5.106  Ein neuer Philipp II. von Makedonien bekämpft zunächst die Araber, wird aber später von "Herkules" angegriffen.
 

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Zusammenfassung
 
 
9/89: Ein neuer Philipp von Makedonien (vgl. Anmerkung 1) wird sieben Jahre lang erfolgreich sein, gerade auch im Kampf gegen die Araber, die er zurückdrängen wird (erste und zweite Zeile). Dieser neue Philipp müsste ein Herrscher im Raum Nordgriechenland oder Südbalkan sein, der wie sein antiker Vorläufer für die Einigung Griechenlands kämpft. Es wäre dabei möglich, dass Griechenland zum Teil von den Arabern besetzt sein wird und der neue Philipp diese aus dem Land vertreibt. In der dritten Zeile erfahren wir, dass er nach den sieben erfolgreichen Regierungsjahren Rückschläge wird hinnehmen müssen. Der Süden seines Herrschaftsbereichs wird von Wirren heimgesucht werden und seine Stellung ("Würde") somit geschwächt. Mit dem "Süden" könnte Thessalien im nördlichen Griechenland gemeint sein, das der antike Philipp 352 v. Chr. Makedonien einverleibt hat oder Südgriechenland, das 337 v. Chr. in Form des Korinthischen Bundes unter die Kontrolle des Makedonenkönigs kam. Der vierten Zeile ist zu entnehmen, dass der neue Philipp nicht nur innere Probleme sondern auch äußere Feinde haben wird. Der noch junge französische Befehlshaber Ogmios (Herkules) wird Philipp angreifen, dessen Festung niederreißen und somit einnehmen. Mit der "Festung" könnte vielleicht die Hauptstadt des neuen Philipps gemeint sein (vgl. lat.  "oppidum" = Befestigung und Stadt). Der Sitz der antiken makedonischen Könige war das nordgriechische Pella. Ob hier der gleiche Ort gemeint ist, lässt sich allerdings noch nicht sagen.

9/35: In den ersten beiden Zeilen tauchen vier Akteure auf: "Ferdinand", die "Blonde",  die "Blume" und der "Makedone". Der Makedone ist der neue Philipp. Ferdinand könnte der Herrscher Spaniens sein, vgl. Anmerkung 1, Nr. 5.) und 6.). Für die Blume käme der junge Ogmios in Frage, der gemäß 9/89 Philipps Festung niederreißen wird. In diesem Fall wäre Ogmios möglicherweise ein Bourbone (vgl. Anmerkung 3) und somit wohl ein Verwandter Chyrens. Das würde zu 5.38 passen, wo die beiden eng zusammenarbeiten und Ogmios sogar zum Oberhaupt Frankreichs gemacht wird. Im Moment noch völlig unklar ist, wer mit der Blonden gemeint sein könnte. Es scheint aber so zu sein, dass Ferdinand und die Blonde zunächst Verbündete der Blume sein werden. Verbündete, die gegen den Makedonen ziehen dürften. Doch dann wird dieses Dreierbündnis erschüttert. Ferdinand und die Blonde sind sich uneins. Einer der beiden will nämlich die Seiten wechseln und zum Makedonen überlaufen. Sollte Ferdinand ein Spanier sein, könnte er abtrünnig werden. In 9/30 lesen wir nämlich, dass Hilfe nach Byzanz geschickt werden wird. Und zwar sowohl von Philipp wie auch aus Spanien. In der dritten und vierten Zeile erfahren wir, dass die Truppen eines Befehlshabers wegen der großen Not desertieren und zum "Myrmidonen" übergehen werden. Mit dem Myrmidonen müsste ein thessalischer Gefolgsmann gemeint sein (vgl. Anmerkung 8). Da Thessaliens oberster Herrscher wahrscheinlich der neue Philipp ist, steht der Myrmidone wohl auf dessen Seite. Doch welche Truppen hier die Seiten wechseln, die Ferdinands oder der Blonden, wird in diesen beiden Zeilen auch nicht klar.

9/30: In den ersten beiden Zeilen erfahren wir, dass eine "normannische" Flotte südöstlich von Istrien untergehen, d.h. besiegt werden wird. Woher diese "Normannen" kommen werden, ist nicht klar. Am wahrscheinlichsten aber aus der Normandie, England oder Süditalien (vgl. Anmerkung 3). Von wem die normannische Flotte versenkt wird, steht hier allerdings nicht. Zur gleichen Zeit wird jemand in Istanbul in Schwierigkeiten stecken und sein Schicksal beklagen (dritte Zeile). Das könnte ein Geistlicher sein oder auch ein Heerführer (vgl. Anmerkung 5). Im ersten Fall könnte der orthodoxe Patriarch von Konstantinopel gemeint sein. Sollte ein Heerführer sich in einer schwierigen Lage befinden, ist wohl ein militärischer Konflikt anzunehmen. Jedenfalls wird aus dem südspanischen Cadiz und vom neuen Philipp von Makedonien Hilfe kommen (vierte Zeile). Über die Hilfe aus Spanien erfahren wir hier nichts Genaueres. Interessant ist aber, dass in 9/35 in Zusammenhang mit dem Makedonenherrscher ein namentlich genannter "Ferdinand" auftaucht. Es wäre mindestens vorstellbar, dass dies der spanische Machthaber ist, der Hilfe nach Istanbul schickt.

8/81: Die ersten beiden Zeile berichten von einem "neuen Reich", das von Norden her verändert werden wird.  Nostradamus verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff "aquilonaire" (nördlich). Aquilo (Boreas) ist der Gott des Nordwindes, der der Sage nach aus dem Skythenland kommt (vom ukrainischen Borysthenes, d.h. vom Dnjepr). In 5.19 und 5.75 war bereits von dieser Macht die Rede. Das "neue Reich" aus 8/81 wird dann, wenn es vom Norden her verändert werden wird, bereits verwüstet oder bedrängt sein. Leider erfahren wir nicht, wie dieses ominöse "neue Reich" in eine solche Lage gekommen ist oder in welcher Beziehung es der Norden "verändert". So haben wir keinerlei Anhaltspunkte, die uns eine Identifizierung vielleicht ermöglichen könnten. Vielleicht hat Nostradamus ein neu entstandenes "Saint Empire" (Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation) gemeint, doch das ist nur eine Möglichkeit von vielen. Die letzten beiden Zeilen betreffen wieder den neuen Philipp von Makedonien. Es scheint einen Staat zu geben, der in einer Art Vasallenverhältnis zu Philipps Makedonien stehen wird (vgl. aber Anmerkung 6). Und dieser tributpflichtige Staat wird von einem Aufstand erschüttert werden, der von Sizilien ausgehen wird. Das könnte man als Hinweis dafür interpretieren, dass sich dieser Satellitenstaat in Italien befinden wird. Interessant ist, dass Sizilien einst Teil des süditalienischen Normannenreichs war (vgl. 9/30, Anmerkung 3) und die "normannische" Flotte in 9/30 bei Istrien besiegt werden wird. Sollten die "Normannen" diejenigen sein, die sich gegen Philipp bzw. dessen Vasallenstaat erheben?

Quellen
 

9/89
 
Sept ans sera Philip1) fortune prospere, Sieben Jahre wird Philipp1) [das] Glück hold sein.
Rabaissera des Arabes l’effaict2), [Er] wird die Macht2) der Araber herabsetzen.
Puis son mydi3) perplex rebors5) affaire4), Dann [wird] sein Süden3) verworren [und seine] Würde4) zurückgedrängt5) [werden].
Ieune ognyon6) abysmera son fort. [Der] junge Ogmios6) wird seine Festung niederreißen.
1) Als historisches Vorbild kommt hier v.a. Philipp II. von Makedonien in Frage (359 - 336 v. Chr.), der Vater Alexanders des Großen.  Philipp II. hat Makedonien reformiert und später große Teile Griechenlands sowie fast ganz Thrakien erobert. Ein anderer Kandidat wäre vielleicht noch Philipp V. von Makedonien, der 197 v. Chr. von den Römern besiegt wurde, nachdem diese von einigen griechischen Staaten zu Hilfe gerufen worden waren.
2) Oder auch "Tat, Aktion, Handeln". In anderen Ausgaben steht hier "l’effort" ("Kraft, Energie; Armee" u.a.), was besser  zu "son fort" aus der letzten Zeile passen würde.
3) Oder auch: "Mitte".
4) "Affaire" kann auch "Schwierigkeit, Bedürfnis, Ereignis" bedeuten.
5) Lies: "rebours" (u.a. zurückgedrängt). 
6) Ogmios ist der gallische Herkules. Vgl. 5.38 (6/42) und 5.37.


9/35
 

Et Ferdinand1) blonde2) sera descorte,
Und Ferdinand1) wird [mit der] Blonden2) uneinig [darüber] sein,
Quitter la fleur3) suyure le Macedon.
die Blume3) zu verlassen, [um dem] Makedonen zu folgen.
Au grand besoing defaillira6) sa4) routte5),
Wegen der großen Not wird seine4) Truppe5) abfallen6)
Et marchera contre7) le Myrmidon8).
und zum7) Myrmidonen8) marschieren.
1) Für diesen "Ferdinand" gibt es einige historische Vorbilder: 1.) Ferdinand I., deutscher Kaiser 1556 - 64, der seit 1522 die österreichischen Länder beherrschte und in dieser Funktion auch die Verteidigung Wiens gegen die Türken 1529 unter sich hatte; 2.) Ferdinand I. von Aragon, König von Neapel und Sizilien 1458 - 1494; 3.) Ferdinand I., König von Portugal 1367 - 1383; 4.) Ferdinand, der standhafte Prinz (1402 - 1443), Bruder Heinrich des Seefahrers, mit dem er 1437 gegen die Mauren zog. Als Märtyrer wurde er 1470 selig gesprochen; 5.) Ferdinand III. der Heilige, König von Kastilien und Leon, 1217 - 52, der 1230 Leon mit Kastilien vereinigte und den Mauren Cordoba, Murcia, Sevilla und Cadiz entriss und somit Südpanien zum großen Teil befreite. 6.) Ferdinand II. der Katholische, König von Spanien, 1479- 1516, der u.a. 1492 die Mauren aus Granada vertrieb.
2) "Blonde" ist weiblich, kann also - sollte kein Druckfehler vorliegen - nicht zu Ferdinand gehören. Zudem scheint die Blonde hier ein anderer Akteur (oder eine andere Akteurin) zu sein. Wer damit allerdings gemeint sein könnte, lässt sich im Moment noch nicht entscheiden. Vielleicht die blonde Germania (Deutschland)? Nostradamus könnte aber z.B. auch an die römischen Flavier gedacht haben (lat. "flavus"= blond), ein Geschlecht (gens flavia), aus der mehrere Kaiser stammten. "Die Blonde" war bei den Griechen zudem ein Beiname der Demeter (Ceres), der Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit.
3) Hier könnte die "fleur de lis", die Lilienblume gemeint sein. Die Lilie findet sich im Wappen der Bourbonen. "Blume" bezeichnet im Mittelfranzösischen, Lateinischen und Griechischen auch die "Blüte", den besten Teil von etwas.
4) Oder: "ihre".
5) Das mittelfranzösische "routte" bedeutet neben "Weg" usw. auch "Truppe".
6) Oder auch: "unterliegen".
7) "Contre" bedeutet nicht nur "gegen", sondern u.a. auch "zu…hin, entgegen".
8) Die Myrmidonen waren ein Volksstamm bei Phthia in Thessalien (nördliches Griechenland). Thessalien wurde 352 v. Chr. vom Makedonenkönig Philipp II. erobert. Bei Homer sind die Myrmidonen die Gefolgsleute ihres Fürsten Achilles.

9/30
 
Au port de PVOLA1) & de saint Nicolas2), Im Hafen von Pula1) und von San Nicolo2)
Perir Normande3) au goulfre Phanaticque4), [ist die] normannische3) [Flotte, um] im Kvarner Golf4) unterzugehen.
Cap.5) de Bisance rues crier helas, [Das] Ornat5) [wird auf den] Straßen von Byzanz "ach Unglück" schreien.
Secors de Gaddes6) & du grand Philipique7). Hilfe [kommt] aus Gades6) und vom großen Philippischen7).
1) Hafenstadt an der Südwestküste Istriens.
2) Wenige Kilometer nördlich von Koper auf Istrien gelegen (Sveti Nikola). Es gäbe noch eine gleichnamige Insel nahe Porec an der Westküste Istriens. 
3) Die Normannen (Wikinger) stammen ursprünglich aus Skandinavien. 911 erhielten sie vom westfränkischen König die nach ihnen benannte Normandie als Lehen. Kurzzeitig beherrschten sie auch die benachbarte Bretagne. 1066 eroberten die Normannen unter ihrem Herzog Wilhelm dem Eroberer England, der zum englischen König gekrönt wurde. Ein weiterer normannischer Staat entstand in Süditalien, wo die Nordmänner seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts Apulien, Kalabrien und Sizilien kontrollierten. Herzog Roger II. vereinigte 1130 Sizilien und die Besitzungen auf dem italienischen Festland und residierte als König des neuen Gesamtstaates in Palermo. In den folgenden Jahren eroberte er Amalfi, Neapel und Gaeta für sein süditalienisches Normannenreich.
4) Lat. "Sinus Flanaticus" (Kvarner Golf, südöstlich von Istrien).
5) "Cap." könnte z.B. für "cape" oder "capitaine" stehen". Das mittelfranzösische "cape" bezeichnet u.a. das Ornat der Geistlichen, das über den Rang seines Trägers Auskunft gibt. Der "capitaine" ist der Befehlshaber einer Armee, in Frankreich ein Offizier der Infanterie.
6) Lat. "Gades" (Cadiz in Südspanien).
7) Hier dürfte Nostradamus verdeutlichen, dass er an Philipp II. von Makedonien gedacht hat. Als "Philippika" (franz. "philippique") wird die Strafrede des athenischen Staatsmannes Demosthenes gegen den erwähnten Makedonenkönig bezeichnet.


8/81
 
Le neuf empire en desolation1), Das neue Reich in Verwüstung1)
Sera changé du pole3) aquilonaire2). wird vom nördlichen2) Himmel3) verändert werden.
De la Sicile viendra l’esmotion4) Von Sizilien her wird der Aufstand4) kommen,
Troubler l’emprise5) à Philip tributaire.6) um den dem Philipp tributpflichtigen Staat5) in Schwierigkeiten zu bringen.6)
1) Oder auch:  "Trauer, Bedrängnis".
2) Lat. "aquilonalis" (nördlich).
3) Lat. "polus" (Himmel, Himmelsgewölbe).
4) Oder auch: "Unruhe, Verschwörung". 
5) Mit "emprise" (Unternehmung) hat Nostradamus hier wohl das griech. "pragma" gemeint, das neben "Unternehmung" u.a. auch "Staat" bedeutet.
6) Oder auch möglich: "um den Staat des tributpflichtigen Philipps in Schwierigkeiten zu bringen". 

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