5.80  Ein junger französischer König einigt gewaltsam sein Land gegen die Opposition von Klerus und Papst.
 

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Zusammenfassung
 

2/69: Ein gallischer (französischer) König sieht, wie die "große Monarchie" im Innern zerstritten ist. Daraufhin dehnt er über Gallien (Frankreich) seine Macht aus, das mit dieser "großen Monarchie" wohl identisch ist. Daraus lässt sich schließen, dass die Macht des Königs zuvor höchstens nominell das ganze Land umfasste. Sollte Frankreich vielleicht de facto in einzelne Staaten zerfallen gewesen sein, die zueinander in Konkurrenz gestanden haben? In der ersten Zeile erfahren wir, dass der König die Zerstrittenheit Frankreichs mit "keltischer Stärke" beendet. Ich vermute, diese "keltische (französische) Stärke" bezeichnet dabei die militärische Macht des Königs. Interessant ist die vierte Zeile. Die Einigung Frankreichs scheint gegen den Willen des Papstes (das "Ornat der großen Hierarchie") bewerkstelligt zu werden. Doch woher kommt diese Opposition des Pontifex? Zum einen vielleicht, weil das Kirchenoberhaupt sich gegen die gewaltsame Einigung des Landes stellt. Zum anderen wäre es denkbar, dass einige der französischen Teilstaaten geistliche Herrschaften sind (Bistümer, Erzbistümer), so dass bei einer Vereinigung Frankreichs auch der politische Einfluss des Papstes auf dem Spiel steht.

6/3: In den letzten beiden Zeilen wird der Konflikt zwischen dem - anscheinend jungen - französischem König und der Kirche wieder aufgegriffen. Dieses Mal taucht jedoch nicht der Papst sondern der (französische) Klerus als Gegner auf. Dieser scheint sogar der Grund dafür zu sein, dass der König sein Zepter weglegt und das Schwert ergreift. Die geistlichen Herren könnten demzufolge die Ursache für die innerfranzösische Zerstrittenheit sein. Die ersten beiden Zeilen sind noch unklar. Der "neugeborene Keltische" (wohl der junge französische König) wird an einem Fluss auf die Probe gestellt. Und dieser Fluss (wohl inklusive der Region, die er durchfließt) wird in die innerfranzösischen Wirren hineingezogen. Worin diese "Probe" besteht, lässt sich im Moment noch nicht sagen. Als historische Parallele bietet sich aber Cäsars Marsch über den Rubikon 49 v. Chr. an, der den Bürgerkrieg auslöste. Ebenfalls an Cäsar erinnern soll wohl die Bezeichnung Galliens als die "drei Teile" in 2/69 (vgl. De bello Gallico I, 1: "Gallia est omnis divisa in partes tres, [...]"). Nostradamus könnte den König direkt als neuen (französischen) Cäsar bezeichnen, indem er ihn den "neugeborenen Keltischen" nennt. Nostradamus scheint dabei den historischen Cäsar, der das keltische Gallien erobert hat, den "Keltischen" zu nennen (vgl. den Beinamen des Karthago-Bezwingers Scipio Africanus). Somit muss der neue Cäsar als "neugeborener Keltische" erscheinen, besonders wenn es sich dabei um einen echten "Kelten" (Franzosen) handelt.
 

Quellen
 

2/69
 
Le roy Gauloys par la Celtique dextre1) Der gallische König [wird] mit der keltischen Stärke1),
Voiant discorde de la grand Monarchie, [wenn er die] Zerstrittenheit der großen Monarchie sieht ,
Sus les trois pars2) fera fleurir son sceptre3), über den drei Teilen2) sein Zepter erblühen3) lassen.
Contre la cappe4) de la grand Hirarchie Gegen das Ornat4) der großen Hierarchie.
1) Lat. "dextra" (u.a. Faust, Tapferkeit, Stärke, Mut).
2) Damit ist wohl Gallien gemeint, das in drei Teile gegliedert war.
3) Nostradamus dürfte sich hier auf das Zepter des französischen Königs beziehen, vgl. 6/3, Anmerkung 2. Das Blühen dieses Zepters, bzw. der Lilienblume auf dessen Spitze, bezeichnet wahrscheinlich die (wachsende) Macht des Königs.
4) "Cape, chape" bezeichnet im Mittelfranzösischen u.a. das Ornat der Geistlichen, das über deren Rang Auskunft gibt.
 

6/3
 
Fleuue qu’esprouue le nouueau nay Celtique [Der] Fluss, der den neugeborenen Keltischen auf die Probe stellt,
Sera en grande de l’Empire discorde: wird in die große Zwietracht der Herrschaft miteinbezogen werden.
Le ieune prince par gent ecclesiastique, Der junge Fürst [wird] wegen [des] Klerus
Ostera le sceptre coronal1) de concorde. das zur Krone gehörende1) Zepter der Eintracht weglegen.
1) Lat. "coronalis" (zur Krone gehörig). Mit dem "Zepter der Eintracht" ist wohl das Zepter der französischen Könige gemeint, das von einer Lilienblume gekrönt war. Die Lilienblume selbst ist ein Zeichen für die göttliche Dreieinigkeit, die mit dieser "Eintracht" gemeint sein könnte.
 
 

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