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Die Hoffnung stirbt am letzten Tag

Diagnose Hirntumor

Kapitel 12:  Alles wird schwieriger
1. Juni
​Die Kraft in der rechten Hand und auch die Koordination erschwerte viele Alltagstätigkeiten. Werner hatte sich immer in der Küche unter anderem um das Schneiden des Käses gekümmert. Er machte schöne feine Scheiben aus dem grossen Brocken. Doch nun sah das Ergebnis immer schlimmer aus. Beim Salatrüsten fand er mehrmals die Salatschüssel nicht mehr, obwohl sie sich seit Jahren an der gleichen Stelle befand. Deshalb stellte ich sie ihm zukünftig vorab bereit. Aber es wurde immer schwieriger für ihn. So hatte er mindestens eine Stunde, um einen Kopfsalat zu waschen und zu schneiden. Ich merkte auch, dass er Mühe hatte, so lange zu stehen. Also übernahm ich seine Arbeit und ich denke, er war froh darüber.

Auch mit dem rechten Bein wurde es schwieriger. An einem Mittag rief mich jemand, als ich gerade am Abwaschen war. Werner würde bluten. Er sass am Tisch und blutete am Ellbogen. Unwillig gab er zu, dass er zuvor den unteren Tritt der Treppe verpasst habe und auf den Boden gestürzt sei. Dabei habe er den Ellbogen aufgeschürft. Im Nachhinein entdeckte ich auch eine Beule am Kopf. Was genau wie geschah, konnte ich nicht herausfinden.

Doch mit der Treppe wollte ich kein Risiko mehr eingehen. Bis anhin hatte Werner immer die Dusche im Keller benutzt, obwohl auf seinem Stockwerk ebenfalls eine war. Die Kellertreppe war sehr steil, kurvig und hatte nur ein Geländer auf der rechten Seite. Ich schaute immer nach, ob alles in Ordnung war. Es kam vor, dass er das Badetuch vergessen hatte und sich nicht abtrocknen konnte. Auch ging es immer viel länger mit dem Duschen.

Mit viel Einfühlungsvermögen konnte ich ihn dazu bereit erklären, die Dusche oben auszuprobieren. Da konnte ich auch beobachten, wie viel Mühe ihm das Anziehen machte, wenn er dazu nicht sitzen konnte. Ich besorgte ihm einen Bademantel, damit er sich in seinem Zimmer auf dem Bett sitzend anziehen konnte, was schon besser ging. Allgemein war es schwierig ihm zu sagen, wie er es am besten machen konnte, weil er die Anweisungen nicht verstand.