5.160  "Ödipus" und "Polyneikes".
 

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Zusammenfassung
 

7/11: In der zweiten Zeile erwähnt Nostradamus einen Fürsten oder Herrscher (vgl. Anmerkung 1), den er mit Ödipus vergleicht (vgl. Anmerkung 2). Inwieweit der Fürst der mythologischen Figur ähnelt, erfahren wir allerdings nicht. Hat er eine inzestuöse Beziehung zu seiner Mutter? Oder tötet er seinen Vater? Der zweiten Zeile ist nur zu entnehmen, dass er "grob" und "ungehorsam" sein wird. Zudem dürfte er es sein, der gemäß erster Zeile die Mutter verachten wird. Doch weshalb? In der dritten und vierten Zeile lesen wir von einer Dame, die eine befremdliche und bittere Nachricht erhalten wird: Mehr als 500 ihrer Angehörigen oder Anhänger sind getötet worden. Falls die Dame mit der Mutter aus der ersten Zeile identisch sein sollte, könnte vielleicht der neue Ödipus aus der zweiten Zeile für den Tod der 500 verantwortlich sein.

4/7: In der dritten Zeile ist wieder von einer Mutter die Rede. Vor Kummer wird diese sehr traurig und ausgezehrt sterben. Falls diese Mutter mit der Mutter aus 7/11 gleichzusetzen ist, wären die Gründe für ihren Kummer wohl in der Verachtung von seiten ihres Kindes und in der Nachricht über den Tod der 500 zu suchen. In der ersten Zeile werden zwei Personen erwähnt. Zum einen ein "großer und gehasster Fürst" und zum anderen dessen jüngster Sohn. Mit dem "großen und gehassten Fürsten" ist wohl der neue Ödipus aus 7/11 gemeint. Sein jüngster Sohn wäre analog im neuen Polyneikes aus 5.9 zu finden. In der zweiten Zeile erfahren wir, dass dieser Sohn mit zwanzig Jahren einen großen Lepraausschlag bekommen wird. Doch diese Krankheit führt nicht zum Tod des Prinzen. "Polyneikes" wird vielmehr erst dann sterben, wenn ein feiger oder schwacher Anführer (vgl. Anmerkung 3) fallen, d. h. wohl im Kampf umkommen wird.
 

Quellen
 

7/11
 
L’enfant Royal contemnera la mere,
Das königliche Kind wird die Mutter verachten.
Oeil1), piedz blessés2), rude, inobeissant,
[Das] Auge1) [hat] verletzte Füße2) [und ist] grob [und] ungehorsam.
Nouuelle à dame estrange & bien amere,
[Die] Nachricht für [die] Dame [wird] befremdlich und sehr bitter [sein]:
Seront tués des siens plus de cinq cens.
Von den Ihren werden mehr als 500 getötet werden.
1) Mit diesem "Auge" könnte ein guter Herrscher gemeint sein, vgl. 3/55 (5.147).
2) Diese "verletzten Füße" sind wohl eine Anspielung auf die Ödipus-Sage: König Laios von Theben in Griechenland wurde vom Orakel von Delphi prophezeit, dass sein Sohn ihn eines Tages töten und die Königin (seine eigene Mutter) zur Frau nehmen werde. Daraufhin ließ Laios seinem neugeborenen Sohn die Füße durchstechen und zusammenbinden und das Kind von einem Hirten im Gebirge aussetzen. Doch der Hirte hatte Mitleid mit dem Neugeborenen und übergab ihm einem befreundeten Hirten. Über diesen gelangte das Kind an den Königshof von Korinth, wo ihn das Königspaar adoptierte und ihn wegen seinen geschwollenen weil verletzten Füßen "Ödipus" (dt. "Schwellfuß") nannte. Die Prophezeiung des Orakels von Delphi erfüllte sich später, und Ödipus hatte mit seiner Mutter vier Kinder. Eines davon war sein Sohn Polyneikes (siehe 5.9).

4/7
 
Le mineur1) filz du grand & hay prince,
Der jüngste1) Sohn des großen und gehassten Fürsten
De lepre aura à vingt ans grande tache:
wird mit zwanzig Jahren [einen] großen Lepraausschlag bekommen.
De dueil sa mere mourra biê triste & mince.
Vor Kummer wird seine Mutter sehr traurig und ausgezehrt sterben.
Et il mourra la ou2) toumbe chet4) lache3).
Und er wird dann sterben, wenn2) [der] feige3) Anführer4) fällt.
1) Oder auch: "jüngere".
2) Oder auch: "[...] da sterben, wo [...]".
3) Oder auch: "schwache".
4) Lies: "chef" (Anführer, Oberhaupt).
 

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