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Tod des Nostradamus

Nostradamus starb am 2. Juli 1566 in Salon-de-Provence. Es wird nun oft behauptet, er habe seinen eigenen Tod in den prophetischen Versen vorhergesagt, was jedoch nicht zutrifft.

Unter den zusätzlich überlieferten 226 Versen gibt es 141 vierzeilige Prophezeiungen, die zwischen 1555 und 1567 erschienen sind und Jahreszahlen und Monatsangaben aus diesem Zeitraum aufweisen (siehe Prophezeiungen aus den Jahren 1555 bis 1567). Betrachten wir nun den Vers, der unter "Juli 1566" eingefügt wurde, so lesen wir: "Wegen der Pestilenz und des Feuers werden die Baumfrüchte absterben und das Zeichen des Öls reichlich vorhanden sein. Vater Dionysus bleibt nicht viel. Große werden sterben. Aber nur wenige Fremde werden auftauchen. Es kommt zu einem Angriff durch den See-Barbaren und zu Gefahren an den Grenzen." Dieser "Vater Dionysus" ist dabei ein Papst, der in anderen Prophezeiungen ebenfalls auftaucht (eingefügt unter "September 1560" und "September 1566"). Es geht in diesen Versen um Konflikte in und mit der Kirche. Vom Tod des Nostradamus steht hier aber nichts, da dieser Vers wie alle Prophezeiungen aus den Jahren 1555 bis 1567 in der Regel gar nicht in diese Zeit gehören dürften (man konsultiere hier den dazu gehörenden Eintrag, siehe den Verweis weiter oben). Es ist aber gar nicht diese Prophezeiung, die oft dahingehend interpretiert wird, dass sie Nostradamus’ Tod vorhersagen soll. Es handelt sich dabei vielmehr um den Vers, der dem November 1567 (!) beigefügt wurde (gleichzeitig ist dies die letzte der 141 Prophezeiungen aus den Jahren 1555 bis 1567). Er lautet: "Bei der Rückkehr der Gesandschaft wird ein Geschenk des Königs mitgebracht. Er wird damit nichts mehr anfangen können. Er wird zu GOTT gegangen sein. Von engsten Verwandten, Freunden und Brüdern seines Blutes wird er nahe des Thronhimmels und des Gerichtshofes steif und tot aufgefunden." Hier wird tatsächlich der Tod einer Person vorhergesagt, allerdings nicht jener des Nostradamus. Es geht in diesem Vers vielmehr darum, dass ein französischer König eine Delegation zu einem anderen Monarchen schicken aber unglücklicherweise noch vor deren Rückkehr sterben wird. Die Schlüsselstelle dieses Verses ist dabei übrigens die letzte Zeile, wo präzisiert wird, dass der König tot in der Nähe "des Bettes und des Bankes" (im Original "prés du lict & du banc") gefunden werden wird. Mit "Bett" ("lict") wurde der Thronhimmel bezeichnet, unter dem der französische König saß, wenn er den Sitzungen des obersten Gerichtshofes beiwohnte. Mit "Bank" ("banc") ist im Mittelfranzösischen u.a. der Rat oder der Gerichtshof eines Herrschers gemeint – hier eben der oberste Gerichtshof der französischen Monarchie, das "Parlement".



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(Letzte Änderung dieser Seite: 14.11.2015)