5.122 Bei Cattolica nahe Rimini landet ein "schrecklicher Fisch" mit einem "menschlichen Antlitz". Seine Truppen marschieren an die Mauern einer Stadt. Vgl. 5.242.
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Zusammenfassung
3/21: Beim italienischen Cattolica (südöstlich von Rimini) wird eine Macht erscheinen, die von Nostradamus "entsetzlicher Fisch" genannt wird (erste beiden Zeilen). Da er diese mit einem Wasserlebewesen vergleicht, ist anzunehmen, dass es sich um eine Seemacht handelt, die aus dem Meer (der Adria) kommen wird. In der dritten Zeile erfahren wir, dass dieser "entsetzliche Fisch" ein menschliches Antlitz hat. Das könnte man so verstehen, dass diese Macht den Anschein der Menschlichkeit verbreiten wird, obwohl sie in Tat und Wahrheit das Gegenteil ist: entsetzlich. Die letzten beiden Zeilen betreffen wohl die Niederlage (das Ende) dieser Macht. Ihr Ende wird im Wasser, weit draußen im Meer (außerhalb der Reichweite jedes Angelhakens) seinen Anfang nehmen. Das ist wohl so zu verstehen, dass eine andere Macht zur See dem "entsetzlichen Fisch" die entscheidende Niederlage beibringen wird. Über die Identität des "entsetzlichen Fisches" erfahren wir bei Nostradamus leider nichts. Es könnte uns vielleicht weiterhelfen, wenn wir wüssten, weshalb er dieses Bild eines halbmenschlichen Seeungetüms bemüht, bzw. welche Quelle er hier zitiert.
1/29: Die ersten drei Zeilen berichten wieder vom "entsetzlichen Fisch" aus 3/21. Wieder wird er als zugleich sanft (menschlich) und schrecklich beschrieben. Interessant ist die erste Zeile, in der er als "Land- und Wasserfisch" bezeichnet wird. Sollte das ein Hinweis auf seine Identität, sein Land sein? Nach Claudius Ptolemäus werden dem Sternzeichen Fische das heutige Libyen und Teile Kleinasiens (Türkei) zugeordnet. Zudem gab es an der nordwestlichen Küste des Peloponnes, beim heutigen Katakolo ein Kap namens Ichthys (griech. "Fisch"). Ob unser "schrecklicher Fisch" etwas mit einem der genannten Gebiete zu tun hat, bleibt abzuwarten. In der zweiten Zeile wird die große Macht beschrieben, mit der dieser "Fisch" bei Cattolica landen wird (mit einer "starken Welle"). Die letzte Zeile berichtet von Feinden, die rasch vom Meer aus zu den "Mauern" vorstoßen werden. Das sind wahrscheinlich die Truppen des "Fisches", die nach der Landung ins Landesinnere, bis an die Stadtmauern einer nicht genannten Stadt vordringen. Doch auch hier bräuchten wir Begleitverse, um mehr sagen zu können.
Quellen
3/21
1) Der heutige Conca, der bei Cattolica (südöstlich von Rimini) in die Adria fließt. BRIND’AMOUR, S. 363, sieht hier jemanden aus Crustumerium (bzw. Crustumeria) gemeint. Crustumerium war eine antike Stadt in der Nähe von Rom.
Au crustamin1) par mer Hadriatique
Beim Crustumius1) am Adriatischen Meer
Apparoistra vn horride2) poisson,
wird ein entsetzlicher2) Fisch erscheinen.
De face humaine, & la fin aquatique3),
Mit [einem] menschlichen Antlitz und dem Ende im Wasser3),
Qui se prendra dehors de l’ameçon.
das außerhalb des Angelhakens beginnen wird.
2) Lat. "horridus" (u. a. schauderhaft, entsetzlich).
3) Oder: "[…] und dem Wasser-Ende".
1/29
1) Im Sinne von "seltsam, bizarr" wie auch von "fremd, ausländisch".
Quand le poisson terrestre & aquatique
Wenn der Land- und Wasserfisch
Par forte vague au grauier sera mis,
mit [einer] starken Welle an den Strand gesetzt wird
Sa forme2) estrange1) suaue3) & horrifique,
- seine fremdartige1) Form2) [ist zugleich] sanft3) und schrecklich -,
Par mer aux murs4) bien tost les ennemis.
[dann werden] die Feinde sehr bald vom Meer an die Mauern4) [gelangen].
2) "Form" bedeutet im Mittelfranzösischen daneben u. a. noch "(militärische) Formation" oder auch "Vorgehensweise".
3) Oder: "angenehm". BRIND’AMOUR, S. 90, korrigiert hier zu provenzalisch "suate" (gefettet, getalgt).
4) Damit können etwa Stadtmauern oder ein Bollwerk gemeint sein.