5.151  "Herkules" wird siegreich beim Mont Gaussier nahe Saint-RŽmy-de-Provence kŠmpfen. Beim Abzug wird er allerdings von Leuten aus dem Raum Salon-de-Provence, Saint-RŽmy-de-Provence und Tarascon gefangen genommen. Sie werden ihn in der Hšhle Trou des FŽes etwas sŸdlich von Saint-RŽmy-de-Provence gefangen halten. Auf Initiative "Neros" (?) hin wird er dann aber beim Sextus-Mausoleum - ebenfalls bei Saint-RŽmy-de-Provence - Leuten aus der Bigorre Ÿbergeben, die ihn anschlie§end in ihr Land,  in die NŠhe der Stadt Tarbes bringen werden. Die †bergabe beim Sextus-Mausoleum wird dabei auf entehrende Art und Weise geschehen, "Herkules" wird wie ein abgerichtetes Tier herbeigefŸhrt. Der Sohn und Nachfolger des "Herkules" als Kšnig von Ungarn wird Ÿber 100 000 Mark (Ÿber 24 Tonnen) Silber Lšsegeld bezahlen. In etwa die Summe, die einst die EnglŠnder fŸr Richard Lšwenherz dem Deutschen Kaiser haben zukommen lassen. Und dieses Mal sind es die EnglŠnder - zusammen mit den NiederlŠndern (Flamen) - die das enorme Lšsegeld einstreichen kšnnen. Das bedeutet aber wiederum, dass die Geisel zuvor von den Bigorrern bzw. von "Nero" in die Hand der EnglŠnder und NiederlŠnder gelangen wird. In dieser Zeit wird zudem jemand eine erfolglose Reise oder Expedition nach Italien unternehmen.

 

 

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5/57 - 4/27 - 10/29 - 6/41

 

 

5/57

 

[1] Istra3) du mont Gaulsier1) & Auentin2),

[2] Qui par le trou4) aduertira5) lÕarmŽe:

[3] Entre deux rocz6) sera prins le butin7),

[4] De8) SEXT. mansol9) faillir11) la renommee10).

 

[1] [Er] wird vom Mont Gaussier1) und Aventin2) weggehen3),

[2] der wegen des Loches4) die Armee fŸhren5) wird.

[3] Zwischen zwei HŸgeln6) wird der Fang7) gemacht [werden].

[4] Beim8) Mausoleum des Sextus9) [wird] die Ehre10) verloren gehen11).

 

1) Im Original steht hier "Gaulſier", was wohl als "Gauſſier" (Gaussier) zu lesen ist. Die beiden 1557er-Ausgaben und alle 1568er zeigen "Gaulſier" (Perugia: "Gaulſies"). Der Mont Gaussier liegt bei Saint-RŽmy-de-Provence, dem Geburtsort des Nostradamus (vgl. GRUBER, S. 268). Allerdings lie§e sich "Gaulsier" mit Blick auf den ršmischen Aventin auch anders verstehen: Falls "Gaulsier" mehr als eine orthografische Variante sondern etwa eine falsche Spur sein sollte, kšnnte der Begriff in "Gaul[ois]" (Kelte, Gallier) und "sier" (u. a. belagern) zerlegt werden. Ein von einem Kelten belagerter Berg (HŸgel) lŠsst sich in Rom nšrdlich des Aventin finden - das Kapitol. 387 v. Chr. besiegten die Kelten unter ihrem AnfŸhrer Brennus die Ršmer an der Alia (bei Rom) vernichtend. Brennus nahm daraufhin die Stadt ein und brannte sie nieder. Die Ršmer flŸchteten auf den KapitolshŸgel und wurden dort von Brennus und seinen Kelten belagert. Nachdem die Ršmer fŸr sich selber jedoch Lšsegeld bezahlt hatten, zogen die Barbaren mit gro§er Beute wieder ab.

2) Der Aventin (Mons Aventinus) ist der sŸdlichste der sieben HŸgel Roms. Auf ihm stand in der Antike u. a. der Tempel der Mondgšttin Selene (Diana) und sŸdlich von ihm erhebt sich bis heute die Cestius-Pyramide. Der Aventin ist auch der Ort, wo Herkules einst einen siegreichen Kampf bestanden hat. GemŠ§ †berlieferung soll er dort den Cacus getštet haben, einen feuerspeienden Riesen, der in einer Hšhle am Aventin gelebt hat. Da Nostradamus hier den Mont Gaussier mit dem Aventin gleichzusetzen scheint, dŸrfte das bedeuten, dass sein "Herkules" ("Ogmios") hier ebenfalls einen Sieg erringen wird.

3) Oder: "kommen".

4) Oder auch: "durch das Loch". Dieses "Loch" steht wohl fŸr die Hšhle des Cacus am Aventin. Oder hier: den Aufenthaltsort von "HerkulesÕ" Gegner am Mont Gaussier bzw. den Gegner als solchen. GRUBER (S. 268f.) vermutet hier konkret den Rocher des deux Trous ("Felsen der zwei Lšcher"), der sich neben dem Mont Gaussier befindet.

5) Das mittelfranzšsische "avertir" bedeutet u. a. "etwas irgendwo hindrehen, hinfŸhren" (vgl. lat. "advertere" = hinwenden, hinsteuern; strafen), aber etwa auch "benachrichtigen, warnen". Falls hier das Letztgenannte gemeint sein sollte, hat Nostradamus bei der Formulierung dieses Vierzeilers wohl an eine Begebenheit aus dem Jahr 1536 gedacht, als man bei einem Angriff auf die Truppen Karls V. Signale aus einem der Lšcher des Rocher des deux Trous gegeben hat (vgl. GRUBER, S. 269).

6) Variante: "rocs". Lat. "rocca", mittelfranzšsisch "roche" (Berg, HŸgel, Fels). Vgl. dazu den Kommentar zu 4/27.

7) Oder auch: "Beute".

8) Vgl. auch GRUBER, S. 267. Die gewŠhlte †bertragung passt besser zur Doppelbedeutung der Stelle als die deutschen PrŠpositionen "Von" oder "Durch".

9) Lies: "SEXT. mausol". GRUBER (S. 268 und S. 182) erklŠrt diese Stelle folgenderma§en: Bei Saint-RŽmy-de-Provence befindet sich ein ršmischer Triumphbogen und das "MausolŽe des Jules", ein Monument, das ebenfalls aus ršmischer Zeit stammt. Auf diesem fŠlschlicherweise als "Mausoleum" bezeichneten Juliermonument ist folgende Inschrift zu lesen: "SEX.L.M.IVLIEI.C.F.PARENTIBUS.SVEIS." (Sextus, Lucius und Marcus, die Sšhne von Gaius Julius, [haben dieses Monument] ihren Eltern [gewidmet].) Nach GRUBER bezieht sich das "SEXT." auf diese dem Nostradamus nachweislich bekannte Inschrift und die Stelle "SEXT. mansol" sei demzufolge mit "Mausoleum des Sextus" zu Ÿbersetzen (vgl. auch CLƒBERT, S. 632). Eine andere Mšglichhkeit wŠre, in "SEXT." das lat. Aquae Sextiae (Aix-en-Provence) und in "mansol" die frŸhere Abtei Saint-Paul-de-Mausole (auch: Saint-Pol-de-Mausole) bei Saint-RŽmy-de-Provence zu sehen. FŸr obige Deutung spricht aber die Parallelstelle in 4/27/1.

10) Das mittelfranzšsische "renommee" bedeutet neben "Ruf, Reputation, Renommee" u. a. auch "Ruhm, Ehre".

11) Oder u. a. auch: "der Zerstšrung anheimfallen, verlšschen, schwinden".

"Herkules" fŸhrt eine Armee - wohl siegreich - zum Mont Gaussier bei Saint-RŽmy-de-Provence. Beim Abzug wird er aber gefangen genommen. Beim dortigen Sextus-Mausoleum kommt es zur Entehrung.

 

In den ersten beiden Zeilen ist von jemandem die Rede, der wegen eines "Loches" eine Armee fŸhren wird. Zudem wird dieser Jemand vom Mont Gaussier weggehen. Einem Berg, den Nostradamus mit dem ršmischen Aventin vergleicht. Verbinden wir die beiden Hinweise, das "Loch" und den Aventin, sto§en wir auf den Kampf zwischen dem mythischen Herkules und dem Riesen Cacus, der am Aventin in einer Hšhle gelebt haben soll. Hier dŸrfte unser Seher also wohl analog an seinen neuen "Herkules" denken, den wir bereits aus anderen Strophen kennen (vgl. 5.23, 5.37, 5.106, 5.187, 5.216).

 

In der zweiten HŠlfte von 5/57 ist von einem "Fang" die Rede, der zwischen zwei HŸgeln gemacht werden wird. Und davon, dass jemandes Ehre beim Mausoleum des Sextus verloren gehen wird.

 

5/57 wird in Verbindung mit 4/27 verstŠndlich. Beim Fang aus 5/57/3 handelt es sich mit aller Wahrscheinlichkeit um die EntfŸhrung des "Herkules", des FŸrsten der Annamark (vgl. 4/27/3). Dieser wird zwischen zwei HŸgeln gefangen, womit wohl das Gebiet gemeint ist, wo er spŠter auch ausgeliefert wird, vgl. 4/27. Also die Gegend um Saint-RŽmy-de-Provence, die zwischen den Alpilles mit dem Mont Gaussier im SŸden und der HŸgelkette La Montagnette im Nordwesten liegt.

 

Das Sextus-Mausoleum wird auch in 4/27/1 erwŠhnt, wo wir erfahren, dass es Leute aus der Umgebung dieses Monumentes sein werden, die "Herkules" gefangen halten werden. Leute, die mit ihrem Verhalten die Gegend entehren, in der unser Seher das Licht der Welt erblickt hat. Doch die in 5/57/4 erwŠhnte "verlorene Ehre" kšnnte sich vielleicht eher noch auf die beschmutzte Ehre des "Herkules" beziehen, der bei seiner †bergabe an die Bigorrer schŠndlich behandelt werden wird, vgl. 4/27/4 und 10/29/3.

 

 

 

 

 

 

 

 

4/27

 

[1] Salon1), Mansol2), Tarascon3) de SEX. lÕarc4),

[2] Ou est debout encor la piramide5),

[3] Viendront6) liurer8) le prince Dannemarc7)

[4] Rachat9) honni au temple dÕArtemide10).

 

[1] [Die von] Salon-de-Provence1), Saint-Paul-de-Mausole2), Tarascon3) [und vom] Triumphbogen des Sextus4),

[2] wo noch die Pyramide5) steht,

[3] werden6) den FŸrsten der Annamark7) ausliefern8).

[4] [Es ist eine] schŠndliche Auslieferung9) beim Tempel der Artemis7).

 

1) Hier ist Salon-de-Provence, etwa 38 km šstlich von Arles, gemeint. Salon-de-Provence war ab 1547 der Wohnort des Nostradamus, wo er auch seine Prophezeiungen schrieb. Es gŠbe allerdings noch ein Salon in Nordostfrankreich, etwa 44 km sŸdwestlich von Ch‰lons-en-Champagne sowie ein Salon rund 108 km nordšstlich von Bordeaux. Ein Salon-la-Tour finden wir im westlichen Zentralfrankreich, etwa 43 km sŸdšstlich von Limoges.

2) Lies: "Mausol". Saint-Paul-de-Mausole (auch: Saint-Pol-de-Mausole) ist ein ehemaliges Kloster bei Saint-RŽmy-de-Provence, direkt neben den dortigen ršmischen Monumenten (vgl. Anmerkung 4). Saint-RŽmy-de-Provence liegt etwa 27 km nordwestlich von Salon-de-Provence.

3) Stadt in SŸdfrankreich an der Rhone, etwa 14 km nšrdlich von Arles. In den PyrenŠen gŠbe es zudem noch ein Tarascon-sur-Arige, etwa 12 km sŸdlich von Foix. Tarascon wird zusammen mit Saint-Paul-de-Mausole auch in 8/46 (5.159) erwŠhnt.

4) Nach GRUBER (S. 182) ist hier der Triumphbogen gemeint, der neben dem Juliermonument bei Saint-RŽmy-de-Provence steht (vgl. 5/57, Anmerkung 7). Wie GRUBER ausfŸhrt, hat Nostradamus offenbar geglaubt, dass nicht nur das "Mausoleum" sondern auch dieser Triumphbogen von Sextus errichtet worden sei. Eine andere Mšglichkeit wŠre, in "SEX." "Aquae Sextiae" (das heutige Aix-en-Provence, etwa 26 km nšrdlich von Marseille) zu sehen, das neben dem Fluss Arc liegt.

5) Wie GRUBER (S. 182f.) darlegt, ist hier wahrscheinlich ein Steinbruch ganz in der NŠhe des Juliermonuments bzw. Triumphbogens bei Saint-RŽmy-de-Provence gemeint, der den Namen "la Pyramide" trŠgt und in dem ein eindrŸcklicher Monolith steht.

6) Wšrtlich: "werden kommen, um".

7) Lies: "dÕAnnemarc". In den beiden 1555er Ausgaben steht hier "Dannemarc", ebenso in den zwei 1557ern und allen 1568ern. Der Begriff taucht auch in 6/41/1 ("Dannemarc") und 9/33/1 ("dÕAnnemarc") auf. In 9/33 wird "Herkules" Kšnig von Rom und Kšnig der Annamark genannt. Doch welches Land, welches Gebiet kšnnte Nostradamus als "Annamark" bezeichnet haben? Mit "Anna" ist wohl einfach der Frauenname gemeint. Eine Mark ("marc", auch: "marca", "marche") ist eine Grenzmark. Hier stellt sich somit in erster Linie die Frage, an welche "Anna" unser Seher gedacht hat. Da es sich bei "Herkules" um einen Angehšrigen der franzšsischen Kšnigsfamilie handelt, ist es wohl sinnvoll, sich in Frankreich nach geeigneten Kandidatinnen umzusehen. Die aussichtsreiche ist hierbei wahrscheinlich Herzogin Anne de Bretagne (1477-1514), deren Heirat mit dem franzšsischen Kšnig die Bretagne 1491 wieder mit Frankreich vereinte. Betrachten wir 9/33/1, fŠllt allerdings auf, dass der im deutschen Bereich angesiedelte Titel des "Kšnigs von Rom" in einem Atemzug mit der "Annamark" genannt wird. Einer "Annamark", die somit wohl ebenfalls eher in Mitteleuropa zu suchen sein wird und bei der es sich gleichfalls um ein Kšnigreich zu handeln scheint. Damit scheidet die westeuropŠische Bretagne aber aus, die seit dem zehnten Jahrhundert nur noch ein Herzogtum war. PRƒVOST, S. 165f. und mit ihm GRUBER, S. 183, sehen in 4/27/3 tatsŠchlich DŠnemark gemeint, was sprachlich auch in 6/41/1 und 9/33/1 mšglich wŠre ("dÕAnnemarc" als Druckfehler fŸr "Dannemarc"). Gemeint habe Nostradamus hier Holger den DŠnen - Holger Danske - (franz. "Ogier"), der gemŠ§ der mittelaterlichen "Chanson de Geste" (im "Cycle de Charlemagne/Cycle du Roi") zunŠchst als Geisel am Hofe Karls des Gro§en gelebt hat. Ein dŠnischer Prinz, der sich im Kampf gegen die Araber besonders ausgezeichnet hatte und dafŸr von Karl dem Gro§en zum Ritter geschlagen wurde. Es ist durchaus denkbar und wŸrde auch zu Nostradamus passen, dass er Ogier in seinen "Herkules" hat einflie§en lassen und er ihm deswegen auch den Namen "Ogmios" als Hinweis (oder falsche FŠhrte) auf Ogier gegeben hat. Ogier erschlug in der Schlacht gegen die Araber deren AnfŸhrer, einen Riesen namens Brehus oder Braihier, womit auch die Verbindung zur Schlacht am Mont Gaussier gegen den neuen Cacus (vgl. 5/57, Anmerkung 2) gegeben wŠre. Doch wo wŠre die Verbindung von Rom und DŠnemark? Betrachten wir in 5.23 die beiden Paare "CHYREN"-"Herkules" und Karl V.-Ferdinand I., so finden wir bei Ferdinand I. wohl die Lšsung fŸr die "Annamark" des "Herkules". Hier dŸrfte LEONI, S. 227, recht gehabt haben, der "Anna" als Anna von Bšhmen und Ungarn (1503-1547), die Frau Ferdinands I. identifiziert hat. Als Ferdinand und Anna 1521 heirateten, war Annas Bruder Ludwig II. Kšnig von Bšhmen und Ungarn. 1526 starb der kinderlose Ludwig bei der Schlacht von Moh‡cs gegen die Osmanen. Damit wurde aber seine Schwester Anna Kšnigin von Bšhmen und Ungarn. GemŠ§ ihrem Recht ging allerdings die Krone an ihren Ehemann Ferdinand Ÿber, der nun u. a. auch Kšnig von Bšhmen und Ungarn wurde. Annas Mark, Annas Grenzland mŸsste somit entweder Bšhmen oder Ungarn sein. Das Kšnigreich Bšhmen, das zur Zeit des Nostradamus bereits Jahrhunderte zum ršmisch-deutschen Reich gehšrt hatte und nur in MŠhren an der Au§engrenze des Reiches lag, passt meines Erachtens nicht recht zu einer Grenzmark. Anders sieht der Sachverhalt allerdings im Falle Ungarns aus. Nach dem osmanischen Sieg 1526 in der oben erwŠhnten Schlacht von Moh‡cs kam bis 1568 der grš§te Teil Ungarns unter direkte oder indirekte Herrschaft der TŸrken (Vasallenstaat SiebenbŸrgen). Nur der westlichste Teil des Landes, das "Kšnigliche Ungarn", bildete eine habsburgische Grenzmark zum Osmanischen Reich. Dieses Kšnigliche Ungarn umfasste Gebiete in der heutigen šsterreichisch-slowakisch-ungarischen Grenzregion, die Hauptstadt war Pressburg (Bratislava). Dort lie§ sich Ferdinand auch 1526 zum Kšnig von Ungarn wŠhlen. Mit der "Annamark" dŸrfte also das Kšnigliche Ungarn gemeint sein.

8) Oder u. a.: "verlassen, preisgeben".

9) Oder: "Freikauf".

10) Der Begriff "dÕArtemide" taucht in den Zenturien dreimal auf: in 4/27/4, 9/74/3 (5.58) und 10/35/3 (5.9). Dabei handelt es sich wohl um eine Form des griech. Artemis, vgl. ital. "Artemide". Die griech. Artemis (die der ršm. Diana entsprach) war im antiken Mythos die Tochter des Zeus (des ršm. Jupiters) und der Lato. Sie war die Gšttin des Mondes, der Fruchtbarkeit und des Todes, die Herrin der Herden und der Jagd sowie FŸhrerin der Nymphen. Sie, die Zwillingsschwester des Apollo, war auch die Gšttin der Reinheit. Neben der Diana wurde sie bei den Ršmern u. a. auch mit der Trivia gleichgesetzt, einer Mond- und Zaubergšttin. FŸhrt man NostradamusÕ "Artemide" auf den griech. Genitiv Artemidos zurŸck, kšnnte der Begriff wohl auch als "zur Artemis gehšrend, artemisartig" verstanden werden. Artemistempel gab es in der Antike viele, der berŸhmteste befand sich im kleinasiatischen Ephesos. Ein weiterer Tempel der Artemis (Diana) stand auf dem Aventin in Rom (vgl. 5/57, Anmerkung 2). Auf dem Mont Gaussier steht/stand jedoch kein GebŠude, das diesem entsprechen kšnnte. Es gibt aber zwei Orte im Gro§raum von Saint-RŽmy-de-Provence, in denen ein solcher Tempel einst gestanden hat: Arles und N”mes. Im antiken Arles, dem "kleinen Rom der Gallier", stand der Artemis-Tempel dort, wo heute die Kathedrale Saint-Trophime zu finden ist (der heilige Trophimus, ein Begleiter des Paulus und legendŠrer erster Bischof von Arles, stammte Ÿbrigens aus Ephesus). In N”mes stehen bis heute die †berreste eines (vermeintlichen) Artemistempels in den Jardins de la Fontaine. BRINDÕAMOUR, S. 503, lokalisiert den gemeinten Tempel in Arles, das einer Nostradamus wohl bekannten †berlieferung gemŠ§ um ein Artemisheiligtum herum gegrŸndet wurde. Eine andere aber nicht weniger interessante Lšsung bietet CLƒBERT, S. 488, an. Er verweist darauf, dass das Grabmal des Maussolos von Karien (das namensgebende "Ur-Mausoleum") von dessen Schwester, Ehefrau und Nachfolgerin Artemisia II. in Auftrag gegeben wurde. Einer Frau, deren Namen auf die griech. Mondgšttin verweist. †bertragen auf 4/27 wŠre mit dem Tempel der "zur Artemis Gehšrenden" oder "der Artemidischen" also wohl das "Mausoleum" bei Saint-Paul-de-Mausol gemeint. Eine Identifikation, die zu 5/57/4 passt. In den Zenturienstrophen taucht ein "Tempel der Artemis" Ÿbrigens auch in 10/35 (5.9) auf.

"HerkulesÕ" Geiselnehmer aus dem Gebiet von Salon-de-Provence, Saint-RŽmy-de-Provence und Tarascon werden ihn ausliefern. Beim Sextus-Mausoleum nahe Saint-RŽmy wird er auf entwŸrdigende Art und Weise Ÿbergeben.

 

In der dritten Zeile erwŠhnt Nostradamus den "FŸrsten der Annamark". Damit ist wohl "Herkules", der Kšnig von Rom und Kšnig der Annamark gemeint, vgl. Anmerkung 7. Alternativ kŠme dafŸr hšchstens noch der neue "Maximilian II." aus 6/41/1 in Frage.

 

Man wird "Herkules" ausliefern oder im Stich lassen, vgl. Anmerkung 8. Doch wer ist "man"? Die Antwort auf diese Frage finden wir in der ersten und zweiten Zeile. Es werden Provenzalen aus der engeren Heimat des Nostradamus sein, Leute aus dem Gebiet von Salon-de-Provence, Tarascon und Saint-RŽmy-de-Provence. D. h. von Leuten, die aus der Umgebung des Mausoleum des Sextus stammen, vgl. 5/57/4. Saint-RŽmy-de-Provence mit seinem Sextus-Mausoleum und der "Pyramide" liegt dabei im Gebiet zwischen den beiden anderen Orten, etwa 13 km šstlich von Tarascon und rund 27 km nordwestlich von Salon-de-Provence.

 

Das ist eine Parallele zu 5/57/4, wo wir erfahren, dass der zuvor gute Ruf der Leute aus der Gegend des Sextus-Mausoleums zerstšrt werden wird. In der ersten HŠlfte von 5/57 ist zudem ebenfalls von "Herkules" die Rede.

 

5/57/3 spricht davon, dass zwischen zwei HŸgeln der "Fang" gemacht werden wird. Zusammen mit den Informationen aus der zweiten HŠlfte von Strophe 4/27 ergibt sich wohl folgendes Bild: Man (d. h. die Provenzalen von oben) werden "Herkules" beim Sextus-Mausoleum (dem dortigen "Tempel der Artemidischen", vgl. Anmerkung 7) ausliefern. Das antike Glanum bei Saint-RŽmy-de-Provence, wo das besagte Mausoleum steht, befindet sich tatsŠchlich am Rande einer Ebene zwischen mehreren Erhebungen. Direkt sŸdlich finden wir die Alpilles mit dem Mont Gaussier und wenige Kilometer in nordwestlicher Richtung die HŸgelkette La Montagnette.

 

Doch an wen liefern die Provenzalen "Herkules" aus? In 10/29/4 erfahren wir, dass er von Bigorrern in die NŠhe von Tarbes gebracht werden wird. Die Bigorre, in der neben Tarbes u. a. auch Lourdes liegt, befindet sich im westlichen PyrenŠenland. In einem Gebiet, das wŠhrend des HundertjŠhrigen Krieges (1337-1453) lange Zeit den EnglŠndern gehšrte. In 5.23 (4/79, 5/98) erfahren wir, dass in Bigorre Krieg herrschen wird, wobei die Region wahrscheinlich von VerbŸndeten der EnglŠnder (den Spaniern?) erobert werden dŸrfte.

 

Kurz: nach meinem DafŸrhalten liefern in 4/27 die Provenzalen "Herkules" an VerbŸndete oder Helfershelfer der EnglŠnder aus.

 

Doch dass die SŸdwestfranzosen den Gefangenen nicht fŸr sich behalten sondern weiterreichen werden, ist aus 6/41 zu schlie§en. Dort werden die EnglŠnder und NiederlŠnder ausbezahlt, nicht die Bigorrer.

 

Der "schŠndliche" Charakter dieser Auslieferung kšnnte in einer demŸtigenden Behandlung des EntfŸhrten bestehen, vgl. 10/29/3.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

10/29

 

[1] De Pol MANSOL1) dans cauerne caprine2)

[2] CachŽ & prins3) extrait hors par4) la barbe,

[3] Captif menŽ comme beste mastine

[4] Par Begourdans amenee pres de Tarbe5).

 

[1] Bei Saint-Paul-de-Mausole1) in [der] Ziegenhšhle2)

[2] wird [er] versteckt [sein] und gefangen3) vom4) Bart herausgezogen [werden].

[3] [Als] Gefangener wird [er] wie [ein] abgerichtetes Tier weggefŸhrt

[4] und von Bigorrern in die NŠhe von Tarbes5) gebracht [werden].

 

1) Lies: "MAUSOL". Saint-Paul-de-Mausole (auch: Saint-Pol-de-Mausole) ist ein ehemaliges Kloster bei Saint-RŽmy-de-Provence, neben dem sich ršmische Monumente befinden.

2) Mit dieser Ziegenhšhle ist wahrscheinlich der Trou des FŽes (das Feenloch) im Val dÕEnfer (Hšllental) bei Les-Baux-de-Provence gemeint (vgl. GRUBER, S. 183f.). Les-Baux-de-Provence liegt etwa 6 km sŸdlich von Saint-RŽmy-de-Provence. Die Sage erzŠhlt, dass zur Zeit, als die arabischen Mauren in die Provence eingefallen waren, der maurische Befehlshaber Abd-al Rahman nach einer Niederlage gegen die Provenzalen fliehen musste und dabei einen sagenhaften Schatz aus Gold und Edelsteinen mit sich fŸhrte. Diesen Schatz wollte er in einer der zahlreichen Hšhlen der Region verstecken. Abd al-Rahman fand Zuflucht in einer Hšhle im VallŽe des Beaux bzw. Val dÕEnfer. WŠhrend sein Diener au§en wartete, ging Abd al-Rahman hinein. In der Hšhle traf er auf eine Ziege, die dort offenbar lebte. Das Tier lief tiefer in die Hšhle hinein und der Araber folgte ihr. Allerdings verlief er sich im Hšhlenlabyrinth und stie§ dabei auf eine fŸrchterliche Bestie, die dort hauste. Der Kampf zwischen Abd-al Rahman und dem Untier dauerte die ganze Nacht und soll vor Heftigkeit den Erdboden erschŸttert haben. Am nŠchsten Morgen tauchte die Ziege wieder auf und verlie§, mit Goldstaub bedeckt, die Hšhle. Als Abd al-Rahmans Diener die goldene Ziege sah, ergriff er die Flucht. Von Abd al-Rahman hat man seither nie wieder etwas gesehen oder gehšrt. Es wird erzŠhlt, dass der Schatz des Mauren noch heute in der Hšhle liege. Hirten behaupten gelegentlich, sie hŠtten die Ziege nahe des Trou des FŽes gesehen, wo sie salpeterhaltige Steine ablecken soll. Wer Ÿbrigens so wagemutig ist und dem Tier in die Hšhle folgt, soll diese genau wie Abd al-Rahman nie wieder verlassen. Einer anderen lokalen Legende zufolge soll dieses Feenloch unterirdisch bis zu den Hšhlen des Montagne des Cordes bei Montmajour reichen (Montmajour liegt etwa 5 km nordšstlich von Arles).

3) In der 1568er Ausgabe von Schaffhausen steht hier fŠlschlicherweise "prius".

4) Oder auch: "wegen des Bartes, am Bart".

5) Tarbes ist die Hauptstadt der Bigorre. Der Region, in der auch Lourdes liegt.

"Herkules" wird wŠhrend seiner Geiselhaft in der Hšhle Trou des FŽes (Feenloch) etwas sŸdlich von Saint-RŽmy-de-Provence eingekerkert sein. Auf Veranlassung "Neros" (?) wird er - immer noch ein Gefangener - aus seinem GefŠngnis geholt. Dabei wird er auf entehrende Weise, als wŠre er ein abgerichtetes Tier, zum †bergabeort - dem Sextus-Mausoleum - gefŸhrt. Seine neuen Geiselnehmer, Leute aus der Bigorre, werden ihn dann in ihr Land, in die NŠhe von Tarbes bringen.

 

In 10/29 ist von Saint-Paul-de-Mausole und einem - wohl bedeutenden - Gefangenen die Rede. Saint-Paul-de-Mausole taucht in den Zenturienstrophen 4/27, 5/57, 8/34, 8/46, 9/85 und 10/29 auf. In 8/34 und 8/46 (beide 5.159) wird ein franzšsischer "Lšwe" bei diesem ehemaligen Kloster sterben und dort auch begraben werden. 9/85 handelt offenbar von einen Krieg in SŸdfrankreich und einem Kampf bei Saint-Paul-de-Mausole. Anders 4/27 und 5/57. Hier geht es um die Auslieferung einer Person (des "Herkules") und einen "Fang" (dessen Gefangennahme), was zu 10/29 gut passt.

 

In den ersten beiden Zeilen erfahren wir, wo man den gefangenen "Herkules" zunŠchst unterbringen wird. In der sagenumwobenen Hšhle Trou des FŽes bei Les-Baux-de-Provence. Das Hšllental mit dem Feenloch befindet sich in den Alpilles, also etwas sŸdlich von Saint-RŽmy-de-Provence.

 

Der zweiten Zeile ist zu entnehmen, dass "Herkules" vom oder wegen des "Bartes" aus seinem GefŠngnis geholt wird. Der mythische Herkules der Antike, das Sinnbild fŸr MŠnnlichkeit, trug natŸrlich auch einen Bart, so dass die †bersetzung "am Bart", vgl. Anmerkung 4, ebenfalls mšglich wŠre. Falls hier der "Bart" eine Person meinen sollte, kŠme als aussichtsreicher Kandidat wohl der neue "Nero", der "Bronzebart", in Betracht. "Nero" ist ein Gegner "CHYRENs" - und somit auch des "Herkules" -, kšnnte aus SŸdwestfrankreich stammen und ist ein Alliierter der EnglŠnder (vgl. 5.17).

 

In 4/27 erfahren wir, wo die †bergabe des Gefangenen vonstatten gehen wird - beim "Tempel der Artemis". Damit ist mit einiger Wahrscheinlichkeit das Sextus-Mausoleum bei Saint-Paul-de-Mausole gemeint. Die Provenzalen werden den entfŸhrten "Herkules" also zunŠchst aus seinem GefŠngnis (dem Feenloch) holen und ihn beim Sextus-Mausoleum den Bigorrern aushŠndigen. Doch hinter den Bigorrern kšnnte der Bronzebart "Nero" stehen, der sich vielleicht bei Tarbes aufhŠlt. Jedenfalls bringen die Bigorrer "Herkules" in die NŠhe dieses sŸdwestfranzšsischen Ortes (10/29/3f.).

 

Nostradamus schreibt in der dritten Zeile, dass "Herkules" wie ein "abgerichtetes Tier" weggefŸhrt werden wird. Damit ist vielleicht eine demŸtigende Behandlung des Gefangenen gemeint. Er kšnnte etwa in einem KŠfig oder an einer Leine dem Spott der Umstehenden preisgegeben werden. Zu einer entehrenden Behandlung wŸrde auch die Angabe aus 4/27/4 passen, wo von einer "schŠndlichen Auslieferung" die Rede ist.

 

In 6/41 erfahren wir wohl, dass der neue "Maximilian II." fŸr "Herkules" den Briten und NiederlŠndern Ÿber 24 Tonnen Silber als Lšsegeld zahlen wird. Aber nicht den Provenzalen oder "Nero". Somit muss "Herkules" wahrscheinlich zuvor den "Besitzer" wechseln. Und diese Weitergabe (oder "Zwischenhandel") dŸrfte in 4/27 und 10/29 gemeint sein. Die Provenzalen Ÿbergeben oder verkaufen den gefangenen "Herkules" an "Nero" bzw. dessen bigorrische Gesandtschaft. Und Ÿber diese Zwischenstation gelangt er in die HŠnde der EnglŠnder und NiederlŠnder, die fŸr ihn das erwŠhnte Silber erhalten werden. Stellt sich nur die Frage, weshalb die beiden letztgenannten fŸr eine so wertvolle Geisel nicht politische Forderungen stellen und sich dafŸr mit dem schnšden Mammon zufrieden geben. Mšglicherweise werden solche von Nostradamus hier aber auch einfach nicht erwŠhnt.

 

 

6/41

 

[1] Le second1) chef du regne2) Dannemarc3),

[2] Par4) ceux de Frise5) & lÕisle Britannique,

[3] Fera despendre plus de cent mille marc6),

[4] Vain exploicter voyage7) en Italique.

 

[1] Das zweite1) Oberhaupt der Herrschaft2) der Annamark3)

[2] wird wegen4) denen aus dem Friesenland5) und der britannischen Insel

[3] mehr als 100 000 Mark6) auszahlen lassen.

[4] Umsonst [wird die] Reise7) ins Italische unternommen [werden].

 

1) Oder auch: "glŸckliche" (lat. "secundus" = glŸcklich, zweiter). Unklar, was Nostradamus hier meint. "Herkules" wird "CHYREN" nachgeordnet sein, so wie einst Ferdinand I. Karl V. Und so gesehen ist "Herkules" eigentlich auch nach "CHYREN" nur das "zweite" Oberhaupt der Annamark. Der chronologisch zweite Kšnig des Kšniglichen Ungarns war Maximilian II. (1563-1572), der Šlteste Sohn Ferdinands I., der diesen auf dem Magyarenthron ablšste. Sollte Nostradamus an Maximilian gedacht haben, wŠre hier analog der Šlteste Sohn des "Herkules" gemeint.

2) Oder auch: "Kšnigreich, Land".

3) Lies: "dÕAnnemarc". In den beiden 1557er Ausgaben steht hier "Dannemarc", ebenso in den 1568ern von Grasse und Stockholm. In den 1568ern von Chomarat, Lyon, Heidelberg, Schaffhausen, Mejanes, Perugia, Arbau, Dresden, Paris und Gregorio lesen wir "dÕAnnemarc". Der Begriff taucht auch in 4/27/3 ("Dannemarc") und 9/33/1 ("dÕAnnemarc") auf. In 9/33 (5.23)) wird "Herkules" Kšnig von Rom und Kšnig der Annamark genannt. Doch welches Land, welches Gebiet kšnnte Nostradamus als "Annamark" bezeichnet haben? Mit "Anna" ist wohl einfach der Frauenname gemeint. Eine Mark ("marc", auch: "marca", "marche") ist eine Grenzmark. Hier stellt sich somit in erster Linie die Frage, an welche "Anna" unser Seher gedacht hat. Da es sich bei "Herkules" um einen Angehšrigen der franzšsischen Kšnigsfamilie handelt, ist es wohl sinnvoll, sich in Frankreich nach geeigneten Kandidatinnen umzusehen. Die aussichtsreiche ist hierbei wahrscheinlich Herzogin Anne de Bretagne (1477-1514), deren Heirat mit dem franzšsischen Kšnig die Bretagne 1491 wieder mit Frankreich vereinte. Betrachten wir 9/33/1, fŠllt allerdings auf, dass der im deutschen Bereich angesiedelte Titel des "Kšnigs von Rom" in einem Atemzug mit der "Annamark" genannt wird. Einer "Annamark", die somit wohl ebenfalls eher in Mitteleuropa zu suchen sein wird und bei der es sich gleichfalls um ein Kšnigreich zu handeln scheint. Damit scheidet die westeuropŠische Bretagne aber aus, die seit dem zehnten Jahrhundert nur noch ein Herzogtum war. PRƒVOST, S. 165f. und mit ihm GRUBER, S. 183, sehen in 4/27/3 tatsŠchlich DŠnemark gemeint, was sprachlich auch in 6/41/1 und 9/33/1 mšglich wŠre ("dÕAnnemarc" als Druckfehler fŸr "Dannemarc"). Gemeint habe Nostradamus hier Holger den DŠnen - Holger Danske - (franz. "Ogier"), der gemŠ§ der mittelaterlichen "Chanson de Geste" (im "Cycle de Charlemagne/Cycle du Roi") zunŠchst als Geisel am Hofe Karls des Gro§en gelebt hat. Ein dŠnischer Prinz, der sich im Kampf gegen die Araber besonders ausgezeichnet hatte und dafŸr von Karl dem Gro§en zum Ritter geschlagen wurde. Es ist durchaus denkbar und wŸrde auch zu Nostradamus passen, dass er Ogier in seinen "Herkules" hat einflie§en lassen und er ihm deswegen auch den Namen "Ogmios" als Hinweis (oder falsche FŠhrte) auf Ogier gegeben hat. Ogier erschlug in der Schlacht gegen die Araber deren AnfŸhrer, einen Riesen namens Brehus oder Braihier, womit auch die Verbindung zur Schlacht am Mont Gaussier gegen den neuen Cacus (vgl. 5/57, Anmerkung 2) gegeben wŠre. Doch wo wŠre die Verbindung von Rom und DŠnemark? Betrachten wir in 5.23 die beiden Paare "CHYREN"-"Herkules" und Karl V.-Ferdinand I., so finden wir bei Ferdinand I. wohl die Lšsung fŸr die "Annamark" des "Herkules". Hier dŸrfte LEONI, S. 227, recht gehabt haben, der "Anna" als Anna von Bšhmen und Ungarn (1503-1547), die Frau Ferdinands I. identifiziert hat. Als Ferdinand und Anna 1521 heirateten, war Annas Bruder Ludwig II. Kšnig von Bšhmen und Ungarn. 1526 starb der kinderlose Ludwig bei der Schlacht von Moh‡cs gegen die Osmanen. Damit wurde aber seine Schwester Anna Kšnigin von Bšhmen und Ungarn. GemŠ§ ihrem Recht ging allerdings die Krone an ihren Ehemann Ferdinand Ÿber, der nun u. a. auch Kšnig von Bšhmen und Ungarn wurde. Annas Mark, Annas Grenzland mŸsste somit entweder Bšhmen oder Ungarn sein. Das Kšnigreich Bšhmen, das zur Zeit des Nostradamus bereits Jahrhunderte zum ršmisch-deutschen Reich gehšrt hatte und nur in MŠhren an der Au§engrenze des Reiches lag, passt meines Erachtens nicht recht zu einer Grenzmark. Anders sieht der Sachverhalt allerdings im Falle Ungarns aus. Nach dem osmanischen Sieg 1526 in der oben erwŠhnten Schlacht von Moh‡cs kam bis 1568 der grš§te Teil Ungarns unter direkte oder indirekte Herrschaft der TŸrken (Vasallenstaat SiebenbŸrgen). Nur der westlichste Teil des Landes, das "Kšnigliche Ungarn", bildete eine habsburgische Grenzmark zum Osmanischen Reich. Dieses Kšnigliche Ungarn umfasste Gebiete in der heutigen šsterreichisch-slowakisch-ungarischen Grenzregion, die Hauptstadt war Pressburg (Bratislava). Dort lie§ sich Ferdinand auch 1526 zum Kšnig von Ungarn wŠhlen. Mit der "Annamark" dŸrfte also das Kšnigliche Ungarn gemeint sein.

4) Oder u. a. auch "durch".

5) Das sind die Niederlande, auf deren Gebiet die antiken Frisii lebten.

6) Mit der "Mark" ist hier ein altes franzšsisches Gewichtsma§ gemeint, das 244,75 Gramm entspricht (vgl. 5.54: 4/42). 100 000 Mark sind also 24 475 kg. Diese Summe erinnert an das Lšsegeld, das fŸr den gefangenen englischen Kšnig Richard Lšwenherz (1189-1199) bezahlt wurde. Richard, Kšnig von England und u. a. Herzog der Normandie und Aquitaniens, wurde 1192 auf der RŸckreise aus PalŠstina in …sterreich gefangen genommen. Bis 1194 blieb er ein Gefangener des Deutschen Kaisers. FŸr seine Freilassung wurden u. a. 100 000 (Kšlner) Mark in Silber verlangt und auch bezahlt (Richard lie§ sogar 150 000 zahlen, um einer anderen Forderung des Kaisers nicht nachkommen zu mŸssen).

7) Oder auch: "Unternehmung, Expedition".

Der Sohn und Nachfolger des "Herkules" als Kšnig von Ungarn, ein neuer "Maximilian II.", wird den EnglŠndern und NiederlŠndern - Flamen - Ÿber 100 000 Mark (Ÿber 24 Tonnen) Silber bezahlen. Etwa dieselbe Menge, die einst von den EnglŠndern an den Deutschen Kaiser und den Herzog von …sterreich fŸr die Freilassung des Richard Lšwenherz ging. Hier dŸrfte das Lšsegeld den entgegengesetzten Weg nehmen, um den gefangenen "Herkules" zu befreien. Eine Reise oder Expedition nach Italien bringt jemandem keinen Erfolg.

 

In der ersten Zeile ist vom Oberhaupt der "Annamark", des Kšniglichen Ungarns die Rede, vgl. Anmerkung 3. Und zwar vom "zweiten" oder auch "glŸcklichen" Oberhaupt des heute šsterreichisch-ungarisch-slowakischen Grenzgebietes. Der chronologisch zweite Kšnig dieses Gebietes war Maximilian II. (1563-1572), vgl. Anmerkung 1, der seinen Vater Ferdinand I. (  25.07.1564) noch zu dessen Lebzeiten in dieser Funktion ablšste (Kršnung in Pressburg am 16.07.1563). Hier dŸrfte also analog der Šlteste Sohn des "Herkules" gemeint sein.

 

In Zeile drei erfahren wir, dass der neue "Maximilian II." mehr als 100 000 Mark Silber (Ÿber 24 Tonnen) auszahlen lassen wird. Diese Summe erinnert an das Lšsegeld, das fŸr den in …sterreich gefangenen englischen Kšnig Richard Lšwenherz (1189-1199) bezahlt wurde, vgl. Anmerkung 6. Damals brachte Richards Mutter, Eleonore von Aquitanien, die Summe fŸr den Loskauf zusammen. Richards Bruder und Stellvertreter auf dem englischen Thron, Johann Ohneland, weigerte sich hingegen, das Lšsegeld zu beschaffen.

 

Zeile zwei ist hier aber - wohl bewusst - etwas unklar formuliert. Sie lŠsst sich so verstehen, dass Nostradamus einfach das Geschehen aus dem 12. Jahrhundert noch einmal nacherzŠhlt, vgl. Anmerkung 4. Und zwar dahingehend, dass es die Briten (und die NiederlŠnder) sein werden, die 100 000 Mark Silber bezahlen. Oder umgekehrt, dass sich dieses Mal die Insulaner mit den HollŠndern zusammen die Summe auszahlen lassen. Was meines Erachtens eher fŸr die hier gewŠhlte zweite Variante spricht, ist die ErwŠhnung der NiederlŠnder, die bei den VorgŠngen um Richard Lšwenherz keine Rolle gespielt haben.

 

Zu den NiederlŠndern lassen sich auch die Flamen zŠhlen, die ebenfalls NiederlŠndisch sprechen. Somit ist eine Gleichsetzung der historischen Friesen mit den Flamen aus der Sicht des SŸdfranzosen Nostradamus durchaus zulŠssig, wenn auch die Friesen das Gebiet des heutigen Belgiens kaum besiedelt haben dŸrften.

 

Von einer englisch-flŠmischen Zusammenarbeit lesen wir in 5.23 (6/12, 2/61?, 6/43?). Dort kŠmpfen sie gemeinsam gegen Frankreich bzw. "CHYREN" - und somit auch gegen "Herkules".

 

In der vierten Zeile erfahren wir, dass jemand vergeblich eine Reise (oder Expedition) nach Italien unternehmen wird. Doch wer? Und was ist der Zweck dieser Reise? Soll dort vielleicht das Lšsegeld beschafft werden?

 

Im Mythos hatte Herkules als zehnte seiner zwšlf Arbeiten die Rinderherde des Riesen Geryones zu stehlen, der entweder in Spanien oder noch weiter im Westen gelebt haben soll. Als Herkules die aus roten Stieren bestehende Rinderherde entwendet hatte und nach Griechenland trieb, durchquerte er dabei Italien. Auf dieser Heimreise kam es beim Aventin zum Kampf mit Cacus, der ihm einige der Rinder stahl (vgl. 5/57, Anmerkung 2). Der Herkules der Sage konnte diesen Kampf gewinnen. Es wŠre nun denkbar, dass Nostradamus hat ausdrŸcken wollen, dass dagegen sein "Herkules" bzw. dessen Gesandtschaft ("Maximilian II."?) in Italien beim Versuch scheitern wird, die "Rinder" fŸr das Lšsegeld zu bekommen. Man beachte in diesem Zusammenhang, dass im Lateinischen der Begriff "pecunia" (Geld, Gelder, Geldsumme) auf das Wort "pecus" (Vieh) zurŸckgeht und ursprŸnglich "Viehstand" bedeutete.

 

 

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