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Die Hoffnung stirbt am letzten Tag

Diagnose Hirntumor

Kapitel 8:  Beginn des Tagebuchs
14. Mai
​Für mich war nun klar, dass der Zustand von Werner ernst war. Auch mit Behandlung leben die meisten, vor allem in diesem Alter und mit dieser Vorgeschichte, höchstens noch ein Jahr. Ich wusste dies, weil ich mich in einem Hirntumor-Forum schlau gemacht hatte. Ich las von so vielen Schicksalen. Schlimm war es, wenn ich dann runterscrollte im Chat und irgendwann die Nachricht geschrieben wurde, dass der Vater, der Ehemann, der Freund, die Mutter nun gestorben sei. Ich musste jedes Mal weinen, denn durch die vielen Mitteilungen hat man den Prozess des langsamen Dahinvegetierens mitgelitten und man wurde wie zu einem passiven Familienmitglied, das einen seiner Lieben nun verloren hat.

Bis jetzt hatte ich nicht gewusst, dass es so viele Hirntumor-Patienten gab. Auch viele Prominente. Plötzlich wurde ich auch informiert, dass ein Bekannter, ein Mitglied unserer Gemeinschaft, ebenfalls an einem Hirntumor gestorben war. Er hatte nach der Diagnose noch etwa ein Jahr gelebt und war im gleichen Alter wie Werner gewesen. Verrückterweise wurde ich nun dauernd mit diesem Thema konfrontiert. Fast in jedem Film im TV kam ein Patient vor mit Hirntumor. Es war fast peinlich, wenn ich mit Werner fern sah und wir mitansehen mussten, wie jemand an einem Hirntumor erkrankte und oft auch starb. Wir sprachen nicht darüber. Aber ich war überzeugt, dass er sich seine Gedanken machte, innerlich. Gegen aussen war er weiterhin von seiner baldigen Genesung überzeugt.

Um irgendwann meine Leute davon zu überzeugen, dass es Werner wirklich schlechter ging, begann ich täglich seine Rückschritte aufzuschreiben. Es war nämlich so, dass sich Werner oft zusammenreissen konnte und die Leute den Eindruck bekamen, dass es ihm gut ging. Zudem er ja dasselbe auch behauptete.

Auf seinem PC fand ich später ein Dokument mit dem Titel:‘ Denn unsere Gedanken haben viel Power‘.

Das Dokument enthielt nichts ausser einer leeren Seite.