Diese beiden Bilder führen zurück in die Zeit, als das jetzige Schulhaus eingeweiht wurde.

Der Verfasser des nachfolgenden ungekürzten Blicks in die Vergangenheit der Schule (Mittelalter bis Mitte 19. Jahrhundert) ist Otto Bühler, der von 1921 bis 1968 Schulmeister im Biembach war.

Baugeschichte jetziges Schulhaus (ab 1957)

Bei allen Völkern und zu allen Zeiten wurde der Zustand der Schulen als Massstab für die Bestimmung der Kulturhöhe angesehen. Auf der ganzen Welt geht aber die Entwicklung in geistigen Belangen sehr langsam vor sich. Ungeduldige Naturen können darob in Verzweiflung geraten. Nur der Philosoph und der abgeklärte Mensch wissen, dass "gut Ding Weile hat" und dass man sich oft zufrieden geben muss, wenn die Entwicklung nicht rückwärts verläuft.

Zur Zeit der Reformation gab es noch keine Volksschulen. Nach derselben richtete die bernische Obrigkeit einen Jugendunterricht in der christlichen Lehre ein. Die Dorfpfarrer nahmen die Kinder von 6 - 14 Jahren jeden zweiten Sonntag zu einem "Kinder-Bericht" zusammen. Ums Jahr 1600 wurden viele Klagen laut über Sittenverwilderung und Religionsverachtung. Man rief nach Schulen, damit die

"ungezogene, verruchte, unverschamete jugent im läsen, schryben und christenlich gepätt und Iher"

unterwiesen würde. Das stiess auf grossen Widerstand, obschon nur für jedes Kirchspiel eine solche gewünscht wurde. Im Chorgerichtsmanual des Jahres 1616 wird von einer solchen Schule in unserer Gemeinde berichtet. Das Schulhaus stand auf dem Eichholz. Hier sollten die 200 Kinder der Gemeinde unterrichtet werden. Der Besuch war schlecht. Der Gründe gab es mehr als genug: Schlechte, weite Wege, im Winter viel Schnee, grosse Armut. Die Kinder hatten oft nicht Kleider und Schuhe,

"weshalb die Schule versaumt und ohne die nötige Unterweisung bleiben."

Der Schultheiss von Burgdorf mahnte unsere Gemeinde umsonst, mehrere Schulhäuser zu bauen. Der Dorfviertel Hasle möchte doch für seine 70 Kinder eine eigene Schule errichten. Aber es hiess:

"Hasle ist gar schrecklich arm, hat kein Gmeingut, daraus der Schulmeister könnte versöldet werden."

Dabei war der Lohn wahrlich nicht gross. Im Kirchengutsbuch von 1581 - 1674 steht unter dem Jahr 1617 etwas über die Besoldung dieses ersten Schulmeisters:

"Dem Schulmeister Bendicht Sterchi ist geordnet worden wie volget:

Erstlich sol er han alle wuchen von ein jeden ein Batzen.

Denne sol ihme ein jedes alle tag ein shidtholz bringen oder für ein wynters geben ein Fuder holtz.

Wytters auff Wiehnacht Vronfasten gibt ihm die Dorfmarch ein Viertel korn.

Die im Biembachgraben auff Fassnacht fronfasten auch ein Viertel korn.

usw."

Die Schulmeister mussten ihren Lohn an Holz, Korn und Taunerbatzen selber von Haus zu Haus einsammeln. Oft hatten sie sehr viel Ausstehendes.

1630 wurde zum Beispiel ein Hausvater vorgeladen, weil er den Schulmeister 5 Jahre auf das geschuldete Korn warten liess. Die Aufsicht über die Schule führten der Pfarrer und das Chorgericht. In den Chorgerichtsmanualen wimmelt es von Klagen über ungebildete, verkommene, moralisch nicht einwandfreie Elemente unter den Schulmeistern.

"15. August 1673: Schullmeister Ullj Schütz citiert, wylen er iedwylen in der predig ein gottloss lachen erzeigt und andere noch darzu anreitzen wellen..."

Über einen anderen Schulmeister, seine Frau und seine Kinder wird geklagt, weil sie dreckig und krätzig seien und alle Tage im ganzen Kirchspiel herum betteln gingen.

In einem Pfarrbericht vom Jahr 1764 heisst es (Rudolf Schnell, Pfarrer zu Hasle):

"Dahier in dieser weitläufigen, zersteuten, meistens Berggemeind sind nur zwey Schulen. Die einte soll seyn im Biembach-Viertel wol beynah eine Stund entlegen, die andere ist eine gute halbe Stund entfernt und in diese sollen die Kinder der übrigen drey Viertlen (Hasle, Uetigen, Goldbach) gehen."

Der Pfarrer scheint die Verhältnisse nicht aus eigener Anschauung gekannt zu haben, sonst hiesse es nicht "soll seyn". Dass die Biembacher schon eine Schule besassen, stellt ihnen ein gutes Zeugnis aus, aber ein Schulhaus existiere wohl noch nicht. Das beweist eine Eintragung in der Kirchenrechnung vom Jahr 1773. Da ist ein Stubenzins von 4 Gulden und 20 Batzen verbucht. Man hatte also eine Stube gemietet.

1772 baute Hasle neben der Kirche ein Schulhaus. Wer Einzelheiten erfahren will, kann einen Blick in die Kirchenrechnung von 1773 - 1775 tun. Hier steht unter anderem:

Das Land (1/8 Jucharte) kostete 30 Pfund samt einem vertrauten Trinkgält.

Das ganze Schulhaus kostete 107 Pfund, 16 Batzen und 2 Kreuzer.

Der Gerichtsäss Abraham Kiener sprach persönlich bei den gnädigen Herren in Bern vor und erhielt eine "Beysteuer" von 60 Pfund.

(1Pfund = 7 1/2 Batzen)

"Haslj musste das nöthige Bauwholtz zuhin führen, die anderen drey Viertel aber die nöthigen Laden, Schindlen und Latten. Jedes Guth sollte 10 Latten Lieferen, welche nicht kürzer sein söllen als 40 Schue."

"Jedem Zimmermann und Jeder Persohn, so von der Gemeind darzu beruffen wird, sölle vom Kirchmeier Eine halbmass Wein und für ein bazen broth Bey aufrichtung des neuwen Schulhausses gegeben werden."

1780 gelangten dann die Biembacher an die Einwohnergemeinde mit der Bitte, für ihre Schule

"etwas mehrers Beyzutragen."

Sie wurden abgewiesen und vertröstet, wenn sie ein neues Schulhaus bauen wollten,

"so werde Ihnen nach proportion und Billigkeit Beyhülf geleistet."

Am 27 Horner 1781 wurde beschlossen, ein neues Schulhaus zu bauen. Aber, wo sollte es stehen? Diese Frage entzweite die Biembacher auf Jahrzehnte hinaus. Der Streit dauerte offiziell 12 Jahre und ist in den Protokollen auf 500 Seiten niedergelegt. Der endgültige Friede aber wurde erst 53 Jahre später geschlossen. Doch hören wir weiter.

Weil sich die Biembacher nicht einigen konnten, wo das Schulhaus stehen sollte, bestimmte die Einwohnergemeinde Mittelsmänner

"die den Biembachgraben gemässen und erklärten, die Mitte dieses Grabens seye ohngeferd Bey den Biembach Häusseren."

Umsonst ....

"Beaugenscheinigten sie drey Schulhaus Plätze, Bei dem Stalden, vorher den Biembach Häusseren und hinderher denselben.

Die beiden Kriegslager, die Vorder- und die Hinter-Biembacher waren unversöhnlich. Beide beriefen sich auf die "Schuhlohrdnung". Sie sammelten Unterschriften. Die Vorderen erhielten die Mehrheit mit

"42 Häussern, 52 Haushaltungen, 82 Kindern."

Sie wünschten, dass das Schulhaus

"an den Stalden möchte erbauen werden, weil Bequämer."

Die Einwohnergemeinde beschloss, das Schulhaus im Stalden zu bauen. 1782 wurde der Platz von Hans Locher für 150 Pfund gekauft und das Schulhaus gebaut. Die Hinter-Biembacher wollten sich aber der Mehrheit nicht fügen. Sie bestellten für sich einen Schulmeister und verlangten 1785 sogar von der Gemeinde

Bezahlung von Schullohn und Holtz für den Hinter-Biembach."

Sie wurden mit der Begründung abgewiesen,

"die andern Viertel haben auch nur eine Schul und wenn sie einen zweiten Schulmeister halten wollten, so sollten sie diesen mit der anerkannten Summe bestreiten, und wenn sie darauf beharrten, so soll ihnen der Hoche Richter vorgeschlagen werden."

Die Hinter-Biembacher gaben nicht nach. Der "Hoche Richter" musste kommen. Es war der Schultheiss Wurstenberger von Burgdorf. Er besichtigte die drei Bauplätze, schlug drei neue vor und riet, ein neues Schulhaus zu bauen und dasjenige im Stalden zu verkaufen. - -

Der Entscheid der Einwohnergemeindeversammlung vom 28. Mertz 1788 lautete wie folgt:

"Entweder

1. Bau einer Schuhlstuben und Kuchj für die Hinter-Biembacher - dann sollten sie diese Schul und dies Gebäu selbsten erhalten - und Beybehalten das Staldenschulhauses .....

oder

2. Bau eines neuen Schulhauses und Verkauf des Schulhauses im Stalden."

Die Mehrheit stimmte für die zweite Version. Die andern Viertel erkannten, sie wollten lieber ein zweites Schulhaus bauen, als einen Prozess zu riskieren. -

Am 24. Weinmonat 1788 erteilte der Schultheiss Wurstenberger den Befehl, das für das neue Schulhaus nötige Holz bis 6. Wintermonat zu fällen. Der Bau wurde 1789 wirklich ausgeführt. Dann folgte aber neuerdings eine grenzenlose Konfusion. Die hinteren Biembacher wollten innert 14 Tagen den Bau bezahlt wissen (verteilt auf die Besitzer der einzelnen Viertel). Viele waren damit einverstanden, andere jedoch misstrauten der Sache und wollten erst bezahlen, wenn das Staldenschulhaus verkauft und mit den Kosten des neuen verrechnet sei. - Das Misstrauen war begründet. Das Staldenschulhaus wurde nicht verkauft!

Im Jahre 1792 waren immer noch mehrere Güterbesitzer der Gemeinde die Kosten am Neubau schuldig. Der Ammann Müller blieb mit den Prozesskosten für viele Zahlungsweigerer hängen. Erst seine Erben brachten 1795 die ausstehenden Prozesskosten von 30 Bürgern zum grössten Teil ein.

Damit stehen wir am Ende des 18. Jahrhunderts, welches den Zusammenbruch der alten Eidgenossenschaft und die entwürdigende Fremdherrschaft der Franzosen brachte.

Über die Schulverhältnisse zur Zeit der Helvetik gibt uns die Stapfer'sche Enquète vom Jahr 1799 erschöpfend Auskunft:

(Das Bild "Dorfschule" von Albert Anker, der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts veschiedentlich auch in der Gemeinde Hasle malte und zeichnete, vermittelt einen Eindruck vom Unterricht im 18. und frühen 19. Jahrhundert)

"Biembach-Stalden (Schmidtli):

Der Schullehrer heisst Christen Walther. Er ist 75 Jahre alt und 4 Monat. Er het 6 kinder und alle in der Ehe. Er ist Schullehrer 27 Jahr. In diesser Zeit ist Er 5 Jahr zu Rüdersweil Schullehrer gewessen und wider zurük Berufen.

Er ist Zu Vor ein Zimmermann Gewessen. Seine Verrichtungen sint zwüschen im Sommer den Schullen auss noth mit Sägesen und Sichlen und Wetzstein Handlen.

Im Winter sint 22 Knaben und 5 Mägte, im Sommer aber nur acht Knaben und 5 Mägte zur Schule gekommen.

Das Schulhaus ist Neüw Erbauwen.

Schlussbemerkung:

Ich Habe nicht Bey zubringen, als ich wünschen, das die Kinder fleissiger in die Schuhlen geschickt würden.

Es wirth in der Schul gelehrt: Das Buchstabieren, dass Lessen und dass Singen, und dass Schreiben und dass rechnen.

Schuhlbücher:

Dass Nammen Buch, dass fragen Buch, dass Psalmmen Buch und die Bibel, dass Testament, und der Hindertheil von Lamppen .....

Der Schullehrer Schreibt den kinderen Eint und andere Geistliche sprüche und Versen Vorr..."

Neben dem "Holtz nach notdurft und etwas Land mit Etwelchen Böümen" erhielt er als Lohn 9 Gulden und 15 Batzen. In den letzten Jahren seiner Amtstätigkeit häuften sich die Klagen darüber, die Kinder lernten nichts mehr und gingen deshalb nach Hasle oder nach Hinterbiembach zur Schule. Im Jahre 1806 "resignierte" (demissionierte) er als 83 Jähriger.

(Foto Hans Zysset)

Im Hinter-Biembach (Hungihüsli, Bild von 1965) war ein Schullehrer mit Namen Hans Iselj. Er trat sein Amt mit 18 Jahren an und "war vorhär im Sonnbärg und ein Landarbeitermann." Neben dem Lehramt übte er den Wollenspinnerberuf aus und zu seinem Unterhalt "die nöthige feldarbeit." Von den 35 Schulkindern besuchten 12 - 28 den Unterricht. Bei Aufzählung der Schulfächer fügt er bei: "Wen es müglich wäre Rächnen."

(Hungihüsli heute, Foto vom 6.5.2003, Christian Siegenthaler)

In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nahm die Schülerzahl beträchtlich zu.

Aus der Schultabelle von 1806 vernehmen wir:

Hinterbiembach = 41 Häuser, 43 Haushaltungen, 213 Seelen, 50 - 60 Schüler

Vorderbiembach = 327 Seelen, 40 - 50 Schüler

Aus der Pfarramtlichen Schultabelle von Anno 1830/31 meldet Pfarrer Rudolf Herdy sogar:

Biembach (Hinterbiembach) = 77, Kinder, 30 Mädchen, 47 Knaben

Stullen (Vorderbiembach) = 86 Kinder, 39 Mädchen, 47 Knaben

Total = 163 Kinder!

Die Regierungen drängten, die Gemeinden sollten Schulkommissionen ernennen, die zur Beratung und Vebesserung der Schulen zusammenkommen sollten. Das geschah in unserer Gemeinde am 30 April 1832.

Nun setzte eine rege Tätigkeit ein. Der Eifer war gross, aber die Aufgabe nicht leicht. In erster Linie sollte der Kampf gegen den schlechten Schulbesuch aufgenommen werden. Die Zahl der anwesenden Kinder überstieg selten die Hälte, wohl aber niemals 2/3.

Die Gründe kennen wir ja. Danach sollten die Schulkommissionen ihr Augenmerk auf die Schulhäuser richten. Der Zustand der meisten bestehenden war trostlos, die Stuben niedrig, zu klein, ohne Luft und Licht. Die Ausbildung der Lehrer war ungenügend und die Besoldung beschämend. Im Jahr 1828 nahm der Schulmeister Hans Stettler vom Biembach bei der Gemeinde ein Darlehen auf, um nicht zu verhungern - - .

Im Herbst 1832 legte die Schulkommission Plan und Devis für ein neues Schulhaus im Biembach vor. Die Gemeinde ermunterte sie, mit den Vorarbeiten weiterzufahren. Das tat sie . An der Einwohnergemeinde-Versammlung vom 29. Dezember 1832 wurde beschlossen, das Schulhaus zu bauen.

Der Holz- und Ladenpreis wurde wie folgt festgelegt:

60 - 70 Schuh lang, den Schuh zu 3 1/2 Kreuzern, 70 Schuh und mehr, den Schuh zu 1 Batzen.

Für Trämel: 1 Schuh zu 4 Livre, sie sollten 36 Schuh lang sein.

Der Landkauf bereitete aber Schwierigkeiten. Der Besitzer des vorgesehenen Landes forderte so viel, dass die Hausväterversammlung zusammengerufen werden musste.

Diese Erkannte, 10 Kreutzer pro Schuh sei eine unverschämte Überforderung. Die Baukommission erhielt den Auftrag, einen billigeren Platz zu suchen. Der spätere Schulkommissär Bitzius (Jeremias Gotthelf) vernahm von diesem Handel. Er gibt seiner Entrüstung darüber in gewohnt träfer Art Ausdruck in seinem Werk "Leiden und Freuden eines Schulmeisters", Band 2, Seite 305:

" ... Da glauben die Leute, heuschen mache selig, und der Unverschantischt sei bei Gott am besten an. So forderte zum Beispiel im B...bach, einem Graben, wo Fuchs und Hase einander gute Nacht sagen, wo grosse Strecken Land die Sonne nie gesehen haben, wo man in Fehljahren eine grosse Wyti um dreiviertel Pfund Kaffee kaufen könnte, ein gemeinnütziger Schlegel für einen Platz zu einem Schulhause nicht weniger als zehn Kreuzer per Schuh, also zehntausend Franken per Jucharte..."

Die Baukommission hielt weiter Umschau. Schliesslich stellten die beiden Eigentümer Hans Schweizer und Witwe Joss das nötige Bauland zu Verfügung.

Die Ausgaben für das Land zum neuen Schulhaus betrugen:

Witwe Joss im Biembach = 544 Livre, 2 Batzen und 5 Kreuzer

Hans Schweizer im Biembach = 533 Livre, 8 Batzen und 7 1/1 Kreuzer

Summa = 1098 Livre, 1 Batzen und 2 1/2 Kreuzer

Die Münzen und ihr ungefährer Wert zur Zeit Gotthelfs in der Währung von 2000:

1 Batzen = 10 Kreuzer = 6 Franken (der Batzen war eine Mischung aus 5 Teilen Kupfer und 1 Teil Silber)

1 Pfund = 7 1/2 Batzen = ungefähr 22,5 Franken

1 Livre = 10 Batzen = ungefähr 30 Franken

1 Dublone = 160 Batzen = 4 Neutaler = ungefähr 500 Franken

Im Gemeindebuch steht unter dem Datum des 5. August 1833 zu lesen:

"Dem Zimmermann Peter Stalder ist das Schulhaus im Biembach, was die Zimmermannsarbeit in sich begreift, Aufrichtung und Ausfertigung, verdingt um 345 Livre."

Vor Baubeginn mussten die Biembacher allerdings an der Einwohnergemeindeversammlung vom 29. Juni 1833 den andern Vierteln einen Revers ausstellen, worin die Versicherung niedergelegt war, dass sie

"Zu keinen Zeiten je wieder in diesem Viertel ein zweites Schulhaus erbauen wollten."

Am 28. Dezember 1833 wurden die beiden Schulhäuser im Stalden und im Hinterbiembach verkauft. Das erste erstand:

"Jakob Bernhard für 1700 Pfund"

Bernhard war Schmied von Beruf. Daher erhielt wohl das alte Staldenschulhaus später den Namen "Schmidtli". Heute ist es ausgebaut und beherbergt eine Schreinerei.

Der Käufer des Schulhauses Hinterbiembach war

"Ueli Mosimann auf der Platten. Er bezahlte 1500 Pfund und 1 Dublone"

Wie dieses alte Schulhaus zu seinem Namen "Hungihüsli" kam, ist historisch nicht einwandfrei erwiesen.

In der Kirchenrechnung Nr. 1 vom 25. Mai 1833 bis 10. August 1833 finden wir die detaillierte Abrechnung über den Bau des Schulhauses. Neben den Einnahmen aus dem Verkauf der beiden Schulhäuser und dem Beitrag der Regierung sind auch die Beiträge der vier Viertel aufgeführt:

Einnahmen an Tellungen:

Viertel

 

Livre

Batzen

Kreuzer

Von Hasle

 

300

4

0

Von Goldbach

 

393

1

0

Von Utigen

 

333

5

0

Von Biembach

 

317

2

5

Summa

 

1344

2

5

Fast alle Biembacher lieferten Holz, ebenso von Utigen, Schafhausen und Goldbach (Naturalien).

Naturalien

 

1652

6

5

Ausgaben für den Bau

 

2507

0

5

Ausgaben Vermischtes

 

66

5

5

Ausgaben für das Land

 

1098

1

2 1/2

Summa Ausgaben

 

5324

3

7 1/2

Summa Einnahmen

 

4471

7

5

Restanz

 

852

6

2 1/2

Die Rechnung wurde abgelegt von Kirchmeier Jakob Hofer von der Nollen. Der Regierungsstatthalter besichtigte den fertigen Bau.

Das Schulhaus von 1833, abgebrochen am 9.11.1965

Der Regierungsstatthalter war zufrieden, weil das Schulhaus allen Anforderungen des Gesetzes genügte. Er empfahl das Gesuch um eine Beisteuer, welches von der Gemeinde an die Regierung gerichtet wurde.

In einem Brief vom 15 April 1835 dankt die Gemeinde Hasle der Erzhiehungsdirektion für die ansehnliche Beisteuer von 650 Franken.

Damit war der 53-jährige Krieg endgültig beigelegt. Hoffen wir, so zäh wie der Kampf war, so dauerhaft werde der Friede sein. -

Der erste Schulmeister im neuen Schulhaus war Christian Schläfli. Er hatte 150 Kinder zu betreuen. Er hatte die Kurse es neugegründeten Seminars Hofwil besucht. Er besass demnach ein besseres Rüstzeug für seinen Beruf als alle seine Vorgänger. In einem Fragebogen antwortet er unter der Rubrik "Nebenberufe":

"Kein eigentlicher"

Er war nur Schulmann. Er nahm seinen Beruf sehr ernst - und wollte durchgreifen, stiess aber auf heftigen Widerstand

Die Schulkommissionsprotokolle wissen von dramatischen Auftritten zu erzählen. Schläfli scheint ein tüchtiger Lehrer gewesen zu sein, neigte aber zu Jähzorn.

Nachdem 1836/37 auch Hasle und Bigelberg neue Schulhäuser erhalten hatten, konzentrierte sich die Arbeit der Schulkommission mehr auf die innere Organisation der Schule. Der Schulkommissär Bitzius duldete keinen Schlendrian. Alljährlich berief er eine Konferenz der vereinigten Schulkommissionen von Hasle, Oberburg und Lützelflüh. Da wurde ein Minimum an besuchten Schultagen festgelegt, z.B. 1838 ein Winterminimum pro Monat von 8 Tagen. Wessen Kind weniger besuchte, der wurde durch den Polizeidiener vor die Schulkommission beschieden, um sich zu verantworten. Im Jahr 1838 sollten im Biembach einmal 39 Väter und Pflegeväter erscheinen. In der Regel blieben viele, häufig alle aus. Wer nicht erschien, wurde ein zweites Mal aufgeboten. Wer sich nicht mit Krankheit oder Armut entschuldigen konnte, oder gar "bösen oder trotzigen Bescheid" gab, der wurde dem Regierungsstatthalter zur Bestrafung und Busse "verleidet". Schläfli meldet zu verschienenen Malen 8- bis 10-jährige Kinder, welche die Schule noch nie besucht hatten. Durch solche Anzeigen machte sich natürlich ein Lehrer bei den Fehlbaren verhasst. -

Es gab aber auch Eltern die ihre Kinder aus religiösen Gründen nicht zur Schule schickten. Das betraf hauptsächlich die Neutäufer.

Ein solcher Neutäufer (Ulrich Ritter) erklärte der Schulkommission

"dass er seine Kinder selbst unterrichten werde oder von wem es ihm gefalle. Das erlaube ihm die Glaubensfreiheit."

Ebenso stellte sich Chr. Iseli von Dorfschwummen ein. Beide wurden dem Regierungsstatthalter "verleidet". Dieser entschied zugunsten der Angeklagten, wenn sie ihre Kinder einer Prüfung unterziehen würden, wie es das Gesetz vorschrieb. - Das geschah auch. Das Ergebnis war aber jammervoll.

Gewisse uneinsichtige Hausväter lehnten sich grimmig gegen das Gesetz und die Schulkommission auf. Einen solchen dramatischen Auftritt schildert uns ein Schulkommissions-Protokoll:

"Zwei Vorgeladene ..., die am 18 mertz im Schulhaus Biembach erschienen und von der Schulkommission wegen schlechtem Schulbesuch ihrer Kinder verwarnt wurden, machten daraufhin abscheulichen Lärm, fluchten und schimpften über den Schullehrer, schlugen die Haustür mit solcher Gewalt zu, dass das Schloss verderbt wurde und der Schlüssel ein sehr sichtbares Zeichen von der gebrauchten Gewalt in der Wand abdrückte.

Andere Hausväter besudelten sich mit Branntewein, bis sie so arg betrunken waren, ......"

1841 verlangte Bitzius als Schulkommissär im Auftrage des Erziehungs-Departementes, die Gemeinde sollte die Schulstube im Biembach zur Aufnahme zweier Klassen einrichten und die Unterlehrerstelle sofort ausschreiben lassen. Die Ausschreibung erfolgte 1842.

Besoldung:

a. Wohnung, 1 Stube, Anteil an Küche Keller und Estrich = Livre 30

b. Holz, 1 1/2 Klafter = Livre 15

c. Geld, bar = Livre 75

Total = Livre 120

Es war ein Glück, dass die Schule fast immer tätige und energische Schulkommissionen mit umsichtigen Männern an der Spitze besass, wie zum Beispiel die Pfarrherren Fischer und Schnyder. Wenn sie die Schulen nur langsam vorwärts brachten, wo war es nicht ihre Schuld. So klagte Pfarrer Fischer im Jahre 1850 darüber, dass im Biembach ein ewiger Wechsel der Schulmeister sei. Die Stellen wurden immer durch junge, unbefähigte Leute und nur provisorisch besetzt, weil sich nie patentierte anmeldeten. Die Ursache sieht er in der schlechten Besoldung (sie war sogar niedriger als in den anderen Vierteln). Er stellte ein Gesuch an den Gemeinderat, sie zu erhöhen, jedoch ohne Erfolg. Zweimal wählte die Schulkommission den einzigen Angemeldeten aus Not. Beide blieben nur 2 - 3 Wochen, weil sie gerichtlich gesucht wurden. Selten blieb ein Lehrer länger als ein Jahr. Darum darf es nicht verwundern, wenn dieses Schulhaus im Ablauf von 100 Jahren mehr als 70 Lehrerinnen und Lehrer sah, und das bei einem reinen Klassenlehrersystem.

Finanziell war die Schulbehörde geknebelt. Für jede Fensterscheibe musste ein Gesuch an den Gemeinderat gestellt werden. Erst 1855 erhielt sie einen kleinen jährlichen Kredit zur freien Verfügung. Vor der Anstellung mussten die Lehrer das sogenannte "Bewerbeexamen" ablegen. Auf Jahresende kam das Examen. Das war für den Lehrer. War das Ergebnis gut, dann wurde der Lehrer für ein weiteres Jahr gewählt, sonst aber war er vogelfrei. Der Schulmeister lebte auf diese Art ohne gesicherte Existenz.

Fast ein Jahrhundert lang führten die Schulkommissionen einen äusserst zähen Kampf gegen den schlechten Schulbesuch. Hie und da waren die Absenzen entschuldbar. So schreibt der Lehrer Hess im Rodel des Jahres 1864/65:

"Die grosse Masse Schnee ist bei der Mehrheit der Absenzen der Entschuldigungsgrund. Es war in der Tat den Kindern, auch beim besten Willen, nicht möglich, die Schule zu besuchen."

Ähnliches vernehmen wir vom Winter 1878/79. Meistens waren aber mangelnde Einsicht und Egoismus schuld an der Schulversäumnis. Heute hat jedermann erkannt, wie wichtig eine gute Schulbildung ist. Es ist das beste, was wir unseren Kindern auf den Weg ins Leben mitgeben können.

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte dann die Fortschritte im Schulwesen in rascherer Folge:

1861 Gründung der Jugend- und Volksbibliothek

1871 Einführung des Turnens als fakultatives Fach, Schaffung von Turnplätzen

1872 Die Oberschule Biembach zählt 86 Kinder. Man erkennt die Notwendigkeit zur Errichtung einer dritten Klasse.

1875 Bildung einer Fortbildungsschule auf freiwilliger Basis (im Biembach melden sich 11 Schüler).

1903 Das Biembach-Schulhaus erfährt grössere bauliche Veränderungen.

Auch im 20. Jahrhundert blieb für die Gemeindebehörden noch Arbeit genug. Die Volksschule wurde weiter ausgebaut:

Vergrösserung und Verbesserung der Turnplätze

Modernisierung der Heizung. Die alten monströsen Sandsteinöfen verschwinden. An ihre Stelle kommen Zylinderöfen mit triefenden Rohren.

In den Zwanzigerjahren erhielt das alte Schulhaus eine Zentralheizung.

Die neueren Institutionen seien hier nur der Vollständigkeit halber aufgezählt:

Unentgeltlichkeit der Lehrmittel

Ärztliche und zahnärztliche Untersuchungen

Neue Lehrmittel und neue Unterrichtsfächer, zuerst fakultativ, später obligatorisch: Hauswirtschaft / Gartenbau / Französisch / Technisches Zeichnen / Handfertigkeit

1931 Bau eines Lehrerhauses (Hier war die Gemeinde Hasle bahnbrechend).

Auf dieser Tuschzeichnung ist das Zweifamilienhaus links vorne zu sehen.

1933 Auffahrt, 25. Mai: Hundertjahrfeier des Schulhauses. Schönes, würdiges Fest. Der Präsident der Primarschulkommission Otto Buri, Riefershäusern macht in seiner Ansprache auf die Mängel des hundertjährigen Schulhauses aufmerksam. Er stellt in Aussicht, dass in Kürze Abhilfe geschafft werden müsse, umso mehr, als in den andern 3 Vierteln neue Schulhäuser gebaut worden seien.

Darum verzichtete man in den folgenden Jahren darauf, grössere Renovationen auszuführen. Der Unterhalt wurde nur auf das Allernotwendigste beschränkt. - - Damals dachte freilich niemand daran, dass das offizielle Versprechen erst 33 Jahre später eingelöst werden sollte.

12.2.2003

Fortsetzung: Bau des jetzigen Schulhauses

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