In der einschlägigen Literatur heisst es, dass die Amseln 3 bis 5 Eier legen und 12 bis 15 Tage brüten. Somit wird es bei uns wohl zwei Wochen keine Partys auf dem Balkon geben. Doch ein ruhiges Nickerlein an der Sonne oder das Lesen eines Buches wird bestimmt drinliegen. Schon jetzt können wir den Balkon in genügend grossem Abstand vom Nest betreten, ohne dass die Amsel gleich wegfliegt.
18. April Seit gestern sitzt das Weibchen fast ununterbrochen im Nest. Mittags um zwölf Uhr verlässt es das Nest. Zu der Zeit sitzen wir beim Mittagessen. Die Kamera ist bereit - und tatsächlich, das fünfte Ei ist gelegt. Das Männchen setzt sich schnell auf den Nestrand und seitdem ist das Weibchen ständig da...
19. April War es wohl das letzte Ei?   Jetzt fängt das Brüten an. Wann wird es soweit sein?

Um den 30. April werden die Jungen schlüpfen. Viel Neues wird es bis dann nicht zu erzählen geben, doch machen wir täglich interessante Beobachtungen:
Während unseres Frühstücks, zirka um 7.30 Uhr, fliegt die Amselmutter regelmässig weg. Kurze Zeit später macht das Männchen auf dem Balkongeländer Halt, beobachtet die Umgebung und  setzt sich dann auf den Nestrand. Sein Kopf neigt sich jeweils leicht zu den Eiern hinunter, wie wenn er die Arbeit der Mutter begutachten oder kontrollieren  würde, ob noch alles seine Ordnung hat. Etwa zwei, drei Minuten später fliegt sie fort. Und bald darauf kommt die Mutter zurück und kauert  sich tief hinunter ins Nest, das Köpflein legt sie auf den Rand des Nestes und der Schwanz schaut kerzengerade nach oben. Dieses Ritual wiederholt sich täglich einige Male. 
Ein munterer Besucher auf dem Balkon ist ein Buchfink, kugelrund, mit einem hübschen braunroten Brüstlein. Er sitzt genüsslich auf der Balkonbrüstung und zwitschert , der kleine gelbe Schnabel öffnet und schliesst sich, so dass man seinen Gesang «vom Schnabel ablesen» kann.
Klicken Sie auf das Bild, und Sie hören sein Lied!
21. April
Seit einigen Tagen ist der Winter zurückgekommen und hat die Wiesen mit mehreren Zentimetern Schnee zugedeckt. Um unsern Vögeln die Suche nach Futter zu erleichtern, habe ich auf dem Balkontisch in einem Tonteller einwenig Vogelfutter und - anstelle von Regenwürmern - eine winzige Portion gehacktes Rindfleisch bereitgestellt.  Es schien, als ob die Amseln Hunger gehabt hätten. Rund um den Teller waren Körner verstreut, das Fleisch aber war säuberlich «weggeputzt». Wir freuten uns, dass es ihnen geschmeckt hatte. Doch plötzlich flatterte ein «grosses Ding» auf den Balkontisch und mit Schrecken mussten wir feststellen, dass es eine Elster war. Die Amsel flog weg und im Garten ertönte ein aufgeregtes «Vogelgeschrei». Daraufhin wurde der Rest des «Menüs» entfernt, um den ungebetenen Gast, der sich sonst kaum auf Balkone begibt, fernzuhalten.  Was so ein später Wintereinbruch nicht alles bewirken kann!
 

Und nun noch etwas über die AMSELN:

gestützt auf die Angaben der Vogelwarte Sempach, siehe:
http://www.vogelwarte.ch/

(Ein Besuch der Vogelwarte ist sehr empfehlenswert. Auch jegliche Auskünfte werden gegeben und alle Fragen auf E-Mails beantwortet .)

Bestand in der Schweiz: 800'000-1'000'000; nicht gefährdet; Zugverhalten: Teilzieher; 
Grösse 25 Zentimeter; Gewicht  80-110 Gramm;  Gelegegrösse 3-5 Eier; Brutort: Baum, Gebäude;
Brutdauer 12-14 Tage; Nestlingsdauer: 14 Tage; Nahrung: Würmer, Früchte; Vogelgruppe Singvögel; Lebensraum Siedlungen, Wald 

Die Amsel war ursprünglich ein ausgesprochener Waldvogel. Erst im Laufe der letzten hundert Jahre ist sie so zahlreich in die vom Menschen geschaffenen Lebensräume vorgedrungen, dass sie heute in Mitteleuropa zusammen mit dem Buchfinken zu den häufigsten und am weitesten verbreiteten Brutvögeln gehört. Im abendlichen Konzert der Vögel übernimmt die Amsel die tragende Stimme. Sie singt gerne an expontierten Stellen, auf Dachfirsten oder Baumwipfeln, so dass ihr Gesang weithin zu hören ist. Auf diese Weise bezeichnet das Männchen sein Territorium gegenüber den Artgenossen. Ihr wohlklingendes Flöten schätzen manche mehr als das Lied der Nachtigall. Das liebliche, gedämpfte Schlussmotiv wird bei geschlossenem Schnabel gesummt und klingt wie ein entferntes Echo. Die übrigen Laute der Amsel sind schriller. Mit nervösem, zeterndem Geschrei macht sie auf Gefahren aufmerksam, während ein von starken Schwanzwippen begleitetes "Tschuktschuk" ihre Angst ausdrückt. In der Dämmerung ruft sie beharrlich "tix-tix". Im Gegensatz zur Singdrossel und zur Misteldrossel ist bei der Amsel das Federkleid nach Geschlecht verschieden. Das Männchen ist pechschwarz mit gelbem Schnabel, das Weibchen brauner. Man trifft oft auch Männchen, die aussehen, als lägen Schneeflocken auf ihrem Rücken. Selbst völlig weisse Amseln gibt es. Diese Weisslinge kommen in den Städten häufiger vor als in freier Natur, denn dort merzen sie die natürlichen Feinde der Amsel bald wieder aus.
 

Fortsetzung folgt!