Werner war sich doch insgeheim bewusst, dass er Hilfe
brauchte. Es fehlte ihm die Sicherheit beim Duschen. Eigentlich wollte ich
rüber in die Gemeinschaftsküche, um mit dem Kochen zu beginnen. Er sollte in
der Zwischenzeit duschen. Doch er wollte beim Duschen nicht alleine sein.
„Falls was passiert“, meinte er.
Jeden Monat hatte Werner bis anhin einen Vortrag gehalten.
Dafür benötigte er immer viel Vorbereitungsarbeit. Es war am 8. Juni, also vier
Wochen vor dem nächsten Vortragswochenende, als er sich äusserte: „Ich habe
noch nicht mal einen Anfang für den nächsten Vortrag.“ Für mich war es
erstaunlich, dass er wirklich daran dachte, wieder einen Vortrag zu halten.
Seine Vorträge waren immer wissenschaftlich sehr anspruchsvoll. Mir war klar, dass
er nicht mehr dazu fähig war, solche Themen zu bearbeiten.
Nachmittags unternahmen wir regelmässig bei schönem Wetter
einen Spaziergang. Sie wurden jedoch immer kürzer. Diesmal wollte Werner aber
unbedingt noch ein Stück weiter laufen. Doch auf einmal musste er dringend
absitzen. Leider war nirgends eine Bank zu sehen. Zum Glück war in der Nähe ein
Brunnen und in letzter Sekunde konnte er sich auf den Brunnenrand setzen. Ich
weiss nicht, was sonst passiert wäre. Erinnerungen an zwei Jahre früher kamen
in mir hoch. Von jetzt an wollte ich nicht mehr alleine mit ihm an die frische
Luft.