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Die Hoffnung stirbt am letzten Tag

Diagnose Hirntumor

Kapitel 7:  Resultat
13. Mai
Am Montag, den 13. Mai, hatten wir nun endlich den Termin beim Neurochirurgen, nachdem Werner selbst angerufen hatte, damit wir schneller einen Termin bekamen.

Nachdem wir eine fast eine Stunde über die Terminzeit hinaus gewartet hatten, kam ein Arzt und fragte, zu wem wir denn müssten? Ich nannte den Namen des Arztes und dann ging es nur wenige Minuten und wir waren dran. Es kam mir vor, als hätte man uns schlicht vergessen.

Der Neurochirurg meinte dann, er hätte leider keine guten Nachrichten. Es handle sich um einen bösartigen Tumor und von der Sorte auch noch gleich den ärgsten, ein sogenanntes Glioblastom.  Das ist ein hochgradiges Gliom mit den Massen 3.6x2.2x3.2cm. Der Tumor liege im Marklager des Parietallappens auf der linken Seite. Er zeigte uns dann Bilder davon.

Werner zeigte sich auch hier sehr positiv. "Der Geist steht über der Materie", teilte er dem Arzt mit. Dieser entgegnete: "Das möchte ich gar nicht in Abrede stellen, aber das ist ihr Job. Meiner ist es, mich um die Materie zu kümmern".

Ich wollte von ihm wissen, wie sich der Tumor auswirken werde. Er meinte, er könne sich weiter im motorischen Bereich ausdehnen. Dies könnte weitere körperliche Beschwerden bewirken bis zu Lähmungserscheinungen. Ich sagte bestürzt: "Aber wir wohnen im 1. Stock. Wie kommt er dann die Treppe hoch und runter?" Der Arzt beschwichtigte mich: "So weit ist es ja jetzt nicht".

Die Biopsie-Befunde werden nun nach Zürich geschickt, wo sie genauer definiert werden können.

Danach werde ein Tumorboard stattfinden, wo man die bestmögliche Methode suche, um diesen Tumor zu zerstören. Da kommen alle Spezialisten zusammen. Ein Tumorboard findet immer an einem Donnerstag statt. Am kommenden Donnerstag seien die Ergebnisse noch nicht da, so dass das Tumorboard am 23.5. , also in zehn Tagen, stattfinden werde.

Ich fragte den Radioonkologen, wie lange Werner noch leben würde ohne Behandlung. Er sagte etwas zögerlich, dass ohne Behandlung die Lebenserwartung wenige Monate wäre.

Da konnte ich mich nicht zurückhalten und sprach ihn auf den erhaltenen Bericht an. Ich hätte gegoogelt und wäre schockiert gewesen. Er war etwas irritiert und fragte: ‘Stand das wirklich in dem Bericht‘? Ich bejahte. ‚Aber es stand bestimmt: „Vermutlich handelt es sich um ein Gliom“‘. Ich widersprach. ‚Es stand nichts von „vermutlich“‘. Ich glaube, er hat meine Kritik verstanden und ich hoffe, dass in Zukunft die Berichte nicht einfach so mitgegeben werden. Es war ja schon unverständlich, dass wir den Bericht bekamen und der Hausarzt nicht. Vielleicht hätte der Bericht in einem verschlossenen Umschlag uns für den Hausarzt mitgegeben werden sollen. Wobei ich nicht sicher bin, ob ich ihn dann nicht geöffnet hätte. Auf jeden Fall ist da was schief gelaufen.