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(5.225) [1] Par le ciquiesme1) & vn grand Hercules2) [2] Viendront le temple ouurir de main3) bellique, [3] Vn Clement4), Iule5) & Ascans6) recules7), [4] Lespe, clef, aigle8), n’eurent onc si grand picque. [1] Wegen des Fünften1) und eines großen Herkules2) [2] werden [sie] kommen, um den Tempel mit kriegerischer Gewalt3) zu öffnen. [3] Einen Klemens4), Jul(i)us5) und Ascanius6) drängst [du] zurück7). [4] [Das] Schwert, [der] Schlüssel [und der] Adler8) hatten noch nie so großen Streit. 1) Es ist leider nicht ganz klar, ob es sich bei diesem "Fünften" und dem "großen Herkules" um zwei verschiedene oder ein und dieselbe Person handelt. Im ersten Fall stellt sich die Frage, woran Nostradamus bei diesem "Fünften" gedacht haben könnte. Im vorkopernikanischen Weltbild war Mars der fünfte Planet. Das könnte ein Hinweis auf Krieg oder den Monat März (franz. "mars") sein. Sollte ein Eigenname dahinterstecken, fänden wir in der römischen Antike einige Kandidaten: Quintus Fabius Maximus Rullianus (lat. Quintus = der Fünfte), einen bedeutenden römischen Feldherrn in den Samnitenkriegen (um 300 v. Chr.) und seinen Urenkel Quintus Fabius Maximus Verrucosus Cunctator (ca. 275-203 v. Chr.), einen Feldherrn des Zweiten Punischen Krieges gegen Hannibal. Im Weiteren vielleicht noch Gaius Messius Quintus Traianus Decius (Kaiser Decius, 249-251 n. Chr.), der gegen die Goten kämpfte und die Christen blutig verfolgen ließ oder Quintus Sertorius (123-72 v. Chr.), der in Spanien eine von Rom unabhängige Herrschaft aufbaute aber von Pompeius besiegt und hingerichtet wurde. Fassen wir den "Fünften" als Hinweis auf eine Ordnungszahl auf, könnte unser Seher z. B. an die französischen Könige Ludwig V. (986-987), Philipp V. (1316-1322) oder Karl V. (1364-1380) gedacht haben. Der Habsburger Kaiser Karl V. (1519-1556), der die Stadt Rom angegriffen hat, käme aber auch infrage. Unter den Päpsten gab es bis zur Zeit des Nostradamus aber auch einige mit Ordnungszahl V. Ein interessanter Kandidat ist dabei Klemens V. (1305-1314), denn in Zeile drei taucht ein Klemens namentlich auf. 2) Der Name "Herkules" taucht in 4/23/4, 5/13/4, 5/51/3, 9/33/1, 9/93/4, 10/27/1 und 10/79/3 auf. Die gallische Version "Ogmios" in 9/89/4. Der Sagenheld Herkules (griech. Herakles) war ein Sohn des Jupiter (Zeus) und der Menschenfrau Alkmene. In der Antike galt er als Ideal der Männlichkeit. Er besaß übermenschliche Stärke aber auch einen maßlosen Jähzorn. Er erschlug im Wahnsinn Frau und Kinder und musste dann zur Sühne zwölf Arbeiten/Aufträge erledigen, die die Fähigkeiten eines gewöhnlichen Menschen überstiegen hätten: 1.) den Nemeischen Löwen erlegen, 2.) die neunköpfige Hydra töten, 3.) die Kyrinitische Hirschkuh einfangen, 4.) den Erymanthischen Eber einfangen, 5.) die Ställe des Augias ausmisten, 6.) die Stymphalischen Vögel vertreiben, 7.) den Kretischen Stier einfangen, 8.) die menschenfressenden Rosse des Diomedes zähmen, 9.) den Gürtel der Amazonenkönigin Hippolyte herbeischaffen, 10.) die Rinderherde des Riesen Geryon rauben, 11.) die goldenen Äpfel der Hesperiden pflücken und 12.) den Höllenhund Kerberos in die Menschenwelt heraufbringen. Je nach Quelle kann die Reihenfolge der Arbeiten dabei auch eine andere sein. Neben diesen zwölf Arbeiten soll Herkules u. a. am Argonautenzug teilgenommen und auch gegen Troja gekämpft haben. Nach seinem Tod wurde Herkules auf den Olymp entrückt und unter die Götter aufgenommen. Die Gallier besaßen in ihrer Mythologie ein Pendant namens Ogmios. Ogmios war extrem alt, hatte wenig Haare, eine brandschwarze Haut, trug ein ein Löwenfell und eine Keule in der rechten Hand. Zudem war er mit Pfeil und Bogen ausgestattet. Er zog eine große Masse von Männern nach sich, die an den Ohren aneinandergekettet waren. Diese Kette zog Ogmios übrigens mit der Zungenspitze, die er dazu eigens durchstochen hatte. Überdies identifizierten die Kelten Ogmios mit der Beredsamkeit. Als Eigenname taucht "Herkules" etwa bei folgenden Personen auf: Franz Herkules von Valois, Herzog von Alençon (1555-1584). Franz Herkules war der jüngste Sohn Heinrichs II., zählte beim Tod unseres Sehers allerdings erst elf Lenze. Ein interessanteres, antikes Vorbild finden wir in Maximianus Herculius (Maximian), der 286-305 neben Diokletian Mitkaiser des römischen Reiches war. Ihm unterstand dabei die Westhälfte des Reiches mit Gallien und Italien. 305 traten Diokletian und Maximian zurück. Maximians Nachfolger im Westen (Constantius Chlorus) starb jedoch bereits 306, worauf Maximian wieder in die Politik eingriff. 307 ernannte er sich zum Kaiser (Augustus) des Westreiches, wurde aber 308 von Diokletian zur Abdankung gezwungen. Maximian floh nach Gallien zu seinem Schwiegersohn Konstantin (Sohn des Chlorus und seit 306 rechtmäßiger Kaiser des Westens). Als Konstantin 310 am Rhein Krieg führte, erklärte sich Maximian jedoch erneut zum Kaiser des Westreiches. Allerdings konnte sich Maximian nicht gegen Konstantin durchsetzen. Er wurde von seinen eigenen Soldaten an Konstantin ausgeliefert, der ihn in Marseille zum Selbstmord zwang. Ercole (= "Herkules") Bentivoglio (1459-1507) war ein ital. Söldnerführer. Ercole I. d'Este (1431-1505) herrschte ab 1471 als Herzog von Ferrara, Modena und Reggio di Lombardia. Ercole II. d'Este (1508-1559) ab 1534. Ercole II. war ein Sohn der Lucrezia Borgia. Er heiratete Renée de France, eine Tochter des französischen Königs Ludwigs XII. (1498-1515). 3) Wörtlich: "Hand". Wohl im Sinne des lat. "manus" (u. a. Hand; Kraft, Gewalt). Vgl. auch griech. "cheir" (u. a. Hand; Macht, Gewalttätigkeit). 4) "Klemens" oder "Clemens" (lat. der Gnädige, der Sanftmütige) war v. a. ein Papstname, womit hier wohl ebenfalls ein Kirchenoberhaupt gemeint sein dürfte. Bis zur Zeit des Nostradamus gab es sieben Päpste und drei Gegenpäpste dieses Namens. Der heilige Klemens I. (88-97/101?) war einer der ersten Nachfolger Petri als Bischof von Rom und starb den Märtyrertod. Der aus Niedersachsen stammende Klemens II. (1046-1047) ersetzte drei gleichzeitig regierende Päpste (bzw. Gegenpäpste). Er starb, als er gerade auf einer Reise nach Deutschland war. Als einziger Papst ist er nördlich der Alpen, im Bamberger Dom, bestattet. Einer mittelaterlichen Theorie zufolge wurde er von einem seiner drei Vorgänger (Benedikt IX.) vergiftet. Eine Theorie, die bis heute allerdings weder bestätigt noch widerlegt werden konnte. Sein Nachfolger wurde der schon erwähnte Benedikt IX. Klemens III. (1187-1191) bewegte den englischen König Heinrich II. und den französischen König Philipp II. dazu, den dritten Kreuzzug zu unternehmen. Außerdem schloss er Frieden mit Kaiser Friedrich Barbarossa und regelte damit die Rückgabe des Kirchenstaates an die Kurie. Der Franzose Klemens IV. (1265-1268) stand politisch zusammen mit dem französischen König in Opposition zum Deutschen Reich. Klemens V. (1305-1314), ebenfalls ein Franzose, war mit dem König von Frankreich befreundet und wurde in Lyon zum Papst gekrönt. 1309 bestimmte er Avignon statt Rom zum Sitz der Päpste. Ab 1307 bekämpfte er den mächtigen Templerorden, dessen letzter Großmeister, Jacques de Molay, 1314 auf dem Scheiterhaufen starb. De Molay soll dabei König und Papst verflucht haben. Rund einen Monat später, am 20. April 1314, starb Klemens V. Klemens VI. (1342-1352) war ein weiterer Franzose auf dem Stuhl Petri. Der ebenfalls in Avignon residierende Papst unterstützte im Streit um den Thron des römisch-deutschen Königs Karl IV. gegen Ludwig den Bayern. Ein Zeitgenosse des Nostradamus war Klemens VII. (1523-34). Der uneheliche Spross der Florentiner Medici geriet als Papst in den Konflikt zwischen Frankreich und dem Habsburger Reich, die um die Macht im nördlichen Italien kämpften. 1527 eroberten die Truppen Kaiser Karls V. Rom und plünderten die Stadt (Sacco di Roma). Klemens VII. wurde dabei gefangengenommen und die Medici aus Florenz vertrieben. Zwei Jahre später schlossen Papst und Kaiser Frieden, Klemens erhielt den Kirchenstaat und die Medici Florenz zurück. 1530 krönte Klemens VII. Karl V. in Bologna zum Kaiser. Die Weigerung des Papstes, die Ehe des englischen Königs Heinrichs VIII. mit Katharina von Aragon für ungültig zu erklären, führte 1534 zur Entstehung der Anglikanischen Kirche und somit zum Bruch mit Rom. Das Pontifikat des Gegenpapstes Klemens III. (1080-1100) gehört zum Konflikt zwischen Papst und Kaiser (Investiturstreit). Auf der Seite des deutschen Königs stehend, krönte Klemens 1084 Heinrich IV. zum Kaiser. 1085 wurde er von den deutschen Bischöfen als rechtmäßiger Papst anerkannt. Mit der Wahl des Franzosen Klemens VII. zum Gegenpapst (1378-1394) begann das große abendländische Schisma mit zwei Päpsten in Rom und Avignon, das bis 1417 dauerte. Auf der Seite Klemens VII. standen dabei Frankreich, Schottland, Aragonien, Kastilien, Neapel und Teile des Deutschen Reiches. Der römische Papst Urban VI. hatte Nord- und Mittelitalien, Teile des Deutschen Reiches, England, Irland, Flandern, Skandinavien, Polen und Ungarn auf seiner Seite. Der aragonesische Gegenpapst Klemens VIII. (1423-1429) wurde auf Betreiben des aragonesischen und sizilianischen Königs Alfons V. zum Pontifex gewählt und gehört zum Konflikt zwischen Aragonien und Rom. 1429 trat er zugunsten des römischen Papstes Martin V. (1417-1431) zurück. 5) Iulus (griech. Askanios, lat. Ascanius, vgl. Anmerkung 6) war dem Mythos zufolge ein Sohn des trojanischen Fürsten Aeneas. Er gründete Alba Longa, die Mutterstadt Roms. Romulus und Remus stammten über ihre Mutter von Iulus ab. Auch das römische Patriziergeschlecht der Julier soll auf ihn zurückgehen. Zu den Juliern gehörten etliche bedeutende Persönlichkeiten. Dazu gehörten Julius Cäsar (100-44 v. Chr.), Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.), Tiberius (42 v. Chr.-37 n. Chr.) oder Caligula (12-41 n. Chr.). Bis zur Zeit des Nostradamus trugen drei Päpste den Namen Julius. Der heilige Julius I. (337-352) verteidigte den katholischen Glauben gegen die arianische Irrlehre. Julius II. (1503-1513) war mindestens ebenso stark ein weltlicher Renaissancefürst wie ein Oberhaupt der Kirche. Er sicherte auf politischem und militärischem Gebiet Bestand und Macht des Kirchenstaates und kämpfte gegen den französischen Einfluss in Italien. Zudem trat er als Förderer von Bramante, Michelangelo und Raffael hervor und begann mit dem Bau des Petersdoms (1506). Julius III. (1550-1555) präsidierte in den Jahren 1551/52 die zweite Periode des Tridentinischen Konzils (1545-1563). Der Jesuitenorden genoss die Gunst dieses Papstes. 6) "Ascans" dürfte das lat. "Ascanius" bzw. griech. "Askanios" (franz. "Ascagne") meinen, vgl. etwa CLÉBERT, S. 1090. Im römischen Mythos war Ascanius ein anderer Name für Iulus, vgl. Anmerkung 5. Es wäre somit denkbar, dass "Iulus und Ascanius" ein und dieselbe Person sind. Alternativ könnte Nostradamus aber auch an ein Mitglied der Askanier (franz. "Maison d'Ascanie"), eines mitteldeutschen Uradelsgeschlechts gedacht haben. Als historische Vorbilder interessant sind etwa Albrecht I. der Bär (ca. 1100-1170) oder Wolfgang der Bekenner/der Standhafte, Fürst von Anhalt-Köthen (1492-1566), ein Vorkämpfer der Reformation. Ebenfalls in die Reformationszeit gehört der dt. Söldnerführer Asche/Assa (Ascanius) von Cramm (ca. 1490-1528), der u. a. in Italien gekämpft hat (für Frankreich 1515 bei Marignano, für den Kaiser 1528 bei Bergamo und Lodi). Asche von Cramm war ein persönlicher Freund Luthers. Im italienischen Bereich gäbe es v. a. den militärischen Befehlshaber Ascanio I. Colonna (1500-1557). Ascanio I. war u. a. Gran Conestabile (Groß-Connétable) des Königreiches Neapel unter Kaiser Karl V. Er zog auch während des Sacco di Roma in die Stadt ein. 7) Hieße es "reculés", wäre die Zeile als "Ein Klemens, Jul(i)us und Ascanius [werden] zurückgedrängt [sein]" zu übersetzen. Allerdings wäre dann "Hercules" als "Herculés" zu lesen, was nicht passt. 8) Von einem gemäß 2/85/2 "keltischen" (französischen) "Adler" ist in 1/23/4, 1/31/4, 1/38/1, 2/44/1, 2/85/2, 3/37/2, 3/52/3, 4/70/2, 5/42/4, 5/81/1, 6/46/4, 8/4/4, 8/8/2, 8/9/1, 8/46/4 und 10/27/4 die Rede. Damit könnte ein französischer Feldherr oder Machthaber gemeint sein, der dem historischen Aëtius ähnelt, vgl. griech. "aetos" und "aietos" (Adler). Flavius Aëtius wurde um 390 in der heute nordbulgarischen Hafenstadt Silistra geboren. Sein Vater skythischer (germanischer?) Herkunft war bereits römischer "General" (magister militum), seine Mutter stammte aus einer reichen italischen Aristokratenfamilie. Flavius Aëtius diente schon früh am weströmischen Hof in Mailand und Ravenna und verbrachte einige Jahre seiner Jugend erst bei den Westgoten, dann bei den Hunnen als Geisel. Die dabei geknüpften freundschaftlichen Beziehungen zu letzteren sollten für Aëtius später sehr wichtig werden. Unter dem weströmischen Usurpator Johannes (423-425) diente Aëtius als Kuropalates ("Palastleiter", ein hohes Amt am Hof). Als solcher erhielt er im Herbst 424 den Auftrag, bei den Hunnen um militärische Hilfe gegen Ostrom zu bitten. Im Mai 425 erschien Aëtius mit einem großen hunnischen Heer in Italien und lieferte sich dort - obwohl Johannes' Usurpation bereits gescheitert und Johannes selber enthauptet worden war - eine unentschiedene Schlacht gegen die Oströmer. Seine starke militärische Präsenz in Italien ermöglichte es Aëtius, an die Spitze des Weströmischen Reiches aufzusteigen. Er verständigte sich mit dem neuen Kaiser Valentinian III. (geboren 419, Kaiser 425-455, ein Vetter des oströmischen Kaisers), bzw. mit dessen Mutter Galla Placidia (388-450), die die Amtsgeschäfte für ihren minderjährigen Sohn führte. Aëtius schickte die Hunnen zurück und wurde selber Comes (die Comites waren die höchsten Amtsträger am Kaiserhof) sowie Oberbefehlshaber der weströmischen Truppen in Gallien. Als solcher kämpfte er siegreich gegen die Westgoten bei Arles (426), gegen die Franken am Rhein (428), erneut gegen die Westgoten bei Arles (430), gegen die Bagauden (Aufständische verschieder Herkunft) in Nordwestgallien und gegen die germanischen Juthungen in Raetien und Noricum (430/431). Mit dem Sieg gegen die Juthungen sicherte er die römische Donaugrenze. Erneut schlug er zu dieser Zeit in Nordfrankreich die Franken, die er aber auf römischem Gebiet siedeln ließ und so zu "Verbündeten" (Foederati) Roms machte (431). Diese Ansiedlung bildete die Keimzelle des späteren Fränkischen Reiches unter Chlodwig I. (481/482-511) - und somit auch Frankreichs (und Deutschlands). Nach der (vermutlich von Aëtius veranlassten) Ermordung seines größten Rivalen Flavius Felix 430 in Ravenna war Aëtius einer der mächtigsten Männer des weströmischen Reiches geworden. 432 wurde er das erste Mal zum Konsul gewählt, hatte also das höchste politische Amt errreicht. Doch um ein machtpolitisches Gegengewicht zu schaffen, rief die Kaisermutter Galla Placidia den Gouverneur und - ebenfalls begabten - Oberkommandierenden der römischen Truppen in der Provinz Africa, Bonifatius (geboren vor 413-432), nach Italien zurück. Dort wurde er zum Patricius ernannt (ein hoher Ehrentitel für die engsten Vertrauten des Kaisers) und sollte Aëtius als Oberkommandierenden der weströmischen Streitkräfte ablösen. Aëtius weigerte sich aber, seine Befehlsgewalt abzugeben. In der Folge kam es noch 432 zur Schlacht von Rimini, in der Bonifatius Aëtius zwar besiegte aber selber so schwer verwundet wurde, dass er einige Monate später an den Folgen der Verletzungen starb. Aëtius floh zu den Hunnen, seinen alten Freunden. Amtsnachfolger des Bonifatius wurde dessen Schwiegersohn Sebastianus. 433 kehrte Aëtius mit einer großen hunnischen Armee nach Italien zurück. Der sich bald in einer aussichtslosen Lage befindliche Sebastianus - Galla Placidia hatte vergeblich versucht, die Westgoten zur Unterstützung zu gewinnen - wurde seines Amtes enthoben und musste nach Konstantinopel fliehen. Aëtius kaufte die Besitzungen des Bonifatius und heiratete Pelagia, dessen gotische Witwe, womit er Zugriff auf deren gewaltiges Erbe und deren Gefolgschaft bekam. Aëtius (ab 435 mit dem Titel Patricius ausgestattet) war nun bis zu seinem Tod 454 der bestimmende Machthaber des Weströmischen Reiches. Sein Hauptaugenmerk galt dabei zunächst Gallien. 436 zerstörte er mit der Hilfe hunnischer Truppen das Burgunderreich bei Worms und besiegte erneut die Bagauden in Nordwestgallien. 438 und 439 kämpfte er gegen die Sueben und Westgoten. Gegen letztere war 439 allerdings eine herbe Niederlage zu verzeichnen. In den 440er-Jahren hatte Aëtius immer wieder mit den Bagauden zu kämpfen. In Spanien (443) aber auch wieder in Nordwestgallien (447 oder 448). Die in Gallien expandierenden und eigentlich verbündeten Franken konnten besiegt und erneut zu Verbündeten (Foederati) gemacht werden (bis 447). Nach dem Tod des fränkischen Königs Chlodio (ca. 450) unterstützte Aëtius dessen jüngeren und sagenumwobenen Sohn Merowech (ca. 411-ca. 458) bei der Nachfolge seines Vaters, er adoptierte ihn sogar. Merowech war der halb legendäre Stammvater der Merowinger, des ersten fränkischen Königsgeschlechts, das bis 751 herrschte. Er war der Großvater Chlodwigs I., vgl. oben. Somit könnte man das Frankenreich - und somit indirekt auch Frankreich (und Deutschland) - wenigstens teilweise als Hinterlassenschaft des Aëtius verstehen. 451 griff der auf Erfolge und Beute angewiesene Attila das Weströmische Reich an. U. a. weil ihn eine Partei am Hof, die in Konflikt mit Aëtius geraten war, um Hilfe gebeten hatte. Aëtius gelang es allerdings, eine Koalition aus den verschienenen in Gallien ansässigen Verbündeten (Foederati) zur Abwehr Attilas zu schmieden. Eine Koalition, zu der auch die salischen Franken gehörten. Sogar die Westgoten konnte er ins Boot holen, nachdem sich Attila und der Vandalenkönig Geiserich (der Todfeind der Westgoten) verbündet hatten. Attila und seine germanischen Verbündeten (v. a. Ostgoten) drangen bis nach Orléans vor, das sie erfolglos belagerten. Die sich von Orléans zurückziehenden Hunnen und die anrückenden römisch-germanischen Verbände trafen schließlich am 20. Juni 451 auf den Katalaunischen Feldern zwischen Troyes und Châlons-en-Champagne (also rund 200 km nordöstlich von Orléans) aufeinander. Unter großen Verlusten gelang es Aëtius, Attila soweit zu schwächen, dass dieser aus Gallien abziehen musste. Der König der mit Aëtius verbündeten Westgoten (Theoderich I.) fiel in der Schlacht. 452 griff Attila Westrom erneut an. Dieses Mal kam er aber über die Alpen nach Italien, wo er u. a. Aquileia verwüstete. Aëtius stand mit den kläglichen Überresten der römischen Armee in Bologna. Es gelang ihm mit diesen aber, Attila von einem Marsch nach Süden abzuhalten. Seuchen unter den hunnischen Truppen und oströmische Angriffe auf die Gebiete der Hunnen sowie ihrer Verbündeten nördlich der Donau ließen Attila schließlich aus Italien abziehen. Aëtius selber fand ein unverdientes Ende, er wurde Opfer einer Palastintrige. Am 21. September 454 wurde er von Kaiser Valentinian III. während einer Audienz mit dem Schwert getötet, weil der Kaiser seine eigene Stellung durch den übermächtigen Heermeister bedroht glaubte. |
In der vierten
Zeile tauchen drei Akteure auf: das "Schwert", der
"Schlüssel" und der französische "Adler", den wir bereits
kennen, vgl. Anmerkung 8. Wir erfahren, dass die drei so
zerstritten sein werden wie noch nie zuvor. Doch wer
könnte mit dem "Schwert" bzw. dem "Schlüssel" gemeint
sein? Für den "Schlüssel" bietet sich der Papst an, da das
erste Kirchenoberhaupt, der heilige Petrus, von Jesus die
Schlüssel des Himmels erhalten hatte, vgl. Matthäus 16,19:
"
Ich [d. h. Jesus] werde dir [Petrus] die Schlüssel des
Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das
wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen
wirst, das wird im Himmel gelöst sein." Aus
diesem Grund sind Schlüssel auch seit alters her im
Papstwappen als Schildhalter zu finden.
Wenn der "Schlüssel" also vermutlich für einen Papst oder das Papsttum steht, was könnte mit dem "Schwert" gemeint sein? Es dürfte im Gegensatz zum Schlüssel wohl in den weltlichen Bereich gehören. Mögliche Kandidaten sind etwa das Reichsschwert (Mauritiusschwert), das für das römisch-deutsche Reich stehen würde (vgl. unten) oder die Joyeuse (die "Freudvolle"), das angebliche Schwert Karls des Großen, das seit dem Mittelalter bei den Krönungen der französischen Könige zum Einsatz kam. Oder hier ist "Herkules", ein neuer Connétable von Frankreich gemeint, der in seinem Wappen zwei Schwerter führte, vgl. unten. An dieser Stelle muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass Nostradamus in 8/78/1 einen Papst als ein Schwert ("bragamas") bezeichnet. Wenn mit dem "Schwert" aus 10/27/4 jenes Kirchenoberhaupt gemeint sein sollte, wären "Schwert" und "Schlüssel" hier wohl ein und dieselbe Person oder Macht. In Zeile 10/27/3 scheint Nostradamus jemanden anzusprechen. Dieser Jemand wird einen "Klemens", einen "Jul(i)us" und einen "Ascanius" zurückdrängen. Dabei ist es allerdings auch möglich, dass "Jul(i)us" und "Ascanius" miteinander identisch sind, vgl. Anmerkungen 5 und 6. Dass dieser "Klemens" ein Papst ist, ist im Moment zwar nur eine Vermutung, aber mit Blick auf Nostradamus' Zeitgenossen Papst Klemens VII., der 1527 den Sacco di Roma (Einnahme und Plünderung Roms) erlebt hat, eine recht wahrscheinliche. Unterstützt wird diese Vermutung durch den in Zeile vier erwähnten "Schlüssel" (Papst, Papsttum). Rom wurde von deutschen Landsknechten sowie spanischen und italienischen Söldnern verheert. Diese kämpften zwar auf Seiten Kaiser Karls V., konnten zu diesem Zeitpunkt aber von niemandem mehr kontrolliert werden und gingen eigenständig vor. Anführer der aufständischen Söldner war Karl III., Herzog von Bourbon-Montpensier (1490-1527). Er fiel bei der Erstürmung der Ewigen Stadt. Der Franzose Karl III. wurde 1515 vom französischen König zum Connétable von Frankreich erhoben. Einen Titel bzw. ein Amt, das er allerdings 1523 wieder verlor, weil er aufgrund von Streitigkeiten mit dem französischen König zu den Spaniern bzw. Kaiser Karl V. übergewechselt war. Der Connétable war eines der höchsten Ämter im Königreich Frankreich. Er war der Oberbefehlshaber der französischen Truppen (ab 1191) und einer der höchsten Gerichtsherren im Land. Er befehligte auch die königliche Polizeitruppe, die Vorläuferin der Gendarmerie nationale. 1627 schaffte Richelieu das Amt des Connétable ab, da es seinem Inhaber zu große Macht verlieh. Die Connétablen fügten ihren Wappen eine Wolke hinzu, aus der zwei Schwerter haltende Hände hervorkamen. Somit könnte das "Schwert" aus Zeile vier auch für einen französischen Feldherren bzw. den Oberkommandieren der französischen Truppen stehen.
Der Begriff "Connétable" lautet auf Lateinisch "comes stabuli", was "Graf des Stalles" bedeutet und als Stallmeister wiedergegeben werden kann. In den Zenturien taucht das Wort in 9/1/4 auf. Der wohl bekannteste "Stallmeister" aus der antiken Mythologie war Herkules, der im Rahmen seiner zwölf Arbeiten als Fünftes die Ställe des Königs Augias ausmisten musste. So dürfte der "Herkules" aus 10/27/1 vermutlich für einen "Connétable" stehen. Und der "Fünfte" aus der gleichen Zeile wohl u. a. auch für diese fünfte Arbeit (franz. "le travail") bzw. diesen "fünften Auftrag". In den ersten beiden Zeilen erfahren wir, dass wegen des "großen" (d. h. wohl französischen, vgl. dazu 4/8 und 5/45) "Herkules" und eines "Fünften" (Kriegsgott Mars? Augiasstall? Neuer Karl V.?) "sie" (= man) den "Tempel" mit kriegerischer Gewalt öffnen wird. Der "Tempel" meint wohl eine Kirche oder die Kirche als Institution bzw. als weltliche Macht, wie sie es im 16. Jahrhundert mit dem Kirchenstaat war. Sollte, wie zu vermuten ist, hier von einem Feldzug in Italien die Rede sein, dürfte also analog zur Eroberung Roms 1527 die Tiberstadt, oder allenfalls auch eine Kirche in ihr, gemeint sein. Im zweiten Fall wohl am ehesten der Petersdom, der seit 1506 im Bau war. Alternativ könnte man beim "Tempel" auch an den Temple in Paris denken, ein Hauptquartier des mittelalterlichen Templerordens. In diesem Zusammenhang gab es auch einen "Fünften" - Papst Klemens V. -, der den Orden auflöste. Doch der Pariser Temple wurde dabei nicht mit militärischer Gewalt erobert, obwohl die Anhänger der Ordens auch dort verfolgt wurden. Leider erfahren wir nicht, ob der französische Connétable aus 10/27/1 die Truppen des französischen Staates (Königs) kommandiert oder wie einst Herzog Karl III. von Bourbon-Montpensier andere Streitkräfte. Karl III. war wegen eines "Fünften" (Kaiser Karl V.) in Italien. Sollte der künftige Heerführer aus 10/27/1 ebenfalls jemand anderem als dem französischen König dienen? Und falls ja, wem? Hier lohnt sich ein Blick auf Zeile vier. Gemäß Zeile vier ist von einem sehr großen Streit zwischen "Schwert", "Schlüssel" (Papst) und dem französischen "Adler" die Rede. Der historische Anknüpfungspunkt, der Sacco di Roma, gehört in den Konflikt zwischen dem römisch-deutschen Reich bzw. Kaiser (Karl V.) und dem Königreich Frankreich bzw. Franz I. Der Papst (Klemens VII.) versuchte dabei, diese Rivalität zu Gunsten des Kirchenstaates auszunutzen: Nach der vernichtenden Niederlage der Franzosen in der Schlacht von Bicocca (27.04.1522) bei Mailand verließ der Papst die Allianz mit dem Kaiser und forderte von Franz I. das Herzogtum Mailand für den Kirchenstaat, sobald es wieder in französische Hand gelangen würde. Wenn wir den französischen "Adler" dem französischen Bereich zuordnen, bleibt für das "Schwert" notgedrungenermaßen nur noch das römisch-deutsche Reich übrig. Bei Bicocca wurden die französischen Truppen dabei von Odet de Foix, Vizegraf von Lautrec (1485-1528) kommandiert. Das wäre für die geografische Zuordnung des französischen "Adlers" möglicherweise eine Spur Richtung Südwestfrankreich. Die Kaiserlichen standen unter dem direkten Befehl des Georg von Frundsberg (1473-1528). Bei der Belagerung Genuas durch die Kaiserlichen Ende Mai 1522 und beim kaiserlichen Sieg über die Franzosen an der Siesa (Lombardei) am 30.04.1524 wurden die Truppen beider Seiten von anderen Kommandeuren befehligt. Die kaiserlichen Truppen standen während der erfolglosen Belagerung Marseilles (August/September 1524) unter dem Befehl Karls III. von Bourbon-Montpensier. Beim bedeutenden Sieg des Kaisers bei Pavia (23./24.02.1525) gehörte Frundsberg wieder zu den Befehlshabern.
1526 wurde auf Betreiben von Papst Klemens VII. die Liga von Cognac zwischen Frankreich, Mailand, Florenz, Venedig und dem Kirchenstaat gebildet, um der Machtfülle Kaiser Karls V. Einhalt gebieten zu können. Es kam zu kurzfristigen Anfangserfolgen der Liga (so bei Lodi). Auf der Seite des Kaisers erhielt Frundsberg den Auftrag, ein Heer von Landsknechten für Italien zusammenzustellen. Frundsberg und die Spanier unter Karl III. von Bourbon-Montpensier marschierten daraufhin gemeinsam von Piacenza (zentrale Poebene) auf Rom zu. Da Frundsbergs Landsknechte längere Zeit vom Kaiser keinen Sold mehr erhalten hatten, kam es am 16.03.1527 im Feldlager bei Bologna zur Revolte. Beim Versuch, seine Söldner zu beruhigen, erlitt Frundsberg einen Hirnschlag, an dessen Folgen er im August 1528 auf Burg Mindelheim (Südwestbayern) starb. Nach der verhängnisvollen Revolte bei Bologna wurden die kaiserlichen Truppen (inklusive Landsknechte) nur noch von Karl III. von Bourbon-Montpensier angeführt. Die Eroberung von Florenz, das die noch immer ungezügelten Streitkräfte plündern wollten, scheiterte. Um sich am Papst zu rächen, den sie für ihre Lage verantwortlich machten, marschierten die kaiserlichen Truppen gen Rom und nahmen die Stadt am 06.05.1527 ein. Der Pontifex hatte zuvor noch versucht, Karl III. mit großen Summen zu bestechen, um so einen Angriff abwenden zu können, doch ging der Franzose, der sowieso nichts hätte ausrichten können, nicht darauf ein. Auf der Seite der Liga von Cognac wurde der schon erwähnte und zum Marschall von Frankreich erhobene Odet de Foix 1527 zum Oberkommandierenden der Italienarmee und Generalleutnant der Liga ernannt. Er eroberte Genua, Alessandria und Pavia. Im Mai 1528 begann er die Belagerung Neapels, bei der er im August an der Pest starb.
Betrachten wir vor diesem Hintergrund die schwierigste Zeile der Strophe, Zeile 10/27/3. Nostradamus spricht hier jemanden direkt an. Doch wen? Den erwähnten "Herkules"? Das würde insofern passen, als dass der Angesprochene u. a. einen "Klemens" (Papst) zurückdrängt - analog zum Connétable Karl III. mit Papst Klemens VII. Doch wer ist mit dem oder den "Jul(i)us" und "Ascanius" gemeint, der oder die ebenfalls von "Herkules" vertrieben werden würden? Sie scheinen Gegner des "Herkules" zu sein. Dies bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass sie auf der gleichen Seite stehen wie der Papst. Wir könnten hier genauso drei bis vier Akteure vor uns haben ("Herkules", "Klemens", "Jul(i)us" und "Ascanius"), die eigene und durchaus auch gegensätzliche Interessen vertreten. Leider ist nicht klar, ob "Jul(i)us" und "Ascanius" zwei verschiedene oder ein und die dieselbe Person sind. Im ersten Fall hätten wir den Stammvater des Juliergeschlechts vor uns, das mit Julius Cäsar den "Urkaiser" sowie mit Augustus den Beginn des abendländischen Kaisertums hervorgebracht hat. Die Herrscher des römisch-deutschen Reiches führten seit 996 u. a. auch den Titel "Romanorum Imperator Augustus". Später, so bei Karl V., wurde daraus "semper Augustus" (allzeit Mehrer [des Reichs]). Somit wäre ein "Jul(i)us = Ascanius" mit Blick auf die Italienkriege des 16. Jh. wohl ein neuer Kaiser des wiedererstehenden römisch-deutschen Reiches (vgl. 10/31). Doch warum sollte Nostradamus für einen neuen "Karl V." ausgerechnet den mythischen Ascanius bemühen und nicht etwa Augustus? Verstehen wir "Julius" und "Ascanius" als zwei unterschiedliche Personen, könnte mit "Jul(i)us" auf Julius Cäsar angespielt werden, der u. a. bereits den Titel "Imperator" aber nicht "Augustus" trug. Ein Begriff, von dem sich die Kaiserbezeichnung u. a. im Französischen (empereur), Italienischen (imperatore) und Spanischen (emperador) herleitet. Damit wäre wohl wieder ein Kaiser des erneuerten römisch-deutschen Reiches gemeint. Doch "Ascanius"? Natürlich hat Nostradamus gewusst, das "Ascanius" ein anderer Name für den mythischen "Iulus" ist. Und dies hätte er gut einmal mehr zur Verwirrung des Lesers einsetzen können, der hier leicht dazu neigt, in beiden Namen nur eine Person zu erblicken. Doch gäbe es Alternativen dazu? Im deutschen Bereich wohl Ascanius von Cramm und im italienischen Ascanio I. Colonna, vgl. Anmerkung 6. Beides waren militärische Kommandeure, die unter dem Oberbefehl Kaiser Karls V. standen. Da erstens der Colonna 1527 in Rom eingezogen und zweitens unklar ist, ob Nostradamus den latinisierten Namen des Asche von Cramm gekannt hat, steht wohl die italienische Lösung im Vordergrund. Verfolgen wir die Spur der Condottieri weiter, stoßen wir auch für den Namen Julius (it. Giulio) auf einige interessante Kandidaten. Zu nennen ist dabei Giulio da Montevecchio di Fano (?- ca. 1555), der u. a. 1526 im Auftrag von Papst Klemens VII. 4000 Mann in den Marken kommandierte (vgl. DAMIANI, https://condottieridiventura.it/giulio-da-montevecchio-di-fano/ Abgerufen am 01.07.2019). Und wenn sowohl "Klemens" wie auch "Julius" und "Ascanius" zur Kirche gehören sollten? Es gab drei Päpste mit Namen Julius, doch einen Ascanius suchen wir unter den Nachfolgern Petri vergeblich. Dafür gab es einige Kardinäle namens Ascanio. Am interessantesten dabei ist wohl Ascanio Sforza aus Mailand (1455-1505). Dies u. a. weil er während des Pontifikats von Papst Julius II. (1503-1513) gewirkt hat. Allerdings war das Verhältnis zwischen den aus zwei konkurrierenden Familien stammenden Kirchenmännern getrübt. Nachdem die Franzosen 1500 Mailand besetzt hatten, gerieten Herzog Ludovico Sforza und sein Bruder Kardinal Ascanio Sforza beim Versuch der Rückeroberung der Stadt in französische Gefangenschaft. 1503 durfte Ascanio Sforza wieder nach Rom zurückkehren, wo er nach dem Tod des Borgia-Papstes Alexander VI. zunächst verhinderte, dass der spätere Julius II. zum direkten Nachfolger gewählt wurde. Versuchen wir nun, das Gesagte mit Strophe 10/27 in Einklang zu bringen und zusammenzufassen: Ein französischer Feldherr ("großer Herkules") wird, um eine Herkulesarbeit zu erledigen, nach Italien marschieren und Rom mit der Kurie einnehmen. Diesen Franzosen, der für den französischen "Adler" kämpfen wird (oder vielleicht sogar mit ihm identisch ist), stellt Nostradamus mit dem Connétable Herzog Karl III. von Bourbon-Montpensier in eine Reihe, dessen Truppen die Ewige Stadt 1527 erobert und verheert hatten. Da das künftig wiedererstehende römisch-deutsche Reich ("Schwert"), die Kirche ("Schlüssel") und der französische "Adler" so zerstritten sein werden wie nie zuvor, könnte es sein, dass sich in diesem Krieg nicht zwei sondern drei Parteien feindlich gegenüberstehen. Das macht die historischen Zuordnungen unklar und verworren. So könnte es etwa sein, dass dieser "Herkules" gleichzeitig an Odet de Foix erinnern soll, vgl. oben. In Zeile drei spricht Nostradamus diesen "Herkules" direkt an und sagt ihm voraus, dass er zum Ersten einen neuen Papst Klemens VII. bzw. dessen Macht zurückdrängen wird. Zum Zweiten gelingt dem Franzosen "Herkules" das gleiche aber auch bei einem "Jul(i)us". Damit könnte der Kaiser ("Julius Cäsar") des künftigen römisch-deutschen Reichs bzw. seine Macht in Italien gemeint sein. Die in Italien heimische militärische Macht, über die der Kaiser verfügt, könnte mit Blick auf Ascanio I. Colonna mit "Ascanius" gemeint sein. Auch diese Macht wird der französische "Herkules" zurückdrängen. Aber vermutlich erst nachdem ihm dies bei der Kurie in Rom gelungen sein wird. |