5.78  Ein neuer Marcus Antonius erleidet eine Niederlage und Griechenland wird von einer Seuche heimgesucht.
 

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Zusammenfassung
 

4/88: Ein "großer Antonius" wird am Ende seines Lebens von einer Hautkrankheit dahingerafft werden, die von Filzläusen verursacht wird (Phthiriasis). In der ersten Zeile erfahren wir, dass es sich bei ihm um eine niederträchtige Person handelt, die allerdings einen großen Namen trägt. Nostradamus dürfte dabei wohl an Marcus Antonius gedacht haben, der hier einen zweifelhaften Namensvetter haben wird. In den letzten beiden Zeilen ist von jemandem die Rede, der auf Krieg aus ist (er giert laut Nostradamus nach "Blei", vgl. Anmerkung 3). Allerdings wird dieser Kriegslüsterne (bzw. wohl seine Flotte) von einem Gewählten oder Erwählten vor einem Hafen versenkt werden. Ob es sich dabei um den neuen Mark Anton handelt ist noch unklar, würde aber als Parallele passen, da der historische Mark Anton ebenfalls eine Flotte verloren hat (vor Actium).

5/90: Dieser Vierzeiler berichtet von einer neun Monate andauernden Seuche, die Teile Griechenlands sowie des heute türkischen Thrakiens im Griff haben wird. Begleitet wird diese Epidemie von einer großen Hungersnot.

9/91: In den ersten beiden Zeilen wird wieder die Seuche aus 5/90 erwähnt. Gleichzeitig tobt ein innergriechischer Krieg, in dem Thessalien Amphipolis zerstören wird. In der letzten Zeile ist wieder von Antonius die Rede, womit die Verbindung zu 4/88 gegeben ist. Es wird erwähnt, dass der neue Antonius zurückgeworfen wird, womit die versenkte Flotte aus 4/88 gemeint sein könnte. Die letzte Zeile ist leider noch nicht eindeutig zu übersetzen, doch es könnte sein, dass die Niederlage des Antonius den sonstigen Akteuren zu dieser Zeit zunächst unbekannt sein wird. Unbekannt wie ein "Übel", das in dieser Zeile ebenfalls erwähnt wird. Sollte damit die Seuche, deren Ursprung oder Wirkung gemeint sein?
 

Quellen
 

4/88
 
Le grand Antoine1) du nom de faict sordide Der große Antonius1), [groß ist er] dem Namen nach, [ist] in Tat und Wahrheit niederträchtig.
De Phthyriase2) à son dernier rongé: Vom Filzlausbefall2) [wird er] an seinem Ende aufgefressen [werden].
Vn qui de plomb3) voudra estre cupide, Einer, der nach Blei3) wird begierig sein wollen,
Passant le port d’esleu4) sera plongé. wird beim Vorbeifahren am Hafen vom Gewählten4) versenkt werden.
1) Als historisches Vorbild kommt hier wohl Marcus Antonius in Frage. Marcus Antonius  (franz. "Marc Antoine") war ein Gefolgsmann Cäsars, der nach dessen Ermordung sein Erbe an sich gerissen hatte, obwohl es eigentlich Oktavian zugestanden hätte. Antonius wurde danach im mutinensischen Krieg (44 - 43 v. Chr.) in Norditalien ein erstes Mal von Oktavian geschlagen. 43 v. Chr. bildete Antonius mit Oktavian und Lepidus das zweite Triumvirat und erhielt die Gallia Cisalpina (Norditalien) als Machtbereich. 42 v. Chr. schlug Antonius bei Philippi in einer Doppelschlacht die Mörder Cäsars Cassius und Brutus. Zwei Jahre später wurde das Römische Reich geteilt, wobei Antonius den Osten erhielt. 36 v. Chr. vermählte er sich mit Kleopatra und führte in den kommenden Jahren einen erfolglosen Feldzug gegen die Parther (Perser) durch, konnte aber immerhin Armenien erobern. 32 - 30 v. Chr. tobte der ptolemäische Krieg, der mit dem zweiten Sieg von Oktavian über Antonius endete (31 v. Chr. Seeschlacht von Actium). Ein Jahr später zog Oktavian in Alexandria ein, und Antonius und Kleopatra begingen Selbtsmord.
2) "Phthiriasis" bezeichnet eine Hautkrankheit, die von Filzläusen verursacht wird. Die Ansteckung erfolgt meistens durch Geschlechtsverkehr.
3) Das mittelfranzösische "plomb" (Blei) bezeichnet u.a. auch das Geschoss einer Kriegsmaschine, also z.B. eine Kanonenkugel.
4) Oder auch: "Erwählten".
 

5/90
 
Dans les cyclades1), en perinthe2) & larisse3) Auf den Kykladen1), in Perinthus2) und Larissa3),
Dedans Sparte tout le Pelloponnesse4): in Sparta [und auf] der ganzen Peloponnes4)
Si grand famine, peste6) par faux connisse5), [wird es eine] so große Hungersnot [und] durch falsche "connisse"5) [die] Seuche6) [geben].
Neuf mois tiendra & tout le cherronesse7). Neun Monate wird [sie] andauern und die ganze Cherronesus7) [im Griff haben].
1) Griechische Inselgruppe in der Ägäis, südöstlich von Athen.
2) Das heutige Marmaraereglisi, etwa 85 - 90 km westlich von Istanbul.
3) Larissa ist eine Stadt in Thessalien, (östliches Zentralgriechenland).
4) Halbinsel im südlichen Griechenland, auf der auch Sparta liegt.
5) Unklar. Möglicherweise ist hier das griech. "konis" (Staub, Erde, Sand, Lauge) gemeint. Da Nostradamus Arzt war, steckt hinter diesem "falschen Staub" vielleicht ein medizinischer Fachbegriff für etwas, das in Zusammenhang mit der erwähnten Seuche steht.
6) "Peste" bezeichnet jede Art von Seuche mit einer hohen Sterblichkeit. Im übertragenen Sinne kann damit aber auch einfach Unglück oder Unheil gemeint sein.
7) Hier ist die Halbinsel Gallipoli nördlich des Hellespont gemeint. Es gäbe zudem noch die "Cherronesus Taurica", die heutige Krim.
 

9/91
 
L’horrible peste Perynte & Nicopolle1), Die schreckliche Seuche [wird in] Perinthus und Nikopolis1)  [wüten
Le Chersonnez2) tiendra & Marceloyne3), und] die Cherronesus2) und "Marceloyne"3) [in Besitz] halten.
La Thessalie4) vastera l’amphipolle5), Thessalien4) wird Amphipolis5) verwüsten.
Mal incogneu & le refus d’Anthoine. [Das] Übel [ist] unbekannt und [auch] die Zurückwerfung von Antonius.
1) Es gab in der Antike mehrere Städte dieses Namens. An erster Stelle Nikopolis an der Westküste Griechenlands (bei Preveza), das von Oktavian zum Andenken an den Sieg über Marcus Antonius und Kleopatra bei Actium (31 v. Chr.) gegründet wurde.
2) Vgl. 5/90, Anmerkung 7. Neben "Cherronesus" existiert auch die Form "Chersonesus".
3) Unklar. Makedonien (Macedoyne)? "Marceloyne" könnte aber auch Sizilien meinen, dessen Patron M. Claudius Marcellus ("das Schwert Roms") wurde, nachdem er 212 v. Chr. die damals griechische Stadt Syrakus erobert hatte.
4) Gebiet in Zentralgriechenland.
5) Stadt an der nördlichen Ägäisküste, etwas östlich der Mündung des Strymon.
 

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