Aziza Mustafa Zadeh
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Columbia - A Division of Sony Music Entertainment (Germany) GmbH |
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Biographie |
"Character" heißt eines der zwölf Stücke auf Aziza Mustafa Zadehs neuem Album. Und genau das beweist die junge Pianistin, Sängerin, Komponistin und Produzentin aus der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku: Charakter. "Jazziza" (COL 487897 2) heißt die fünfte CD von Aziza Mustafa Zadeh, und der Titel ist ebenso programmatisch wie "Character" wäre. Denn ungehemmte Spielfreude, Lust am Improvisieren, aber auch ihre Ernsthaftigkeit und ihre melancholischen Züge hat Aziza Mustafa Zadeh zu einem gut 66minütigen Mosaik in Jazz zusammengesetzt. Mehr denn je prägt der Jazz die Musik der Pianistin, die ihren Ruf als "Jazzprinzessin aus dem Morgenland" vor allem den von ihr immer wieder verarbeiteten Einflüssen der Mugam-Musik aus ihrer Heimat Aserbaidschan verdankt. Doch nach wie vor sind für Aziza Mustafa Zadeh solche Kategorien nur unzulängliche Hilfsmittel. Jazz, Folklore, Klassik, das ist nichts, worauf sie sich festlegen läßt. Allenfalls drei Dialekte einer einzigen Sprache, der Musik. Die Musik, das ist das Erbe, das Aziza von ihrem 1 979 mit gerade 39 Jahren verstorbenen Vater angenommen hat. Schon Vagif Mustafa Zadeh war Pianist, und mehr denn je sieht Aziza Mustafa Zadeh ihn als Quelle ihrer Inspiration an. "Welch ein Glück, in solch eine Familie hineingeboren zu werden", sagt sie heute. Und meint damit sowohl Vater Vagif als auch Mutter Eliza, Sängerin, Managerin und wie beim Vorgängeralbum "Seventh Truth" (COL 484238 2) Azizas Coproduzentin der aktuellen Aufnahme. Dem "Genie Vagif" widmet Aziza das letzte Stück der aktuellen CD, "I Can't Sleep" - eine verträumt-melancholische Jazzballade, die durch Toots Thieleman's Harmonika-Spiel noch an Intensität gewinnt. "I Can't Sleep" und "Character" sind zwei der vier eigenen Kompositionen auf "Jazziza". Und sie belegen, daß zu den Charaktereigenschaften Aziza Mustafa Zadehs auch Mut gehört, denn beide Stücke hatte sie bereits 1991, kurz nachdem sie sich in ihrer Wahlheimat Mainz ein zweites Zuhause geschaffen hatte, auf ihrem Debütalbum "Aziza Mustafa Zadeh" (COL 468286 2) eingespielt. So sind die neuen Aufnahmen auch Dokumente einer kontinuierlichen Entwicklung, eines pianistischen Reifeprozesses - und eines neuen, jazzigeren Umgangs mit den eigenen Kompositionen. "Jazz", so sagt Aziza Mustafa Zadeh, "ist eine der größten Kunstformen der Welt." Und "Jazziza" ist ihr ganz persönlich gefärbter Blick auf die Welt des Jazz. Die kennt sie auch sehr gut von innen. Auf "Always" (COL 473885 2) assistierten ihr die Chick-Corea-Begleiter John Patitucci am Baß und Dave Weckl am Schlagzeug, das Album brachte ihr den "ECHO-Award" und den Jazz-Award des Deutschen Phonoverbands. Auf "Dance Of Fire"(1995, COL 480352 2) war sie unter anderem mit Gitarrist Al Di Meola, Baßmeister Stanley Clarke, Weather-Report-Schlagzeuger Omar Hakim und Saxophonstar Bill Evans zu hören. Nach dem Soloalbum "Seventh Truth" von 1996 stehen ihr nun wieder drei Spitzenmusiker zur Seite: Neben Toots Thielemans tragen Philip Catherine an der Gitarre und der brasilianische Percussionist Eduardo Contrera die Arrangements. "Sunny Rain", eine der beiden neuen Eigenkompositionen, ist ein virtuoses Triostück für Piano, Gitarre und Percussion, verbindet Latin-Rhythmen mit ziselierten Unisono-Passagen auf Gitarre und Piano, eine Aufnahme, bei der man förmlich hört, wie die Funken in den Ludwigsburger Bauer Studios sprühen. Ganz anders kommt "Butterflies" daher, die Schmetterlinge sind der Scat-Gesang Aziza Mustafa Zadehs, fast in barocker Strenge arrangiert, ein explosives Intermezzo nur für Stimme und Tasten.Da bricht Azizas klassische Ausbildung durch - wie auch in einigen der übrigen acht Nummern, fast durchweg Jazz-Standards zeigen. In Paul Desmonds Klassiker "Take Five" etwa kommen Beethoven und Bizet zum Zug. Gleich zwei Songs des Bossa-Nova-Altmeisters Antonio Carlos "Tom" Jobim aus den späten 50er und den 60er Jahren interpretiert sie in "Black Orpheus" (Titelsong des legendären Films "Orfeu Negro") und "How Insensitive"("insensatez"). In beiden kommt die samtig kräftige Altstimme Aziza Mustafa Zadehs zum Tragen, ebenso wie in dem Rogers & Hart-Klassiker "My Funny Valentine". Die höheren Lagen der ungemein variablen Stimme, bekannt vor allem aus folkloristisch inspirierten Songs, werden oft nur angesungen und sind selten dominant. In solchen Songs steckt der Blues, in "You've Changed" - nur mit Philip Catherines Gitarre und Aziza Mustafa Zadehs Stimme - ebenso wie in "Nature Boy". Oder, mit einem ironischen Unterton, im unerhört coolen "Lover Man", dem Auftaktstück der CD. Ganz allein hat die Musikerin ihre Hommage an Charlie Parker eingespielt, den Standard "Scrapple From The Apple", furios und mitreißend swingend singt und spielt sie und sorgt auch noch für die Percussion. "Das bin ich auf meinen Lieblingsjeans", verrät sie. Lust an solchen kleinen Versteckspielchen hat sie ohnehin: "1 like very much what I'm hearing" ist nach einem der Titel von einer sonoren Männerstimme leise zu hören. Und wen oder was könnte diese Stimme meinen, wenn nicht "Jazziza"? Frankfurt,
den 28.07.1997 "Jazziza"
COL 487897 "Seventh
Truth" COL 484238 "Dance
Of Fire" COL 480352 "Aziza
Mustafa Zadeh" COL 468286 "Always"
COL 473885 VEIT BREMME - PETER HOHENSEE (Konzertagentur) Hauptstraße 25 D-69117 Heidelberg Tel. 0 62 21/2 5 6 72 Fax 0 62 21/2 94 60 |
Reprinted without permission. Published on Jo's Nexus.
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