5.266  Ein Herzog, der in Mailand um Hilfe bittet, wird geblendet, getötet und in einen eisernen Käfig gesteckt.
 

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Zusammenfassung
 

2/24: In der ersten Zeile erfahren wir, dass "wilde Tiere" aus Hunger die Flüsse durchschwimmen werden. Doch von welchen Flüssen ist hier konkret die Rede? Und sind mit den "Tieren" tatsächlich Tiere gemeint oder stehen diese vielleicht für Menschen? In der zweiten Zeile ist nämlich von einer Armee die Rede, die zum größten Teil an der unteren Donau stehen wird. Ist vielleicht sie mit den "wilden Tieren" gemeint? Der dritten Zeile ist zu entnehmen, dass man einen "Großen" in einen eisernen Käfig wird schleppen lassen. Und zwar dann, wenn ein "germanisches Kind" den Rhein betrachten wird. Doch wieso tut es das? Was geschieht am Rhein? Zur Übersetzung der letzten Zeile vgl. Anmerkung 6.

3/10: Die vierte Zeile verbindet den Vierzeiler mit 2/24. Wir erfahren, dass der "Große" an einem Haken in den eisernen Käfig geschleift werden wird. Eine Prozedur, die er nicht überleben dürfte, vgl. Anmerkung 3. In den ersten beiden Zeilen von 3/10 erfahren wir, dass eine Meeresküste sieben Mal von Hunger und Blutvergießen ("Blut") heimgesucht werden wird. Mit der Meeresküste ist wahrscheinlich die französische Côte d’Azur gemeint, denn in der dritten Zeile ist von Monaco die Rede, das anscheinend in einem Krieg zunächst ausgehungert und dann erobert werden wird. Die beiden ersten Zeilen könnten so verstanden werden, dass Nostradamus von der siebten Heimsuchung der Côte d’Azur seit Abfassung der Zenturien spricht, bei der Monaco fallen wird. Zu Monaco vgl. 5.56 (5.124) und 10/60.

9/95: In der dritten und vierten Zeile erfahren wir Näheres über den "Großen", der in 2/24 und 3/10 in einen eisernen Käfig geschleift werden wird. Es handelt sich um einen Herzog oder Heerführer, der in Mailand offenbar um die Hilfe der mailändischen Elitetruppe ersuchen wird. Seine Mission scheitert allerdings. Man blendet ihn zunächst und scheift in dann in den eisernen Käfig. Woher der Herzog stammt und wofür er die Mailänder Hilfe braucht, erfahren wir allerdings nicht. Im erwähnten eisernen Käfig könnte vielleicht die Leiche des Herzogs öffentlich zur Schau gestellt werden, ähnlich wie bei den Täufern in Münster 1535. Einen eisernen Käfig finden wir auch in 1/10 (5.111). Jener Käfig scheint aber ein Gefängnis zu sein, in dem sich sieben Königskinder befinden. In den ersten beiden Zeilen von 9/95 geht es um militärische Aktivitäten im Orient. Ein neueingesetzter Befehlshaber führt sein Heer in der Nähe von Apamea (wohl entweder in Syrien oder in der Türkei, vgl. Anmerkungen 1 und 2). Wer war der Vorgänger des neuen Befehlshabers? Vielleicht der in Mailand getötete Herzog? Wir bräuchten Begleitverse, um Näheres zu diesem Vorgang sagen zu können.

Quellen
 

2/24  

Bestes farouches de faim1) fluues tranner2):
Wilde Tiere [werden] aus Hunger1) Flüsse durchschwimmen2).
Plus part du camp encontre Hister3) sera,
[Der] größte Teil der Armee wird [bei der] unteren Donau3) stehen.
En caige4) de fer le grand fera treisner,5)
In [einen] eisernen Käfig4) wird [man] den Großen schleppen lassen,5)
Quand Rin enfant Germain obseruera.6)
wenn [das] germanische Kind [den] Rhein betrachten wird.6)
1) Möglicherweise auch im übertragenen Sinne wie "Gier" oder "heißes Verlangen" zu verstehen (vgl. lat. "fames").
2) Lat. "trannare" (durchschwimmen).
3) Im Gegensatz zu "Danuvius", das den Oberlauf der Donau und im übertragenen Sinne auch den ganzen Strom bezeichnen kann, steht das lat. "Hister" nur für den Unterlauf.
4) Oder auch: "Falle, Abgrenzung, Abschluss".
5) Oder auch: "In [einen] eisernen Käfig wird der Große [jemanden] schleppen lassen." Möglich wäre auch: "In [einem] eisernen Käfig wird [man] den Großen zwingen [sich] fortzuschleppen." Mit Blick auf 3/10 ist aber wohl die oben gewählte Übersetzung zutreffend.
6) Oder auch: "wenn [der] Rhein [das] germanische Kind betrachten wird" bzw. "wenn [man zum] Rhein, [dem] germanischen Kind, schauen wird". Ohne Kontext lässt sich diese Zeile noch nicht endgültig übersetzen. In der oben gewählten Übersetzung könnte Nostradamus bei diesem "germanischen Kind" vielleicht an einen Träger des römischen Beinamens "Germanicus" gedacht haben. Drusus (38 - 9 v. Chr.) erhielt diesen Namen aufgrund seiner militärischen Erfolge in Germanien. Seine beiden Söhne erbten diese Bezeichnung: Kaiser Claudius und der Feldherr Germanicus. Weitere Träger dieses Namens waren Kaiser Caligula und Kaiser Nero, Sohn bzw. Enkel des Feldherren Germanicus. Allerdings bedeutet das mittelfranzösische "germain" auch "geschwisterlich", so dass es sich bei diesem "geschwisterlichen Kind" (enfant Germain) einfach um jemandes Bruder oder Schwester handeln könnte.

3/10  

De sang & faim plus grande calamité
[Die] größte Geißel aus Blut und Hunger
Sept fois s’apreste à la marine plage,
findet sich sieben Mal an der Meeresküste ein.
Monech1) de faim, lieu prins, captiuité2),
Monaco1) [wird] wegen [des] Hungers [ein] eingenommener Ort [sein]. [Es folgt die] Gefangenschaft2).
Le grand mené croc3) en ferrée caige.
Der Große [wird] am Haken3) in [den] eisernen Käfig geschleift [werden].
1) Lat. "Monaecum" (Monaco).
2) Damit kann etwa gemeint sein, dass die Einwohner Monacos in Gefangenschaft gehen. Oder die Gefangenschaft bezieht sich auf den Großen der vierten Zeile.
3) Mit diesem "Haken" ist der römische Uncus gemeint (vgl. BRIND’AMOUR, S. 350f.). Im alten Rom schlug man den Uncus Delinquenten in den Hals und schleppte sie an diesem durch die Stadt, bevor ihre Leichen in den Tiber geworfen wurden. Dieses Schicksal erlitt etwa Kaiser Vitellius im Jahr 69 n. Chr. Das mittelfranzösische "croc" bedeutet daneben auch noch "Klaue", womit dann wohl der Name des "Großen" gemeint wäre.

9/95  

Le nouueau faict conduyra l’exercite,
Der Neueingesetzte wird das Heer führen,
Proche apamé1) iusques au pres du riuage,2)
bei Apamea1) bis in die Nähe der Küste.2)
Tendant secour de Milannoile3) eslite4),
[Während er sich] um Hilfe der mailändischen3) Elitetruppe4) bemüht,
Duc5) yeux priué à Milan fer de cage6).
[landet der] Herzog5), [seiner] Augen beraubt, in Mailand [in einem] eisernen Käfig6).
1) Es gab in der Antike eine Reihe von Orten namens Apamea (Apameia). Der bedeutendste war Apamea am Orontes, nahe des heutigen Hama (Westsyrien). Apamea Myrlea lag an der Küste des Marmara-Meeres, etwas südöstlich des heutigen Mudanya (Nordwesttürkei). Daneben gab es noch ein Apamea (bzw. Kibotos) nahe Dinar in Südwestanatolien, ein Apamea am Euphrat in der Südosttürkei, zwei Apameas am Tigris im heutigen Irak sowie zwei Apameas im Iran.
2) Oder auch: "in die Nähe von Apamea, bis in die Nähe der Küste". D. h. dieses Apamea kann auch selber an der Küste liegen, wofür dann wohl Apamea Myrlea am Marmara-Meer in Frage käme.
3) Lies: "Milannoise" (mailändisch).
4) Oder auch einfach: "Elite, Auswahl".
5) Oder auch: "Heerführer", vgl. lat. "dux".
6) Wörtlich etwa: "[hinter dem] Eisen des Käfigs".


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