5.218 In der Toulouser Basilika Saint-Sernin findet man nach einer Überschwemmung einen Topf voll Gold.
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Zusammenfassung
Unter der Basilika Saint-Sernin in Toulouse wird man einen Topf voll Gold finden (dritte Zeile). Und zwar in der Nähe eines Pfeilers, der erst durch ein Erdbeben und dann durch eine Überschwemmung gespalten werden wird (erste und zweite Zeile). Laut Nostradamus soll dieses Gold Teil der Beute sein, die einst der römische Feldherr Caepio aus Toulouse geraubt hat (vierte Zeile). Die erwähnte Überschwemmung könnte diesen Vierzeiler 5.18 zuordnen, wo die Garonne über die Ufer tritt und in Toulouse große Verwüstungen verursacht. Allerdings fehlt in 5.18 das Erdbeben. Möglicherweise wird der erwähnte Pfeiler zunächst von einem Erdbeben beschädigt, aber erst später von den Fluten endgültig gespalten werden.
Quellen
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1) Hier dürfte kaum vom heidnischen Gott Saturn die Rede sein, sondern vielmehr vom heiligen Saturnin oder Sernin, dem ersten Bischof von Toulouse, der 250 den Märtyrertod starb (Feiertag am 29. November). Sein Grab befindet sich in Toulouse, in der Apsis der Kirche Saint-Sernin. "Saturnin" wurde hier wohl aus Gründen des Reims zu "Saturne" umgeformt. In der erwähnten Basilika gibt es etliche Säulen. Welche Nostradamus hier genau meint, ist unklar (man müsste dazu etwa wissen, wo er zu zählen beginnt).
Au quart pillier lon sacre2) à Saturne1).
Beim vierten Pfeiler [in der Kirche, die] man dem Saturn[in]1) geweiht2) [hat],
Par tremblant terre & deluge fendu
[und der] durch [das] Beben [der] Erde und [die] Überschwemmung gespalten [werden wird,
Soubz l’edifice Saturnin3) trouuee vrne4),
wird] unter dem Gebäude [des] Saturnin3) [ein] Topf4) gefunden.
D’5)or Capion6) rauy & puis rendu.
Mit5) [dem] Gold, [das] Caepio6) graubt [hat] und [das] dann zurückgegeben [wurde].
2) Lies: "sacré". Möglicherweise sollte "lon sacre" auch "consacré" heißen, vgl. GRUBER, S. 186.
3) Die in Anmerkung 1) erwähnte Kathedrale Saint-Sernin in Toulouse.
4) Lat. "urna" (Krug, Urne, Topf).
5) Oder auch möglich: "aus".
6) Quintus Servilius Caepio nahm auf seinem Gallienfeldzug 106/105 v. Chr. Toulouse ein und raubte ernorme Mengen von Gold und Silber aus den keltischen Heiligtümern der Stadt. Er ließ die Schätze nach Rom schicken, wo jedoch bloß das Silber ankam. Das Gold wurde von Räubern geraubt, von denen man jedoch vermutete, dass sie von Caepio selber angestiftet worden seien, um so das gelbe Edelmetall unterschlagen zu können. 105 v. Chr. erlitt er bei Orange durch eigenes Verschulden eine vernichtende Niederlage gegen die germanischen Kimbern und Teutonen. Nach seiner Rückkehr nach Rom wurde Caepio wegen seiner Rolle bei der Niederlage gegen die Germanen verurteilt und ging nach Smyrna (das heutige Izmir in der Türkei) ins Exil, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Nostradamus scheint hier das gefundene Gold für einen Teil der geraubten Tempelschätze zu halten. Was aber tatsächlich mit dem verschwundenen Gold des Caepio geschehen ist, ist bis heute ungeklärt.