gast in Padua? Oder hat man den Tyrannen von Padua nach Genua eingeladen wo das Attentat ausgeführt wird?

6/76: In der dritten Zeile erfahren wir, dass es sich bei dem Attentäter nicht wirklich um einen Versehrten handelt. Wenigstens ist sein scheinbar verletzter Arm in Tat und Wahrheit gesund. Und den dürfte er auch brauchen, wenn er dem Tyrannen in der Kirche die Kehle durchschneiden wird. Nach dem Ende des Tyrannen entlädt sich der aufgestaute Hass des Volkes an seinen Angehörigen. Sie werden von den Massen getötet.
 

Quellen
 

8/45
 
La main escharpe & la iambe bandee, Die Hand [ist in der] Armbinde und das Bein [ist] verbunden.
Longs1) puis nay de Calais2) portera [Die] Langen1) wird [der] Jüngere von Calais2) tragen.
Au mot du guet la mort sera tardee, Bei der Parole wird der Tod verspätet sein,
Puis dans le temple à Pasques saignera. dann wird [er] im Tempel an Ostern bluten.
1) Unklar. Lange Messer? Vielleicht hat Nostradamus auch an die Parzen (Moiren) gedacht, die u.a. als "makraiones" (uralt) bezeichnet wurden (das griech. "makros" bedeutet "groß, lang" usw.). Die Parzen waren drei Schicksalsgöttinnen, die dem Menschen sein Schicksal zuteilten und von denen eine den Lebensfaden durchtrennte. Wären diese hier gemeint, würde der "Jüngere von Calais" sozusagen das Schicksal einer Person in Händen tragen.
2) Französische Stadt am Ärmelkanal. Das zuvor zu England gehörende Calais wurde 1559 französisch.
 

5/28
 
Le bras pendu & la iambe liée, Der Arm hängt [in der Schlinge] und das Bein [ist] verbunden.
Visaige pasle au seing poignard caché: [Sein] Gesicht [ist] bleich, [und] an der Brust [ist der] Dolch versteckt.
Trois qui seront iurez de la meslee, [Von den] drei Verschworenen aus dem Handgemenge
Au grand de Gennes sera le fer1) lasché. wird dem Großen von Genua die Waffe1) übergeben.
1) "Fer" bedeutet im Mittelfranzösischen neben "Eisen" u.a. auch "(eiserne) Waffe".
 

6/76
 
La cité antique d’antenoree forge,1) Die antike Stadt antenorischer Gründung1)
Plus ne pouuant le tyran supporter: wird den Tyrannen nicht länger ertragen können.
Le manchet2) fainct au temple couper gorge, Der scheinbare Einarmige2) [ist] im Tempel, um [die] Kehle durchzuschneiden.
Les siens le peuple à mort viendra bouter. Das Volk wird kommen, um die Seinen in den Tod zu treiben.
1) Hier ist Padua im östlichen Norditalien gemeint. Die Stadt wurde der Sage nach von Antenor, einem vornehmen Troer, gegründet.
2) "Manchet" dürfte "manchot" (der Einarmige) heißen oder auf das lat. "mancus" (Krüppel) zurückgehen.
 
 

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