5.119  Ein übler Papst wird gewählt, der einen weltweiten Konflikt auslösen wird. Ein großer Fürst heiratet und erleidet kurz darauf einen epileptischen Anfall.
 

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5/60 - 1/88

5/60  

Par teste rase1) viendra bien mal eslire,
Plus que sa charge ne porte passera:
Si grand fureur & raige fera dire2),
Qu’à feu & sang tout sexe3) trenchera4).

Mit [dem] rasierten1) Kopf wird [man dazu] kommen, [einen] sehr Üblen [zu] wählen.
Mehr als seine Amtsgewalt wird nicht [das] Tor passieren.
[Eine] derart große Wut und Raserei wird [sein] Wort2) verursachen,
dass mit Feuer und Blut [das] ganze Menschengeschlecht3) schneiden4) wird.
1) Lies: "rasée". Mit dem "rasierten Kopf" ist ein Tonsurträger, d. h. ein Mönch oder im weiteren Sinne ein Geistlicher gemeint.
2) Oder: "das Reden" im Sinne einer Ansprache oder Äußerung. Möglich wäre auch, dass hier das substantivierte Adjektiv "dire" (furchtbar, fürchterlich) gemeint ist. Dann wäre wohl der Furchtbare (d. h. der "rasierte Kopf") der Urheber von Wut und Raserei.
3) "Sexe" wurde hier als "sexe humain" (Menschengeschlecht, Menschen) verstanden. Falls ein natürliches Geschlecht der Menschen, also die Männer oder die Frauen gemeint sein sollten, würde hier wohl eines davon verfolgt werden. Da der erwähnte Geistliche wohl kaum eine Verfolgung des eigenen (männlichen) Geschlechts herbeiführen würde, ist zu vermuten, dass hier die Frauen die Leidtragenden wären. Es könnte sich in diesem Fall z. B. um eine Art Hexenverfolgung handeln - man tötete die Frauen ja auch mit Feuer -, die völlig außer Kontrolle gerät und einen großen Teil des weiblichen Geschlechts betreffen würde.
4) Oder auch: "schneiden, abschneiden, zerschneiden; aufschlitzen" u. a. Möglicherweise hat Nostradamus hier an das lat. "secare" gedacht, das neben "schneiden" u. a. auch "zerfleischen" bedeutet. In diesem Fall würde der "rasierte Kopf" die Menschen dazu bringen, sich in Fraktionen aufzuteilen und sich gegenseitig gewalttätig zu bekämpfen, sich zu zerfleischen. Vgl. dazu auch das griech. "temnein" (u. a. schneiden; absondern, trennen).


Ein übler Papst wird gewählt werden, der einen weltweiten Konflikt verursachen wird.

Ein Mönch oder Geistlicher wird gewählt werden (vgl. Anmerkung 1), den Nostradamus allerdings als sehr üblen Menschen beschreibt (erste Zeile). Mit einer Rede oder sonstigen Maßnahmen (vgl. Anmerkung 2) wird er dafür sorgen, dass eine große Wut und Raserei ausgelöst wird (dritte Zeile).

In der vierten Zeile werden die Folgen der erwähnten großen Wut und Raserei geschildert. Die ganze Menschheit - oder wenigstens jener Teil, der in Nostradamus’ Vorhersagebereich lebt - wird sich bekämpfen. Hier könnte ein Weltkrieg gemeint sein, der durch den "rasierten Kopf" ausgelöst wird. Oder 5/60/4 sagt die Verfolgung eines der beiden Geschlechter (wohl der Frauen) voraus, vgl. dazu Anmerkung 3. Ein einzelner "rasierter Kopf" taucht auch in 7/13 (5.247) auf. Das Geschehen in 5.247 würde gut zu einem Weltkrieg passen.

Wie auch immer, klar dürfte sein, dass es sich bei diesem gewählten Geistlichen nicht um einen einfachen Priester oder einen nur regional bedeutsamen Bischof handeln wird. Hier haben wir wohl vielmehr einen sehr üblen Papst vor uns, der ein reißender Wolf im Schafspelz aber kein Hirte von Christi Lämmer sein wird.

Nostradamus schreibt dazu in der zweiten Zeile, dass nur seine Amtsgewalt durch das Tor kommen wird. D. h. wenn er als Pontifex das Konklave verlassen wird (und durch das Tor hinausschreitet), wird er zwar die Vollmachten eines Papstes besitzen - aber auch nicht mehr. Alles andere, das ein Oberhirte der Kirche unbedingt benötigt, wird ihm fehlen. Dazu gehören etwa der rechte Glaube und Gottes Führung. Dieser Pontifex könnte vielleicht mit dem üblen Franziskaner-Papst aus 5.11 identisch sein, der 3163/64 n. Chr. gewählt werden dürfte. Als Franziskanermönch wäre er jedenfalls ein echter "rasierter Kopf".



1/88  

Le diuin mal1) surprendra le grand prince
Vn peu deuant aura femme espousée,
Son puy2) & credit3) à vn coup viendra mince,
Conseil4) mourra pour5) la teste rasée6).

Die göttliche Krankheit1) wird den großen Fürsten überraschen.
Kurz zuvor wird [er eine] Frau geheiratet haben.
Seine Hoheit2) und [sein] Ruf3) werden plötzlich klein werden.
Der] Rat4) wird wegen5) des rasierten Kopfes6) sterben.
1) "Mal divin" ist eine Bezeichnung für die Epilepsie, vgl. auch lat. "morbus sacer" bzw. "morbus divinus".
2) "Puy" bedeutet "Anhöhe, Erhebung", was hier wohl im übertragenen Sinne von "Hoheit" zu verstehen ist, vgl. lat. "altitudo" und griech. "megethos" (Höhe, Hoheit). BRIND’AMOUR, S. 170, korrigiert hier zu "bruict" (Renommee, Ruf; Ruhm).
3) Oder u. a. auch: "Achtung; Einfluss, Vertrauen".
4) "Conseil" bedeutet u. a. "(Rats-)versammlung, Ratschlag; Plan".
5) Oder u. a. auch: "für".
6) Mit dem "rasierten Kopf" ist ein Tonsurträger, d. h. ein Mönch oder im weiteren Sinne ein Geistlicher gemeint.


Ein "großer Fürst" wird kurz nach seiner Heirat von einem epileptischen Anfall überrascht werden. Ein Rat wird wegen des üblen Papstes sterben.

In der vierten Zeile taucht wieder der "rasierte Kopf" auf, der üble Papst, den wir aus 5/60 und 7/13 (5.247) kennen. 1/88/4 ist dabei zu entnehmen, dass ein Rat - wohl eine Versammlung - wegen ihm sterben wird. Falls mit diesem "rasierten Kopf" der üble Franziskanerpapst aus 5.11 gemeint sein sollte, könnte hier eine Parallele in 8/22/4 vorhanden sein, wo wegen dieses Papstes "das Leben" beendet zu werden scheint.

Die ersten beiden Zeilen von 1/88 berichten von einem "großen Fürsten", der heiraten und kurze Zeit später von einem Epilepsie-Anfall überrascht werden wird. Näheres erfahren wir allerdings nicht. Da das Attribut "groß" bei Nostradamus aber öfters für "französisch" steht, könnten wir hier etwa einen französischen König vor uns haben.

Gemäß Zeile drei werden jemandes Hoheit (hohe Stellung) und Ruf plötzlich schwinden. Auch hier fehlt uns der Kontext. Es ist nicht einmal klar, ob hier Macht und Ansehen des "großen Fürsten" oder des Rates aus der vierten Zeile gemeint sind.







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