5.98   Eine junge Frau wird lange ein Land regieren. Ihre Herrschaft bringt dem Land aber großes Leiden.
 

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Zusammenfassung
 
 
3/28: Dieser Vierzeiler berichtet von einer Herrscherin, die in jungen Jahren an die Macht kommen und lange Zeit herrschen wird. Allerdings wird sie dem Land so viel Schlechtes bringen, wie noch nie ein Machthaber zuvor. In der ersten Zeile erfahren wird, dass diese Herrscherin aus einem "schwachen Land" und anscheinend auch aus ärmlichen Verhältnissen stammen wird. Die zweite Zeile besagt, dass sie "zum Schluss" und im Frieden an die Macht kommen wird. Doch was für ein "Schluss" ist hier gemeint? Das Ende eines Krieges? Oder der Abschluss innenpolitischer Entwicklungen, die die junge Herrscherin an die Schalthebel der Macht bringen werden?

10/19: Die erste Zeile berichtet davon, dass eine Frau als Königin begrüßt (eingesetzt) wird. Doch kaum sitzt sie auf dem Thron, zeigt sich, dass ihre Herrschaft die Untertanen unerträglich knechtet ("es folgt Fronarbeit"). Es scheint, als habe man zuvor falsche Hoffnungen in die neue Königin gesetzt. Jedenfalls ließe sich die dritte Zeile dahingehend verstehen, dass die Erkenntnis über das wahre Wesen der Königin die Untertanen aus ihren illusorischen Hoffnungen reißt ("zur Vernunft führt") und ihnen klarmacht, dass das Leben unter der neuen Herrscherin dem in einem Tränental gleicht (vgl. Anmerkung 2). Die letzte Zeile dürfte die Brücke zu Vers 3/28 schlagen, wo erwähnt wird, dass die neue Herrin des Landes aus einer armen Familie stammen wird. In 10/19 erfahren wir nämlich, dass die Königin vor ihrer Herrschaft demütig gewesen ist. Allerdings stellt sich an dieser Stelle die Frage, wie eine Frau aus einfachsten Verhältnissen auf den Thron gelangen kann. Wurde sie adoptiert? Hat der König sie geheiratet und ist dann gestorben?

Quellen
 

3/28
 
De terre foible1) & pauure parentele,
Aus [einem] schwachen1) Land und [aus einer] armen Familie [stammt die Person, die]
Par bout & paix paruiendra dans l’empire.
zum Schluss und [im] Frieden an die Macht kommen wird.
Long temps regner vne ieune femele,
Lange Zeit [wird] ein junges Weibsbild [so] herrschen,
Qu’oncq en regne n’en suruint vn si pire.
dass [noch] nie zuvor im Land so Schlechtes davon übriggeblieben ist.
1) Oder auch: "beklagenswert".
 

10/19
 
Iour que sera par royne saluee,
[An einem] Tag wird [sie] als Königin begrüßt werden.
Le iour apres le salut, la priere1),
[Am] Tag nach der Begrüßung [folgt] die Fronarbeit1).
Le compte fait raison & valbuee2),
Die Erkenntnis führt [zur] Vernunft und [zur] "Valbuee"2).
Par auant humble oncques ne feut si fiere3)
[Die] zuvor demütige war nie so schrecklich3).
1) Oder auch: "Gebet, Zusammenkunft der Vasallen (um einem Feind zu widerstehen)".
2) Bisher ungeklärter Begriff. Ich vermute eine Zusammensetzung aus "val" (Tal) und "buée" (benetzt, befeuchtet). Dann könnte etwa ein von Blut getränktes Tal gemeint sein. Oder Nostradamus hat an das "lacrimarum vallis" (Tal der Tränen) aus dem Mariengebet Salve Regina (Sei gegrüßt, Königin) gedacht. Dies würde auch zum Anfang des Vierzeilers passen, wo ebenfalls eine Königin begrüßt wird:

Salve, Regina, mater misericordiae:
Vita, dulcedo, et spes nostra, salve!
Ad te clamamus, exules, filli Hevae.
Ad te suspiramus, gementes et flentes
in hac lacrimarum valle.
Eia ergo, Advocata nostra,
Illos tuos misericordes oculos ad nos converte!
Et Jesum, benedictum fructum ventris tui,
Nobis post hoc exilium ostende!
O clemens: O pia: O dulcis Virgo Maria!

Sei gegrüßt, Königin, Mutter der Barmherzigkeit,
unser Leben, unsre Wonne und unsre Hoffnung, sei gegrüßt!
Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas;
zu Dir seufzen wir trauernd und weinend
in diesem Tal der Tränen.
Wohlan denn, unsre Fürsprecherin,
wende Deine barmherzigen Augen uns zu,
und nach diesem Elend zeige uns Jesus,
die gebenedeite Frucht Deines Leibes.
O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria.

3) Oder auch: "grausam; hochmütig, stolz".

 
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