Flinders Ranges, South Australia

 

Port Augusta (14'600 Einwohner) wird als "Gateway to the Flinders Ranges" bezeichnet und ist auf dem Highway von Adelaide her einfach zu erreichen. Die Region wird aufgeteilt in die südlichen Flinders Ranges in Küstennähe, den zentralen Flinders Ranges mit dem berühmten Wilpena Pound und den Hauptattraktionen der Region, und den nördlichen Bereichen, die praktisch nur mit einem Offroadfahrzeug erreichbar und sehr abgelegen sind. Weiter nach Norden ziehen sich die Offroad Tracks mit berüchtigten, wohlklindenden Namen wie Oodnadatta (Richtung Coober Pedy, Alice Springs) und natürlich Birdsville (hinein nach Queensland) quer durch die Wüste.

Nebst guten Informationen im Wadlata Outback Centre bietet Port Augusta die letzten, günstigen Versorgungsmöglichkeiten für Proviant und Benzin. Wer plant, in die Flinders Ranges einzutauchen, sollte unbedingt den alten Wasserturm besteigen, der im Park hinter der Brücke über den Fluss steht und einen wunderbaren Rundblick über die Küste, das Städtchen bis hin zu den Bergen bietet.

 

 

Anschliessend steht der Abfahrt in die wilde Gegend und zu einem der ältesten Gebirgsmassive dieser Erde mit Gesteinen, die bis zu 600 Millionen Jahre alt sind, nichts mehr im Wege: Über den Pichie Richie Pass mit seiner restaurierten Eisenbahnstrecke gelangt man nach Quorn, ideal für einen Aufenthalt und ersten Eindruck, den man sich holen kann, wenn man einige Meilen aus der Ortschaft heraus fährt und am Dutchmans Stern Conservation Park vorbei zur Warren Gorge fährt.

Quorn, Flinders Ranges

 

Die Warren Gorge ist nur klein, bietet aber schöne, rote Felsformationen, die sich klar vor dem tiefblauen Himmel abheben. Michel entdeckt auf unserem kurzen Erkundungsspaziergang das erste Felswallaby. Über den Scenic Drive fährt man tiefer hinein ins Tal zur Bukaringa Gorge und da ich mich langsam an die Staubstrassen gewöhne, kommen wir zügig voran und erschrecken ein Känguru, das gemütlich auf der Strasse ein Sonnenbad nimmt und durch unser plötzliches Auftauchen aufspringt, im Stacheldrahtzaun hängen bleibt und einen kompletten Salto über den Zaun schafft und danach hurtig weghüpft. Ich hingegen bleibe am Ende der Strasse samt Auto fast in einem Viehrost hängen auf der Fortsetzung der Strasse, die nur noch als "good weather road only" signalisiert ist und vermutlich nicht mehr für unser Mobil geeignet ist.

Wir wenden und haben auf der nächsten Strasse dennoch einen weiten Weg durchs Tal vor uns. Unter anderem kommen wir an Proby's Grave, dem Denkmal eines Farmers, einem englischen Adligen, vorbei. Hugh Proby war der erste Siedler der Kanyaka Station und ertrank 1852 in einem Gewittersturm, als er versuchte, sein Vieh in Sicherheit zu bringen, im Willochra Creek. Auch Kanyaka kann man besuchen, die Ruinen liegen 42 km von Quorn entfernt und beherbergten in Spitzenzeiten bis zu 70 Mann. Auf der Fahrt dorthin kreuzen wir den Weg eines Emus, der durch die Einfriedungen der Viehweide rechts und links der Strasse ob unserem Erscheinen unruhig wird und sein volles Leichtathletikkönnen zur Schau stellt - ein 100m Läufer ist nichts dagegen. Kanyaka Ruins und Wasserloch sind zwar ein idyllischer Ort und bieten gutes Anschauungsmaterial, doch die Fliegenschwärme, die in schwarzen Wolken auf jeden zustürzen, der länger als wenige Sekunden an einem Ort stehen bleibt, sind derart lästig, dass wir den Ort fluchtartig wieder verlassen und auf der Hauptstrasse zurück nach Quorn fahren, die sich auf vielen Kilometern schnurgerade durch das Tal zieht und kleine Senken - Floodways - durchquert.

Mick, der Manager der Andu Lodge, empfiehlt uns am nächsten Tag eine Radtour in die nähere Umgebung, und wir nehmen uns zwei Bikes und brechen um halb zwölf Uhr in Richtung Devil's Peak auf, allerdings mit der Auflage, bis spätestens sechs Uhr abends zurück zu sein. Ansonsten würde ein Suchtrupp losgeschickt werden, um uns aufzuspüren. Diese Aussage ist durchaus ernst gemeint und stellt eine Absicherung in der kargen Weite des Outbacks dar, ein sinnvoller Zug der Einwohner und in diesem Fall der Betreiber der Andu Lodge. Wir radeln langsam los und stossen schon kurz ausserhalb der Ortschaft auf eine Kolonie von rosabäuchigen Kakadus und werden wiederum von tausenden Mücken umschwärmt, die uns in Bewegung halten, was gar nicht so einfach ist, denn die Naturstrasse steigt kaum merklich an und ist voller Schlaglöcher und Steine, die umfahren werden müssen. Ferner ist der Sattel unbequem und mein Rucksack mit der Ausrüstung drückt - schon fliesst der Schweiss wieder in Strömen. Als wir den Wanderpfad zum Gipfel erreichen und das Fahren kaum mehr möglich ist, lassen wir die Räder an einem Baum zurück und machen uns zu Fuss an den Anstieg, der aus dem Eukalyptuswald heraus und auf bare Felsen führt. Es geht steil aufwärts und wir machen Höhenmeter um Höhenmeter, bis wir den Sims erreicht haben, der eine grandiose Aussicht nach Westen bietet und zu einer kleinen Pause einlädt. Der Eisblock in der Wasserflasche, den wir mitgenommen haben, um kühles Wasser trinken zu können, ist leider noch nicht aufgetaut und nur kleine Schlucke sind möglich. Anschliessend brechen wir zur Mutprobe auf, einer knapp 2 Meter hohen Kante, die man nur aus einer winzigen, sich verjüngenden Schlucht erreichen kann und per Klimmzug überwunden werden muss, während man sich mit den Beinen an der Felswand abstützt. Doch erst nach diesem Hindernis hat man den Teufel wirklich bezwungen und hat zur Belohnung eine freie 360° Rundumsicht über die gesamte Region der Flinders Ranges. Entsprechend geht es auch überall steil in den Abgrund und Trittsicherheit ist vonnöten. Anhand meines Apfelrests, der Formel über den freien Fall und der geschätzten Fallzeit von mehreren Sekunden lässt sich leicht feststellen, dass es einige Dutzend Meter frei in die Tiefe geht. Beim Abstieg sollte man noch vorsichtiger sein als beim Aufstieg, denn es geht über einige Kanten steil in die Tiefe und der Untergrund ist zum Teil sehr lose und rutschig. Dafür macht die Radfahrt zurück sehr Spass - man hat gar nicht gemerkt, wie steil es bergwärts ging.

Um die grosse Wanderung im Wilpena Pound und zum St. Marys Peak bewältigen zu können, sollte der Tag früh beginnen. Mit Fotohalt benötigten wir eine gute Stunde von Quorn nach Wilpena, wo wir uns erst einmal im Visitors Center über die Wanderung mit Schwierigkeitsgrad neun informierten. Anschliessend sollte man gute Schuhe anziehen und viel Wasser einpacken, um die gut 17 Kilometer zu bewältigen.

Der Anfang der 17 Kilometer ist erst mal ein gemütlicher Spaziergang durch dichten, schattigen Wald mit grossen, fetten Spinnen in riesigen Spinnennetzen, die auch unglaublich stabil sind. Die anschliessenden Makroaufnahmen von den Riesenarmeisen, die in ihrem Bau umherwuseln, brauchen Zeit; Zeit, die die Viecher bequem nutzen, um sich an meinen Wanderschuhen gütlich tun. Ich hatte der Bemerkung auf den Informationsblättern, dass man sich vor den bissigen Kiefern der Ameisen in Acht nehmen sollte, nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt und nun zwei Schuhe voller Biester, die sich nicht einfach abschütteln liessen, sondern sich tatsächlich ins Leder verbissen hatten. Dennoch ist der erste Film schnell voll.

Der Weg steigt bald an, führt aus dem Wald heraus und in Richtung Sattel, wobei man zügig an Höhenmetern gewinnt. Wir erreichen den Sattel kurz vor zwölf Uhr mittags und bemerken das Hinweisschild, das besagt, der Gipfel sei nur noch 900m entfernt, die allerdings über Geröll führen und bald in beispielloses Felsklettern ausarten, von einem Wanderweg ist keine Spur mehr zu sehen. --> Die Besteigung der blutigen Maria und andere Geschichten

 

Der Wilpena Pound vom St. Marys Peak, 1170 m

Übrigens: St. Mary ist 1170 Meter hoch. Allerdings ist die gigantische Aussicht vom Gipfel die Anstrengung - immerhin knapp 600 Höhenmeter gegenüber Wilpena, wert. Weit im Westen können wir Lake Eyre, den grössten Salzsee der Erde mit einer Fläche von 3700 Quadratmeilen ausmachen, der nur ganz selten durch sehr heftige Regenfälle gefüllt wird, wie es ausnahmsweise dieses Jahr einmal der Fall war, da überdurchschnittlich viel Niederschlag fiel.

 

 

 

 

 

 

Eidechsen des Typs Ctenophorus pictus ("painted dragon") tummeln sich, um den besten Platz in der Sonne zu bekommen und liefern gute Motive. Die einheimischen Aborigines kennen ihn als irtee verdnappa. Diese Drachenechse ist von kultureller Bedeutung für die Adnyamathanha und wird hauptsächlich entlang des Quartzitmassivs des Wilpena Pounds gesehen, wenn man aufmerksam wandert. Wir gönnen uns auf dem Gipfel eine kurze Rast, bevor es der Abstieg nochmals in sich hat. Es gibt einige kitzlige Stellen, wo man sich über ein Sims hangeln oder Kanten entlang klettern muss, dennoch erreichen wir den Sattel sicher und wohlauf und durchqueren anschliessend zügig das Innere des Pounds, umgeben von hohem, dürren Spinnifex Gras. Durch die Berge rund um uns ist das Tal geschützt und es weht kein Lüftchen mehr, was die Temperaturen signifikant ansteigend lässt. Es ist eine ziemliche Qual, die Bushaltestelle zu erreichen, von der es noch knapp 1 Kilometer bis zum Car Park ist - laut Angabe auf dem dortigen Schild. Wir benötigen nochmals fast eine Stunde, um unser Auto zu erreichen. Auf dem Weg dorthin fahren wir den geologischen Lehrpfad der Brachina Gorge ab, die separat beschrieben ist.

 

 

Am Ende des Tages fällt das Unglück über uns her: Wir haben einen leckenden Benzintank, der uns von einem gemütlichen Abend im Motel der "Angorichina Tourist Village" abhält. Stattdessen ist das gesamte Personal mit uns zusammen auf den Beinen, um eine Reparatur zu versuchen. Ein herbeigeschaffter Wagenheber hilft nicht, das Auto so schräg zu stellen, dass das Tropfen aufhört, so bleibt nur der Erdwall zwischen Strasse und Parkplatz, der das Auto fast zum Umkippen bringt - aber wir schaffen es tatsächlich, das Leck zu stoppen. Anschliessend holt der Manager eine Knetmasse aus seinem Krämerladen, die dazu geeignet sein soll, Löcher in Benzintanks und Kühlern zu stopfen. Die Masse muss auf die gesäuberte Problemzone aufgetragen und gut verteilt werden und anschliessend austrocknen, um zu härten. "Gets hard like iron", meint der Manager und kontrolliert meine Arbeit am tropfnassen und staubigen Tank. Der erste Versuch geht dementsprechend in die Hose und der lapidare Kommentar von ihm: "You fucked it up at once, you fucked it completely up", kann mir auch nicht viel helfen. Mit dem zweiten Versuch klappt es besser und gegen zehn Uhr - im Dunkeln, Schraubenzieher links, Knetmasse rechts und die Taschenlampe im Mund, unter dem Auto - hoffe ich auf den Erfolg der Arbeit, der sich am nächsten Morgen jedoch nicht einstellt. Uns bleibt keine Wahl, als die 100km bis Hawker mit leckendem Tank zu fahren und das Beste zu hoffen.

Unsere Autopanne, etwas kunstvoll inszeniert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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