5.127  Während einer Belagerung werden sieben Leute hingerichtet. Streitkräfte auf dem Land und zur See werden jäh gestoppt.
 

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Zusammenfassung
 

7/18: Eine Stadt oder Festung wird belagert werden. Doch den Eingeschlossenen wird es gelingen, Verträge abzuschließen. Vermutlich handelt es sich dabei um Verträge mit den Belagerern. Wie aus der ersten Zeile zu entnehmen ist, werden die Belagerten diese Verträge "künstlich verschönern". Das dürfte wohl so zu verstehen sein, dass die Verhandlungsdelegation der Eingeschlossenen die ausgehandelten Abkommen den eigenen Leuten vorteilhafter darstellt als sie in Tat und Wahrheit sind (vgl. aber Anmerkung 1). Doch das wird nicht funktionieren. Man erkennt, wie schlecht die Verträge sind und entschließt sich eine Woche danach zu einem gewaltsamen Ausbruchsversuch (zweite Zeile). In der dritten Zeile lesen wir, dass dieser Ausbruch grausam scheitern wird. Die Truppen der Belagerten werden ins Feuer der Feinde geraten, in ihrem eigenen Blut stehen (große Verluste erleiden) und so in die Stadt oder Festung zurückgedrängt werden. Als Folge davon werden sieben Leute enthauptet werden. Das könnten Angehörige der erwähnten Verhandlungsdelegation sein, die derart schlechte Verträge ausgehandelt haben, dass man keine Alternative mehr gesehen hat als den Ausbruch zu wagen. Dann fragt man sich allerdings, weshalb in der vierten Zeile die Dame, die dieses unvorteilhafte Abkommen zur Hauptsache zu verantworten hat, nicht auch getötet sondern nur gefangen genommen wird. Verschont man sie, weil sie eine Frau ist? Eine andere Erklärung wäre vielleicht, dass es sich bei den sieben Hingerichteten nicht um eigene Parlamentäre sondern um Geiseln handelt. Um Geiseln, die man im Rahmen des erwähnten Abkommens ausgetauscht hat und die jetzt für dessen Bruch bezahlen müssen. Dabei wäre hier nicht zu entscheiden, ob alle sieben in der belagerten Stadt bzw. Festung oder bei den Belagerern sterben werden.

2/18: Die vierte Zeile könnte diesen Vers mit 7/18 verbinden. Auch hier sterben sieben Leute und auch hier geht es um eine militärische Auseinandersetzung. Allerdings ist nicht klar, ob die Ereignisse aus 7/18 in einem direkten Zusammenhang mit dem in 2/18 beschriebenen Krieg stehen, d.h. ob die Belagerung ein Teil dieses Krieges ist. Es wäre auch denkbar, dass beide Geschehnisse bloß zur selben Zeit stattfinden werden. Was den in 2/18 geschilderten Krieg angeht, so ist im Augenblick noch vieles unklar. Zwei Streitkräfte ("Heere") werden auf ihrem Vormarsch plötzlich gestoppt werden (zweite Zeile). Es könnte sich dabei um ein Landheer und eine Flotte handeln (vierte Zeile). In diesem Fall würde das wohl einfach heißen, dass der Angriff einer Macht zu Land und zur See abrupt zum Stehen kommen wird. Doch wer stoppt diese Attacke? Nostradamus gibt sich hier wieder recht geheimnisvoll. In der ersten Zeile schreibt er diesbezüglich von einem "neuen und plötzlich stürmischen Regen" und in der dritten Zeile von einem "Stein", dem "Himmel" und den "Feuern", die das Meer "steinern" werden lassen. Mit dem "Regen" könnte Nostradamus z.B. die neue "Jupiter"-Religion meinen, die wir in anderen Versen bereits angetroffen haben (das lat. "iupiter" kann im übertragenen, dichterischen Sinne u.a. "Himmel, Luft, Klima" aber auch "Regen, Hagel" bedeuten). In diesem Fall würde ein plötzlicher und heftiger Gegenangriff der Anhänger "Jupiters" den Vormarsch der oben genannten Heere beenden. Zu dieser Erklärung würde auch der "Himmel" in der dritten Zeile passen sowie die "Feuer", mit denen dann wohl "Jupiters" Blitze gemeint wären (analog den lat. "ignis" und "flamma", die sowohl "Feuer" wie auch "Blitz" bedeuten). Doch wofür stände dann der "Stein"? In 5.60 taucht der Anführer dieser "Jupiter"-Religion auf, der offensichtlich auf dem Papstthron sitzt und die Kirche nach seinen neuheidnischen Vorstellungen verändert. Sollte dieser Nachfolger Petri mit dem "Stein" gemeint sein (lat. "petra" = Fels, Stein)? Jedenfalls werden, wie erwähnt, "Stein", "Himmel" und die "Feuer" das Meer "steinern" machen. Damit könnte gemeint sein, dass das Meer unter die Kontrolle des "Steins" kommt und die erwähnte angreifende Flotte sich nicht mehr bewegen kann (ihre Schiffe stecken im "zu Stein erstarrten" Wasser fest). Um welches Meer es sich hier handeln könnte, ist im Moment allerdings noch nicht zu sagen.
 

Quellen
 

7/18
 
Les assiegés couloureront1) leurs paches,
Die Belagerten werden ihre Verträge künstlich verschönern1).
Sept iours apres feront cruelle issue
Sieben Tage später werden [sie] einen grausamen Ausweg finden.
Dans repoulsés feu, sang. Sept mis à l’hache
[Die] Zurückgedrängten [stehen] in Feuer [und] Blut. Sieben [werden] dem Beil überantwortet [werden].
Dame captiue qu’auoit la paix2) tissue.
[Die] Dame [ist] gefangen, die das Abkommen2) gesponnen hatte.
1) Möglicherweise auch im Sinne von "als Vorwand benutzen", vgl. das mittelfranzösische "se coulourer sur". Falls Nostradamus dies im Sinn hatte, wäre der beschriebene Ausbruchsversuch keine Verzweiflungstat wie oben vermutet, sondern Teil eines Plans. Die sieben Hingerichteten aus der dritten Zeile könnten dann z.B. dessen Urheber sein.
2) Oder natürlich auch: "Friede, Ruhe".


2/18
 
Nouuelle & pluie subite impetueuse
[Der] neue und plötzliche stürmische Regen
Empeschera subit deux exercites1).
wird jäh zwei Heere1) zum Stehen bringen.
Pierre, ciel, feuz faire2) la mer pierreuse,
[Der] Stein, [der] Himmel [und die] Feuer [lassen] das Meer steinern werden2).
La mort de sept terre & marin3) subites4).
[Beim] Tod von sieben [werden die Heere zu] Land und [zur] See3) jäh [zum Stehen gebracht sein].4)
1) Lat. "exercitus" (Heer).
2) Oder u.a. auch: "erscheinen".
3) "Marin" dürfte wohl für "marine" (Meer, Küste, Flut, Kriegsflotte) stehen.
4) Die letzte Zeile ist etwas unklar. Da "subites" im Plural steht, müsste es entweder zu den sieben oder Land und Meer gehören. Oder dieses Adjektiv - hier allerdings adverbial übersetzt - bezieht sich auf die beiden jäh zum Stehen gebrachten Heere aus der zweiten Zeile.

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