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Die Hoffnung stirbt am letzten Tag

Diagnose Hirntumor

Kapitel 52: Dauerschluckauf
3. August

Die ganze Nacht über plagte Werner ein Schluckauf. Wir konnten beide nicht schlafen, denn ich hörte es natürlich ebenfalls durch das Babyphon. 

Irgendwann nachts sagte Werner: „Tot.“ 

Ich antworte: „Vielleicht musst du dir doch Gedanken machen über das Sterben.“

Er schaute mich erstaunt an. „Wieso?“

Später fragte er mich, ob ich geheult hätte. Ich verneinte, was zu dem Zeitpunkt auch die Wahrheit war.

„Ich bin nur müde.“

Am Morgen wollte er keine Banane mehr. Später aber wieder etwas kaltes Bier. Ich wusste, dass er immer gerne Eis gegessen hat und ich fragte ihn am Nachmittag, ob ich ihm Pistazien-Glace, sein Lieblingseis, besorgen soll.

„Oh ja!“, sagte er.

Er nahm aber dann trotzdem nur gerade einen Teelöffel davon.

Der Schluckauf machte ihn fertig.

„Ich bin ein geplagter Mann.“, meinte er, „aber das ist Leiden auf hohem Niveau.“

Im Forum fand ich eine Aussage eines Arztes:

'Ein Schluckauf wird üblicherweise als Irritation im Bereich des Hirnstamms gedeutet, wo die Atmung reguliert wird. Wenn ein Schluckauf im Rahmen einer Erkrankung des Gehirns besteht, wird es als ungünstiges Zeichen gewertet, da lebenswichtige Strukturen beeinträchtigt sein können.'

Ich fand auch Patienten, die eine Woche lang, oder auch nur einen Tag lang Schluckauf hatten, bevor sie verstarben.

Abends um sechs Uhr, als der Schluckauf immer noch nicht aufhörte, rief ich zum ersten Mal das Palliative Care Team an. Ich durfte ihm drei Tropfen Morphin geben. Nach einer Viertelstunde hörte der Schluckauf auf und Werner schnarchte. Doch nach einer Stunde begann der Schluckauf wieder, während Werner schlief.

Später gegen zehn Uhr gab ich ihm nochmals drei Tropfen.

„Alles hilft nichts.“, meinte er.