Beim Einkauf war es Werner immer wichtig, den Betrag
möglichst genau zu zahlen, denn wir wussten auch eigener Erfahrung von unserer
Zeit als Ladenbesitzer, dass die Leute froh waren um Kleingeld. Plötzlich
zahlte er nur noch mit Noten. Doch nicht immer konnte er seine Beeinträchtigung verbergen. Im CC bekam man nach dem
Einkauf noch einen Gratis-Kaffee. Werner nahm sich dann immer noch ein
Gipfeli dazu, welches er aber bezahlen musste. Ich merkte, dass es für seine
rechten Finger nicht mehr so einfach war, die kleinen Geldstücke raus zu
fischen. Irgendwann verlor er die Geduld und gab mir das Portemonnaie. „Mach du
das!“, sagte er. Beim nächsten Mal fragte ich ihn, ob ich zahlen soll und er
war sofort einverstanden.
Beim Schneiden der Karotten wollte er auch verbergen, dass es nicht mehr ging. Er schnitt die Karotten mit der linken Hand, da die linke Seite nicht so sehr beeinträchtigt war. Gesagt hatte er aber nie was.
Den Grosseinkauf in der Migros wurde nun immer zu dritt
gemacht. Es war Werner wichtig, dass er immer noch die Leitung hatte. So war er
auch derjenige, der am Kundendienst die Quittung unterschrieb, denn wir konnten
für die Gemeinschaft auf Rechnung einkaufen. Die Unterschrift wurde jedoch
immer mehr zu einem Gekritzel. Ohne viel Worte darüber zu verlieren, übernahm
einfach Tanja diese Aufgabe und Werner wehrte sich auch nicht. Was wohl in
seinem Kopf vorging, wenn man nicht mehr fähig ist, seine Unterschrift zu
tätigen? Man kann es nur erahnen. Eine Woche später fand ich vor seinem
Computer einen Block, wo er seine Unterschrift geübt hatte.
Wir versuchten aber immer, ihn noch mit einzubeziehen,
obwohl es ohne ihn schneller gegangen wäre. Er kam jedoch stolz vom Einkauf
zurück. „Ich habe den Einkauf alleine geschafft.“ Tanja erzählte mir dann, dass
er etwa vier Sachen im Wagen hatte von der grossen Liste. Sie übernahm dann den
grossen Rest, während er eine fünfte Sache suchte. Früher wusste er immer
genau, wo was war. Doch nun konnte er sich nur schwer daran erinnern und er
hatte auch Mühe mit der Orientierung im Laden.
Nach dem Mittagessen machte ich jeweils noch den Abwasch.
Früher half Werner beim Geschirr wegräumen. Doch jetzt schickte ich ihn gleich
weg, was er mit Erleichterung annahm. „Ich bringe dir dann den Kaffee rüber“,
fügte ich noch bei. Normalerweise ging er dann in unser Wohnzimmer und schaute
sich die RTL-Nachrichten an. Diesmal kam ich jedoch rüber und der Fernseher
lief nicht. Werner meinte: „Da stimmt was nicht mit der Fernbedienung.“ Mir war klar, dass er nicht mehr gewusst
hatte, welche Tasten er drücken musste.
Den Computer schaltete er am Morgen ein, aber das war schon
alles, was er damit macht.