Entstehung der Erzgänge

Eine Vielzahl von Erzgängen (um die 1000) durchzieht das Grundgebirge des Schwarzwaldes. Dieses besteht überwiegend aus Granit, Gneiss und im Osten und Norden aus Buntsandstein, einem Sediment, das schichtförmig an der Oberfläche abgelagert wurde. Granit ist ein Eruptivgestein, welches beim Erkalten der Magma in der Erdkruste erstarrte. Gneis ist ein sogenanntes Umwandlungsgestein (“metamorphes Gestein”), welches aus einem ehemaligen Eruptivgestein oder aber aus einem Sedimentgestein unter Temperatur und Druck in größerer Tiefe entstanden ist. Die Erzgänge sind ausnahmslos auf die Tektonik zurückzuführen, das heißt auf Bewegungen der Erdkruste. Dabei entstehen mehr oder weniger breite Spalten im Gebirge, in die von unten unter hohem Druck heißes Wasser einsgepresst wird. In diesem Wasser sind die verschiedensten Mineralien gelöst. Beim Aufsteigen der Wässer nehmen der Druck und die Temperatur ab. Damit entsteht eine übersättigte Lösung und die gelösten Stoffe setzen sich an den Kluftwänden ab: Sie kristallisieren dort aus. Diese Art der Erzlagerstättenbildung nennt man hydrothermal. Es herrschen hier Temperaturen von mehreren hundert Grad Celsius. Die chemischen und physikalischen Bedingungen ändern sich in der Regel im Laufe der Zeit. Im Idealfall entstehen so symmetrische Ausscheidungsabfolgen von verschiedenen Mineralien. Die jüngsten sitzen innen, die ältesten außen am Übergang zum umgebenden Gestein. Die Begrenzung zwischen Spaltenrand und Mineralisation wird als Salband bezeichnet. Tatsächlich wird diese Symmetrie in der Natur jedoch oft durch wiederholtes Aufleben der Tektonik, und dadurch wiederholtes Aufreißen der Spalte mit nachfolgender weiterer Mineralisation gestört. Sehr oft sind einzelne Spalten unterschiedlich breit, oder die Ausfüllung erfolgt unterschiedlich stark, so daß Teilbereiche vom Nachschub abgeschlossen sind. Das Wasser versperrt sich durch die Ausscheidungen selbst den Weg und es bleiben Hohlräume frei. Diese Klüfte beherbergen die für den Mineraliensammler wertvollen Kristalle.

In den Wässern sind verschiedene Stoffe mengenmäßig unterschiedlich vorhanden. Am weitesten verbreitet sind im Schwarzwald Quarz, Fluorit, Baryt und Calcit. Sie bilden die Hauptausfüllung der Gangspalten und man nennt sie “Gangarten”. Darin sind die Erze als “Spurenmineralien” eingesprengt. Dabei können die Einsprenglinge unterschiedlich gross sein oder auch ganze Gangpartien bilden. Oft kann eine Anreicherung von Erzen festgestellt werden (“Erzfälle”). Besonders markant sind diese bei sich durchdringenden und kreuzenden Erzgängen und Gangtrümern. Die Erze können “plätzenweis”, “butzenweise”, “schnürlartig”, als “Bleiglanz-Augen” oder bis zu “kopfgrossen Einsprenglingen” vorkommen. In den verbliebenen Spaltenhohlräumen können sie auskristallisiert sein. Das wichtigste Erz war der Bleiglanz. Er enthält je nach Lagerstätte bis zu ca. 1500 g Silber pro Tonne Reinerz. Am liebsten war den mittelalterlichen Bergleuten natürlich das gediegene Silber oder dessen Verbindungen wie Argentit (AgS), Proustit (Ag3AsS3); Pyrargyrit (Ag3SbS3) usw. Man bezeichnete diese Vorkommen als “edle Erzfälle”. Weit verbreitete Erze sind auch Kupferkies (CuFeS2) und Hämatit (Fe2O3). Diese nicht durch Sickerwässer und Luftsauerstoff veränderten Erze nennt man Primärerze. Untergeordnet finden sich Antimon, Molybdän, Wolfram etc. Durch die chemische Einwirkungen von Oberflächenwasser, welches etliche Stoffe gelöst hat, durch Kohlendioxid und Luftsauerstoff, durch Salzlösungen aus dem nahen Oberrheingraben, bildeten sich mit der Zeit Sekundärmineralien. Diese wurden zum Teil ebenfalls abgebaut und verhüttet. Viele Erzgänge besitzen eine typische “Paragenese”, das heißt, eine typische Mineralzusammensetzung.

Wir unterscheiden z.B.:

- edle Quarzgänge mit Silbermineralien (Hausach, Haslach im Kinzigtal, St. Ulrich)

- Barytgänge mit wenig Erz (Tirolergrund Münstertal)

- Fluorit-Baryt-Quarzgänge mit Blei- und Silbererzen (Wieden, Münstertal, Urberg)

- Baryt-Calcitgänge mit Kobalt-Wismut-Uran-Silbervererzungen (Wittichen, Sulzburg)

- Baryt-Quarz-Calcitgänge mit Bleiglanz und Zinkblende (Schauinsland)

- Quarzgänge mit Arsenkies und Pyrit (Süssenbrunn Münstertal, St. Ulrich, Sulzburg)

- Quarzgänge mit Antimonerzen (St. Ulrich,Sulzburg)

Bei Auftreten mehrerer Primärerze gibt es häufig Übergänge zwischen den einzelnen Paragenesen. Eine Typisierung der Gänge und deren Zuordnung haben in den 1950er Jahren Metz / Richter / Schürenberg vorgenommen (siehe Literaturseite). Die Gänge können bis zu 35 m mächtig (=dick, breit) werden (Käfersteige Pforzheim, Clara Wolfach, Quarzriff bei Badenweiler) und mehrere Kilometer lang sein (Finstergrund Wieden, Brenden).

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