5.190  Der "Hahn" und ein König, der sich zu "Frosch" und "Adler" hinbewegt.

Der französische "Hahn" und ein Kardinal treffen sich in Monaco. Dieses Treffen wird den Kirchenmann täuschen oder enttäuschen. Es wird den ebenfalls französischen "Adler" schwächen und den "Hahn" stärken. Die Antwort, die der Kardinal bei diesem Treffen erhält wird einen König derart verwirren, dass er sich dem "Frosch" (Papst?) und dem "Adler" annähert. Zu dieser Zeit wird ein rechtmäßiger Herrscher wegen eines Unheils nahe "Nonseggle" (dem südfranzösischen Ségala?) erneut ins Exil geschickt.


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8/4 - 6/46


8/4

[1] Dedans Monech1) le coq2) sera receu,
[2] Le Cardinal3) de France apparoistra
[3] Par Logarion4) Romain sera deceu5)
[4] Foiblesse à l’aigle6), & force au coq naistra.

[1] In Monaco1) wird der Hahn2) empfangen werden.
[2] Der Kardinal3) von Frankreich wird erscheinen.
[3] Vom Gerede4) wird [der] Römer getäuscht5) werden.
[4] Schwäche [wird daraus] dem Adler6) und Stärke dem Hahn erwachsen.

1) "Monech" meint bei Nostradamus offensichtlich einen Ort, nämlich Monaco, vgl. BRIND’AMOUR, S. 201, und CLÉBERT, S. 217. Abgeleitet sein könnte der Begriff vom lat. "Monaecum". Monaco taucht in 2/4/1, 2/73/2 (?), 3/10/3, 4/37/4, 4/91/2, 6/62/4, 8/4/1, 9/42/2 (?), 10/23/3 und 10/60/1 (?) auf. In 6/62 könnte sinngemäß aber auch eine Person gemeint sein, vielleicht ein Mönch (griech. "monachos", lat. "monachus") bzw. jemand aus einem religiösen Orden. Gegründet wurde Monaco ("Monoikos") im sechsten vorchristlichen Jahrhundert von Griechen aus Marseille. Nach Ende von Cäsars Gallischem Krieg fiel Monaco ("Monoecus") im ersten Jahrhundert vor Christus an die Römer. Nach Ende des Weströmischen Reiches stand der Ort unter der Herrschaft Odoakers, der Ostgoten, der Oströmer, der Langobarden und der Franken. 975 wurden die arabischen Sarazenen aus dem weitgehend entvölkerten Monaco vertrieben, im 11. Jh. von Ligurien aus neu besiedelt. 1191 gelangte Monaco unter die Herrschaft Genuas. 1215 wurde an der Stelle des heutigen Fürstenpalastes eine genuesische Grenzfestung errichtet, was als Gründungsakt des heutigen Monacos gilt. 1297 gelang es dem Genueser Francesco Grimaldi, die Festung im Rahmen innergenuesischer Konflikte einzunehmen. Die Oberhoheit über den Ort wechselte noch mehrmals, bis Monaco 1419 endgültig von den Grimaldi beherrscht wurde. 1489 wurde die Unabhängigkeit vom König von Frankreich und dem Herzog von Savoyen anerkannt. 1507 belagerte Genua die Festung Monaco ein letztes Mal, allerdings vergeblich. Fünf Jahre später wurde die Unabhängigkeit vom französischen König erneut bestätigt. Von 1525 bis 1641 stand Monaco unter dem Schutz Spaniens, das dort Truppen stationierte.
2) Mit dem "Hahn" dürfte am ehesten Frankreich, eine französische Macht oder ein französischer Machthaber gemeint sein, vgl. lat. "gallus" ("Hahn" und "Gallier"). Der "Hahn" taucht in 1/31/4, 1/93/2, 2/42/1, 3/52/3, (4/4/3), 5/14/4, 5/68/4, 6/28/4, [6/54/1], 8/4/1 u. 4, 8/5/4, 8/6/4, 8/9/1, 8/46/4 und 8/61/4 auf. Gemäß 8/5/4 wird der "Hahn" im Sarg liegen, was vermutlich eher auf eine Person denn ein Land hindeutet. Das mittelfranzösische "coq" bedeutet zudem noch "Koch", vgl. lat. "coquus". In der griech. Mythologie war Alektryon (griech. "Hahn") ein Diener des Kriegsgottes Ares (Mars). Alektryon bekam von Ares die Aufgabe, vor der Tür des Raumes Wache zu halten, in dem Ares mit Aphrodite (Venus) jeweils Ehebruch beging. Eines Tages schlief Alektryon jedoch auf Wache ein, so dass der Sonnengott Helios am Morgen die beiden erwischte und die Schandtat dem gehörnten Ehemann Hephaistos (Vulcanus) berichtete. Zur Strafe für dieses Wachvergehen verwandelte Ares den Alektryon in einen Hahn, damit jener nie mehr vergäße, den Sonnenaufgang anzukünden. In der römischen Geschichte gab es weiter einige Persönlichkeiten, darunter Politiker, Feldherren und Kaiser, die in ihren Namen den Begriff "Gallus" führten. Mit Constantius Gallus (351-354) gab es sogar einen Caesar (Unterkaiser) für den Ostteil des Römischen Reiches, das gesamthaft von Kaiser Constantius II. (350-361) beherrscht wurde. Gallus residierte in Antiochia (dem heute türkischen Antakya). Er wurde auf Befehl des Kaisers hingerichtet.
3) Ein Kardinal ist einer jener Bischöfe, die im Konklave den Papst wählen dürfen. Falls Nostradamus an das lat. "cardinalis" (Haupt...) gedacht hat, könnte hier aber auch "die wichtigste Person Frankreichs" gemeint sein.
4) "Logarion" ist die Verkleinerungsform des griech. "logos" (Rede, Erzählung; Buch; Gerücht, Gerede; Gespräch, Verhandlung (Plural); Wort u. a.). Der Ausdruck "logarion dystena" bedeutet "elendes Gerede". Denkbar wäre vielleicht noch, dass hier ein Druckfehler vorliegt und es "Logmion" heißen sollte, vgl. CLÉBERT, S. 843. Ogmion ist der keltische Herkules, der an anderer Stelle in den Zenturien auftaucht. "Romain" ließe sich weiter als ein zu "Logarion" gehörendes Adjektiv verstehen. In diesem Fall wäre die Zeile etwa mit "Vom römischen Gerede wird [er/man] getäuscht werden" zu übertragen.
5) Oder auch: "verraten, enttäuscht".
6) Von einem gemäß 2/85/2 "keltischen" (französischen) "Adler" ist in 1/23/4, 1/31/4, 1/38/1, 2/44/1, 2/85/2, 3/37/2, 3/52/3, 4/70/2, 5/42/4, 5/81/1, 6/46/4, 8/4/4, 8/8/2, 8/9/1, 8/46/4 und 10/27/4 die Rede. Damit könnte ein französischer Feldherr oder Machthaber gemeint sein, der dem historischen Aëtius ähnelt, vgl. griech. "aetos" und "aietos" (Adler). Flavius Aëtius wurde um 390 in der heute nordbulgarischen Hafenstadt Silistra geboren. Sein Vater skythischer (germanischer?) Herkunft war bereits römischer "General" (magister militum), seine Mutter stammte aus einer reichen italischen Aristokratenfamilie. Flavius Aëtius diente schon früh am weströmischen Hof in Mailand und Ravenna und verbrachte einige Jahre seiner Jugend erst bei den Westgoten, dann bei den Hunnen als Geisel. Die dabei geknüpften freundschaftlichen Beziehungen zu letzteren sollten für Aëtius später sehr wichtig werden. Unter dem weströmischen Usurpator Johannes (423-425) diente Aëtius als Kuropalates ("Palastleiter", ein hohes Amt am Hof). Als solcher erhielt er im Herbst 424 den Auftrag, bei den Hunnen um militärische Hilfe gegen Ostrom zu bitten. Im Mai 425 erschien Aëtius mit einem großen hunnischen Heer in Italien und lieferte sich dort - obwohl Johannes' Usurpation bereits gescheitert und Johannes selber enthauptet worden war - eine unentschiedene Schlacht gegen die Oströmer. Seine starke militärische Präsenz in Italien ermöglichte es Aëtius, an die Spitze des Weströmischen Reiches aufzusteigen. Er verständigte sich mit dem neuen Kaiser Valentinian III. (geboren 419, Kaiser 425-455, ein Vetter des oströmischen Kaisers), bzw. mit dessen Mutter Galla Placidia (388-450), die die Amtsgeschäfte für ihren minderjährigen Sohn führte. Aëtius schickte die Hunnen zurück und wurde selber Comes (die Comites waren die höchsten Amtsträger am Kaiserhof) sowie Oberbefehlshaber der weströmischen Truppen in Gallien. Als solcher kämpfte er siegreich gegen die Westgoten bei Arles (426), gegen die Franken am Rhein (428), erneut gegen die Westgoten bei Arles (430), gegen die Bagauden (Aufständische verschieder Herkunft) in Nordwestgallien und gegen die germanischen Juthungen in Raetien und Noricum (430/431). Mit dem Sieg gegen die Juthungen sicherte er die römische Donaugrenze. Erneut schlug er zu dieser Zeit in Nordfrankreich die Franken, die er aber auf römischem Gebiet siedeln ließ und so zu "Verbündeten" (Foederati) Roms machte (431). Diese Ansiedlung bildete die Keimzelle des späteren Fränkischen Reiches unter Chlodwig I. (481/482-511) - und somit auch Frankreichs (und Deutschlands). Nach der (vermutlich von Aëtius veranlassten) Ermordung seines größten Rivalen Flavius Felix 430 in Ravenna war Aëtius einer der mächtigsten Männer des weströmischen Reiches geworden. 432 wurde er das erste Mal zum Konsul gewählt, hatte also das höchste politische Amt errreicht. Doch um ein machtpolitisches Gegengewicht zu schaffen, rief die Kaisermutter Galla Placidia den Gouverneur und - ebenfalls begabten - Oberkommandierenden der römischen Truppen in der Provinz Africa, Bonifatius (geboren vor 413-432), nach Italien zurück. Dort wurde er zum Patricius ernannt (ein hoher Ehrentitel für die engsten Vertrauten des Kaisers) und sollte Aëtius als Oberkommandierenden der weströmischen Streitkräfte ablösen. Aëtius weigerte sich aber, seine Befehlsgewalt abzugeben. In der Folge kam es noch 432 zur Schlacht von Rimini, in der Bonifatius Aëtius zwar besiegte aber selber so schwer verwundet wurde, dass er einige Monate später an den Folgen der Verletzungen starb. Aëtius floh zu den Hunnen, seinen alten Freunden. Amtsnachfolger des Bonifatius wurde dessen Schwiegersohn Sebastianus. 433 kehrte Aëtius mit einer großen hunnischen Armee nach Italien zurück. Der sich bald in einer aussichtslosen Lage befindliche Sebastianus - Galla Placidia hatte vergeblich versucht, die Westgoten zur Unterstützung zu gewinnen - wurde seines Amtes enthoben und musste nach Konstantinopel fliehen. Aëtius kaufte die Besitzungen des Bonifatius und heiratete Pelagia, dessen gotische Witwe, womit er Zugriff auf deren gewaltiges Erbe und deren Gefolgschaft bekam. Aëtius (ab 435 mit dem Titel Patricius ausgestattet) war nun bis zu seinem Tod 454 der bestimmende Machthaber des Weströmischen Reiches. Sein Hauptaugenmerk galt dabei zunächst Gallien. 436 zerstörte er mit der Hilfe hunnischer Truppen das Burgunderreich bei Worms und besiegte erneut die Bagauden in Nordwestgallien. 438 und 439 kämpfte er gegen die Sueben und Westgoten. Gegen letztere war 439 allerdings eine herbe Niederlage zu verzeichnen. In den 440er-Jahren hatte Aëtius immer wieder mit den Bagauden zu kämpfen. In Spanien (443) aber auch wieder in Nordwestgallien (447 oder 448). Die in Gallien expandierenden und eigentlich verbündeten Franken konnten besiegt und erneut zu Verbündeten (Foederati) gemacht werden (bis 447). Nach dem Tod des fränkischen Königs Chlodio (ca. 450) unterstützte Aëtius dessen jüngeren und sagenumwobenen Sohn Merowech (ca. 411-ca. 458) bei der Nachfolge seines Vaters, er adoptierte ihn sogar. Merowech war der halb legendäre Stammvater der Merowinger, des ersten fränkischen Königsgeschlechts, das bis 751 herrschte. Er war der Großvater Chlodwigs I., vgl. oben. Somit könnte man das Frankenreich - und somit indirekt auch Frankreich (und Deutschland) - wenigstens teilweise als Hinterlassenschaft des Aëtius verstehen. 451 griff der auf Erfolge und Beute angewiesene Attila das Weströmische Reich an. U. a. weil ihn eine Partei am Hof, die in Konflikt mit Aëtius geraten war, um Hilfe gebeten hatte. Aëtius gelang es allerdings, eine Koalition aus den verschienenen in Gallien ansässigen Verbündeten (Foederati) zur Abwehr Attilas zu schmieden. Eine Koalition, zu der auch die salischen Franken gehörten. Sogar die Westgoten konnte er ins Boot holen, nachdem sich Attila und der Vandalenkönig Geiserich (der Todfeind der Westgoten) verbündet hatten. Attila und seine germanischen Verbündeten (v. a. Ostgoten) drangen bis nach Orléans vor, das sie erfolglos belagerten. Die sich von Orléans zurückziehenden Hunnen und die anrückenden römisch-germanischen Verbände trafen schließlich am 20. Juni 451 auf den Katalaunischen Feldern zwischen Troyes und Châlons-en-Champagne (also rund 200 km nordöstlich von Orléans) aufeinander. Unter großen Verlusten gelang es Aëtius, Attila soweit zu schwächen, dass dieser aus Gallien abziehen musste. Der König der mit Aëtius verbündeten Westgoten (Theoderich I.) fiel in der Schlacht. 452 griff Attila Westrom erneut an. Dieses Mal kam er aber über die Alpen nach Italien, wo er u. a. Aquileia verwüstete. Aëtius stand mit den kläglichen Überresten der römischen Armee in Bologna. Es gelang ihm mit diesen aber, Attila von einem Marsch nach Süden abzuhalten. Seuchen unter den hunnischen Truppen und oströmische Angriffe auf die Gebiete der Hunnen sowie ihrer Verbündeten nördlich der Donau ließen Attila schließlich aus Italien abziehen. Aëtius selber fand ein unverdientes Ende, er wurde Opfer einer Palastintrige. Am 21. September 454 wurde er von Kaiser Valentinian III. während einer Audienz mit dem Schwert getötet, weil der Kaiser seine eigene Stellung durch den übermächtigen Heermeister bedroht glaubte.
Der französische "Hahn" und ein Kardinal aus Frankreich treffen sich in Monaco. Die Unterredung wird den Kirchenmann täuschen oder enttäuschen. Sie wird den französischen "Adler" schwächen und den "Hahn" stärken.

In der ersten Zeile erfahren wir, dass der "Hahn" (wohl ein französischer Machthaber) in Monaco eintreffen wird. Dort wird wahrscheinlich auch der "Kardinal von (oder: aus) Frankreich" erscheinen (zweite Zeile). In Monaco wird also vermutlich ein diplomatisches Treffen bzw. eine Unterredung der beiden stattfinden. Doch wer ist mit diesem "Kardinal von Frankreich" gemeint? Es könnte sich um einen hohen Vertreter der Kurie handeln, der französischer Herkunft ist. Oder um den Repräsentanten des Heiligen Stuhls in Frankreich, den Apostolischen Nuntius, der hier im Kardinalsrang steht.

Was für die zweite Annahme spricht, ist meines Erachtens der Umstand, dass in der dritten Zeile ein Römer (!) auftaucht, der vom "Gerede" (den offenbar unbefriedigenden Verhandlungen in Monaco) getäuscht oder enttäuscht werden wird. Ich vermute, dieser Römer ist mit dem für Frankreich zuständigen Nuntius identisch. Es scheint bei diesen Verhandlungen so zu sein, dass der Kirchenmann die Interessen des Heiligen Stuhls nicht oder nur vermeintlich wird durchsetzen können.

Das Resultat des Treffens in Monaco wird sein, dass der französische "Hahn" gestärkt und der ebenfalls französische "Adler" geschwächt werden wird (vierte Zeile). Somit müssten hier die Kirche und der "Adler" auf der gleichen Seite und in Gegnerschaft zum "Hahn" stehen.


6/46

[1] Vn iuste sera en exil renuoyé,
[2] Par pestilence1) aux confins de Nonseggle2),
[3] Responce au rouge le fera desuoyé3),
[4] Roy retirant à la Rane4) & à l’aigle5).

[1] Ein Gerechter wird ins Exil zurückgeschickt [werden],
[2] wegen des Unheils1) an den Grenzen von "Nonseggle"2).
[3] [Die] Antwort an den Roten wird ihn verwirren3),
[4] [den] sich zum Frosch4) und zum Adler5) [hin] entfernenden König.

1) Das mittelfranzösische "pestilence" bedeutet neben "Seuche, Pest, pestartige Epidemie" auch "Unglück, Unheil; Elend; Massaker".
2) Ungeklärter Begriff, der in allen Ausgaben von 1557 und 1568 so auftaucht. "Non" bedeutet "nein nicht". Für das unklare "seggle", das sich auf "aigle" reimen müsste, böte sich am Ehesten "seigle" (Roggen, Roggenfeld) an. "Nein, nicht " heißt auf Griechisch "oudamos; ou, ouk/ouch; me", auf Lateinisch "non; non, ne, haud", Roggen "briza", bzw. "secale". Vielleicht ließe sich mit den beiden alten Sprachen etwas Brauchbares konstruieren. Oder es ist hier beim Setzen etwas schiefgelaufen. Nostradamus könnte etwa gemeint haben: "nom seigle". Oder die Stelle sollte als Ganzes "aux confins du nom seigle" heißen. In beiden Fällen erhielten wir "das Wort Seigle". "Nom" dabei im Sinne des lat. "nomen" verstanden (u. a. Wort, Ausdruck). In Südfrankreich gibt es ein Gebiet, das den Namen Ségala trägt. Und "segal" ist der okzitanische Begriff für Roggen. Einen anderen Ségala, den Ségala lotois, finden wir nördlich davon. Zudem gibt es zwei Ortschaften, die Ségalas heißen.
06-046-frankreich
Leere Karte: https://d-maps.com/carte.php?num_car=5684&lang=de
(Abgerufen am 16.06.2019). Bearbeitet von Jean-Claude Pfändler am 17.06.2019.
3) Oder auch: "vom (rechten) Weg abkommen lassen".
4) Der "Frosch des Meeres" ("nautique rane") taucht in 5/3/4 und 5/95/1 (beide 5.15) auf. Mit dem "Frosch des Meeres" scheint der Seeteufel (auch: Anglerfisch) gemeint zu sein, ein etwas seltsam aussehender Speisefisch, der u. a. im Mittelmeer vorkommt. Sein lateinischer Name lautet "rana marina". Plinius d. Ä. schreibt in seiner Naturalis Historia (9,67,143) über den Seeteufel: nec minor sollertia ranae, quae in mari piscatrix vocatur. eminentia sub oculis cornicula turbato limo exerit, adsultantibus pisciculis praetrahens, donec tam prope accedant, ut adsiliat. (Und von nicht geringerer Geschicklichkeit ist der Frosch des Meeres, der auch Fischer genannt wird. Er streckt aus dem aufgewirbelten Schlamm seine unter den Augen hervorstehenden Hörnchen heraus und lockt damit die heranstürmenden Fischlein an, bis dass sie so nahe herangekommen sind, dass er sie anspringen kann.) Falls Nostradamus bei seinem Meeresfrosch an die Beschreibung des Plinius gedacht hat, hätten wir hier wahrscheinlich einen geschickten oder (hinter)listigen Akteur vor uns. Laut Plinius wird der Frosch des Meeres auch "Fischer" genannt. Hat unser Seher vielleicht dieses etwas ungewöhnliche Symboltier gewählt, weil es für einen Papst (Menschenfischer) stehen soll? Im Lateinischen wie Französischen ist das grammatikalische Geschlecht des Frosches weiblich, weshalb Plinius wortwörtlich "Fischerin" und nicht "Fischer" geschrieben hat. Sollte Nostradamus deswegen mit dem Frosch des Meeres eine Frau gemeint haben, schiede ein Papst allerdings aus.
Der Seeteufel (Anglerfisch), lat. rana marina
06-046-seeteufel
Quelle: Angler, Lophius piscatorius. From plate 118 of Oceanic Ichthyology by G. Brown Goode and Tarleton H. Bean, published 1896 (https://pt.wikipedia.org/wiki/Peixe-pescador#/media/Ficheiro:Lophius_piscatorius.jpg Abgerufen am 18.06.2019).
5) Vgl. 8/4/4, Anmerkung 6.
Ein "Gerechter" (rechtmäßiger Herrscher) wird wegen eines Unheils nahe "Nonseggle" (Ségala?) wieder ins Exil geschickt werden. Eine an einen Kardinal gerichtete Antwort wird einen König so verwirren, dass er sich dem "Frosch" (einem Papst?) und dem französischen "Adler" annähert.

Der zweite Teil des Vierzeilers würde zum Geschehen passen, das in 8/4 geschildert wird.

In 6/46/3 taucht ein "Roter" auf, womit wahrscheinlich ein Kardinal mit rotem Ornat gemeint ist. Dieser Kardinal wird eine Antwort erhalten. Mit der "Antwort" könnte das Verhandlungsergebnis aus 8/4 bzw. der vom französischen "Hahn" durchgesetzte Standpunkt gemeint sein.

Gleichzeitig erfahren wir, dass diese Antwort jemanden verwirren wird. Nämlich einen König, der seine - politische - Position verändern wird.

6/46/4 ist zu entnehmen, wohin sich der erwähnte König bewegen wird: hin zum "Frosch" und zum französischen "Adler", der auch in 8/4/4 auftaucht. Um welchen König es sich hier handelt, ist aber weder in 6/46 noch in 8/4 ersichtlich.

Unklar ist auch, für wen dieser "Frosch" stehen soll. Vielleicht einen listigen Papst, vgl. Anmerkung 4? Das würde insofern passen, als dass das Ergebnis der Unterredung aus 8/4 sowohl den "Römer" (den Gesandten des Papstes) enttäuschen als auch den "Adler" schwächen wird. Ein Sachverhalt, der darauf hindeuten dürfte, dass beide auf derselben Seite stehen.

Im ersten Teil des Vierzeilers ist der Begriff "Nonseggle" unklar, vgl. dazu Anmerkung 2. Es scheint sich um ein Gebiet oder einen Ort zu handeln, an dessen Grenzen ein Unheil lauern wird. Näheres erfahren wir dazu jedoch nicht.

Was den ersten beiden Zeilen allerdings zu entnehmen ist, ist dass man wegen dieses Unheils einen "Gerechten" ins Exil schickt. In ein Exil, in dem er sich offenbar zuvor schon einmal befunden haben wird. Doch wer ist dieser "Gerechte"? Und wer schickt ihn erneut in die Verbannung? In 2/51/1, 2/53/3 und 9/11/1 (alle 5.191) steht der Begriff "Gerechter" (oder auch: "Rechtmäßiger") für einen rechtmäßigen Monarchen bzw. Herrscher. Ein solcher könnte auch hier gemeint sein. Wird er durch eine Revolution oder einen Staatsstreich wieder in die Verbannung gezwungen werden?




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