5.109  Jemand, der Schaden davongetragen hat, wird mit seiner Redegewandtheit einen Krieg verursachen.
 

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Zusammenfassung
 
 
2/80: Nach einem Konflikt wird für kurze Zeit scheinbare Ruhe herrschen. Doch ein "Geschädigter", der offenbar mit einer flinken Zunge ausgestattet ist, wird schon bald wieder etwas im Schilde führen (erste beiden Zeilen). Es ist denkbar, dass dieser beredte Unruhestifter im vergangenen Konflikt "geschädigt" wurde, was auch erklären würde, weshalb er keine Ruhe gibt. In der vierten Zeile ist davon die Rede, dass die "Feinde" nachlässig sein, d.h. wohl einer aufkommenden Gefahr nicht adäquat entgegentreten werden. Sollten hier die Feinde des "Geschädigten" gemeint sein, die auf dessen Ränke nicht reagieren? Der Grund für diese Nachlässigkeit dürfte in der dritten Zeile erwähnt werden: einige "Große" (Machthaber, bedeutende Persönlichkeiten) sind in Gefangenschaft und bleiben das auch. Diese "Großen" könnten Verlierer des eingangs erwähnten Konflikts und somit Verbündete des "Geschädigten" sein. Möglicherweise halten die "Feinde" aus der vierten Zeile bloß diese "Großen" für eine ernstzunehmende Gefahr und lassen sich durch deren andauernde Gefangenschaft von den Umtrieben des "Geschädigten" ablenken.

1/97: In der ersten Zeile erfahren wir, dass der in 2/80 erwähnte Konflikt anscheinend gewaltsam ausgetragen wurde. Nostradamus spricht in diesem Zusammenhang von "Eisen" (Waffen) und "Feuer". In der zweiten Zeile dürfte der "Geschädigte" aus 2/80 erwähnt werden: die "süße Zunge". Dieser gewandte und einnehmende Redner kommt in eine nicht näher beschriebene Ratsversammlung und erreicht mit seiner rhetorischen Gabe (und vielleicht auch "süßen" Versprechungen) das, wofür im blutigen Konflikt zuvor vergebens gekämpft worden ist. In der dritten Zeile ist von einem "schlafenden" König die Rede, den ein "Traum" dazu bringt, "schlafzuwandeln" oder zu "faseln" (vgl. Anmerkung 2). Das könnte ein König sein, der sich durch die süßen Worten des "Geschädigten" einschläfern, d.h. in falsche Sicherheit hat wiegen lassen. Obwohl der König "schläft", bleibt er jedoch nicht untätig. Allerdings sind seine Handlungen nicht durchdacht und stehen unter dem Eindruck des "Schlafes" (der vermeintlichen Sicherheit). Nostradamus vergleicht diese Taten mit "Schlafwandeln" bzw. dem "Faseln" im Schlaf. Der Grund für dieses Verhalten des Königs ist ein "Traum", den der Herrscher während dieses  "Schlafes" hat.  Sollte damit der Traum vom Frieden gemeint sein, den der redegewandte "Geschädigte" mit seinen süßen Worten bewusst beschworen hat? In der vierten Zeile dürften wir allerdings das Resultat sehen, das die unvernünftigen Taten des "schlafenden" Königs zeitigen werden: "Feuer" und militärisches Blutvergießen. Nostradamus schreibt, dass sich der "Feind" im "Feuer" und im Kampf befinden wird. Ist dieser "Feind" einer der "Feinde" aus der vierten Zeile von 2/80?

Quellen
 

2/80
 
Apres conflit du lesé2) l’eloquence1)
Nach [dem] Konflikt [wird] die Beredsamkeit1) des Geschädigten2)
Par3) peu de temps se tramme4) faint repos:
nach3) kurzer Zeit [wieder] etwas im Schilde führen4). [Es ist nur eine] vorgetäuschte Ruhe.
Point l’on n’admet les grands à deliurance:
Man erlaubt es in keiner Weise, die Großen zu befreien.
Les ennemis sont remis à propos.
Die Feinde sind deswegen nachlässig.
1) Oder auch: "Sprachvermögen".
2) Oder auch: "Verletzten".
3) Oder auch: "während".
4) Oder auch: "etwas anzetteln".
 

1/97
 
Ce que fer1) flamme n’asceu paracheuer,
Das, was [weder] Eisen1) [noch] Flamme zu vollenden gewusst hat,
La doulce langue au conseil viendra faire.
[dazu] wird die süße Zunge in die Ratsversammlung kommen, [um es zu] erreichen.
Par repos, songe, le roy fera resuer2).
Während [des] Schlafes wird [der] Traum den König dazu bringen, herumzuirren2).
Plus l’ennemi en feu, sang3) militaire.
Von nun an [befindet sich] der Feind im Feuer [und im] militärischen  Blutvergießen3).
1) Auch im Sinne von "(eiserner) Waffe".
2) Das mittelfranzösische "resver" bedeutet u.a. „herumirren; faseln, irrereden". Hier dürfte dieser König also entweder schlafwandeln oder im Traum irrereden.
3) Vgl. lat. "sanguis "(u.a. Blut, Blutvergießen).
 

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