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Die Hoffnung stirbt am letzten Tag

Diagnose Hirntumor

Kapitel 40: Arzt staunt
17. Juli

Das Bett war morgens wieder durchnässt. Die Spitex kam zu spät und die Arbeit blieb wieder an mir hängen.

Weil Werner das WC nicht mehr aufsuchen konnte, besorgten wir einen Nachtstuhl für das grössere Geschäft. Ich war nämlich etwas beunruhigt, dass er den Stuhl zurückhält, weil er nicht mehr aufs WC kann und vielleicht auch Hemmungen hat, in die Pants zu machen. Er sagte auch:

„Mir ist total sturm, wie eine Vergiftung.“

Doch als er etwas gegessen hatte, ging es ihm wieder besser.

Nachmittag hatten wir die Bestrahlung und das Arztgespräch. Dr. Widmer nahm zur Kenntnis, dass wir nun mit dem Rollstuhl kamen.

„Er wollte lieber den Rollstuhl an Stelle des Rollators,“ klärte ich ihn auf.

Werner kam doch noch zu seinem grossen Erfolgserlebnis. Dr. Widmer staunte nämlich, dass seine Haare alle noch da waren und überhaupt nicht ausgefallen waren.

„Ich habe ihnen ja gesagt, dass ich Sie noch zum Staunen bringen werde.“

Abends war er dann wieder sehr verwirrt und ass nichts mehr. Um 19.00 Uhr schlief er schon.

Um sechs Uhr wurde er immer noch vom Radiowecker geweckt. Dazu hatte er noch den normalen Radio. Er hörte den Radio über den Kopfhörer, aber gleichzeitig lief auch noch der Radiowecker, den er nicht mehr ausschaltete.  Er war verwirrt und sprach von einem  vierstündigen Durcheinander. Dazu zeigte er vier Finger. Ich fragte ihn, ob ich den Radiowecker nicht entfernen oder ausschalten soll.

Er reagierte ganz entsetzt: „Nein!“

Das Mittagessen nahm er erst um 14.00 Uhr. Dafür benutzte er den Nachtstuhl gleich zweimal für sein grosses Geschäft. Ich war froh, denn er hatte doch schon ein paar Tage keinen Stuhlgang mehr gehabt.