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Die Hoffnung stirbt am letzten Tag

Diagnose Hirntumor

Kapitel 41: Die Treppe
19. Juli

Eigentlich hatten wir vor, Werner heute mit dem Rollstuhl zum Essen in die Küche zu schieben, da er den Termin zur Bestrahlung um 12.45 Uhr hatte.

Am Morgen erwachte er wieder im nassen Bett und ich musste ihn neu eindecken und ihm frische Pants anziehen. Das war im jetzigen Zustand immer anstrengend für Werner. Er musste kurz rüber auf den WC-Stuhl sitzen, damit ich das Bett frisch anziehen konnte. Ausserdem musste er aufstehen, damit ich ihm die frischen Pants hochziehen konnte.

Essen wollte er nicht und er trank nur ganz wenig. Danach kam noch die Spitex und plagte ihn nochmals. Diesmal kam sie schon um 9.00 Uhr. Als sie gegangen war, schlief Werner wieder ein.

Ich musste ihn dann um 12.00 Uhr wecken und gab ihm ein Stück Toast zum Essen. Dann ging es mühsam die Treppe runter. In der Hälfte etwa, auf dem Zwischenboden, musste er sich auf einen Stuhl setzen, den wir schnell geholt hatten.

Als wir heimkamen, sassen wir noch kurz draussen und Werner trank etwas, bevor wir die Treppe hoch mussten. Weil das Sonnenlicht Werner stark blendete, holte ich ihm die Sonnenbrille. 

Doch später sagte er: „Ich sehe nichts mehr. Mir ist sturm.“

Ich schob ihn dann in den kühlen, dunklen Gang vor die Treppe.  Doch irgendwann mussten wir die Treppe hin Angriff nehmen.

Es waren insgesamt etwa 20 Stufen. Auf dem Zwischenboden nach sechs Stufen war der Stuhl, auf den Werner sich total ausser Atem fallen liess. 

Als wir endlich bei der letzten Stufe anlangten, konnte Werner nicht mehr und fiel einfach auf den Boden beim Treppenende. Für Tanja und mich war er viel zu schwer. Wir konnten ihn nicht mehr hochheben.

Später habe ich erfahren, dass man für solche Fälle die Feuerwehr zu Hilfe rufen durfte.

Zum Glück kamen jedoch zwei Personen daher und zu viert schafften wir es, Werner auf den WC-Stuhl zu setzen (der hatte ja Räder) und ihn damit ins Schlafzimmer zu schieben. Total erschöpft fiel er in sein Bett. Das Abendessen fiel aus.