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Die Hoffnung stirbt am letzten Tag

Diagnose Hirntumor

Kapitel 20: Verwirrung nimmt zu
17. Juni -22. Juni

Es kam nun auch häufiger vor, dass er Wörter vertauschte. Er sprach von der Banane, meinte aber das Medikament. Für die Menschen um ihn herum war das natürlich sehr verwirrend.

Manchmal hatte er auch wieder Halluzinationen und dachte, es wäre jemand bei ihm gewesen und sie hätten zusammen gesprochen.

Eines Morgens beschrieb er seine Unsicherheit, dass er nicht wisse, ob seine Gefühle der Realität entsprechen.

An diesem Tag schrieb ich wieder einen Bericht im Internet-Forum:

'Mein Mann (80 Jahre, Glioblastom Grad IV, linke hintere Seite, OP zu gefährlich, Diagnose vor 2 Monaten, wartet noch auf die Strahlentherapie) liegt fast nur noch im Bett. Er könnte sich zwar körperlich noch einigermassen bewegen, aber er sieht nicht ein, wozu er noch aufstehen soll. Er öffnet seine Post nicht mehr, schaltet seinen Computer nicht mehr ein, hört auch nicht mehr Radio. Ich glaube, es ist für ihn zu anstrengend, weil er einfach vieles nicht mehr versteht. Es ist so schlimm, ihn so verzweifelt zu sehen. Vor kurzem war er noch eine starke, aktive Persönlichkeit trotz seines Alters'.

Beim Einkauf im CC war es nun jeweils so, dass Werner den Einkaufswagen zurückbrachte und anschliessend ins wartende Auto einstieg. Doch diesmal kam er mit dem Wagen zum Auto und blickte verwirrt um sich. Er wusste nicht mehr, wo sich die Einkaufswagen befanden.  Es war so traurig, das mit ansehen zu müssen. Wie musste es erst für ihn sein?

Die Verwirrung von Werner wurde immer stärker. Die kleinste Veränderung im Alltag brachte ihn aus dem Konzept. Er hatte nun auch neu die Art zu sagen: „Denkt dran, ich habe einen Hirntumor“. Dass er sich selbst damit widersprach, wenn er eine Stunde später wieder behauptete, der Tumor sei weg, das fiel ihm nicht auf.

Regula kam zu Besuch. Wir blieben zu Hause, denn mit Werner konnten wir nichts mehr unternehmen. Es war nicht so einfach, denn auch zu ihr war er etwas aggressiv.