5.199  In Spanien stehen der "Punier" und ein "gelehrter Feind".
 

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Zusammenfassung
 

In der dritten Zeile wird ein "Punier" erwähnt, vielleicht ein neuer Hannibal (vgl. Anmerkung 4). Damit könnte etwa der nordafrikanische Fürst aus 5.47 gemeint sein, der im Bunde mit den Neo-Puniern aus dem Nahen Osten u. a. gegen die Kirche kämpft. Gemäß 5/14 (5.47) wird dieser Nordafrikaner Spanien kontrollieren. Jemand wird ihn und die Pyrenäen allerdings laut dritter Zeile von 6/99 umgehen (überwinden?) und in die Nähe eines Flusses vorstoßen (vielleicht nach Requena, vgl. Anmerkung 6). Das könnte der "gelehrte Feind" aus der ersten Zeile sein. Wer sich hinter diesem "gelehrten Feind" verbirgt, ist im Moment noch unklar. Wir erfahren nur, dass er offensichtlich verwirrt werden wird. In der zweiten Zeile ist von einer "großen" (französischen?) Armee die Rede. Einer Armee, die anscheinend in einen verlustreichen Kleinkrieg verwickelt sein wird. Sind es die Streitkräfte des "gelehrten Feindes", der ob dieses Widerstandes verwirrt werden wird? Als Vorbild für den "gelehrten Feind" kommt hier vielleicht Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus Minor Numantinus (185 - 129 v. Chr.) in Frage. Der hoch gebildete Scipio Africanus Minor kämpfte im Spanischen Krieg (154 - 133 v. Chr.) gegen die Keltiberer und beendete mit der Einnahme Numantias (Nordspanien) diesen Konflikt siegreich. Interessanterweise hieß dabei einer der Anführer der aufständischen Keltiberer "Punicus" (der Punische, der Karthagische). Außer in 5.47 tauchen die Punier bei Nostradamus auch in 5.46, 5.50 und 5.165 auf.
 

Quellen
 

6/99  

L’ennemy docte1) se tournera confus,
Der gelehrte1) Feind wird verwirrt werden.
Grãd camp malade2), & de faict3) par embusches,
[Die] große Armee [ist] erschöpft2) und [zwar] von [der] Gewalt3) [der] Hinterhalte.
Mõts Pyrenees & Pœnus4) luy serõt faicts refus5),
[Die] Berge [der] Pyrenäen und [der] Punier4) werden [von] ihm umgangen5) werden.
Proche du fleuue descouurãt antiques oruches6).
Nahe des Flusses entdeckt [er] antike Gefäße6).
1) Lat. "doctus" (gelehrt, gebildet, klug; benachrichtigt).
2) Neben "krank" bedeutet das mittelfranzösische "malade" auch "in schlechtem Zustand, erschöpft, gestört" u. a.
3) Oder, falls es "defait" heißen sollte: "[...] und besiegt durch".
4) "Poenus" bezeichnet im Lateinischen einen Punier (Nordafrikaner aus Karthago), spezieller noch Hannibal, der u. a. auch die Pyrenäen hinter sich gelassen hat. Ich glaube nicht, dass "Poenus" hier eine Verschreibung von "Poeninus" ist, auch wenn die Satzstruktur dazu einladend wirkt ("[Die] Berge [der] Pyrenäen und [des] Poeninus"). Der Poeninus oder Penninus wäre übrigens der Teil der Alpen zwischen dem großen St. Bernhard und dem Gotthard in der Schweiz.
5) Oder: "abgewiesen, zurückgewiesen".
6) LE PELLETIER leitet "oruches" vom griechischen "oros" (Berg, Fels, Hügel) ab. Ich halte "oruches" eher für eine Verschreibung von "cruches" (Krüge, Urnen), was auch besser in den Kontext passen würde (vgl. LEONI). Unklar bleibt jedoch, was Nostradamus hier meint. Die "antiken Gefäße" oder "Krüge" könnten vielleicht ein geografischer Hinweis sein: "urcei" oder "urcea" (lat. "Krüge") ließe sich etwa als Anspielung auf Urcesa verstehen. Urcesa ist das heutige Requena, etwa 50 km westlich von Valencia. Es liegt am Fluss Magro. Ebenfalls als Urcesa bezeichnet wurde Uclesia, das heutige Uclés, etwa 100 km südöstlich von Madrid. Allerdings liegt der Ort in Kastilien nicht an einem Fluss.

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