5.82  Der große königliche Beamte von Orléans wird ermordet.
 

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Zusammenfassung
 

3/66: In diesem Vierzeiler wird die Ermordung eines großen königlichen Beamten beschrieben. Es scheint sich dabei um einen Beamten aus der Stadt oder dem Herzogtum Orléans zu handeln. Denkbar wäre aber auch, dass der Ermordete aus dem Hause Orléans, einer Nebenlinie des Hauses Bourbon, stammt. Wie Nostradamus in der dritten Zeile schreibt, handelt es sich weder um einen verdienten Tod noch um einen Schicksalsschlag, was möglicherweise einige seiner Zeitgenossen vermuten werden. Es ist ein geplanter Mord! Der Mörder wird in der zweiten Zeile kurz erwähnt. Es wird sich um jemandem mit "rächendem Blut" handeln. Wer sich hier aber wofür rächt, ist leider nicht ersichtlich. Der Mörder (in der vierten Zeile "der Üble" genannt) wird sein Opfer an Füßen und Händen fesseln. Das könnte darauf hindeuten, dass der Mörder den Beamten zunächst nur gefangennimmt. Handelt es sich vielleicht um eine Entführung? Um eine Entführung, bei der "bloß" etwas schief läuft? Dagegen spricht die dritte Zeile, wo ein Schicksalsschlag klar ausgeschlossen wird. Es könnte vielleicht so sein, dass der Mörder den Beamten mit der festen Absicht entführt, ihn später zu töten aber zunächst noch mittels Erpressung aus diesem Personenraub Nutzen ziehen will.

7/41: Bei der Formulierung dieses Vierzeilers hat Nostradamus aus dem Inhalt eines Briefes geschöpft, den der römische Autor Plinius d. J. (ca. 61-114 n. Chr.) einem Bekannten geschrieben hat. Es handelt sich dabei um das Schreiben Nummer 27 aus dem siebten Buch der "Epistulae" (siehe 5.5). In der ersten Zeile wird wieder der an Füßen und Händen gefesselte Beamte aus 3/66 erwähnt. Seine gefesselten Gliedmaßen bestehen nur noch aus Knochen, der Beamte ist also schon länger tot. In der zweiten bis vierten Zeile wird erzählt, dass ein Haus wegen Spuks ("Lärm") lange Zeit unbewohnt bleibt, bis man die gefesselten Knochen aus der ersten Zeile ausgräbt. Finden wird man die sterblichen Überreste durch "tiefschürfende Träume", womit vielleicht nächtliche Wahrträume gemeint sein könnten. Es stellt sich nun die Frage, was Nostradamus in Zusammenhang mit dem Beamten aus Orléans mit diesem "Haus" und dem "Lärm" meint. Das "Haus" könnte für den Amtssitz des Beamten stehen, der so lang keinen Nachfolger des Getöteten beherbergen wird, bis der Mord aufgeklärt und die Leiche gefunden ist. Der "Lärm" könnte die Anstrengungen bezeichnen, die unternommen werden, um den Mordfall aufzuklären. Anstrengungen, während deren Orléans möglicherweise mit Notrecht direkt von der Krone regiert werden wird. Unklar ist allerdings, was es mit diesen "tiefschürfenden Träumen (songes)" auf sich hat. Hilft vielleicht ein Medium den Behörden bei der Auffindung der sterblichen Überreste? Oder betreibt Nostradamus wieder ein Wortspiel? Wenn ja, was will er uns mitteilen? Vielleicht den Ort, wo die Knochen vergraben sind? In diesem Fall gäbe es z.B. Songeons in der Picardie, Songeson im Jura, Songieu zwischen Genf und Lyon oder Songy südöstlich von Chalons-en-Champagne.
 

Quellen
 

3/66
 
Le grand baillif1) d’Orléans mis à mort Der große königliche Beamte1) von Orléans [wird] getötet [werden].
Sera par vn de sang vindicatif: Von einem mit rächendem Blut.
De mort merite ne mourra, ne par sort: [Er] wird weder durch einen verdienten Tod, noch durch Schicksal sterben.
Des pieds & mains mal le faisoit captif. An Füßen und Händen hatte ihn [der] Üble gefangengesetzt.
1) Oder auch: "Gouverneur, Vogt".
 

7/41
 
Les oz des piedz & des mains enserrés, Die Knochen der Füße und der Hände [sind] gefangen.
Par bruit maison long temps inhabitee: Wegen [des] Lärms [ist das] Haus [während] langer Zeit unbewohnt.
Seront par songes concauant deterrés,  [Sie] werden durch tiefschürfende Träume ausgegraben.
Maison salubre & sans bruyt habitee. [Das] Haus [wird dann] gesund und ohne Lärm bewohnt [sein].


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