5.233  "Aquilo" verursacht einen großen Krieg, der ihm Ruhm, den Menschen aber großes Elend bringen wird.
 

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Zusammenfassung
 

Dieser Vierzeiler beschreibt "Aquilo", die Macht aus dem Norden (bzw. Osten), die wir bereits aus anderen Versen kennen (vgl. Anmerkung 2). "Aquilo" wird, von Frankreich aus gesehen, aus dem Osten (vom "Sonnenaufgang" her) kommen (erste Zeile). Nostradamus spricht dabei von einem "großen Feuer". Das Feuer wird u. a. dem Mars zugeordnet, so dass diese Stelle wohl einfach so zu verstehen sein dürfte, dass aus dem Osten ein großer Krieg ("Mars") kommen wird. In der zweiten Zeile nennt unser Seher den Urheber des Krieges - "Aquilo", den "Norden" (vgl. Anmerkung 2). "Lärm und Lichtschein", hier wohl als "Ruhm und Berühmtheit" zu verstehen, vgl. Anmerkung 1), streben zu "Aquilo" hin. "Aquilo" dürfte also in diesem Krieg großen Ruhm ernten. In der dritten Zeile ist von einem "Runden" die Rede, der den Tod in sich trägt, wenn man Schreie hören wird. Damit ist wohl das "große Feuer" aus der ersten Zeile, d. h. der Krieg (der "Mars") des "Aquilo" gemeint (vgl. Anmerkung 4). Er bringt den Tod über viele Menschen, die vor Entsetzen schreien werden. Die vierte Zeile präzisiert die Leiden, die dieser Waffengang über die Betroffenen bringen wird: Gewalt ("Schwert und Feuer") und materielle Not ("Hunger").
 

Quellen
 

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Soleil leuant vn grand feulon verra
[Beim] Sonnenaufgang wird man ein großes Feuer sehen.
Bruit & clarté1) vers Aquilon2) tendant:3)
Lärm und Lichtschein1) streben gegen Norden2).3)
Dedans le rond4) mort & cris lont orra
Im Runden4) [ist der] Tod und Schreie wird man hören.
Par glaiue, feu, faim, mort les attendants.
Mit Schwert, Feuer [und] Hunger erwartet sie [der] Tod.
1) Oder auch: "Ruhm und Berühmtheit" (zu "clarté" vgl. lat. "claritas").
2) Lat. "aquilo" (Nordnordostwind, Sturm, Norden). Aquilo ist auch der Name des Gottes des Nordwindes, der der Sage nach aus dem Skythenland kommt (vom heute ukrainischen Borysthenes, d. h. vom Dnjepr). Vgl. 5.19, 5.75 und 5.141.
3) Bei der Formulierung der ersten beiden Zeilen hat sich Nostradamus wieder einmal an die antike Vorzeichensammlung des Julius Obsequens angelehnt (vgl. GRUBER, S. 278). In Kapitel 54 (für das Jahr 91 v. Chr.) lesen wir dort u. a.: "Sub ortu solis globus ignis a septemtrionali regione cum ingenti sono caeli emicuit." (Beim Sonnenaufgang schoss in der nördlichen Himmelsgegend ein Feuerball mit ungeheurem Lärm hervor.) Wohl nicht zufälligerweise hat Nostradamus allerdings "septentrionalis" durch "aquilonius" ersetzt (vgl. Anmerkung 2).
4) Das mittelfranzösische "rond" bedeutet "kreisförmig, rund" aber auch "kugelförmig, kugelrund". Hier ist wohl das "große Feuer" aus der ersten Zeile bzw. der "Feuerball" des Obsequens gemeint (vgl. Anmerkung 3).

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