5.254  Ein Orden steckt in einer Krise. Dreißig seiner Angehörigen werden verstoßen und möglicherweise an Piraten ausgeliefert.
 

Zurück / Zurück zur Startseite
 

Zusammenfassung
 

In der vierten Zeile erfahren wir, dass eine Flotte (oder: Heer, vgl. Anmerkung 8) zerstreut und jemand an die Seeräuber ausgeliefert werden wird. Seeräuber (Piraten) tauchen auch in 4/77 (5.38) und 5/44 (5.136) auf. In 4/77 (5.38) werden die Seeräuber von "Chyren" besiegt. Leider erfahren wir dort nichts Genaueres über diese Piraten. Es könnte sich aber um Kräfte aus Nordafrika handeln wie es sie zur Zeit des Nostradamus auch schon gegeben hat (vgl. die Ausführungen von 5.38). In 5.136 wird ein Kardinal von Piraten gefangen genommen, kann diesen aber wieder entkommen. Wie in 5.136 bereits erwähnt, ist es aber vielleicht auch denkbar, dass die "Piraten" sinnbildlich als Feinde der Kirche zu verstehen sind. Leider geht aus 10/77 nicht eindeutig hervor, wer an die Seeräuber ausgeliefert und wessen Flotte bzw. Heer zerstreut werden wird. In den ersten drei Zeilen ist jedoch von einem Orden die Rede, der offenbar in einer Krise steckt. Dreißig seiner Angehörigen werden enteignet und verbannt werden ("bannys"). Sollte mit dem "bannys" aus der zweiten Zeile allerdings gemeint sein, dass man die dreißig nur (aus dem Orden) verstößt, vgl. Anmerkung 4, könnten sie es sein, die den Piraten übergeben werden. Die Flotte bzw. das Heer, das "zerstreut" werden wird, könnten etwa Streitkräfte des Ordens sein, die dieser wegen des Fehlverhaltens der dreißig auflösen muss. Wie wir aus der zweiten Zeile erfahren, wird zudem der Besitz der dreißig an die Gegner des Ordens gehen und ihre Verdienste werden im Nachhinein zu Verbrechen erklärt. Leider finden wir in 10/77 keinen konkreten Hinweis darauf, was sich die dreißig Ordensleute zuschulden kommen lassen, dass sie und der Orden dermaßen bestraft werden. In 8/90 (5.133) erfahren wir, dass ein Orden nicht mehr die Unterstützung eines Königs erhält. Damit könnte der Orden in 10/77 gemeint sein, der als Folge des Verlustes der königlichen Protektion nun seinen Gegnern ausgeliefert ist.

Quellen
 

10/77  

Trente adherans1) de l ordre2) des quyrettes3)
Dreißig Angehörige1) des Ordens2) der Quiriten3)
Bannvs4) leurs biens donnez ses5) aduersaires,
[werden] verbannt4). Ihre Besitztümer werden seinen5) Gegnern übergeben [werden].
Tous leurs bien fais6) seront pour desmerites7)
Alle ihre Verdienste6) werden zu Verbrechen7) [erklärt].
Classe8) espargie9) deliurez aux corsaires.
[Die] Flotte8) [wird] zerstreut9) [und sie werden] den Seeräubern ausgeliefert [werden].
1) Oder auch: "Anhänger, Eingeweihte".
2) Das mittelfranzösische "ordre" bezeichnet u. a. einen Orden religiöser Prägung. Dazu gehören Mönchsorden oder religiöse Ritterorden, etwa aus der Zeit der Kreuzzüge. Der Begriff umfasst jedoch auch rein weltliche Ritterorden. Anzumerken gilt es hier, dass die Mitglieder religiöser Orden nicht zwangsläufig dem ersten Stand (Klerus) angehören mussten sondern auch Laien bleiben konnten. Daneben bezeichnet das mittelfranzösische "ordre" einen der drei Stände (Klerus, Adel, Dritter Stand). Wenn wir die "Quiriten" aus der ersten Zeile als Zivilisten betrachten (vgl. Anmerkung 3), dürften Ritter vermutlich eher ausscheiden. Besonders dann, wenn wir sie dem Dritten Stand zuordnen (Bürger, "Arbeitsbienen", vgl. wieder Anmerkung 3). Auch um besitzlose Mönche dürfte es sich nicht handeln, da diese kaum enteignet werden könnten (vgl. zweite Zeile). Möglich wäre aber beispielsweise, dass es sich beim "Quiriten-Orden" um einen religiösen Laienorden handelt.
3) "Quyrettes" geht am wahrscheinlichsten auf das lat. "Quirites" (singular "Quiris") zurück. "Quirites" war in Friedenszeiten die ehrenvolle Bezeichnung der römischen Vollbürger und entsprach dann dem lat. "cives". Hergeleitet wird der Begriff von lat. "curis, quiris" (Lanze), so dass die "Quirites" ursprünglich wohl die "Lanzenmänner, Wehrmänner" gewesen sind. Das Wort verlor aber seinen militärischen Gehalt und bedeutete dann "Zivilisten". Eine Bezeichnung, die für die römischen Soldaten etwas Beschimpfendes hatte. Bei Vergil werden auch die Arbeitsbienen als Quiriten bezeichnet (Georgica 4, 201).
4) Lies: "bannys" (verbannt, verstoßen).
5) D. h. des Ordens.
6) Oder auch: "Wohltaten".
7) Oder auch: "Fehler, Sünden".
8) Lat. "classis" (Flotte, Heer).
9) Provenzalisch "espargi" (verschütten, verstreuen, streuen; aufteilen, teilen). Vgl. auch. lat. "exspergere" (bespritzen; zersprengen, zerstreuen).

Zurück / Zurück zur Startseite