5.181  Ein fahrlässiger französischer König verstößt gegen das salische Gesetz.
 

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Zusammenfassung
 

In diesem Vierzeiler wird ein französischer König beschrieben. Er gelangt durch den Tod seines Vorgängers auf den Thron (erste Zeile). Ob es sich bei dem Verstorbenen um seinen Vater oder einen anderen Verwandten handelt, erfahren wir allerdings nicht. Der neue König scheint einen problematischen Charakter zu besitzen. Nostradamus beschreibt dessen Lebenswandel in der zweiten Zeile als "rechtswidrig" und "schlüpfrig". In vorliegendem Vierzeiler ist leider nicht ersichtlich, worin das rechtswidrige Verhalten des Königs bestehen wird. Klar dürfte allerdings sein, dass er zu sexuellen Eskapaden neigt, die wohl auch das nicht unübliche Konkubinenwesen übertreffen werden. Das erinnert an den neuen "Nero", dem Nostradamus ähnliches vorwirft (vgl. 5.17). In der dritten Zeile erfahren wir, dass es sich bei diesem Monarchen zudem um einen fahrlässig agierenden Herrscher handeln wird. Er wird zu leicht allen nachgeben, die Forderungen an ihn stellen. Das passt allerdings nicht zum bereits erwähnten "Nero". Der üble "Nero" dürfte kaum jemand sein, der zu willensschwach oder gar einfach zu manipulieren sein wird! Solche Charakterzüge passen eher zum schwachen Herrscher aus 5.52 (siehe aber auch 5.29). Wie der letzten Zeile zu entnehmen ist, geht die Fahrlässigkeit dieses Monarchen sogar soweit, dass "zum Schluss" (wohl bei seinem Tod) sogar das salische Gesetz "nötig" sein wird (zur Übersetzung siehe aber Anmerkung 4). Das salische Gesetz regelt die Thronfolge im Königreich Frankreich (vgl. Anmerkung 3). Wenn das salische Gesetz "nötig" sein wird, d. h. wenn es nötig sein wird, dass man sich auf eben dieses Gesetz bezieht, ist zu vermuten, dass es bezüglich der Thronfolge eine unklare Situation gibt. Es könnte etwa sein, dass der verstorbene schwache König jemanden entgegen der vorgeschriebenen Erbfolge zu seinem Nachfolger bestimmt haben wird. Möglicherweise einen derjenigen, deren Forderungen der König zu Lebzeiten fahrlässigerweise zugestimmt hat.

Quellen
 

5/38  

Ce grand monarque1) qu’au mort succedera,
Dieser große Monarch1), der dem Toten nachfolgen wird,
Donnera vie illicite & lubrique,
wird [ein] rechtswidriges und schlüpfriges Leben führen.
Par nonchalance à tous2) concedera,
Durch Fahrlässigkeit wird [er] allen2) nachgeben,
Qu’à la parfin faudra4) la loy Salique3).
so dass zum Schluss das salische Gesetz3) nötig sein4) wird.
1) Oder auch: "Herrscher". Das Attribut "groß" dürfte wieder einmal für "französisch" stehen.
2) Oder, falls es "tout" heißen sollte: "allem".
3) Das salische Gesetz, die "Lex salica", bezeichnet das ursprünglich germanische Volksrecht der salischen Franken aus dem 6. Jahrhundert. Es wurde zum Erbfolgerecht der fränkischen und später französischen Herrscher erhoben und im Laufe des Mittelalters weiterentwickelt. Es bestimmt etwa, dass Grundeigentum nur an männliche Nachkommen vererbt werden kann. 1328 wurde im Streit um die französische Krone diese Regelung zu ungunsten des englischen Königs Eduard III. dahingehend interpretiert, dass auch die Thronfolge nur im Mannesstamm vererbt werden kann. Eine französische Königin mit der Bedeutung der englischen Queen ist somit nicht möglich. Der französische Thron wird zudem automatisch an den ältesten Sohn des Königs vererbt. Ein König kann somit weder seinen Nachfolger bestimmen noch jemanden von der Thronfolge ausschließen. Das salische Gesetzt kennt im Weiteren keine Möglichkeit des Thronverzichts. Somit kann weder ein König noch ein Thronerbe zugunsten eines anderen auf die Krone verzichten. Und schließlich legt das salische Gesetz fest, dass der französische König katholischen Glaubens sein muss (weshalb auch Heinrich IV. 1593 dem Kalvinismus entsagt und sich der katholischen Kirche zugewandt hat).
4) Oder ebenfalls möglich: "fallen wird", vgl. LEONI.

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